Roland Roth

Geheimnisvolle Unterwelten


Скачать книгу

Idee wurde danach von weiteren Wissenschaftlern und Mathematikern unterstützt und weiter ausgebaut. Darunter der Schweizer Leonhard Euler (1707-1783) und der Schotte Sir John Leslie (1766-1832), der außerdem zwei Sonnen in die hohle Erde setzte und Pluto und Proserpina taufte.

      Auf die Polzugänge kam der amerikanische Hauptmann John Cleves Symmes jun. (1780-1829) Anfang des 19. Jahrhunderts zurück und ergänzte die Theorie durch die Idee, dass man mit Schiffen an den Polen ins Innere der Erde reisen könnte. Sein Werk „Symmes's theory of concentric spheres: demonstrating that the earth is hollow, habitable within, and widely open about the poles“ ist auch heute noch in Online-Bibliotheken wie beispielsweise archive.org abrufbar.

      Sein Fan und Anhänger Joseph Reynolds (1785-1864) übernahm die Idee, sammelte Spenden und überzeugte den Navy Befehlshaber Samuel Lewis Southard (1787-1842) sowie den damaligen Präsidenten John Quincy Adams (1767-1848) von der Idee einer Polexpedition, um die Thesen endlich zu überprüfen. Präsident Adams dachte tatsächlich darüber nach, doch dann endete seine Amtszeit und Nachfolger Andrew Jackson (1767-1845) verwarf diese Pläne. Die (mit Spenden) selbstfinanzierte Mission startete mit zwei Schiffen am 29.10.1829, kam jedoch nie an (vermutlich wegen Meuterei).

      Expeditionen und Berichte

      Beleuchtet wird dieser innere Lebensraum angeblich durch eine „künstliche Sonne“, die in den einen Berichten als „rote Sonne“ beschrieben wird (z. B. vom norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen, 1861-1920), wobei andere betonen, dass das Licht in dieser Innenwelt grünlich ist. Genau wie die Polarlichter, die über den Polen gesehen werden und die von dem Licht aus der inneren Erde kommen sollen.

      Angestachelt wird dieser Gedanke vor allem durch den bekannten Bericht des Admiral Byrd (1888-1957), der bei seinem Flug über die Arktis zufällig in diese Innenwelt gelangt. Sein Tagebuch wurde nach seiner Rückkehr vom Militär konfisziert und unter Verschluss gehalten. Er wurde zu Stillschweigen verpflichtet.

      Auch der Seemann Olaf Jansen hat seine Erlebnisse, für die er verspottet wurde, von dem bekannten Schriftsteller Willis George Emerson (1856-1918) niederschreiben lassen, dem er alle Aufzeichnungen darüber anvertraut hatte. Die Veröffentlichung des Buches „The Smoky God. A Voyage to the Inner World from an account by Olaf Jansen” (1908) erlebte der alte Mann leider nicht mehr.

      Diese Berichte schienen die Idee zu belegen, dass im Zentrum der hohlen Erde eine zweite Sonne vorhanden ist, die Licht und Wärme gibt. Daher findet sich im Inneren der Erde ein lebensfreundliches Klima sowie eine Atmosphäre, die den Bewohnern, die dort seit Urzeiten leben, eine komfortable Existenz ermöglichen.

      Die Innenwelttheorie

      Diese Innenwelttheorie führt die Theorie der hohlen Kugelgestalt der Erde weiter aus und verweist speziell auf die Vorstellung, dass der Hohlraum von Menschen bewohnt wird. Sie sollen in dem Innenraum mit einem Durchmesser von knapp 12.800 km leben.

      Der erste, der die Idee äußerte, war der amerikanische Arzt, Physiker und Alchemist Cyrus Reed Teed (1839-1908), der sich selbst „Koresh“ nannte. Er entwickelte seine Ideen im Jahr 1870, in dem er außerdem eine religiöse Gemeinschaft (The Koreshan Unity) gründete, der er selbst als religiöser Führer und selbsternannter Messias vorstand. 1894 baute er in der Stadt Estero in Florida sein „Neues Jerusalem“, in dem bis zu 250 Anhänger lebten. Nach seinem Tod löste sich die Gemeinschaft langsam auf und verschwand 1961 komplett.

      Seine Ideen hinterließ er unter anderem in den Werken “The Immortal Manhood: The Laws and Processes of Its Attainment in the Flesh” (1902), “The Cellular Cosmogony; or, The Earth a Concave Sphere” (1905) sowie „The Flaming Sword“, einer Zeitung, die die Gemeinschaft regelmäßig herausbrachte und die später auch in Buchform erschien.

