Isabella Kniest

In Your Arms


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über die 35-jährige Mutter, welche ihre drei Kinder, ihre eigene Mutter, ihren Bruder sowie sich selbst erschossen hat.

      (Das vollständige Interview ist nachzulesen auf: http://www.krone.at/oesterreich/gerichtspsychiater-sie-hat-aus-liebe-getoetet-familiendrama-in-noe-story-542140)

      Herr Reinhard Haller gab dazu an: »Zu 90 Prozent stehen aber schwere Depressionen dahinter.«

      Ehe ich genauer auf seine Aussagen und Einschätzungen gehe, möchte ich erst einmal erklären, was man unter Depressionen versteht. Dazu zitiere ich aus Wikipedia:

      »Die Depression (von lateinisch deprimere „niederdrücken“) ist eine psychische Störung. Typisch für sie sind gedrückte Stimmung, negative Gedankenschleifen und ein gehemmter Antrieb. Häufig gehen Freude und Lustempfinden, Selbstwertgefühl, Leistungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben verloren. Diese Symptome treten auch bei gesunden Menschen zeitweise auf. Bei einer Depression sind sie jedoch länger vorhanden, schwerwiegender ausgeprägt und senken deutlich die Lebensqualität.«

      Des Weiteren möchte ich anmerken, mich mit Depressionen sehr gut auszukennen, da ich selbst an dieser Krankheit leide (mehr darüber erfahren Sie im Anhang). Was ich im Nachstehenden geschrieben habe, sind meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen – keine nachgeplapperten Meinungen irgendwelcher Ärzte.

      Nun aber zur vollständigen Aussage Herrn Hallers:

      »Krone« (Interviewer): Ein Verbrechen schockt Österreich: Eine Mutter hat ihre Kinder, ihren Bruder und ihre Mutter getötet. Was geht in so einem Menschen vor?

      Reinhard Haller: »Es handelt sich um einen erweiterten Suizid. Er geschieht aus Liebe und nicht aus Rache wie bei Männern, die im Zuge einer Trennung ihre Familie als todsichere Konsequenz auslöschen. Außerdem muss man schauen, ob die Frau nicht an Wahnvorstellungen litt. Zu 90 Prozent stehen aber schwere Depressionen dahinter. Diese Menschen sind verzweifelt, wissen nicht mehr weiter, da nehmen sie jene mit, die sie lieben, in eine bessere Welt.«

      Gut. Herr Haller erwähnt Wahnvorstellungen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch dann wirft er diese hirnverbrannte, fatale Deduktion in den Raum, wohin solche Täter zu 90 Prozent an schweren Depressionen leiden.

      Und ab da nimmt die Katastrophe seinen Lauf.

      Bedauerlicherweise liegt nicht nur Herr Haller diesem Irrtum auf. Dutzende selbst ernannte Experten schleudern mit solchen Unwahrheiten durch die Gegend, verängstigen die Bevölkerung und grenzen damit ganze Menschengruppen aus.

      Warum?

      1. Weil durch ein solches Statement die Taten eines Irren bagatellisiert, und 2. (und das ist das weitaus schlimmere Übel) depressive Menschen mit Psychopathen auf eine Stufe gestellt werden.

      Gleichgültig, ob wir es nun mit einem Amokfahrer, einem traumatisierten Flüchtling oder einer Mutter zu tun haben, die ihre Familie auslöscht – Depressionen sind nicht der Auslöser für solch schreckliche Taten!

      Wer unter schweren oder auch nur mittelschweren Depressionen leidet, schafft es üblicherweise nicht einmal aus dem Bett, geschweige denn vermag er es, einen Plan auszuhecken, indem es darum geht, so viele Unschuldige wie möglich mit sich in den Tod zu reißen.

      Ein Mensch, der an Depressionen leidet, ist viel zu sehr damit beschäftigt, über seine Probleme zu sinnieren (siehe Wikipedia). Depressionen nötigen dich, über immer dieselben Dinge nachzudenken, die dich verletzt haben, wodurch dein Gehirn einer ständigen Dauerbelastung ausgesetzt ist. Das kann man sich wie bei einem Computer vorstellen: Die CPU ist im roten Bereich, aber die Programme kann man einfach nicht mehr beenden. Sie laufen weiter und weiter. Da hilft nicht einmal ein Strg+Alt+Entf.

      Dies ist bereits ein Grund, weshalb depressive Menschen keine Energie zur Verfügung haben, um zum Beispiel komplexe Attentate zu entwickeln und in weiterer Folge auszuführen.

