Ina Pohlmann

Suchtfaktor Liebe


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mit Dir ruhen, wenn Du willst und kannst.

      Da haben wir es – du kannst nicht, vielleicht willst Du auch gar nicht und das wirft mich aus der Bahn.

      Welche Bahn denn! Langsam werde ich wirklich wütend. Was kannst Du denn dafür, wenn ich nicht auf Spur bin. Das ist doch ganz alleine meine Sache. Ich muss ja schließlich auch damit leben, was jetzt passiert. Erst werfe ich mich selbst aus der Bahn, weil ich nicht richtig hinsehe und lieber handle und rede anstatt vorher nachzudenken. Und dann sollst Du schuld sein? Das ist doch alles nicht wahr. Das ist ja ein Liebesdrama wie abgekupfert – erinnert an Vivian Leigh und Clark Gable in „Jenseits von Eden“. Genau da bin ich – Jenseits des Paradieses und selber dafür verantwortlich.

      Wer frei ist von Schuld werfe den ersten Stein – und immer drauf. Jawohl! Unsere große Spielwiese ist nichts anderes als die Unterstützung unseres eigenen Selbstfindungsprozesses. Undurchlässig saugen wir unsere Erfahrungen auf und schauen mal, was sie mit uns anrichten. Dafür sammeln wir und speichern sie zuerst mal in uns. Da können sie viel besser wirken. Am besten Jahrzehnte lang. Gute Idee! Hätte von mir sein können. Sex kann auch von der Liebe ablenken. Körperliche Nähe wird hergestellt, um die menschliche Nähe vernachlässigen zu können – als Pseudo-Schutz sozusagen. Ein weiteres mögliches Motiv für den Seitensprung. Funktioniert nur nicht. Ich kann mich nicht von meiner Liebe abschneiden, soviel Dramen, Probleme, Dreck und anderes Zeug ich auch dazwischen schmeiße.

      Wie wär’s denn mal mit reden? Darüber reden mit wem auch immer. Am besten natürlich mit Dir, nachdem ich mir selbst im Klaren bin, oder um mich im Gespräch mit Dir zu klären. Sexualität ist ein Mittel Aggressionen aufzulösen. Versöhnungssex ist großartig. Danach lässt sich entspannt und ruhig reden, wenn es dann noch was zu sagen gibt. Hast Du Vorbehalte dagegen? Warum nur? Es funktioniert doch.

      Alles was funktioniert muss ja noch lange nicht richtig sein. Mittel zum Zweck? Ist das wirklich falsch – wenn ich doch so meine innere Verbindung zu Dir versuche zu stärken?

      Das ist ein Trugschluss und funktioniert nicht langfristig. Wird Sexualität erst als Mittel eingesetzt, dann verselbständigt es sich schnell und wird funktionalisiert.

      Aber auch daraus kann ich lernen. Was denn bitte? Dass es keinen Sinn macht? Erfahrungen vervollständigen zum Thema? Das muss einem doch klar sein, ohne es zu leben. Vorgetäuschte Befriedigung – was bringt das alles? Dir ein gutes Gefühl zu vermitteln, der tolle Hecht zu sein bis zu dem Zeitpunkt an dem es Dir klar wird und Du gefühlt aus dem 10ten Stockwerk auf dem Realitätsboden aufknallst und Deine Männlichkeit bis aufs Tiefste verletzt ist?

      Mann kann es auch übertreiben. Identifikation ausschließlich mit meinem Geschlecht und dem Gemächt ist Unsinn. Aber was ist das anderes als die Erwartung der Frau, die einzige und ausschließliche Attraktion des Auserwählten zu sein. Er darf nicht mehr gucken, woraus sich schnell ein Spielchen der Geschlechter entwickelt.

      Appetit holt „Mann“ sich draußen, Frau nicht? Ach hört doch auf. Die Brad Pitts dieser Welt, George Clooney ist nicht so mein Fall, aber Sean Connery – je älter, desto attraktiver! Wollen wir die wirklich? Nein, aber toll finden wir sie schon. Und „Mann“ darf das nicht? Nein. Die sind anders gestrickt – sexuell gesteuert. Ganz klar, ganz anders. Ich möchte für ihn die Schönste und Beste sein! Seine Liebe reicht Dir nicht? Ich will, dass er mich begehrenswert findet, auch mit 50 Kilo zu viel, einem Babybauch, in Schlamperklamotten und als Heulsuse. Mancher Mann kann, mancher nicht. Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

      Wer will das denn heutzutage noch! Alle eigentlich, es gibt nur keiner zu: Ich will geliebt werden, verehrt, nahezu vergöttert, begehrt…Wenn Du das wirklich willst, ja dann mach’s doch erst mal selber, bevor ich darf.

      Ich glaube nicht, dass ich das will. Geliebt werden um jeden Preis. Von welchem Preis wird hier gesprochen? Liebe ist alles mit dem anderen teilen zu wollen. Wie war das mit dem Teilen? Zuerst komme ich klar, dann wir. Der Preis ist also, dass ich mich selbst liebe, oder dass jemand langfristig genug Liebe für beide aufbringen kann?

