Katie Pain

NEW PASSION


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kaum. Und dann existiert da noch die Uneinigkeit zwischen meiner Dominanz und meiner Unterwürfigkeit. Am Sonntag habe ich beides gespürt. Es wird darauf hinaus laufen, dass ich eine Switcherin bin … Nur sollte es nicht so sein, dass man entweder das eine oder das andere ist? Beides bei ein und derselben Person zu fühlen, scheint ungewöhnlich zu sein.

      Was mir noch mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass ich mir bei der Selbstbefriedigung Schmerzen zugefügt habe. Ein klein wenig masochistisch bin ich anscheinend doch …

      Es fällt mir schwer, mich damit zu identifizieren, da ich solche Praktiken damals abgelehnt habe und nicht nachvollziehen konnte, wie man so etwas überhaupt toll finden kann.

      Ich bin gespannt, wie ich mich weiterentwickeln werde, was weiterhin über mich und meine Sexualität herauszufinden ist. Die Reise ist noch lange nicht zu Ende.

      Den restlichen Tag ruhe ich mich aus; verwende regelmäßig die neuen Wundermittel meiner Mom, die tatsächlich dafür sorgen, dass meine Blase zumindest nicht schlimmer wird. Hoffnung keimt in mir auf, dass ich nicht zum Arzt gehen muss.

      Ein paar Stunden später bekomme ich eine Antwort von Liam, mit der ich mich zufriedengebe. Natürlich ist sie kurz gehalten …

       Mach dir keine Sorgen. Ich manipuliere dich nicht. Halt nur im Spiel.

       Okay, dann ist ja gut.

      Und damit ist das Thema erst mal durch. Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst vor der Wahrheit, was es mit diesem Herz auf sich hat. Dementsprechend verschiebe ich diese Frage auf einen späteren Zeitpunkt.

      Am darauffolgenden Tag fragt Liam, ob ich Lust habe, mich mit ihm im Schweinske zu treffen, da er soeben den Arbeitsvertrag im Krankenhaus unterschrieben hat. Nur sind Sophias Eltern zu Besuch und mit meiner Blasenentzündung möchte ich mich lieber ausruhen. Sie ist besser geworden – bilde ich mir zumindest ein. Es ist schon krass, dass ich nicht alle fünf Minuten zum Klo muss, sondern nur alle paar Stunden. Beinahe normal.

      Er hat Verständnis für meine Absage und schreibt, dass er ab nächster Woche von Dienstag bis Freitag immer vormittags arbeitet und wir uns danach treffen könnten.

      Eigentlich kann da keine andere Frau zwischen uns stehen, wenn er mich so oft sehen möchte … Dennoch bleibe ich skeptisch und antworte, dass wenn es mir passt, wir uns gerne treffen können. Fest zusagen tue ich da nichts.

      Heute, am 27.08.15, schreibt Liam mir wieder und fragt nach einem Treffen. Da ich befürchte, dass er mich bald nicht mehr fragen wird, wenn ich ihn erneut versetze, sage ich zu.

       Dann sei um 17 Uhr am Dammtor. Da sammle ich dich ein.

       Alles klar.

       Ich freu mich! Bis später.

       Ich mich auch!

      Ich gebe Toni Bescheid. Nicht, dass sie unsere Freundschaft irgendwann infrage stellt, wenn ich ihr immer erst hinterher schreibe, was bei mir so los war.

      Sie wünscht mir viel Spaß. Ein wenig aufgeregt bin ich, weil ich überhaupt keine Ahnung habe, was ich heute mit ihm erleben werde.

      Beim Parkplatz hinter dem Bahnhof, wartet er bereits auf mich. Ich brauche nur zusteigen.

      „Hey, Kleine. Alles gut?“

      „Hi, ja, alles ok. Bisschen habe ich noch mit meiner Blase zu kämpfen. Ich hoffe, ich muss gleich nicht plötzlich aufs Klo“, bereite ich ihn darauf vor, dass das definitiv passieren kann. Ich habe aber extra wenig getrunken.

      „Haha. Wäre auch kein Ding. Dann würde ich eben irgendwo ranfahren. Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht.“

      Ich schlucke schwer.

      „Ok …“

      „Welche willst du zuerst hören?“, überlässt er mir die Entscheidung.

      „Die schlechte“, wähle ich.

      Geht er doch bald wieder nach Österreich? Oder ganz woanders hin?

