Roland Roth

Geheimnisvolle Unterwelten


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der Erdkruste weggerissen oder wurde das Gebiet von den Vulkanen, die zur Entstehung der Kruste beitragen, aus rätselhaften Gründen ausgelassen? Das Loch in der Kruste am Mittelatlantischen Rücken gibt Rätsel auf. Spannend ist es allemal, immerhin ist es wie ein Fenster in das Innere der Erde.

      Es gibt nun mal auch in unseren Zeiten spannende Welten und interessante Orte, die nicht jeder kennt, die teilweise ein karges Schattendasein neben unserer industrialisierten Welt fristen. Und manchmal sind diese Orte nicht an der Oberfläche zu finden. Es sind besondere Orte in der Unterwelt, mit einer unwiderstehlichen Anziehungskraft und einer besonderen Wirkung auf jene, die es zulassen.

      Diese Welten, abseits von der Zivilisation oder von geschäftigen Stadtzentren, haben nicht selten ihre eigene, jahrtausendealte Geschichte. Sie entstammen nicht selten einer Zeit in ferner Vergangenheit und gerieten im Laufe der Generationen in eine ungewollte Vergessenheit, weil sie nicht mehr in das Konzept der Menschen des 21. Jahrhunderts zu passen scheinen.

      Doch immer wieder suchen einzelne Menschen nach diesen Orten, um mehr über die Vergangenheit und vielleicht über sich selbst zu erfahren. Dabei sind es nicht immer bekannte touristische Pfade, die beschritten werden. Von diesen seltsamen, aber faszinierenden Unterwelten berichten wir in diesem Buch.

      Teil 1

      Der Aufbau der Erde:

      Scheibe, rund oder hohl?

      Tatsächlich ist es ein großer Diskussionspunkt, der beim Thema Leben in der Erde immer wieder aufkommt: Ist denn die Erde nicht hohl und leer, sodass dort keiner wohnen kann? Oder befindet sich dort nicht heißes Magma oder Lava, in dem man gar nicht existieren kann? Oder ist die Erde etwa eine Scheibe, sodass sich Diskussionen darüber, ob man „in“ der Erde wohnen kann, ohnehin erübrigen? Daher stellen wir den Aufbau der Erde dem gesamten Thema voran.

      Der Aufbau der Erde

      Wenn man über das Innere der Erde schreibt, sollte man sich zunächst mit dem Aufbau und den Gegebenheiten befassen – natürlich nur rudimentär, da dies kein geologisches Werk sein soll.

      Über die Erde gibt es im Allgemeinen drei unterschiedliche Auffassungen: die einen sehen die Erde als mehr oder weniger runde Kugel mit einem wahlweise festen oder flüssigen Kern an, die andere Fraktion tendiert zu der Annahme, dass die Erde ein Hohlkörper ist und eine dritte Gruppe geht davon aus, dass die Erde eine Scheibe ist. Alle drei Meinungen sollen hier kurz vorgestellt werden.

      Aktuell gültiges Schulwissen

      Heutzutage geht man davon aus, und so wird es auch an den Schulen gelehrt, dass die Erde zu Beginn eine heiße und flüssige Gesteinskugel war. Hier waren sowohl Metalle als auch Gesteine sowie Gase und Wasser zusammengemischt. Die schwereren Bestandteile dieser Mischung sanken mit der Zeit nach unten und die leichteren nach oben, wo sie an der Oberfläche abkühlten und erstarrten.

      Daher besitzt die Erde einen inneren Erdkern, der unter hohem Druck (rund 3,5 Millionen bar) zusammengepresst wird und sehr fest ist (im Gegensatz zur Annahme derer, die sagen, dass der Kern flüssig sei). Zudem ist der Kern ungefähr 6.000° C heiß. Dieser feste Kern besteht aus Nickel und Eisen, die eine rotierende Metallkugel bilden. (Bei einer Temperatur von 6.300° C und einem Druck von 1 bar wäre das Eisen gasförmig.)

      Die nächste Schicht bildet der äußere Erdkern mit einer rund 2.200 km dicken Schicht aus geschmolzenem Metall, der über 5.000° C heiß ist. Dieser Erdkern besteht ebenfalls hauptsächlich aus den Metallen Eisen und Nickel. Dieses flüssige Metall ist elektrisch leitend und kaum zähflüssiger als Wasser. Hier liegt der Ursprung des Erdmagnetfeldes.

      Dieser Kern wird von einem ca. 3.000 km dicken und teilweise heißen Erdmantel umschlossen, der aus schwerem und zähflüssigem Gestein (Peridotit) besteht. Dabei handelt es sich um Gesteine mit einer mittleren Dichte wie Magnesium-Eisen-Silikate.

