Jedes Wochenende bangen, dass er nicht fremdgeht. Klingt vielversprechend …
Ich dürfte ihn bestimmt oft begleiten. Das letzte Mal hat das total viel Spaß gemacht. War ein unvergesslicher Abend.
Ein paar coole Abenteuer würdest du mit ihm mit Sicherheit erleben, aber er würde dich nicht immer dabei haben wollen. Er ist ein Mann und selbst wenn er behauptet, nicht im Mittelpunkt stehen zu wollen … er will es. Er mag das Gefühl, begehrt zu werden. Und wenn du ihn dann siehst, wie er mit anderen flirtet, während du an der Seite stehst, in seinem Schatten, wird es dich triggern. Es wird dich an die Zeit mit David erinnern und du wirst dich scheiße fühlen.
Du bist ganz schön pessimistisch … aber du bist die Stimme, die mich davon abhält, mir alles wieder zu schön zu reden. Die Gefahr ist groß, dass ich manche Fehler erneut begehe. Ich handle in gewissen Momenten aus dem Gefühl heraus, ohne meinen Verstand zu benutzen …
Ich weiß. Obwohl ich dich noch nicht so lange kenne … Ich passe auf dich auf, aber letztendlich wirst du immer die für dich richtigen Entscheidungen treffen und egal, welche Konsequenzen das mit sich ziehen wird, ich bin für dich da!
Toni, ich hab dich verdammt lieb! Du weißt, dasselbe gilt auch für dich. Ich stehe immer hinter dir.
Ich weiß, Mel.
<3
Es ist Freitagabend. Liam hat dank Lars ein Problem und ich fühle mich verantwortlich, ihm zu helfen.
„Papa?“, frage ich mit dem Unterton, dem man sofort anhört, dass ich etwas möchte, von dem ich befürchte, dass er es nicht erlauben könnte.
„Was gibt’s?“ Er schaut von seinem Bildschirm hoch und man sieht in seinem Gesicht, dass er nichts Gutes ahnt. Zu doof, dass Mom das Wochenende über weg ist … Das erste Mal seit Jahren, ist sie alleine unterwegs. Auf einem Seminar. Im Süden Deutschlands. Gerade jetzt, wo ich ihre Unterstützung gebrauchen könnte.
„Liam hat für die Nacht keinen Schlafplatz. Kann er heute bei mir schlafen?“ Ich kenne meinen Vater und weiß, dass wenn er nicht gut drauf ist, er gerne Nein sagt. Und momentan ist eine dieser Phasen.
„Nein. Ich will ihn nicht hier haben.“ Als hätte ich es angezogen …
„Aber damals durfte der Typ, den ihr gar nicht kanntet, doch auch hier schlafen. Warum darf Liam jetzt nicht hier übernachten? Er muss die Nacht sonst im Auto verbringen …“ Ich gebe mir große Mühe, mein Temperament zu zügeln und nicht zu zickig zu klingen.
„Weil ich es nicht will. Ich mag seine Energie nicht.“
„Ich kann mich noch daran erinnern, wie du gesagt hast, dass du ihn magst und ihr habt euch total lange unterhalten …“, gebe ich nicht auf.
„Dennoch will ich nicht, dass er in meiner Wohnung schläft, auf meine Toilette geht und mein Wasser verbraucht!“ Diese Argumentation lässt Wut in mir hochkochen.
„Das ist doch albern. Morgen früh würde er wieder gehen. Du würdest gar nicht mitbekommen, dass er hier war.“
„Nein heißt Nein“, bleibt er stur.
Ohne noch etwas zu sagen, stampfe ich die Treppenstufen hinunter und mache meine Zimmertür so zu, dass man hört, wie scheiße ich das alles gerade finde. Ich fühle mich zurück in meine Pubertät versetzt.
Tut mir leid. Mein Vater will nicht, dass du hier schläfst. Mich pisst das gerade total an. Wird Zeit, dass ich ausziehe!
Hey, kein Ding! Ich will nicht, dass du wegen mir mit deiner Familie streitest. Ich penne dann halt im Auto. Passt schon. Sei froh, dass du nicht alleine bist und keine Mietkosten zu tragen hast.
