Ina Pohlmann

Suchtfaktor Liebe


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abverlangen, die unmöglich zu unserer Bestimmung gehören. Wir sind hier, um zu lernen, es umzusetzen und uns daran zu erfreuen. Und was tun wir? Wir erschöpfen uns und können Gelerntes kaum speichern, was uns wiederum frustriert. Das Umfeld ist enttäuscht, weil die ja genauso ticken wie wir. Das Ticktack hört erst auf, wenn wir aussteigen und durchlässig werden…

      Diese Erkenntnis bereitet mir Freude. Nichts muss und alles kann. Ich erkenne nämlich, dass ich alles aber auch alles was man sich nur denken kann bis dato einfach nicht kapiert habe. Wie würden sie sich fühlen? Ich will nicht frustriert sein über meinen zentralen jahrzehntelangen Misserfolg, der zu nichts anderem da war als nur diese eine Erkenntnis zu erlangen: Durchlässigkeit! Dabei haben wir es schon in den diversen Fächern über Materie, in Physik und Chemie, in der Schule gehört – gelernt nicht. Wir sind alle aus demselben Stoff – wie also habe ich nicht erkennen können, dass für mich dieselben Regeln und Gesetze gelten, wie für alle anderen molekularen Aneinanderreihungen? Ich habe nur das zu speichern, was mir langfristig zum Erfolg, also zum Leben verhilft und ihn am besten gleich langfristig sichert. Alles andere sollte durch mich hindurchgehen wie durch feinstoffliche nicht materialisierte Energie. Auch so sichern wir unseren Erfolg und verschaffen uns eine Leichtigkeit, die uns wirkliche Herzensfreude erst ermöglicht.

      Habe ich das jetzt verstanden? Hoffentlich. Voraussetzung dafür ist aber, dass ich es verstehen will. Und ob ich das will wird sich erst noch herausstellen – vielleicht ist es ja so unwichtig, dass ich es durchlasse. Vorgegaukelte Leichtigkeit? Aber warum sollte das so sein, wenn ich es doch verstanden habe. Es ist wohl immer noch das mangelnde Selbstvertrauen in das eigene tiefe Wissen, welches uns daran hindert diese Leichtigkeit wirklich zu leben.

      Mangelndes Selbstvertrauen – geht’s noch? Da strotzt man vor Eigensinn und Egoismus und dann heißt es mangelndes Selbstvertrauen. Ein Paradoxon in sich. Es könnte natürlich sein, dass der Egoismus und der dem Starrsinn gleichende Eigensinn Vorboten unserer Unsicherheit sind, die uns sagen möchten – Stopp, lass mich in Ruhe lernen und mach mir keinen Druck. Da wir uns den Druck schließlich immer selber machen, wäre das eher ein Selbstgespräch das wir unsinniger Weise mit jemand anderem führen – mit Dir. Aber da hat es nichts zu suchen, denn da finde ich auch nur mich selbst in Form Deines Drucks, den ich mir selbst verweigere. Es ist ziemlich leicht jemand anderem vorzuwerfen, er würde mir die Freude nehmen. Ich finde es alles andere als leicht, aber es soll in unserer Spezies Exemplare geben, die das so praktizieren und es ihnen tatsächlich damit besser zu gehen scheint, als eigenverantwortlich sich selbst Druck zu machen oder ihn abzustellen. Ich persönlich bevorzuge die Eigenverantwortung, die allerdings oft unbemerkt sich ausweitet und Themen anderer integriert.

      Es ist doch so egal wie ich’s mache, ich sollte mich daran erfreuen, dass ich’s überhaupt kann. Mehr zu verantworten als für mich gut ist, oder weniger zu verantworten was für Dich ungut ist. Dann leidest doch besser Du als ich, oder? Es fällt natürlich nicht auf mich zurück, nein, keinesfalls. Druck von außen oder innen – am besten beides, damit ich nicht nur ex- sondern auch noch implodiere. Tolle Vorstellung – ich platze und keiner kriegt es mit, weil es denen genauso geht. Aber wo ist denn nur die Freude geblieben? Geplatzt, zerplatzt wie eine Seifenblase. Träume, die ausgeträumt sind. Wie oben so unten, links oder rechts, innen oder außen – entscheide Dich für eine Seite und Du bist verloren, manipuliert das Gegenteil Deiner Wahl anzuziehen. Na dann viel Spaß und Freude damit.

      Ich persönlich möchte das nicht… Es ist der beste Weg, mich und Dich unglücklich zu machen. Ich will gut sein und mich freuen und am liebsten ausschließlich. Der Preis hierfür ist hoch, zu hoch um Glück zu bescheren. Ich verkrafte es nicht mehr mich permanent im Griff haben zu müssen aufgrund meiner Ambition gut zu sein. Habe ich doch meine Ansprüche abgelegt und verstanden, was uns frei macht. Versuchen wir doch weiter auf Biegen und Brechen Freude zu erschaffen füreinander – weit gefehlt. Wenn es mir nicht gut geht, dann ist das eben mal so. Das geht vorbei. Schlimm wird es nur, wenn ich versuche dem entgegen zu wirken, mich nicht mehr schlecht zu fühlen, mich und meine Energie zu manipulieren entgegen dem, was ich eigentlich brauche. Wenn ich gerade mal keine Freude in mir habe – was ist denn daran eigentlich so unerträglich? Die Erinnerung an bessere Zeiten, jüngeres Aussehen und vieles mehr ist verantwortlich für unser Empfinden des Mangels an Freude. Aber sind es nicht meine Erinnerungen aus der Vergangenheit? Die haben hier in diesem Moment nun wirklich nichts zu suchen und vor allem – der Vergleich macht unfreudig. Zumal wir in der Erinnerung nicht mehr die gesamte komplett andersartige vergangene Situation im Blick haben.