      Ich brauche das nicht und bleibe lieber so wie ich bin. Will an mir arbeiten aber mich dadurch nicht verbiegen. Man verbiegt sich doch nicht, wenn man andere Seiten an sich wahrnimmt und das Erkannte anstelle überholter Verhaltensweisen auslebt.

      Leichter gesagt als getan. Handykontrolle hier, Facebook-Check dort, muss ich überprüfen und mir bestätigen lassen, was ich bereits weiß? Ich spüre doch was läuft. Ändert es etwas an meinem Weg oder der Entscheidung, wenn ich es schwarz auf weiß sehe? Das ist gar nicht sexy. Nicht nur ein Zeichen mangelnden Vertrauens, sondern dazu noch ziemlich ab turnend. Für wen? Für beide. Du turnst mich ab durch Deine Kontrolle und ich Dich durch die Tatsache Dir Anlass oder auch nicht dafür zu geben. Es ist immer dasselbe: Es ist immer der andere. Mein eigenes Fehlverhalten wird relativiert durch Dein Verhalten. Super Vergleich und am besten streiten wir direkt noch darüber, wer angefangen hat. Die Henne, das Ei. Es bleibt schwierig und gar nicht witzig. Das ist das Übel.

      Ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht, aha. Darüber werden Lieder komponiert und getextet. Aber Du willst einfach nicht hören. Auf Dich höre ich schon lange nicht mehr, sonst wäre es ja gar nicht so weit gekommen, dass ich mich dermaßen erniedrigen muss dein Handy zu checken. Allein das macht mich schon wütend auf Dich. Wozu Du mich hier bringst!

      Was kann ich denn dafür, wenn Du herum spinnst. Du hast mich doch hierhin getrieben. Und Lust habe ich jetzt auch keine mehr. Und das ist Deine Schuld.

      Mensch Kinder, liebt euch und das nicht nur auf dem Papier! Du liebst mich, aber benimmst Dich nicht so. Ist die Luft raus? Keine Erotik mehr oder andere prickelnde Gefühle? Wie denn auch, wenn wir die Zeit damit verplempern uns gegenseitig zu misstrauen, zu beschuldigen und uns zu distanzieren.

      Distanz zu Dir muss aber jetzt sein! Sonst drehe ich noch durch und schaffe es nicht mich wieder zu sortieren und neu oder anders zu positionieren.

      Gib doch Zeit! Die Ungeduld ist etwas Schreckliches – so wird das nichts mit Glück… Wer will denn schon so was im Bett?

      Gib doch Ruhe! Dann kann ich mich auch entspannt entscheiden, wo es jetzt lang geht.

      Denkst Du wirklich ich kann nicht ohne Dich? Klar kann ich und Du auch! Aber wenn Du so weiter machst, dann will ich nicht mehr können. Heißt nicht, dass ich Dich nicht mehr will. Ich will dann für mich nicht mehr können wollen…

      Was dann letztlich dasselbe ist – ich will nicht! Wie ein trotziges kleines Kind übe ich Druck aus durch eine Verweigerungs-haltung, die nichts anderes bezwecken soll als: Mach DU doch mal was – bei mir ist jetzt Schluss! Und Schluss ist nicht gleich Schluss, um das mal klar zum Ausdruck zu bringen. Frauen haben nun mal die Tendenz Nein zu sagen aber ja zu meinen – aber da musst Du Dir schon ganz sicher sein, wenn Du die Antwort umkehrst, vor allem in der Sexualität… Das könnte böse enden.

      Aber Männer können das fast noch besser. Wie oft sagt ihr:“ Ja, ja, mache ich“ – und was passiert: NICHTS! Das Dumme ist nur – wir glauben es euch jedes Mal wieder und wieder und wieder. So als würden wir einfach nicht sehen wollen, worauf wir mit Nachdruck gestoßen werden. Wir sind uns so viel ähnlicher als ihr denkt, nur leben wir das in verschiedenen Bereichen aus.

      Im Rahmen von Sexualität ist z. B. die Migräne der Frau gleichzusetzen mit der Impotenz des Mannes. Einer will nicht und einer kriegt Symptome. Wer? Das ist austauschbar. Wer sagt denn schon offen, ich will oder kann heute nicht. Chronische Unlust mit dem Zwang das zu ändern. Druck wird einfach verlagert. Das gibt Ärger, früher oder später. Schade eigentlich, weil es ja ein hochsensibles Thema ist, das unsere Körperlichkeit betrifft. Wir treffen einander sozusagen existenziell, weil mangelnde Sexualität die inneren und äußeren Kräfte ins Ungleichgewicht bringt oder sogar staut. Was kann ich tun? Soll ich überhaupt was tun? Trennung?

      Wir interagieren doch miteinander – leben sozusagen gemeinsam die Krise! Das ist doch großartig! Heutzutage interessiert das kaum – da wird der Partner abgeschossen, wenn es Ersatz gibt oder es nicht mehr funktioniert. Dabei sind das alles Lebensphasen, die Wellenförmig verlaufen und uns lehren Wellen zu reiten. Es gibt in der ganzheitlichen