Ich ertrage diese Negativität aber nicht mehr. Und dass ich nicht entscheiden darf, wer in meinem Bett schläft … Mein Vater freut sich bestimmt darüber, seine Macht ausspielen zu können. Vor allem kann ich seine Argumentation nicht nachvollziehen. Er lässt nur seine schlechte Laune an mir aus. Ich überlege mir was. Du musst nicht im Auto schlafen …
Ich finde das echt süß von dir … Lars ist ein Arschloch. Er war neidisch auf mich, dass wir beide am Sonntag bei ihm waren und Spaß hatten und jetzt hat er sich auf Krampf eine hässliche Alte ans Bein genagelt und da sie heute ein Date bei ihm haben, kann ich jetzt sehen, wo ich bleibe.
Ein Freund, der mit dir in den Konkurrenzkampf geht, ist kein wahrer Freund …
Mich nervt der Typ eh nur ab … aber bald hat das ja ein Ende. In ein paar Tagen habe ich mein eigenes Zimmer.
Ich überlege, wie ich Liam helfen kann. Ich will heute nicht hier bleiben. Ich muss raus. Und sei es, dass wir beide zusammen in seinem Auto pennen. Kurz überlege ich, Toni zu fragen, aber mein Bauchgefühl rät mir davon ab. Plötzlich fällt mir die Lösung ein! Davids Wohnung! Er und Alina sind vor ein paar Tagen ins Ausland gefahren, um ihre Verwandten zu besuchen.
Und den Wohnungsschlüssel, den ich nach unserer Trennung für den Notfall, dass er Hilfe braucht oder er seinen Schlüssel verliert, behalten durfte, habe ich Josh gegeben. David weiß, dass er der neue Besitzer des Schlüssels ist. Nun werde ich ihn mir ausborgen müssen. Ich klopfe an seiner Zimmertür.
„Jaaa?“, dringt es durch das Holz.
„Hey, Bruderherz. Ich hab da was vor …“, beginne ich, ihm mein Vorhaben durch den leicht geöffneten Türspalt zu erzählen.
„Das wäre?“, fragt er nach.
„Liam hat keinen Schlafplatz für die Nacht … und da David weg ist …“
„Das willst du nicht ernsthaft machen, Mel?“, unterbricht er mich mit einem großen Grinsen im Gesicht.
„Doch. Ich wollte dich fragen, ob du mir Davids Schlüssel geben kannst“, fahre ich fort.
„Du bist verrückt! Wenn er das herausfindet, hänge ich mit drin.“
„Quatsch! Die Verantwortung liegt bei mir. Außerdem wird er es nicht bemerken. Wenn man nicht davon ausgeht, dass jemand in der Zwischenzeit in der Wohnung ist, wird es auch nicht auffallen, wenn vielleicht ein wenig Klopapier fehlt. Ich sage sonst, dass ich ihn mir einfach genommen habe. Dann bist du aus dem Schneider.“
„Hm. Na gut. Ich finds irgendwie cool, dass du das machst! Er schuldet dir eh was. Von daher kann er dir unwissentlich diesen Gefallen tun.“
„Das sehe ich ganz genauso“, stimme ich meinem Bruder zu.
Joshi überreicht mir den Schlüssel und wünscht mir eine gute Nacht.
Ich habe einen Schlafplatz!
Ach, echt? Wo denn?
Bei David. Er und seine Freundin sind weg. Die Wohnung ist also leer.
Und du hast ihn gefragt?
Nein. Ich habe erst überlegt, ob ich ihn frage und vielleicht würde er sogar Ja sagen, aber er könnte es auch verbieten. Wenn wir es einfach tun, wird es definitiv nicht auffallen. Tun wir es, obwohl er es nicht will, fällt ihm vielleicht etwas auf, weil er davon weiß …
Da hast du wohl recht. Wie du magst. Also ich freue mich, wenn wir zusammen die Nacht verbringen und ich nicht im Smart schlafen muss. Wo muss ich denn hinfahren?
Ich nenne ihm die Adresse.
Prima. Und wie lautet die nächste Bahn Station? Ich sammle dich dort ein.
Lattenkamp. Ich packe ein paar Sachen zusammen und fahre dann direkt los.
Ich freue mich. Bis gleich.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mich