Katie Pain

NEW PASSION


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meinen Gedanken die Tatsache widerhallt, dass Liam Probleme mit sich hat, drückt er meinen Helfersyndrom-Knopf. Schon habe ich das Bedürfnis, dafür verantwortlich zu sein, dass es Liam besser geht. Er glücklich und zufrieden ist.

      Trotz seines Egoismus, der mich stark an David erinnert, fühle ich in meinem Herzen, dass er kein schlechter Mensch ist. Er hat es definitiv verdient, geliebt zu werden und ein glückliches Leben zu führen.

      Dieses Chaos in mir ist kaum zu ertragen. Nun hoffe ich, dass es sich gleich ordnen wird.

      Es ist ein warmer, sonniger Tag; obwohl es für einen Augusttag wärmer sein könnte. Ich trage meine durchlöcherte Jeans und ein Top, welches an den Seiten tief ausgeschnitten ist, aber dafür das komplette Dekolleté bedeckt.

      Ich wünsche mir, dass er vor dem Gym bereits auf mich wartet, werde jedoch enttäuscht. Ich muss warten und ich weiß nicht mal, wo genau hier der Eingang beziehungsweise der Ausgang ist. Daher bleibe ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen. Den Smart scheint er woanders geparkt zu haben, denn ich konnte ihn nicht entdecken.

      Ich schaue auf mein Handy, um zu prüfen, ob er mir geschrieben hat, dass er ein wenig länger braucht. Nichts. Nach zehn Minuten werde ich hibbelig.

      Vielleicht hat er mich vergessen?, meldet sich meine Unsicherheit. Das wäre eine dieser Situationen, die ich nicht mit eingeplant habe.

      Doch im nächsten Moment wird dieser Gedanke verworfen. Ich erblicke Liam. Neben ihm geht ein tätowierter Typ mit Bart, der alles andere als Männlichkeit ausstrahlt. Er wirkt eher mollig als breit und trainiert. Hat ein rundes Gesicht, mit weichen Augen, die ihn leicht naiv und dümmlich wirken lassen.

      Die beiden nebeneinander zu sehen, fühlt sich für mich überhaupt nicht harmonisch an. Kontrastreiche Erscheinung. Aber Gegensätze ziehen sich vielleicht auch in Freundschaften an. Wenn das der Freund ist, der ihm den Job besorgt hat und bei dem er übernachten darf, dann nutzt Liam ihn möglicherweise nur aus? Würde ich ihm zutrauen.

      „Hey, Brownie! Wie geht’s?“, begrüßt er mich und umarmt mich. Es fühlt sich freundschaftlich an. Wenn ich ehrlich bin, bin ich enttäuscht, denn ich habe auf einen Begrüßungskuss gehofft. Ich korrigiere: Mein Dämon in mir hat darauf gehofft …

      Bis zu dem Zeitpunkt, als ich seinen Kumpel entdeckt habe, habe ich fest damit gerechnet, dass es einen Kuss geben wird.

      „Gut, gut und selbst?“

      „Auch. Training war hart. Du bist echt richtig braun geworden im Urlaub. Das ist übrigens Lars“, stellt er uns höflicherweise vor.

      Wir geben uns die Hand. Es macht den Eindruck, als wusste Lars nicht, dass sein Freund mit einer Frau verabredet ist. Er schaut mich zwar freundlich an, aber sein Blick verrät mir, dass er gerne weiterhin alleine Zeit mit Liam verbracht hätte. Ich hoffe stark, dass wir den Tag nicht zu dritt miteinander verbringen!

      Liam verabschiedet sich von ihm, als wir die Hauptstrasse erreichen und mir fällt ein Stein vom Herzen. Eine weitere Situation, die ich nicht mit eingeplant habe, löst sich in Luft auf.

      „Und? Wie war der Urlaub? Erzähl mal!“, fragt er mich, während ich ihm folge, weil ich keine Ahnung habe, wo wir nun hingehen.

      „Sehr schön und entspannt. Bin allerdings immer noch ein wenig angeschlagen. Wäre schon gewesen, wenigstens im Urlaub gesund zu werden.“

      „So ist das, wenn man nicht auf mich hört und einfach feiern geht“, sagt er streng, aber mit einem Grinsen im Gesicht.

      Darauf antworte ich mit meiner Zunge, die ich ihm frech entgegenstrecke. Da wir in der Öffentlichkeit sind, fühle ich mich sicher. Sein Blick verrät mir, was er gerade denkt. Wäre er nicht so vergesslich, würde ich meine Antwort später definitiv sehr bereuen.

      Wir gehen am Dammtor Bahnhof entlang und überqueren die große Kreuzung. Als wir vor der Jet-Tankstelle stehen, wechseln wir noch einmal die Straßenseite, gehen ein paar Meter hoch und dann bleibt Liam abrupt stehen. Denn dort steht sein Smart geparkt. Das Autofahren mit ihm habe ich sehr vermisst.

