Katie Pain

NEW PASSION


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die meine Blasenentzündung so gut wie weggezaubert haben. Noch fühle ich, dass sie nicht ganz weg ist, daher verwende ich sie weiter.

      Das bedeutet, dass es heute leider keinen Sex im Bett meines Ex-Freundes mit einem dominant-devoten Stripper geben wird. Schade. Das wäre ein schöner Rachefeldzug. Vor allem hat er endlich ein großes Schlafsofa für zwei Personen, welches er sich besorgen wollte, als wir zusammen waren, es aber nie getan und deshalb immer bei mir übernachtet hat. Heißt, wir konnten selten ausgelassenen Sex haben. Gut, wäre eh nicht wesentlich besser gewesen. Scheiße kann man nicht polieren. Trotzdem hat es mich geärgert, dass wenn ich mal bei ihm übernachtet habe, auf einer harten, schmalen Matratze auf dem Boden schlafen durfte. In seinem Einzelbett war es zu zweit viel zu eng.

      Als deren damaliger Sänger nach einer Partynacht mal bei ihm geschlafen hat, weil es zu ihm nach Hause keine gute Verbindung mehr gab, mussten wir uns in das kleine Bett zwängen, mit dem Resultat, keine ruhige Nacht gehabt zu haben. Man wachte ständig auf …

      Es ist irgendwie ein Klischee, dass manche Dinge mit einem neuen Partner plötzlich möglich sind. Immerhin profitieren Liam und ich nun davon.

      Als ich in der U-Bahn sitze, begleitet mich ein kleines schlechtes Gewissen. Mein Vater fand es gut, dass ich eine Lösung gefunden habe und hat mich nicht davon abhalten wollen, das durchzuziehen. Wenigstens haben wir uns nicht im Streit getrennt. Was ungünstig gewesen wäre, da ich morgen mit der Band meines Vaters unterwegs bin und wir somit den ganzen Tag zusammen verbringen werden.

      Ich weiß, dass David kein schlechtes Herz hat und mir nie mit Absicht wehtun wollte, daher hat er es natürlich nicht verdient, dass ich ihn jetzt nicht um Erlaubnis frage, aber Liams Wohlbefinden ist mir gerade schlichtweg wichtiger.

      Toni habe ich nichts erzählt, denn ich bin mir sicher, sie hätte mir davon abgeraten.

      Nein, auf eine Moralpredigt kann ich getrost verzichten. David hat mich damals dermaßen angelogen … Dagegen ist diese Lüge, diese Aktion nichts. Es verletzt ihn nicht. Das Einzige, was er tun müsste, wäre sein Bett frisch zu beziehen. Ob er mir in Zukunft noch vertraut, wäre mir egal. Mein Vertrauen benötigt er nicht mehr und ich nicht seines.

      Und würde er den Kontakt abbrechen, der eh kaum besteht, würde ich das definitiv verkraften können.

      Kurz bevor ich meine Zielstation erreicht habe, macht sich ein wenig Aufregung in mir bemerkbar.

      Auf meinen Handflächen bildet sich ein feuchter Film. Verstehen tue ich das nicht. Liam weiß, dass es keinen Sex geben wird. Wir übernachten bloß in der Wohnung meines Ex-Freundes.

      Wieso bin ich jetzt nervös? Es ist noch nicht mal eine vorfreudige Aufregung. Ähnelt eher dem Gefühl, gleich einen Vortrag halten zu müssen, auf dem man schlecht vorbereitet ist.

      Liam steht bereits am Ausgang und wartet auf mich. Schlagartig ist mein Lampenfieber verschwunden. Wirklich merkwürdig …

      „Hey, Kleine“, begrüßt er mich mit einem Küsschen links und einem rechts.

       Denkt er, dass eine Blasenentzündung ansteckend ist oder wieso bekomme ich keinen Kuss auf den Mund?!

      „Hi“, antworte ich knapp.

      „Mein Auto steht gleich da drüben.“

      „Alles klar. Bis zu David ist es nicht weit. Müssen nur schauen, ob wir dort einen Parkplatz finden.“

      „Mit einem Smart sollte das wohl möglich sein“, lacht er.

      „Auch wieder wahr“, schließe ich mich seinem Lachen an.

      Das erste Mal genieße ich den Vorteil eines Smartes. Normalerweise ärgere ich mich, wenn ich mit meiner Familie im Auto sitze und wir einen Parkplatz suchen … Immer kommt Freude auf, einen Parkplatz gefunden zu haben und im nächsten Moment folgt die Enttäuschung, weil ein Smart diesen belegt.

      Wir haben Glück und finden fast vor der Haustür eine Parkgelegenheit. Es fühlt sich komisch an, als ich unten die Eingangstür öffne. Hoffentlich kommen uns keine Nachbarn entgegen …

      Ungesehen huschen wir in Davids kleine Dachgeschosswohnung. Mir zieht ein gewohnter Geruch in die Nase. Muffige, verbrauchte Luft gemischt mit Männerdeo und Parfum.

