Geri Schnell

Der Politiker


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einen Mann sorgen muss. In der Fabrik kann sie sich entfalten, sie führt in ihrer Abteilung ein strenges Regime. Die Frauen haben nichts zu lachen. Die jungen Mädchen hat sie unter Kontrolle.

      Als ihr Wilhelm zuhause auftaucht, um sich auf seine Offizierslaufbahn vorzubereiten, fällt sie kurz in die Mutterrolle zurück, mit dem Ergebnis, dass sie übertreibt. Willi hat nichts anderes erwartet und lässt sich bemuttern. Nach einer Woche taucht unerwartet auch Franz zuhause auf. Er fährt unerwartet mit einem französischen Auto vor.

      «Gut dass du da bist», erklärt er nach der Begrüssung, «du musst mir helfen, das Auto auszuladen, aber erst wenn es dunkel ist.»

      Der Grund, warum man warten musste, bis es dunkel ist, wird ihm klar, als er den Kofferraum öffnet. Franz hat tolle Sachen geladen, alles Dinge, welche zurzeit in Deutschland sehr begehrt sind. Darunter sind drei Harassen Wein, einige Käse und zwei getrocknete Schinken.

      «Wenn man schon eine so wichtige Position bekleidet, darf man auch etwas davon profitieren.»

      «Ist das nicht gefährlich?», will Willi wissen.

      «Ach eigentlich nicht, ich habe frei Hand», erklärt sein Vater, «solange ich die Wehrmacht mit den Dingen beliefere, welche diese bestellen, habe ich keine Probleme.»

      «Wie steht es mit den Franzosen?»

      «Auch die sind ruhig. Ich muss einfach darauf achten, dass es den wichtigen Persönlichkeiten gut geht, dann unterstützen sie mich. Alles ein Geben und Nehmen. Jeder schaut, dass er möglichst ungeschoren davon kommt.»

      «Das scheint im Moment die beste Einstellung zu sein, wir müssen überleben, das ist wichtig. Im Moment hat Hitler alles im Griff. Er siegt an allen Fronten, sogar in den besetzten Gebieten hat er viele Anhänger. Auch die schätzen sein Organisationstalent.»

      «Ja, jetzt haben auch die Griechen kapituliert, schade, dass ich kein griechisch verstehe, da gäbe es sicher auch einiges interessantes, das man mitnehmen könnte. Doch das Transportieren wäre sicher riskanter, als aus Frankreich.»

      «Nur nicht übermütig werden, aber es ist schon so, auch in Libyen rückt Rommel weiter vor, da hat er diesem Mussolini aus der Patsche geholfen.»

      «Das wäre eine schöne Schlappe, wenn die Italiener Libyen an die Engländer verloren hätten.»

      «Jetzt kann man sich an die Organisation in Europa machen und den Frieden geniessen», meint Willi optimistisch, «die Engländer werden schon noch merken, dass sie besser dazugehören, aber Leute welche auf Inseln aufwachsen sind angeblich immer etwas rückständig.»

      «Ich hoffe du hast Recht», meint sein Vater, «ich wundere mich nur, warum du wieder zur Wehrmacht musst, das sieht nicht nach Frieden aus.»

      «Man muss was man erobert hat verteidigen», meint Willi immer noch optimistisch, «da schadet eine Panzerdivision im Hintergrund sicher nicht.»

      Franz antwortet nicht mehr, Rosa ist mit dem Essen fertig, seit langem sitzt die Familie wieder einmal vereint am Esstisch.

      Nach dem Essen will Willi noch auf ein Bier in eine Kneipe, er ist gespannt, ob er ein bekanntes Gesicht trifft. Er ist enttäuscht, von den wenigen Gästen kennt er niemand. Sein Bier ist schon halb leer, da tippt ihm jemand auf die Schulter. Als er sich umdreht, schaut er in die blauen Augen von Gabi.

      «Ach du bist es!», sagt er mit überraschten, aber erfreuten Ton, «schon lange nichts mehr von dir gehört, was machst du?»

      «Ich habe im Moment Urlaub», erklärt Gabi und setzte sich zu ihm, «ich bin Krankenschwester in einem Lazarett für verwundete Piloten. Du hattest Glück, dass du nicht bei der Luftwaffe gelandet bist, die armen Kerle tun mir leid, die sind zum Teil sehr stark verbrannt. Es ist kein schöner Anblick, das kann ich dir versichern.»