      „Ich habe eben spontan einen Job reinbekommen. Wollte dir aber nicht absagen, weil du mit Sicherheit schon auf dem Weg warst. Habe jetzt nur so 45 Minuten Zeit und muss noch etwas in einem Baumarkt besorgen. Da es sich um einen Gefallen für einen Freund handelt, kann ich dich leider nicht mitnehmen. Hoffe, bist jetzt nicht zu sehr traurig …“ Er streichelt mir über meinen Kopf.

      „Oh. Das ist schade. Aber lässt sich nun mal nicht ändern“, sage ich trocken, ohne mir meine kleine Enttäuschung anmerken zu lassen, die schnell verfliegt. Es ärgert mich eher, dass ich den langen Weg auf mich genommen habe und diesen gleich wieder antreten darf. Welche Zeitverschwendung! Aber nun gut. Jetzt bin ich hier. Ich könnte natürlich direkt aussteigen und zurückfahren, aber das finde ich unhöflich.

      Außerdem hat Liam den Motor gestartet und fährt los.

      „Nächstes Mal habe ich dann wieder mehr Zeit für dich“, beschwichtigt er mich.

      „Alles gut. Und die andere Nachricht wäre dann?“

      Immerhin geht er nicht wieder ins Ausland …

      „Ich habe eine Wohnung! Ein WG Zimmer in einer leerstehenden Wohnung. Ab September. Nur für zwei Monate, aber in der Zeit kann ich mir was Eigenes suchen. Mit Lars geht das nicht mehr klar. Der terrorisiert mich auf WhatsApp. Schreibt mir ständig, dabei sehen wir uns ja jeden Tag.“

      „Das ist klasse! Haha. Der markiert dich auch ziemlich oft auf Facebook in irgendwelchen Beiträgen.“

      „Ja. Ich freue mich auch. Das stimmt … Schon krass, wie abhängig er von mir ist.“

      „Na, das hat dann bald hoffentlich ein Ende“, lache ich.

      „Mal sehen. Noch arbeiten wir zusammen …“

      „Stimmt.“

      Dann schweigen wir. Der nächste Baumarkt liegt nicht um die Ecke. Hauptsache, ich muss von dort nicht nach Hause fahren. Dann wäre ich echt sauer.

      „Und sonst? Gibt es was Neues? Irgendwelche komischen Männer, die dir auf darkroom geschrieben haben?“, fängt er ein neues Gespräch an.

      „Nein. Momentan hält es sich in Grenzen. Sind glücklicherweise auch Ausnahmen, was merkwürdige Nachrichten angeht.“

      Was mich an eine wirklich unheimliche Unterhaltung mit einem Mann erinnert …

      Er ist devot und hat bei mir ein offenes Ohr für seine Neigung und Wünsche gefunden. Wenn mir jemand höflich schreibt, dann kann ich nicht unfreundlich zu ihm sein. Vor allem nicht, wenn ich das Gefühl habe, derjenige fühlt sich einsam, weil er sich niemandem anvertrauen kann, ohne dass er direkt verurteilt wird. Natürlich ist das nicht mein Problem.

      Aber es ist auch kein Beinbruch, mir die Geschichte eines anderen Menschen anzuhören und ihm ein paar interessierte Fragen zu stellen, ihm zu vermitteln, dass ich mich bemühe, ihn zu verstehen und ihn nicht bewerte.

      Er war eine Herausforderung und hat mich an meine Grenzen gebracht. Als er anfing, sich zu wohl mit mir zu fühlen, sodass er mich treffen wollte, musste ich eine klare Grenze setzen. Ein Telefonat habe ich auch abgelehnt. Reicht man den kleinen Finger …

      Ich wollte mich real auf keinen Fall mit seinen Energien umgeben. Sein Wunsch ist es, jemandem bis zum Tod zu dienen. Er möchte wie ein Haustier gehalten werden. Das allein ist schon sehr extrem. Aber es kommt noch krasser. Es gleicht beinahe einer Geschichte aus einem Horrorfilm.

      Er wünscht sich jemanden, der ihm beide Arme und beide Beine amputiert, um jemandem völlig ausgeliefert zu sein. Er möchte wie Dreck behandelt werden. Erniedrigt, gedemütigt werden und elendig verrecken. Ich konnte nicht herausfinden, woher dieser Wunsch stammt. Er ist sich dessen selbst nicht bewusst.

      Er meinte, dass er diese Sehnsucht einfach tief in sich trägt. Ich bin mir sicher, dass er etwas aus früheren Leben in dieses mitgebracht hat, was es aufzuarbeiten gilt. Nach einer