Ina Pohlmann

Suchtfaktor Liebe


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      Na super – Sexualtherapie! Wo Männer ja geradezu prädestiniert sind alles was mit Therapie zu tun hat als Psychoquatsch abzutun. Reden darüber geht schwer, mit Dritten geht gar nicht. Ihr habt ja auch Recht! Das ist doch schließlich unser Bier. Was soll’s, läuft halt nix mehr im Bett. Ist doch nicht so schlimm.

      Es soll ja auch noch andere Varianten geben, die die Beziehung wiederbeleben können sollen– offene Beziehung zum Beispiel. Das ist Klasse, wenn Dein Mann damit um die Ecke kommt! Super Sache, am besten Du noch mit Babybauch! Da hast Du keine Worte mehr und da ist dir eine Therapiemöglichkeit so was von egal. Da kannst Du direkt selbst hin.

      Was die Sexualität angeht gibt es schon schrille Ideen, wobei es nichts gibt was es nicht gibt. Ist schon OK, aber nicht mit mir. Da gelte ich lieber als verklemmt und verstockt, anstatt mir die psychologischen Defekte meines Gegenübers im Rahmen seiner mangelnden Sensibilität allzu lange weiter anzutun. Das soll es geben.

      Oder Du bist auf einmal nicht mehr erotisch, weil nicht mehr so schön wie früher. Mein Problem? Nein, kann es aber werden. Stell Dich nicht so an, Du hast doch schon ganz andere Sachen geschafft. Ja, mit dem Gedanken kann man sich immer rausziehen aus dem Schlamm. Ändert aber nichts an der Flaute im Bett. Wir müssten wieder Spaß aneinander haben, unvoreingenommen und offen und durchlässig sein. Und ganz nebenbei – lustig darf es auch sein und herzlich lachen dürfen sollte man schon. Humor ist erotisch, er muss nur derselbe sein. Irgendwie lernt man ja jemanden kennen, man flirtet, lacht, verliebt sich… und die Dinge nehmen ihren Lauf. Selten beginnt es mit Tränen und Problemen, kein guter Start, soll es aber geben.

      Werbung

      Ich möchte schließlich einen verständnisvollen Mann, der auch zuhören kann. Ja aber doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und in den ersten 10 Minuten direkt abchecken wollen, ob Haus, Heirat und Kinder gewollt und damit direkt in greifbare Nähe rücken. Überrumpelungstaktik ist interessant, allerdings würde ich nicht allzu viel auf die Antworten bauen. Eine Frau gilt als Neuerwerbung – sie will umworben sein. Er auch.

      Eigentlich bin ich hierfür die Falsche, weil ich darin nie sehr gut war. Ich ging immer geradeaus und direkt drauf zu, ohne Umschweife Kontakt mit vielen Sinnen, um die Antworten auf meine provokative Fragen und Aktionen direkt zu analysieren. Hat den Vorteil, dass mein Gegenüber nicht damit rechnet und meist sehr authentisch reagiert, schon mal auch irritiert die Flucht ergreift. In den meisten Fällen kam ich drum herum umworben werden zu müssen, da es mir sehr unangenehm ist und ich dann gerne peinlich berührt reagiere. Sicherlich ist das ein Kriterium, das Männer ganz reizvoll finden. Ich nicht. Es ist mir peinlich, wenn ich umworben werde. Warum eigentlich? Weil es mir unangenehm ist so Mädchenhaft zu erröten. Das bringt mich aus der Fassung und da ist doch lieber der Mann das Opfer. Letztlich ist es egal, wer wen umwirbt. Oder nehme ich Dir etwas weg, das Du für Deine männliche Identifikation benötigst? Dein männliches Hirschtum, der Gockel, der Hengst. Ich gebe Dir Tiernamen, sieh an. Gehört womöglich auch zum vorherigen Kapitel.

      Ohne Umwege zum Ziel – Werbung bedeutet anpreisen, sich selbst. Oder heißt es eher - Du willst mich haben! Da habe ich wohl mein Leben lang etwas falsch verstanden und dann wundere ich mich, dass die Traumprinzen zum Albtraum mutieren. Nun gut, ist ein wenig übertrieben. Aber da möchte ich das Spielchen umgehen und mache es meinem Auserwählten einfach und dann erwische ich die absolute Mogelpackung.

      Du hast nur nicht richtig hingeschaut – offensiv ist eben doch nicht immer der Weg. Vor allem, wenn man dadurch die weibliche Intuition nicht spürt. Diejenigen, die umwerben, sind uninteressant. Wie schade, das wären sicher die Traumprinzen gewesen! Ich kenne unzählige interessante na sagen wir mal Kennenlerngeschichten. Aus den plötzlichen unerwarteten Zusammenkünften sind die langfristigsten der mir bekannten Beziehungen geworden.

      Ich werbe doch nur, weil ich es nötig habe, es reizvoll finde, gerne spiele. Und da sind wir nun bei dem mittlerweile Lieblingsspielplatz der Erwachsenen, den Werbeplattformen der Single-Überdrüssigen und der nicht nur oder ausschließlich feste Beziehungssuchenden. Das Internet, ein Spielfeld der Superlative und auch der passiven Exekutive, in der jeder finden kann was er sucht, sofern er sich auf die Spielregeln einlässt.

