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Inhalt
Prolog - Planet im Sterben
I - Jäger und Gejagte
I
II - Die Offenbarung des Wunders
XVII
XXVI
Prolog
Planet im Sterben
Beinahe hätte sie es übersehen!
Erst im allerletzten Moment nahm sie die kurze, unscheinbare Bewegung hinter einem der wenigen, noch halbwegs dichten Büsche etwa zehn Meter von ihr entfernt wahr. Und fast hätte sie sie trotzdem noch als Trugbild abgetan. Doch der Wind stand in diesem Moment günstig. Ausnahmsweise wehte er gerade nur leicht und strich sanft an ihr vorbei. Das allein aber hätte ihre Aufmerksamkeit noch nicht erregt, denn die Luft – einst rein und klar – war schwer und grau von dem Rauch, mit dem sie gesättigt war und stank doch schon so lange eigentlich nur noch nach Tod und Verwesung, dass es wahrlich kein Wunder gewesen wäre, hätte sie den Geruch von lebendigem Fleisch am Ende doch nicht wahrgenommen.
Absolut erstaunlich jedoch war die Existenz des kleinen, kaum einen Meter großen Amparii-Rehbocks, dessen einst dunkelgrünes, kurzes Fell längst verblichen war und sich dadurch kaum von dem blass-grünen Buschwerk hinter ihm abhob. Zwar schien er aufmerksam und sein kleiner, länglicher Kopf zuckte beständig in alle Richtungen, doch wusste sie um die Sehschwäche dieser Art, weshalb sie sich mehr auf ihr Gehör verließen. Die Ohren aber waren kaum in Bewegung, der Bock schien sich in relativer Sicherheit zu wiegen.
Das aber stimmte nicht, denn, wenn er gewusst hätte, dass sich keine zehn Meter von ihm entfernt in einer kleinen Senke ein doppelt so großes Urys-Wolf-Weibchen mit mächtigen Reißzähnen befand, hätte er sicherlich das Weite gesucht.
Normalerweise wäre es dazu jedoch nie gekommen, denn Urys-Wölfe – und hier ganz besonders die Weibchen - waren hervorragende Jäger und mit dem Erscheinen des Amparii-Bocks war dessen Tod eigentlich schon besiegelt. Doch mit der Invasion der außerirdischen Aggressoren hatte sich die Natur auf immer drastischere Weise so sehr verändert, dass heute nichts mehr so war, wie einst.
Nahrungsmangel, schlechte Nahrung und die beständige Flucht vor den furchterregenden Insektenbestien zeigten deutliche Spuren. Auch bei diesem Weibchen. Ihren letzten Nachwuchs hatte sie vor zwei Jahren gehabt, doch alle drei waren letztlich verhungert. Ihr Mann wurde zum Fraas der vielbeinigen Monster. Ihr Rudel gab es nicht mehr. Und obwohl sie immer versucht hatte, gegen alle Widrigkeiten ihres Lebens anzukämpfen, so ergab sie sich jetzt doch jeden Tag mehr und mehr ihrem schier unausweichlichen Schicksal, weil sie ganz einfach nicht mehr die Kraft, mehr aber noch keinerlei Hoffnung mehr auf Besserung hatte.
Daher waren ihre Sinne zunehmend abgestumpft. Dem Hunger war eine trostlose Gleichgültigkeit gewichen, ihr ganzer Körper ausgemergelt und einfach nur noch irgendwie taub. Fast ertappte sie sich dabei, dass sie sich nach einem Rudel Insektenmonster sehnte, damit ihr elendiges Dasein endlich endete.
Plötzlich aber – mit dem Geruch von frischem, lebendigem Fleisch, der sich seinen Weg durch ihre Nase in ihr Gehirn bahnte – erinnerte sie sich wieder ihrer ureigensten Instinkte. Augenblicklich spürte sie ein gewaltiges Loch in ihrem Magen, welches gestopft und eine scheinbar längst vergessene Gier, die befriedigt