      «Ich hab davon gehört», meint Willi, «einer meiner früheren Kameraden hat mir geschrieben. Es hat ihn über England erwischt und er ist nur noch mit dem letzten Tropfen Benzin über den Kanal gekommen, dort versuchte er eine Notlandung, welche er nur knapp überlebte.»

      «Da ist er nicht der einzige», erklärt Gabi und hält dabei seinen Arm, «ich bin froh, dass du nicht mehr bei der Wehrmacht bist.»

      «Das war letztes Jahr, jetzt geht es wieder los, ich werde Leutnant bei den Panzertruppen. In einer Woche übernehme ich meine neue Einheit.»

      «Verwundete aus Panzer gibt es nur wenige, die sind meistens sofort tot.»

      «Nicht besonders gute Aussichten», meint Willi und versucht zu lächeln.

      «Wenn du die armen Kerle in meinem Lazarett sehen würdest, dann würdest du anders Reden, die leiden Höllenqualen. Brandwunden sind sehr schmerzhaft, im Gesicht besonders.»

      Willi hätte gerne etwas Erfreulicheres besprochen, aber Gabi ist noch zu stark bewegt, von den im Lazarett eingelieferten Männern. Sie wirkt sehr verletzlich und auf eine andere Seite, wiederum sehr hart. Sie ist nicht mehr das Mädchen von früher. Sie ist eine harte Frau geworden, welche sich hinter einer harten Schale versteckt.

      Als sie in ihrer Enttäuschung, kurz Kritik an Hitler äusserte, schaut sich Willi besorgt um. solche Aussagen können gefährlich sein, er ist erleichtert, als er feststellte, dass die am anderen Ende der Bar, die Bemerkung von Gabi nicht mitbekommen haben.

      «Ich muss nach Hause», entschuldigt sich Willi, «mein Vater ist auf Urlaub aus Frankreich, ich muss mich auch um ihn kümmern, er ist sonst beleidigt», er weiss, dass diese Notlüge nicht sehr gut rüberkommt, «willst du mitkommen?»

      «Nein, du hast sicher viel mit ihm zu bereden. Ich hoffe, dass du gut aus deinem Panzer rauskommst, warte, ich komme auch mit nach draussen.»

      Er begleitet Gabi noch bis vor ihre Haustüre, dann verabschiedet er sich mit einem freundschaftlichen Kuss. Als er allein nach Hause geht, spukt ihm die Bemerkung von Gabi noch im Kopf rum. Wie kommt sie darauf, Hitler zu kritisieren? Das ist ungeheuerlich, merkt sie denn nicht, was dieser Mann für Deutschland leistet? Sie sieht wahrscheinlich nur das Leiden der verletzten Piloten. Das grosse Ganze im Hintergrund vergisst sie. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar. Das deutsche Volk muss Opfer bringen, ein so grosses Ziel, ist sonst nicht zu erreichen. Hitler hat Deutschland wieder aus der Bedeutungslosigkeit herausgeführt, das muss man ihm hoch anrechnen, kein anderer hätte das geschafft.

      Er ist froh, als er zuhause mit seinem Vater diskutieren kann. Der sieht die Leistung von Hitler wie er selber. Er ist ein Genie, anders kann man es nicht sagen, in nur einem Jahr hat er Europa geeinigt, alle ziehen am gleichen Strang. Verschwunden sind die faulen Subjekte, welche zu faul sind zum arbeiten. Jetzt laufen die Fabriken wieder auf Hochtouren. Jeder hat Arbeit und genug zu essen, wird doch etwas knapp, so schaut er, dass es gerecht verteilt wird. Noch müssen die letzten bekämpft werden, welche sich dem Fortschritt entgegen stellen, aber das wird Hitler auch noch schaffen.

      In zwei Monaten sind die Engländer auch aus Libyen und Ägypten vertrieben, dann kann mit dem Aufbau von Europa definitiv begonnen werden. Bis Ende Jahr, werden die Engländer darum bitten, ob sie nicht auch beim Aufbau von Europa mitwirken dürfen, schliesslich sind sie auch arischer Abstammung und haben das Recht, mitzumachen, wenn man die minderwertigen Völker zurück drängen muss.

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