      Darüber kommt nach einer Übergangszone die Erdkruste, die nur maximal 35 km dick ist und aus leichtem und festem Gestein bzw. Material besteht, beispielsweise aus Aluminium, Calcium, Natrium, Sauerstoff und Silizium. Diese Kruste schwimmt sozusagen auf dem Erdmantel und betrifft die Ozeanische Platte, die Kontinentale Platte und das Grundgebirge, aus dem die Kontinente bestehen.

      Aufgrund der Plattentektonik und vulkanischen Tätigkeiten arbeitet und brodelt es in der Erde, sodass es zu Rissen und Verwerfungen sowie der Bildung von neuem Gestein kommen kann. In der Erde befinden sich daher viele natürliche Hohlräume, unterirdische Flüsse, Edelsteine, Gase, Öl, Metalle etc. Von der Oberfläche bis zum Mittelpunkt der Erde sind es 6.370 km.

      Seismologischer Nachweis für den Erd-Aufbau

      Da eine „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ nur in Romanen wie dem von Jules Verne (1828-1905) möglich ist, mussten die Forscher auf anderem Weg zu diesen Ergebnissen kommen. Diese Prüfung fand mithilfe von Erdbebenwellen statt, die von den unterschiedlichen Gesteinsschichten in unterschiedlichem Maße weitergeleitet oder zurückgespiegelt werden. Diese Wellen sind in dichtem, hartem Material besonders schnell, manche Wellen kommen nur durch zähe Gesteinsschichten hindurch und werden von flüssigen Schichten komplett ausgebremst.

      Auch Bohrungen werden an vielen Stellen durchgeführt, um Gesteinsproben zu entnehmen. Beispielsweise in der Arktis geben diese Aufschluss über Fauna und Flora unterhalb der Eisdecke. Problematisch sind extrem tiefe Bohrungen, da die Bohrgeräte und die Messtechnik mit zunehmender Tiefe und Hitze nicht zurechtkommen. 1994 musste leider mangels finanzieller Möglichkeiten eine Bohrung in Windischeschenbach (im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab) nach 9000 m und einer Temperatur von 265°C gestoppt werden, obwohl die Ausrüstung bis 14 km und 300°C funktionstüchtig gewesen wäre.

      Tiefer konnten die Forscher bei Bohrungen auf der skandinavischen Halbinsel Kola vordringen, wo die Erdkruste mehr als 3 Milliarden Jahre alt ist. Obwohl sie 1989 eine Tiefe von 12 km erreicht hatten (bei 200° C), mussten sie das Projekt abbrechen, da die Bohrgeräte weich wurden und die Elektronik versagte. Mit stolzen 12.262 m ist es jedoch das tiefste Bohrloch der Welt, aus dem mehr als 45.000 Gesteinsproben entnommen und ausgewertet werden konnten – diese Arbeit ist jedoch immer noch im Gange.

      Zusätzlich können Vergleiche mit anderen Himmelskörpern helfen, die ähnlich aufgebaut sind. Dabei handelt es sich nicht um andere Planeten, aber um Asteroiden, die immer wieder als Meteoriten auf die Erde fallen. Diese haben einen ähnlichen Aufbauprozess (Kern, Mantel, Kruste) hinter sich und können daher zu Vergleichen herangezogen werden.

      Aktuellste Infos

      Nach einem Bericht von Sciencealert vom 4. März 2021 hat ein Forscherteam der Australian National University bei seinen Forschungen Beweise dafür gefunden, dass der innere Erdkern aus zwei Schichten bestehen könnte.

      Wie Joanne Stephenson, die beteiligte Geophysikerin, erklärt, wurde das Wissen über die Erdkruste bisher aus vulkanischen Aktivitäten abgeleitet und die Temperaturen des Erdkerns durch indirekte Beobachtungen berechnet. Aufgrund der neuen Beweise könnte es nun sein, dass der innere Kern doch anders aussieht, als vermutet. Hier darf man gespannt sein, ob nach diesen Entdeckungen die Lehrbücher angepasst werden müssen.

      Die Theorie der hohlen Erde

      Die Verfechter dieser Theorie waren zunächst Wissenschaftler des 17. Jahrhunderts. Anders als unser heutiges Schulwissen besagt, gingen die damaligen Wissenschaftler davon aus, dass die Erde zwar rund, aber eben hohl ist. In diesem Fall gibt es also keinen Erdkern oder Erdmantel, sondern nur die Erdkruste. Das Innere der Erde ist über verschiedene Öffnungen zu erreichen, die man damals an den Polen vermutete.

      Neben dieser Annahme („Hohlwelttheorie“) existiert noch eine weitere Theorie, die sich mit dem „Innenweltkosmos“ beschäftigt. Auf diesen gehen wir etwas später ein.

      Tatsächlich war der berühmte Astronom Edmond Halley (1656-1742) der erste, der diese Theorie 1692 postulierte. Dabei wurde er von seinem Freund Isaac Newton (1643-1727) mathematisch unterstützt, der die Dichte der Planeten berechnete und verglich und in seine