      Überspitzt ausgedrückt müssten nach Herrn Hallers Aussage (und einigen anderen Experten) viele depressionskranke Menschen also mit einer Kalaschnikow durch die Gegend rennen und Leute erschießen.

      Klingt das logisch? Nein? Eben!

      Wie dem auch sei. Kommen wir zu einer weiteren Aussage, die Herr Haller tätigte: »Sie sind oft depressiv und wollen ihre Liebsten in eine vermeintlich bessere Welt mitnehmen.«

      Das ist völliger Bullshit!

      Täter, welche dutzende Menschen töten, vergewaltigen oder auf andere Weise Leid zufügen, haben weitaus größere Probleme als eine Depression.

      Natürlich, manche dieser Personen können auch unter Depressionen leiden. Bei der Suche nach der Ursache sollte das Hauptaugenmerk aber (wie von Herrn Haller richtig angemerkt) auf Wahnvorstellungen gelegt werden. In manch seltenen Fällen könnte sogar eine völlig verzerrte Persönlichkeitswahrnehmung vorliegen, hervorgerufen durch falsche Erziehung, Medikamente, ja womöglich sogar eine physische Ursache, wie ein Gehirntumor. Ausgeschlossen kann jedoch werden, dass Täter allein aufgrund Depressionen andere Menschen töten.

      Info: Wenn Depressionskranke sich umbringen wollen, dann tun sie dies alleine.

      Es ist eine bodenlose Frechheit, durch solcherlei Falschaussagen vermeintlicher Experten Menschengruppen an den Rand der Gesellschaft zu drängen – Menschen, die ohnehin am Ende sind. Menschen, die nichts mehr als Liebe und Verständnis brauchen. Menschen, die jeden Tag um ihr Leben kämpfen.

      Kurz und knapp: Depressive Personen sind keine Psychopathen!

      Ja, es ist großteils eine psychische Erkrankung (Untersuchungen haben längst belegt, dass das Gehirn sich in physischer Weise bei einer Depression verändert – nicht nur die Gehirnströme. Des Weiteren können Depressionen durch hormonelle Schwankungen ausgelöst werden). Ja, es verändert die Persönlichkeit – man zieht sich zurück, spürt keine Freude mehr, fühlt sich schlapp, manchmal zum Teil sogar aggressiv. Doch letztlich ist es eine Krankheit, die man alleine mit sich selbst ausfechtet.

      Eine Depression ist eine schreckliche Krankheit, die vom Erkrankten wie von seinem Umfeld alles abverlangt. Ich sehe diese Krankheit als ein Äquivalent zu Krebs. Denn genau wie Krebs fangen Depressionen langsam zu wachsen an. Sie fressen sich durch deine Psyche – so lange, bis du den Schmerz nicht mehr erträgst.

      Menschen, die noch niemals an dieser Krankheit gelitten haben, können sich die Qualen niemals vorstellen, mit welchen Depressionskranke zu kämpfen haben. Wenn Herr Haller selbst einmal an einer Depression gelitten hätte – da bin ich mir sicher – würde er niemals mehr einen solchen hirnverbrannten Mist von sich geben.

      Anstatt depressive Leute also als Psychos abzustempeln, sollte besser jeder Einzelne sich an die eigene Nase fassen. Neben Trennungen, Todesfällen, anderen körperlichen und psychischen Erkrankungen, sowie Jobverlust sind Mobbing und der gefühlskalte Umgangston, welcher in unserer Gesellschaft vorherrscht nämlich einer der Hauptgründe, weshalb Depressionen überhaupt erst ausgelöst werden.

      Also nochmals: Depressionen machen Menschen nicht zu Psychopathen. Das haben sie nie, und das werden sie nie!

      Und zu dieser 35-jährigen Frau aus Niederösterreich: Über eine Tote kann man nicht mehr urteilen. Darum ist es umso wichtiger, sich um noch lebende Täter zu kümmern und deren Psyche zu studieren, ehe man mit falschen Vermutungen um sich wirft und damit die Gesellschaft vergiftet!

      Und nun viel Spaß mit dem ersten Teil von »In Your Arms«.

      Um Missverständnissen vorzubeugen, hier einige wichtige Informationen für jeden potentiellen Leser:

      Erstens.

      Ich bin Selfpublisher. Korrektorat, Lektorat, Coverdesign, Buchsatz, eBook-Gestaltung, Kapitelverzierungen – alle diese Arbeiten werden ausschließlich von mir selbst durchgeführt. Für ein fehlerfreies Buch kann ich somit nicht garantieren. Dafür jedoch einer jeden Seite, einem jeden Kapitel, einem jeden niedergetippten Wort, einer jeden Szene und Aussage