Roland Roth

Geheimnisvolle Unterwelten


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den unbekannten Tiefen der Weltmeere, der Antarktis oder den phantastischen Höhlensystemen im Carlsbad Caverns Nationalpark geben so neben den Möglichkeiten von Leben in der Unterwelt möglicherweise auch Aufschluss über die vielfältige Existenz und Überlebensfähigkeit von Lebensformen auf anderen Planeten und Monden unseres Sonnensystems. Doch dieses Rätsel werden wohl nicht unsere Robotersonden lösen, sondern erst künftige bemannte Missionen zu diesen faszinierenden Welten, die mit entsprechendem Equipment ausgestattet sind und die menschliche Fähigkeit nutzen, eine gewisse Sensibilität für Ungewöhnliches einsetzen zu können.

      Moderne Städteplanung – im Untergrund!

      Nicht aus Temperaturgründen, sondern aus Platzmangel wird häufig in Asien und den Vereinigten Staaten auch im Untergrund gebaut. Hier entstehen moderne Städte mit Einkaufszentren und Wohnmöglichkeiten.

      Beispiele für solche Städte sind:

      Crysta Nagahori, Osaka, Japan. Dies ist eine weltberühmte Shopping-Stadt mit mehr als 100 ober- und unterirdischen Geschäften, einem gläsernen Atrium und Wasserläufen.

      Hongkong, Stadterweiterung. Die Stadt baut nicht aus Temperatur- oder Schutzgründen in den Untergrund, sondern wegen des extremen Platzmangels. Hier entstehen in den Bergen verschiedene Laboratorien, Rechenzentren und auch Freizeitanlagen.

      Lowline, New York, USA. Hier laufen Planungen für einen Ausbau der verlassenen Zugtunnel auf der Lower East Side. Es soll sogar ein Wald bzw. ein Park angelegt werden.

      Moose Jaw Tunnels, Kanada. In diesen Tunnelanlagen mussten früher chinesische Bürger leben, die ihre Steuern nicht bezahlen konnten. Insofern hat diese unterirdische Stadt einen sehr traurige Geschichte.

      Path, Toronto, Kanada. Hier verbindet ein 30 km langes Tunnelsystem Bahnhöfe, Geschäfte und Restaurants miteinander.

      Réso, Montreal, Kanada. Diese Stadt ist ebenfalls modern, wurde aber aufgrund der harten winterlichen Wetterbelage in den Untergrund gebaut. Viele Städte sind aus diesem Grund in Kanada ebenfalls in die Erde verlegt worden. Hier befinden sich alle notwendigen Geschäfte sowie Hotels und Restaurants und auch Verkehrsanbindungen wie die U-Bahn. Es gibt sogar kulturelle Einrichtungen wie ein Kino und eine Bibliothek.

      Shanghai-Tunnel (Portland Underground), Portland, USA. Dieses komplexe Tunnelnetzwerk verbindet Chinatown mit der restlichen Stadt. Früher konnten hier problemlos Waren transportiert oder in Zeiten der Prohibition vor allem Alkohol an Bars geliefert werden. Heute sind viele Tunnel leider aufgrund von Bauarbeiten und Schutt unzugänglich.

      Verkehrsadern künftig unterirdisch?

      Offenbar gab (und gibt!) es zu allen Zeiten und in allen Gegenden der Welt Gründe dafür, unterirdische Städte und Wohnungen zu bauen. Und auch künftig soll sich dieser Trend eher noch verstärken als reduzieren. Beispielsweise überlegt die Schweiz, künftig ein unterirdisches Verkehrsnetz zur Entlastung der Straßen einzurichten. So sollen unbemannte Elektrofahrzeuge unterirdisch Waren transportieren.

      Das Ganze soll in 20 bis 50 m Tiefe abgewickelt werden und ein erster Streckenabschnitt soll bereits 2030 fertig sein. Ein positiver Nebeneffekt dieser Idee wäre auch der reduzierte CO2-Ausstoß und damit eine geringere Umweltbelastung. Über dieses „Cargo sous terrain“ berichtete Logistik aktuell am 06.12.2016 online.

      Die Schweiz ist aber nicht die einzige Nation, die sich Gedanken darüber gemacht hat. Denn bereits 2009 wurden diesbezügliche Ideen in Graz gewälzt. Dort bezog sich die Forschung wiederum auf die Stadt Madrid, wo die Verlagerung von Streckenabschnitten unter die Erde dazu geführt haben, dass oberirdisch Raum für Parks und Grünanlagen geschaffen wurde.

      Elon Musk, der berühmte Tesla-Gründer, arbeitet ebenfalls an Plänen zur Verkehrsentlastung. Dieser soll in ein unterirdisches Tunnelsystem verlegt werden. Hierzu hat Musks „Boring Company“ 2018 bereits einen knapp 2 km langen Tunnel in Los Angeles eröffnet.