      Er begibt sich nicht auf die Fahrerseite, sondern durchdringt mich mit einem finsteren Blick.

      Ich schaue ihn fragend an. Woraufhin er sich vor mich stellt, auf mich zutritt und erst stoppt, als ich mit meinem Rücken gegen die Beifahrertür des Smartes gepresst werde.

      Nur wenige Zentimeter trennen unsere Gesichter und dementsprechend unsere Lippen voneinander.

      Mein kompletter Körper steht unter Hochspannung. Ich muss mich konzentrieren, zu atmen.

      Das sind genau die Situationen, die ich liebe … die ich bei David vermisst habe. Dieses Feuer zu entfachen, darin ist Liam wirklich gut. Seine Selbstsicherheit ist sexy.

      Ich erwarte, dass er jeden Augenblick beginnt mich zu küssen. Die Glut in unseren Augen lässt uns mit vollkommener Hitze umgeben. Leidenschaft entflammt in meinem Schoß, breitet sich langsam in meinen Adern aus, vermischt sich mit meinem unter Strom stehenden Blut.

      Körper und Geist stehen bereit, in Flammen aufzugehen. Doch es kommt anders als erhofft.

      Gerade noch schmückte ein leichtes Lächeln seinen finsteren Gesichtsausdruck; von der einen auf die andere Sekunde entweicht es ihm. Auf seinen harten, kalten Blick folgt eine noch härtere Handlung.

      Ich spüre, wie sich seine große, kräftige Hand fest um meinen Hals schlingt und mir die Luft zum Atmen nimmt.

      Im ersten Moment blicke ich mich reflexartig um. Wir sind mitten in der Stadt! Etwas weiter hinten kommt ein Mann auf uns zu. Ob er kommentarlos an uns vorbeigehen wird?

      Mein Fokus schweift dann aber zu Liams Gesicht hin. Meine Augen beißen sich an seinen fest; böse schaue ich ihn an. Mein Ego ist zu stolz, um Schwäche zuzulassen. Ich will mich nicht ergeben, auch wenn ich in diesem Moment offensichtlich total machtlos bin.

      Alles um mich herum wird schwammig, nehme ich plötzlich kaum noch wahr. Als wären wir völlig alleine. Die Wirklichkeit verblasst immer mehr, umso weniger Sauerstoff durch meine Lungen fließt.

      Leichte Panik kommt in mir auf und ich versuche, mich aus seinem Griff zu befreien. Meine Hand packt sein Handgelenk.

      „Sofort loslassen!“, sagt er nicht laut, aber bestimmend. Ich reagiere schlagartig, denn er drückt fester zu als zuvor. Meine Kehle schmerzt. Ich kann nichts sagen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht um Hilfe rufen.

      Ich spüre, wie sich meine Mimik verändert und die harte Schale langsam beginnt zu pellen. Flehend suche ich nach Gnade in seinen Augen.

      Er lockert seinen Griff, sodass ich wieder atmen kann. Tief sauge ich die mit Abgasen erfüllte Luft ein. Versuche schnellstmöglich mein Organ mit genügend Sauerstoff zu füllen, da ich befürchte, dass er jeden Moment wieder fest zupacken wird. Liam presst mich mit seinem Körpergewicht dichter an den Wagen.

      „Du weißt, warum ich das gerade tue?“, will er von mir wissen.

      Mein Verstand ruft mir zu: Nicke! Nicke! Verdammt nochmal! Aber was tue ich? Ich schüttle den Kopf. Mein Ego ist unvernünftig und lässt sich leider nichts sagen. Und wer darf darunter leiden? Ich. Sofort wird mir das Atmen verwehrt.

      „Falsche Antwort“, gibt Liam angesäuert von sich.

      Ich bin mir gerade tatsächlich nicht sicher, ob er wirklich sauer ist oder ob ihm mein Widerstand eigentlich doch gefällt. Jedoch hat die Vergangenheit gezeigt, dass er wohl nicht so sehr auf Herausforderungen steht. Er wünscht sich eine Sub, die durch und durch devot ist.

      Die wird er in mir nur nie finden. Eine weitere Unsicherheit sucht mich heim, obwohl ich gerade andere Sorgen haben sollte.

      Doch ich bilde mir ein, dass es gar nicht allein mein Stolz ist, den ich da gerade spüre. Es ist eher etwas anderes. Nur kann ich nicht deuten, welches Gefühl es ist.

      Liam lässt mir kurz Zeit, um Luft zu holen und zu antworten, aber da ich wissen möchte, welche Emotion er noch in mir auslöst, schweige ich.

      „Wir