Janet Borgward

Das Mädchen mit dem Flammenhaar


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      Janet Borgward

      Das Mädchen mit dem Flammenhaar

      Die 13. Javeér

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Unerwartetes Wiedersehen

       Geständnisse

       Aufbruch nach Kadolonné

       Das Tor von Merdoran

       Die Javeérs

       Die Ausbildung

       Perges

       Die Macht der Gedanken

       Charmanter Dämon

       Klärende Worte

       Verlorene Schätze

       Vereinte Kräfte

       Leben mit dem Tod

       Mutter und Tochter

       Marionetten

       Böses Blut

       Das Gift der Macht

       Der Statthalter von Alebas

       Botschafter von Kandalar

       Zwei Monate später

       Nachwort

       Danksagung

       Bisher von Janet Borgward erschienen

       Impressum neobooks

      Unerwartetes Wiedersehen

       Was du liebst, lass frei,kommt es zurück, gehört es dir – für immer.Konfuzius

      Wie vom Donner gerührt stand ich da. Mein Gesicht wurde heiß, der Schweiß trat mir unter der Hutkrempe hervor, was nicht nur an der sengenden Hitze lag.

      „Du?“, stammelte ich und starrte verdattert in Augen, die mich vom ersten Tag an in ihren Bann gezogen hatten und die so gefährlich aufblitzen konnten.

      „Jemand anderen erwartet?“, knurrte Skyler.

      Das nachlässig aus Schilf und Tampur geflochtene Band glitt aus seinen Händen. Als er sich zur vollen Größe aufrichtete, überragte er mich um fast einen Kopf, dabei war ich mit meinen einen Meter achtzig auch nicht gerade klein. Mit der Fußspitze zertrat er das kümmerliche Geflecht und begrub es in dem staubigen Grund.

      „Ja, ich meine nein. Jedenfalls keinen Bowman …“ Ich ließ den Satz unvollendet.

      „Sondern?“, seine Augen bohrten sich in meine.

      „Einen Handwerker.“

      „Kommst du zurecht, Avery?“, meldete sich mein Vater dazwischen. Misstrauisch sah er Skyler an. „Oder brauchst du mich hier noch?“

      Ich schnitt eine Grimasse, woraufhin er sich zurückzog. Der heiße Wind verfing sich in den blauschwarzen Haaren Skylers, die ihm inzwischen weit über die Schulter reichten. Zahlreiche goldglänzende Piercings kamen an seinem Ohr zum Vorschein. Wir starrten uns an, versuchten, in dem Gesicht des anderen zu lesen, was Worte nicht zu sagen vermochten.

      „Sehe ich etwa aus wie ein Handwerker?“, durchbrach er die Stille. Unwirsch griff er nach dem auf dem Boden liegenden Pfeilköcher und dem kunstvoll gearbeiteten Bogen. Ein Tattoo, Pfeil und Bogen, spannte sich über seinen Bizeps. Unwillkürlich berührte ich mein Brandmal am rechten Oberarm mit ebendiesen Motiven. Damals bekam ich es von den Bowmen eingebrannt, dessen Clanführer er war.

      „Nein, danach siehst du in der Tat nicht aus. Trotzdem bin ich froh, dass dich der Weg nach Gullorway führt.“ Endlich, wollte ich hinzufügen, verkniff es mir jedoch.

      „Du hast das entwickelt?“

      Er sah mich nicht an. Dafür schweifte sein Augenpaar über die Bewässerungsanlage.

      „Es funktioniert besser als beim ersten Mal, wenn auch noch nicht optimal. Der Wasserdruck reicht oftmals nicht aus, um die entlegensten Bereiche zu versorgen. An der Stelle, an der die Bambusrohre aufeinandertreffen, sind sie stellenweise undicht. Der Mukonor verschlämmt die Leitungen.“

      Ich fuhr mir mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn und behielt einen schlammbraunen Streifen darauf zurück. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mein Gesicht mit Lehmpunsch eingestrichen hatte, einer Eigenkreation zum Schutz meiner hellen Haut gegen die unbarmherzige Sonne.

      Skyler schien mein Aussehen nicht zu stören. Stattdessen malten seine Kiefer angespannt aufeinander. Schweigsam betrachtete er den spärlichen Wuchs auf den Feldern. Getreide, Kartoffeln und Lendjens, eine nahrhafte Wurzelfrucht, die der Hitze des Tages trotzte, dafür in der Kühle der Nacht heranreifte.

      „Du hast viel geschafft.“ Ein unergründlicher Ausdruck trat in seine Augen.

      „Ich bekam unerwartet Unterstützung.“ Insgeheim hegte ich den Wunsch, dass diese ihm geschuldet war.

      „Leider nicht von mir.“ Er rang sich ein Lächeln ab. Konnte er Gedankenlesen?

      „Jetzt bist du ja da“, versuchte ich, meine Enttäuschung zu kaschieren, von ihm keine Hilfe erhalten zu haben. „Komm mit. Ich zeige dir Gullorway. Später lassen wir uns von Jodee ein stärkendes Getränk geben.“

      Ich unterdrückte das Verlangen, ihn zu berühren. Als die Bowmen meine Schwester Charise und mich in den Sümpfen Greenerdoors gefangen nahmen, stand zunächst eine unsichtbare Wand der Feindschaft zwischen uns. Dann begannen wir einander zu achten und schließlich verband uns mehr denn bloße Freundschaft miteinander. Doch die Bowmen lebten nach ihren eigenen Gesetzen. In ihren Augen beanspruchten Frauen eine untergeordnete Stellung. Ihre Meinung zählte nicht. Eine Barriere, die wir bis heute nicht überwanden.

      Wir ließen die Felder hinter uns und die neugierigen Blicke derer, die darauf arbeiteten. Einige von ihnen, die sich mir damals anschlossen, stammten sogar aus Greenerdoor.

      „Wir