      Auf den Leitschienen in den Tunneln sollen die Fahrzeuge dann mit mehr als 240 km/h unterwegs sein können. Die erste Testfahrt mit einem Tesla war mit nur 80 km/h zwar noch nicht so schnell und auch die Anwohner äußerten Bedenken gegen die vorliegenden Pläne, doch hier bleibt abzuwarten, was Elon Musk aus seiner Idee noch macht. Bei seiner Kreativität dürfte dies noch nicht das Ende seiner Ideen sein.

      Weitere Länder wie Mexiko und China haben ähnliche Pläne und besonders China ist aufgrund der großen Bevölkerungszahl darauf angewiesen, mehr Wohn- und Lebensraum zu schaffen – und das eben auch unterirdisch!

      Faszinierende Höhlenwelten

      Wer sich für Höhlen und Höhlenforschung interessiert, freut sich über verschiedene verwinkelte Gänge und die häufig anzutreffenden Tropfsteine (Stalagmiten und Stalaktiten). Viele unterirdische Höhlensystem liegen auch im Meer oder stehen zumindest unter Wasser. Sie sind nur von Tauchern zu erforschen, die allerdings häufig in den gefährlichen Sogen den Tod finden.

      Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Blautopf in Ulm oder der bereits erwähnte Carlsbad Cavern Nationalpark in den USA (Mexiko). Das Höhlensystem mit über 80 Einzelhöhlen in fast 500 m Tiefe ist ungefähr 200 km² groß und gehört seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Geschützt ist das gesamte Gebiet allerdings bereits seit 1923 als „National Monument“. In Mexiko gibt es auch ein faszinierendes Unterwasser-Höhlensystem auf der Halbinsel Yucatán.

      Bewohnbar sind solche Unterwasserhöhlen selbstverständlich nicht. Und für Touristen sind die meisten Höhlen wegen der Gefahren, die dort lauern, ohnehin nicht zugänglich. Zudem können sie nur von Tauchern besucht werden – und nicht jeder Tourist hat eine entsprechende Ausbildung. Es gibt aber sehr schöne Höhlen, die nicht unter Wasser liegen und ihren Besuchern einiges zu bieten haben.

      In Frankreich gehört beispielsweise die berühmte Höhle von Lascaux mit ihren beeindruckenden Höhlenmalereien aus dem Jungpaläolithikum dazu. Diese Malereien sind auf die Zeit um 15.000 bis 17.000 v. Chr. datiert.

      Sơn-Đoòng-Höhle

      Noch spektakulärer und fantastischer ist jedoch die Sơn-Đoòng-Höhle („Bergflusshöhle“), die sich im vietnamesischen Nationalpark Phong Nha-Ke Bang befindet. Sie wurde erst 1991 entdeckt und ist seit 2013 auch für Besucher geöffnet. Seit 2003 gehört sie zum Weltnaturerbe der UNESCO.

      Hier fühlt sich der Tourist nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch in eine andere Welt versetzt, denn in dem riesigen Höhlensystem mit über 150 Einzelhöhlen gibt es sowohl Seen, Flüsse als auch einen eigenen Dschungel. Über zwei große Dolinen (Fenster) kommt Sonnenlicht herein und bietet somit optimale Wachstumsbedingungen für Flora und Fauna innerhalb der Höhlen.

      Hier wuchern über 1.000 unterschiedliche Pflanzenarten – darunter seltene Orchideenarten und andere seltene Pflanzen – und leben bislang unbekannte Tierarten. Viele Arten von Amphibien, Säugetieren, Fischen, Vögeln und Fledermäusen tummeln sich hier, aber auch die neu entdeckte Saola-Antilope hat hier ihren festen Lebensraum. Außerdem wurden uralte Fossilien hier gefunden, die über 300 Millionen Jahre alt sind.

      Man wäre kaum überrascht, wenn man hier auf Menschen treffen würde, die sich dem ungewöhnlichen Klima angepasst haben. Denn das Ökosystem in dieser Höhle ist anders als an der Oberfläche.

      Die Temperaturen in der Höhle sind viel niedriger als außerhalb und auch die Luftfeuchtigkeit ist viel höher. Flora und Fauna in der Höhle mussten sich daher im Laufe der Zeit anpassen. Daher sind die seltenen Pflanzen und Tiere auch ausschließlich hier angesiedelt. Touristen haben hingegen häufig mit diesen Klimaverhältnissen zu kämpfen.

      Risiken des unterirdischen Lebens

      Der Mensch höhlt nach und nach die Erde aus. Auf der Suche nach Bodenschätzen oder zum Bau von U-Bahnen und unterirdischen Städten oder Anlagen. Und nicht immer bleibt dieses Verhalten folgenlos. Denn wie viele Berg- und Minenarbeiter wurden dabei schon verschüttet?

      Eine große Gefahr stellen auch die spontanen Erdfälle oder Sinkholes dar, die immer