Geri Schnell

Der Politiker


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mutige wagten sich trotzdem auf die Strasse und werden sofort beschossen. Nachdem drei Personen Tod auf der Strasse liegen, haben die anderen begriffen, dass man sich besser fügt.

      Nun kann die Einheit mit Nachschub versorgt werden. Munition musste nicht viel nachgeliefert werden, aber die Tanks müssen mit Diesel nachgefüllt werden, die Motoren sind durstig.

      Am Abend wird die Kompanie informiert, dass der Angriff bisher nach Plan abläuft. Der Widerstand sei geringer als erwartet, morgen früh rücken wir weiter vor. Nächste Ziel, Dortrecht, auch da muss die Brücke unbeschädigt eingenommen werden. Die Wachen müssen mit Sabotage durch Zivilisten rechnen, von der holländischen Armee droht momentan keine Gefahr.

      Um fünf Uhr werden die Motoren gestartet. Der Konvoi setzt sich in gleicher Formation, dem Fluss Waal entlang, in Bewegung. In regelmässigen Abständen überfliegen Stuckas den Konvoi und bereiten den Weg vor. Alles was nur im Entferntesten nach einer militärischen Anlage aussieht, wird mit Bomben zerstört.

      So können die Panzer von Willis Kompanie ungehindert vorrücken. Trotzdem bleiben sie vorsichtig. Drei Panzer haben die Lucke geöffnet, damit sie bessere Sicht haben. Dabei wird leider ein Soldat durch einen Kopfschuss getötet. Das Haus aus welchem der Schuss abgegeben wurde, wird von drei Panzern unter Beschuss genommen und fällt in sich zusammen.

      Schon bald tauchen die ersten Gebäude von Dortrecht auf. Auch wenn keine Soldaten auszumachen sind, werden die Gebäude in unmittelbarer Nähe der Brücke mit massivem Feuer belegt. Die Kanonen der Panzer werden so richtig gefordert. Man will keine Überraschung erleben. Die Brücke ist noch intakt. Gegen Abend Rücken die Grenadiere vor und nehmen die Brücke im Handstreich. Das wichtigste Ziel ist erreicht.

      Wie am Vortag in Tiel, wird eine Verteidigungsstellung errichtet. Die Brücke muss gesichert werden. In Dortrecht übernimmt nun die Infanterie die Sicherung. Entlang der Strasse und im Bereich der Brücke, werden die Zivilisten vertrieben. Die meisten verlassen die Stadt mit einem Koffer voll mit den wichtigsten Habseligkeiten und versuchen sich nach Norden in Sicherheit zu bringen.

      Damit ist der Krieg gegen Holland für die Einheit von Willi schon vorbei. Sie müssen nur noch die Brücke halten. Es bleibt anderen Kompanien vorbehalten, weiter vorzurücken. Willis Kompanie muss sich mit aufmüpfigen Holländerinnen abgeben.

      Den glorreichen Sieg der Wehrmacht an allen Fronten, können sie nur über die täglichen Frontberichte, welche der Feldwebel bei jedem Antrittsverlesen durch gibt, verfolgen. Danach müssen sie wieder ihre Posten in den Panzern beziehen. Eine unangenehme Aufgabe, denn die Holländerinnen verspotten sie und laufen vor ihren Panzern durch, dabei ist das Stadtzentrum Sperrgebiet. Das kümmert die Mädels nicht. Sie stolzieren, als ob es keinen Krieg gäbe durch die Strassen.

      Zwei Mal haben sie versucht, eine der Gören zu verhaften. Sie hatten in ihren schweren Armeestiefel keine Chance, das Mädchen war schneller und konnte mit lautem Gelächter entkommen. Natürlich hätten sie auf die Göre schiessen können, doch das hat bis jetzt keiner gewagt. Nur wie lange lassen sich die Soldaten diese Provokationen noch gefallen. Willi hört immer öfter den Ruf, dass man durchgreifen muss.

      Ein Schiessbefehl durch den Kompaniekommandanten bleibt bisher aus. Ohne ausdrücklichen Befehl wagen es die Soldaten nicht zu schiessen. Nachts wird Kriegsrat unter Soldaten gehalten. Es muss etwas passieren, das ist allen klar. Man beschliesst, dass Soldaten, welche zu keinem Wachdienst eingeteilt sind, sich auf die Lauer legen. So hofft man ein der Gören festzunehmen und ihr tüchtig einzuheizen.

      Am nächsten Tag wird der Plan in die Tat umgesetzt. Wieder erscheint eine Holländerin und spaziert provozierend vor dem Panzer durch. Das Lachen vergeht ihr schnell, als sie plötzlich überrascht feststellt, dass sie umzingelt ist. Die Falle schnappt zu, zwei Soldaten bekommen sie zu fassen und Sekunden später ist sie von zehn Soldaten umringt. Drei Soldaten haben ihre Arme und den Kopf fixiert, je zwei weitere heben ihre Beine an und so wird sie in ein, von der Kompanie requiriertem Haus gebracht.