      Ein weiterer bekannter Vorreiter des letzten Jahrhunderts war der amerikanische Autor Charles Hoy Fort (1874-1932), der die „Fortean Society“ gründete und seine Forschungsergebnisse (über paranormale Phänomene) in mehreren Büchern wie „The book of the damned“ (1919), „New Lands“ (1923) oder „Wild Talents“ (1932) näher erörterte. Er ging davon aus, dass die Völker, die im Erdinneren wohnen, ehemalige Bewohner von Atlantis oder Mu sind, die ins Innere der Erde geflohen sind.

      Im weiteren Forschungsverlauf der damaligen Wissenschaft stellte sich heraus, dass die früheren Dichteberechnungen nicht stimmen konnten. Stattdessen müsste die Dichte mit zunehmender Tiefe ebenfalls zunehmen, was die heutige Annahme des komprimierten, heißen und rotierenden Kerns stützt. Die Idee von einer hohlen Welt war daher ad acta gelegt.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/21/Cyrus_Teed.jpg

      Abb. 3: Dr. Cyrus R. Teed, alias „Koresh”

      Tipp: Wer sich intensiv mit der Idee beschäftigen möchte, findet unzählige historische und moderne Werke, die diese Idee aufgreifen und viele Berichte zitieren, die diese Ideen belegen. Klassiker in diesem Bereich sind beispielsweise William Reeds „The Phantom of the Poles“ (1906) oder „A Journey to the Earth’s Interior“ von Marshall B. Gardener (1920). Das Material bietet eine riesige Fülle historischer Vorfälle und Versuche, die Existenz der Hohlwelttheorie und Innerwelttheorie zu belegen.

      Heutige Forschung

      Obwohl diese Berechnungen die Theorie eigentlich widerlegt haben, hat sie auch heute noch ihre Anhänger, die unermüdlich weiter forschen, um den Nachweis zu erbringen und ins Erdinnere vorzudringen.

      Diese Anhänger werden von streng Wissenschaftsgläubigen gerne als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet. Einen zusätzlich seltsamen Beigeschmack bekommt die ehemals streng wissenschaftliche Theorie auch durch die Hinweise, dass mögliche UFOs aus dem Inneren der Erde stammen könnten, da die Bewohner des Erdinnern technisch hoch entwickelt sind.

      Hinzu kommt, dass auch Adolf Hitler, der bekanntermaßen esoterisch interessiert war, diese Theorie interessiert verfolgte. Damals las ein gewisser Peter Bender das Buch „The flaming sword“ von Cyrus Teed, dem Begründer der Innenwelttheorie.

      Als enger Freund von Hermann Göring bekam Peter Bender (Autor des Werkes „Die Hohlwelttheorie“) die Chance, persönlich mit Hitler zu sprechen, um ihm die Theorie näher zu erläutern. Die Idee hatte damals einen wichtigen kriegstechnischen Hintergrund, da die Ortung von Feinden mittels Radar dadurch erleichtert werden sollte. Entsprechende von Hitler eingeleitete Experimente auf der Insel Rügen (mittels Infrarotpeilung) scheiterten jedoch.

      Hitler war damals an der Hohlen Erde aus mehreren Gründen interessiert, da er durch entsprechende Studien auch von anderen Zugängen Kenntnis erhielt, und Expeditionen nach Tibet durchführte, um dort in das unterirdische Königreich vorzudringen.

      Auch am österreichischen Untersberg hielt er sich auf, wo nach den Romanen von Stan Wolf (die mehrbändige Reihe „Steine der Macht“) der ehemalige Obergruppenführer Hans Kammler noch immer im Untersberg stationiert sein soll. Dort hatten Versuche zu Zeitverschiebungen und „Portalen“ stattgefunden.

      Auch im tschechischen Houska besetzten die Nazis die Burg Houska, obwohl ihr Standort keinerlei strategische Vorteile bot. Dafür besagte die Legende jedoch, dass die Burg direkt über dem „Tor zur Hölle“ erbaut wurde, um zu verhindern, dass irgendetwas von dort herauskommen könnte … Befand sich hier möglicherweise ebenfalls ein vermuteter Zugang in die Unterwelt?

      Einige dieser Ideen werden wir später im Buch nochmals aufgreifen. Der Abriss hier soll lediglich der generellen Übersicht dienen.

      Und warum glauben heute noch Menschen daran, dass die Welt hohl sein könnte?

      Erklärt wird dies hauptsächlich mit der Zentrifugalkraft. Da die Erde ständig rotiert, würden Mineralien, Gesteine und flüssiges Material durch diese Kraft nach außen gedrückt werden, wodurch sich ein Hohlraum im Inneren bildet. Vergleichbar mit der Wäschetrommel einer laufenden Waschmaschine oder auch einem Kettenkarussell.

      Dazu kommen viele Berichte