      Von wegen, hier kann jeder alles und keiner nichts. Hier sind nur die allerbesten Exemplare vertreten, auf den Straßen läuft nichts Adäquates mehr herum. Ja, glaub ich’s denn noch? Sind wir nicht alle von der Straße, oder muss ich mich jetzt auf die interaktive Welt der Matrix einlassen, die da Absolut erscheint? Geht nichts mehr ohne Netzwerk oder organisierte Partnerbeschaffung, Flirtinitiative oder one-night-dates? Ich bin begeistert! So weit haben wir es gemeinsam gebracht, dass Leute lieber abends auf der Couch versuchen Börsen zu hacken, um interessante Bekanntschaften für ihre vielfältigen Interessen zu daten. Wir lassen uns in matching points kategorisieren und über Persönlichkeitsprofile und deren Analysen gegenseitig zuordnen, was nun wie zu wem und warum passt. Ein Vorgehen, das uns dazu veranlasst unsere Visualität unserem Gespür vorzuziehen. Zumal es recht einseitige Darstellungen unserer eigenen Person für eine andere sind. Was will der andere von mir, damit er mich will? Was gebe ich Preis, was verschweige ich vorerst? Was macht mich attraktiv für den anderen? Diese Fragen und noch viele mehr treiben uns um. Und warum?

      Nur damit wir das bekommen, was wir wollen – einen Mann, eine Frau, Liebe, Sex. Man muss der Typ dafür sein, sich auskennen, modern und aufgeschlossen die Hosen runter lassen. Macht nur keiner. Selten. Also was ist es dann anderes als tanzen gehen? Nur da habe ich den Vorteil die Anziehung zwischen zwei Menschen zu spüren. Ich befürchte, dass uns genau diese Fähigkeit immer mehr abhanden geht und wir nach Alternativen forschen. Absurd zu glauben, dass das wirklich dauerhaft funktionieren kann, ohne dass wir abstumpfen zu Individuen, die sich alles vorkauen lassen, weil ihr Gefühl sie zu oft betrogen hat. Wer hat hier wen betrogen. Vielleicht wollen wir aber genau das? Anstatt sich selbst zu bearbeiten und das richtige Gespür für die Liebe zu entwickeln oder wieder zu entdecken, ziehen wir uns lieber auf die vermeintliche Tatsache zurück, dass ab einem gewissen Alter das Feld abgegrast ist, die meisten sich nur noch als Getretene und als Resultat ihrer eigenen Erfahrungen wahrnehmen, oder aber einfach nur zu faul sind das Feld selbst wieder aufzurollen. Habe ich was vergessen? Seht es mir nach, es ist ja auch allzu verwirrend selbst zu urteilen.

      Die Jungen müssen In sein, weil sie ansonsten am social network, ihrem neuen sozialen Leben, nicht mehr teilnehmen und das ist ein fundamentales Glied der neuen Lebenskette. Sehr traurig, dass wir Erwachsenen uns diesbezüglich für unsere Heranwachsenden nicht besser schlau machen, um Ihre Oase zu bilden für diese ganze irreale Welt, die längst schon zwingend ein Teil ihrer eigenen Realität geworden ist. Das ist ziemlich armselig, zumal uns das Lieben keiner abnehmen kann. Wer In sein will muss leiden?

      Im Netz in allen Belangen schön zu sein ist ein absolutes Muss, um Shit-Storms zu vermeiden. Mobbing auf höchstem internationalem Niveau. Und das wird jetzt noch kultiviert. Wir sind doch so offen und frei, frei andere in ihre Schranken zu weisen und öffentlich zu denunzieren, bloßzustellen oder auseinander zu nehmen?

      Das ist zwar nur eine der vielen Seiten der Medaille, aber darauf musst Du erst mal vorbereitet werden und sein, damit Du nicht in Fettnäpfe trittst, ungewollte Fehler passieren, nicht wieder gut zu machende Aktionen Dir und anderen das Leben schwer machen. Ein Exkurs in die interaktive Unwirklichkeit, die wir in unsere Realitäten transportiert haben.

      Es gibt viele Erfolge in den Börsen – das ist nicht abzustreiten, aber sollte es dann nicht so geschehen? Und haben die meisten den oder die Partnerin nicht relativ schnell gefunden? Jemand, der sich über Gebühr lange in diesen Foren aufhält, der möchte sich dort aufhalten oder seine Werbekampagne ist unzureichend. Aber was rede ich denn da, sind es nicht alles nur Vorurteile? Na und? Die gibt’s doch nun mal auch und sie sind Teil unseres Erlebens. Lässt das nicht auch Rückschlüsse ziehen auf das Klientel, das sich dort bewegt – in den Portalen dieser Welt und auch auf den Straßen? Pro und contra? Nur weil ich eine gute Erfahrung damit gemacht habe, ist es auch auf Dich übertragbar? Nö.

      Nachdem ich mich nunmehr selbst wieder einige Tage in Partnerbörsen des Internets herumgetrieben, gestöbert, angemeldet, zurechtgefunden