      Im Keller wird sie in einer Ecke abgesetzt. Die Soldaten bilden einen geschlossenen Kreis. Die freche Göre sitzt nun kleinlaut in der Ecke und harrt der Dinge, die da auf sie zukommen. Sie bekommt Angst, aus dem frechen Spiel, ist Ernst geworden.

      Es entbrennt eine heftig Diskussion, was man mit ihr anstellen könnte. Die Phantasien der Soldaten sind sehr kreativ. Die Wehrmacht hat den Befehl herausgegeben, die Holländer anständig zu behandeln, schliesslich sind es Arier wie die Deutschen.

      Ungeschoren darf sie aber nicht davonkommen. Die vorgesehene Strafe wird unter den Soldaten geflüstert, das Mädel hat keine Ahnung, was sie mit ihr vorhaben.

      Jetzt geben die Soldaten eine Gasse frei und einer taucht mit einem Wasserschlauch auf und als hinten jemand den Hahn aufdreht, spritzt er das Mädel mit kaltem Wasser ab. Jetzt windet sie sich und versucht dem Wasserstrahl auszuweichen. Schliesslich dreht einer den Wasserhahn zu, sie hat es überstanden. Einer reicht ihr ein Handtuch, damit sie sich abtrocknen kann, dann darf sie gehen.

      In den folgenden Tagen verzichten die Holländerinnen auf weitere Provokationen. Der Wachdienst wird einfacher, wenn auch langweiliger. Immer mehr zeichnet sich ein durchschlagender Erfolg der deutschen Truppen ab. Die Holländer warten vergeben auf die Hilfe der Franzosen und auch die Engländer können nicht helfen, sie sind, der Wehrmacht unterlegen. Sie müssen froh sein, wenn sie sich zurückziehen können, ohne dass sie zu starke Verluste hinnehmen müssen.

      Anfang Juni wird es langweilig. Es gibt keine Gegner mehr. Die Engländer haben sich in Dünkirchen abgesetzt. Holland und Belgien haben kapituliert. Hitler lässt sich feiern. Dass sich die Engländer zurückziehen konnten, ist ein kleiner Schönheitsfehler, doch er wird sie von ihrer Insel vertreiben, dann können sie nur noch nach Amerika rüber schwimmen, aber auch das wird man verhindern.

      In den besetzten Gebieten übernimmt die SS das Kommando und beginnt die Jagt nach Juden und von denen gibt es im neuen besetzten Gebiet viele. Noch gibt es organisatorische Probleme, doch mit jedem Tag werden mehr Juden in die Lager nach Deutschland verfrachtet.

      Der Luftkrieg /1940

      Am 25. Juni wird Willi ins Kompaniebüro bestellt. Er überlegt sich, was er wohl angestellt hat, aber es kommt ihm nichts in den Sinn, welches Vergehen ihm zur Last gelegt werden könnte. Hoffentlich nicht wieder die Sache mit seiner Uroma, das hat er inzwischen verdrängt und für unwichtig eingestuft. Er kann also mit ruhigem Gewissen vorsprechen.

      Als er eintritt, ist der Kommandant noch am Telefon, er muss warten. Dann legt der den Hörer auf und kommt auf Willi zu.

      «Gehen wir kurz nach draussen», schlägt der Kommandant vor. Willi wird es nun doch etwas bang.

      «Leutnant Wolf, sie sind Luftfahrtingenieur?»

      «Ich bin mit dem Studium nicht fertig», erklärt er seinem Kommandanten, «der Krieg kam dazwischen.»

      «Ja das trifft bei vielen Wehrmännern zu», entgegnet der Kommandant mit ruhiger Stimme, was Willi etwas beruhigt.

      «Das mit dem fehlenden Abschluss sehen die in der Heeresleitung anscheinend nicht so eng. Die brauchen Leute wie sie in der Rüstungsindustrie. Die wird immer wichtiger. Auf jeden Fall sind sie mit einem Antrag an mich gelangt, Sie aus der Wehrmacht zu entlassen, damit sie beim Aufbau einer Flugzeugfabrik helfen können.»

      «Zu Befehl Herr Oberst - Heil Hitler!»

      Die Details zu seiner Entlassung, erklärte ihm der Feldwebel. Mit einem LKW welcher in Deutschland Nachschub holen muss, wird er nach Aachen gefahren. Dort erfolgt die offizielle Entlassung aus der Wehrmacht. Die Uniform wird eingezogen. Freundlicherweise erhält er als Ersatz einen Anzug. Zudem werden ihm der Sold und eine Abgangsentschädigung ausbezahlt. Weiter erhält er einen Transportgutschein für eine Fahrt nach Worms und eine Fahrt von Worms nach Rostock, drei Wochen später.

      Die Zeit in Worms verbringt er bei seiner Familie. Seine Eltern arbeiten immer noch in der Lederfabrik. Vater muss allerdings kein Leder mehr einkaufen, jetzt kann er es requirierten. Sowohl Bauern, wie auch die Fleischer, werden verpflichtet,