      „Als erstes sollten wir lüften“, schlage ich vor.

      „Gute Idee!“ Liam schlüpft aus seinen Schuhen und geht in die Küche, als wäre er hier schon mal gewesen, um das Fenster zu öffnen. Ich widme mich dem Schlafzimmerfenster. Da es zu sehr zieht, schließt Liam das andere Fenster direkt und kommt zu mir. Mir fällt auf, dass er gar keine Sachen dabei hat …

      Keine Zahnbürste, keine frische Unterwäsche. Hauptsache, er kommt nicht auf die Idee, Davids Zahnbürste zu missbrauchen, aber die sollte er wohl mitgenommen haben.

      Ich lege eine einzelne Socke, die mitten auf dem Bett liegt, ans Bettende. Morgen früh muss ich daran denken, sie zurückzulegen. Obwohl ich ziemlich oft in dieser Wohnung war, fühle ich mich wie eine Einbrecherin.

      Hier hat sich, bis auf das Schlafsofa, kaum etwas verändert. Selbst der Mülleimer hinter der Tür ist wie damals bis zum Rand mit verbrauchten Taschentüchern beziehungsweise Klopapier gefüllt. Auf seinen Wichstuchmülleimer habe ich ihn mal angesprochen, als wir mit der Band und ein paar weiteren Leuten Silvester bei ihm gefeiert haben. Der war selbst, als Besuch da war, bis oben hin voll.

      Es war nicht in Ordnung von mir, ihn vorzuführen, aber ich fand es witzig damals.

      Eigentlich geht er mit seiner Sexualität ziemlich offen um, daher weiß ich gar nicht, warum es ihm in dem Moment peinlich war. Vor allem wissen seine Jungs, dass er gerne Pornos guckt.

      Liam setzt sich zu mir aufs Bett.

      „Ich muss eben das Zäpfchen nehmen … wegen meiner Blasenentzündung. Dafür muss ich mich ungefähr dreißig Minuten auf den Bauch legen“, kläre ich ihn auf.

      „Alles klar. Kein Problem. Ist es immer noch schlimm?“

      „Nein, ist so gut wie weg. Ich nehme es aber vorsichtshalber weiter.“

      Ich hätte vermutet, dass er enttäuscht ist, dass wir keinen Sex haben können. Den Eindruck macht er überhaupt nicht.

      Ich gehe ins Bad und führe mir dort das Wunderzäpfchen ein. Mich durchfluten Glücksgefühle bei dem Gedanken, dass ich kein Antibiotikum mehr brauchen werde. Ich besprühe noch eben Blasen- und Nierengegend und gehe dann zurück zu Liam und lege mich neben ihn auf den Bauch. Er redet und erzählt mir Dinge, die mich nur mäßig interessieren. Lästert ein wenig über Lars … erzählt von seinem Training, von seinem Job in der Bar und seiner baldigen Tätigkeit im Krankenhaus. Währenddessen könnte er mir ruhig den Rücken kraulen, denke ich. Wäre ich nur besser darin, meine Bedürfnisse zu äußern …

      Stattdessen hoffe ich darauf, dass Liam meine Gedanken lesen kann. Vergeblich. Er jedoch hat überhaupt keine Hemmung, seinem Bedürfnis nachzugehen. Nach einer kurzen Gesprächspause greift er sich in die Hose und massiert seinen Schwanz. Wie zum Teufel kann er einfach so geil sein? Unser Gespräch war in keiner Weise sexuell ausgelegt. Mein Po, der in die Höhe ragt, kann auch nicht dafür verantwortlich sein, denn seine Augen haben ihn bisher ignoriert. Es scheint schlichtweg an seinem ausgeprägten Triebgefühl zu liegen. Für mich kaum nachvollziehbar. Es ist in Ordnung für mich, wenn er sich jetzt hier neben mir einen runterholt. Zwar ist das ein wenig ungewöhnlich, dass ich daneben liege, ohne etwas beizusteuern, aber mit geschmolzenem Zäpfchen in mir drin und noch nicht gänzlich verflogener Entzündung, bleibt mir nichts übrig, als vernünftig zu sein. Dabei hätte ich schon Lust, mal wieder normalen Sex mit ihm zu haben. Sex im Bett meines Ex … Schon makaber genug, dass mein Liebhaber es sich gerade besorgt.

      Jedenfalls war ich naiv, als ich dachte, ich bräuchte nichts beizusteuern.

      „Würdest du mir einen blasen? Wenn du wieder gesund bist, revanchiere ich mich. Versprochen!“, bittet er mich.

      „Na gut“, stimme ich zu, weiß aber, dass Liam sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht