Geri Schnell

Mutige Studenten


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will die zusätzlichen Kosten keiner», wirft Anna ein.

      «Das ist das gleiche mit der Umwelttechnologie, niemand will wirklich gross investieren, jeder hofft, dass der Staat subventionieren wird, doch wenn es darum geht, Steuern zu bezahlen, weichen alle aus. Die Reichen suchen mit teuren Anwälten Schlupflöcher und die weniger begüterten, wehren sich mit dem Stimmzettel, in dem sie Steuererhöhungen ablehnen. So kommt man einfach nicht weiter.»

      «Ich denke da ähnlich», meint Anna, «der Staat muss die Richtung vorgeben.»

      «Ich frage mich immer mehr, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass die Wirtschaft wieder hochfährt. Können wir das unserer Umwelt antun? Jede gut florierende Firma produziert auch entsprechende Abfälle und Unmengen an Schadstoffen. Für die Erde ist der Handelskrieg zwischen USA und China ein Glücksfall, sie bekommt nochmals eine Schonfrist.»

      «Jetzt schliesst du deutlich über das Ziel hinaus. Wir brauchen eine gute Wirtschaft, sonst steigen die Sozialkosten ins Unendliche.»

      «Genau, immer geht alles über die Kosten», Anna ereifert sich, «doch wie berechnet man Lebensqualität, lässt sich die in Franken und Euros definieren? Natürlich kann man die Gesundheitskosten, die ja teilweise direkt mit der Umwelt zusammenhängen, als Gradmesser hinzu ziehen, doch die reagieren viel zu spät, man muss geeignete Massnahmen einleiten, bevor alle krank sind.»

      «Und, was schlägst du jetzt deinem Professor vor?»

      «Wenn ich das wüsste, dann wäre ich ruhiger. Vermutlich wird es auf einen Kompromiss herauslaufen. Investitionen von Staat in umweltverträgliche Infrastrukturen, wie das Eisenbahnnetz, umweltfreundlichere Autos und besser isolierte Gebäude. Dazu alternative Energiegewinnung wie Wind, Bio- und Solar- Energie. Mehr weiss ich auch nicht.»

      «Das ist doch recht viel.»

      «Schon, doch langfristig wird es nicht reichen, man muss sich von den alten Zöpfen befreien, noch immer will man veraltete Firmen retten, langfristig ist es aus meiner Sicht ein Fehler, man muss mit der Zeit gehen, alte Strukturen haben keine Überlebenschancen mehr. Dies Firmen brauchen neue Produkte mit neuen Technologien», stellt Anna fest.

      In diesem Moment öffnet sich die Tür und Olivia kommt heim. Überrascht bemerkt sie den Besuch.

      «Hallo ihr zwei, was streitet ihr euch den so emotional?»

      «Ach nichts persönliches, es geht um Annas Bericht, da liegt viel Zündstoff drin.»

      «Dann ist es ja gut, ich hatte schon befürchtet, ihr seid euch in die Haare geraten.»

      «Nein, das war nur rein fachlich, zudem sind unsere Standpunkte gar nicht weit entfernt», erklärt Tim, «wie geht es dir? Du siehst recht fröhlich aus.»

      «Ich habe eben eine kleine Überraschung erlebt.»

      «Überraschung tönt gut», greift Anna den Faden auf.

      «Leni konnte das durchgestrichene Wort entziffern», erklärt Olivia und macht es bewusst etwas spannend.

      «Na, sag doch endlich, was haben sie gefunden?»

      «Diamanten!»

      Das Wort hing wie ein Zauber in der Luft. Die drei schauen sich gegenseitig an. Am meisten verwundert war Tim, mit dem hat er nun gar nicht gerechnet.

      «Diamanten», wiederholt er langsam, «wie kommen Diamanten in diese Region, bis jetzt hat man dort keine Bodenschätze gefunden.»

      «Es hatte auch niemand danach gesucht. Die Gegend ist so abgelegen, dass es keine Geologen dorthin verschlagen hat, das mussten schon Ethnologen für sie erledigen.»

      «Du hast natürlich Recht, doch es gab wirklich keine Hinweise auf Edelsteine, schon gar nicht auf Diamanten.»

      Dschungelberg

      Als Olivia endlich ins Bett geht, kann sie nicht einschlafen. Das Schicksal der Männer im Boot beschäftigt sie immer noch. Aus den kurzen Sätzen im Tagebuch kann sie sich eine Geschichte zusammenreimen, ob sie stimmt, das weiss sie nicht.

      Jürg und Knut bauten sich an der Mündung des Flüsschens eine kleine Hütte aus Blättern. Nachdem sie einige Wochen das Meer beobachtet hatten, ob sich ein Schiff näherte, sahen sie ein, dass sie abseits jeder Schifffahrtsroute gestrandet waren.

      Als dann noch der Fluss austrocknete, beschlossen sie, das Innere der Insel zu erkunden. In den Wochen am Strand hatten sie viele Vorräte angelegt. Getrocknete Fische, Kokosnüsse und Fleisch von Tieren, die sie erlegen konnten. Danach flochten sie sich Körbe zum transportieren der Vorräte. Jürg war der geistige Führer, während Knut der Mann zum Anpacken war. So entstand ein gutes Team.

      Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, gaben sie ihre Hütte auf und machten sich auf den Weg ins Landesinnere. Vielleicht war die andere Seite der Insel bewohnt. Zudem interessierte sie, wie gross die Insel eigentlich war.

      Den ersten Tag folgten sie dem Flusslauf. Im ausgetrockneten Flussbett kamen sie gut voran. Gegen Abend fanden sie auch Wasserlöcher, in welchen sich kleine Mengen Trinkwasser übriggeblieben waren.

      Als sie an einen ausgetrockneten Wasserfall kamen, mussten sie das Flussbett verlassen. Sie drangen in den dichten Dschungel ein. Immer auf der Hut, dass sie nicht von einem Tier oder Einheimischen überrascht wurden. Am meisten fürchteten sie die Affen. Sie mussten aufpassen, dass die ihnen nicht ihre Vorräte stahlen. Deshalb schliefen sie erst, als es bereits Dunkel war. Sobald es hell wurde, waren sie wieder auf den Beinen. Am Tag wichen ihnen die Affen aus, sie hatten anscheinend schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und blieben auf Distanz. Jürg hatte allerdings immer das Gefühl, dass sie ihn beobachten und nur auf einen Fehler warten.

      Eines Tages steht im Tagebuch, dass Knut vermutet, einen weissen Menschen erspäht zu haben. Allerdings nur kurz. Der Erspähte versteckte sich sofort wieder und verschwand. Jürg glaubt ihm nicht und meinte, dass er Gespenster sehe. Doch, was war, wenn noch einer vom Rettungsboot überlebt hatte und ebenfalls durch den Dschungel irrte? Doch, warum gab sich die Person nicht zu erkennen? War es Leutnant Sommer, der sich nicht getraute? Befürchten er, dass Jürg den Eintrag im Tagebuch gelesen hatte, in welchem er ihn als latenten Deserteur anschwärzte. Solche Notizen konnten einem in diesen Zeiten eine Reise an einen besonders gefährlichen Frontabschnitt einbringen und darauf konnte Jürg gut verzichten. Er versteckte das Tagebuch immer gut, damit es ja nicht in fremde Hände gelangt. Sogar Knut traute er in dieser Beziehung nicht, auch wenn sie sonst ein sehr gut harmonierendes Team waren.

      Auch wenn Jürg nicht an den ominösen Mann glaubte, so waren sie doch wachsam. Allmählich stiegen sie immer höher den Berg hinauf. Weiter oben war der Wald weniger dicht. Sie kamen etwas schneller voran. Doch wie gross die Insel tatsächlich war, konnten sie noch nicht feststellen. Die Bäume waren so hoch, dass man nirgends über die Insel blicken konnte. Eines war inzwischen schon sicher, da sie bereits mehrere Tage bergauf gewandert waren, musste die Insel doch recht gross sein. Wenigstens fanden sie immer wieder Wasser und auch ein Wildschwein konnten sie erlegen, so hatten sie ausreichend zu essen.

      Gelegentlich kamen sie auch in die Nähe von einheimischen Dörfern. Da sie genügend zu Essen hatten und nicht wussten, ob die Einheimischen freundlich waren, blieben sie vorsichtig. Die Siedlungen konnten sie schon früh am Geruch orten und umgingen sie in einem grossen Bogen. Da sie sehr vorsichtig waren, bemerkten sie auch einheimische Jäger rechtzeitig und gingen ihnen aus dem Weg. So kamen die zwei nur langsam voran, doch sie hatten es nicht eilig. Eigentlich ging es ihnen im Dschungel besser, als im Krieg. Denn eines war sicher, sollten sie von einem Soldaten, egal aus welchem Land, entdeckt werden, so hatten sie nur zwei Möglichkeiten, Gefangenschaft oder ab an die Front. Zu beiden Alternativen hatten die beiden keine Lust.

      Es dauerte Wochen, bis sie einen Berggipfel erreichten, von welchem man einen Überblick über einen grossen Teil der Insel hatte. Wie sie schon vorher vermutet hatten, war die Insel sehr gross, es beruhigte sie, je grösser die Insel, umso besser konnte man sich verstecken.

      In den folgenden Monaten zogen die zwei wie Nomaden über