      Sexualität

      Ich brauche Lust und Leidenschaft, der Weg über den Körper, um mich und Dich auf legitime Weise zu spüren, ohne Ärger zu verursachen. Die Voraussetzung hierfür ist aber die Freude, die unzertrennlich mit unserer Liebesfähigkeit verbunden ist. Anders kann Sexualität nicht wirklich funktionieren, zumindest nicht langfristig befriedigend. Männer erzählen uns oftmals andere Geschichten hierüber. Aufschneider, als glaubten sie selber daran, als gäbe es wirkliche Lust ohne Liebe. Wirklich Freude daran hat man doch nur, wenn der Partner auch Glück empfindet, oder etwa nicht? Richtig, ich vergaß, es reicht völlig aus, wenn ich glücklich bin und Lust empfinde. Kenne ich gut, von meinem Gegenüber. Könnte einen ja frustrieren auf Dauer, wenn es nicht so traurig wäre. Als lebendige Gummipuppe zu fungieren war schon immer mein Traum. Wunscherfüllung pur – also doch keine zerplatzten Seifenblasen?

      Bleibt noch zu klären, ob unsere Partnerwahl im körperlichen Bereich gleichzusetzen ist mit unserer emotionalen Welt. Wenn nicht, dann setzten wir unterschiedliche Prioritäten und versuchten künstlich herzustellen, was auf natürliche Weise nicht funktioniert: Wir trennen beide Ebenen. Die Triebfeder hierfür ist die Angst vor Nähe. Aber die bekomme ich doch nur geschenkt, wenn ich mir die Freude am Leben verweigere. Wie kann ich dann mutig für Neues sein? Betrachte ich dann nicht automatisch sämtliche Facetten meines Daseins einzeln, weil ich glaube sie dann besser im Griff zu haben, ohne Gefahr zu laufen verletzt zu werden? Ach hört sich das alles schrecklich an – Angst – Verweigerung – Verletzung.

      Voller Unfreude am Leben kann ich doch keine Befriedigung erlangen und vor allem mir nichts Recht machen. Und dann hast Du natürlich auch keine Chance bei mir. Aber für ein wenig Sex reicht es. Das ist der größte Witz aller Zeiten. Das Ego wird auf den Körper verlagert und hierdurch befriedigt ohne über Konsequenzen nachzudenken. Sexualität ist mehr. Mehr von allem, eine Vereinigung aller Sinne und da kann ich ums Verrecken doch nicht erwarten, dass ich meine Fühler veröde, nur damit ich keine Emotionen ins Herz fließen lasse. Ausschalten funktioniert, allerdings nur temporär. Der sogenannte Schisser geht von Blume zu Blume und vermeidet so das wieder Anschalten. Insofern ist Sexualität ohne Liebe machbar, aber eben nur machbar. Toll gemacht, erledigt und abgeschossen.

      Ich möchte das nicht. Dann lieber gar keinen Sex mehr. Oh Mann, ist das anstrengend ohne unsere Selbstachtung. Ich kann doch nicht ernsthaft behaupten sie zu besitzen, wenn ich mich so unreif benehme. Wer oder was bin ich denn, ein etwas, dass sich nur reproduzieren möchte? Nein, noch nicht mal das Dank Verhütung. Wofür sollte Sexualität dann nütze sein, wenn nicht für unser Ego, zum Aufpolieren des Selbstwertes? Es könnte eine einfache Ergänzung unserer Liebesfähigkeit sein, aber nein, siehe da, was wir daraus machen. Einen Abklatsch von Begierde, die zweckgebunden und getrieben ist von der Sucht nach Selbstbestätigung. Suchtfaktor Liebe. Wenn es denn welche wäre. Das wäre auch nicht besser. Begierde ohne Liebe ist der Weg der Sucht nach Liebe.

      Denn eigentlich will alles geliebt sein. Wieso also sollte ich mir einen Partner wünschen, der nur mit mir schläft anstatt mich lieben zu wollen. Oder umgekehrt, warum sollte ich mit jemandem schlafen wollen ohne die Bereitschaft mich zu verlieben? Was für einen Sinn könnte das haben? Ich befriedige meine Lust ohne Verpflichtung und Verantwortung. Also ist Sexualität degradiert und instrumentalisiert worden im Sinne unserer Verantwortungs-losigkeit ohne wirkliche Nähe herstellen zu müssen. Wie schade! Ihr wisst gar nicht, was ihr versäumt, solltet ihr euer Single-Dasein mit austauschbaren one-night-stands einer wirklich tiefgehenden Beziehung vorziehen.

      Wie kann ich nur bevorzugen Spaß im Bett zu haben, anstatt in Partnerschaft Konflikte zu lösen? Das ist es – ich setze einfach Beziehung mit Spaß und Befriedigung