Bastian Litsek

Der Amok-Insasse: Die Psychothriller Parodie


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      Es war einmal vor einer gar nicht allzu langen Zeit in einem wunderschönen Bundesland. Da lebte eine Familie glücklich und in Frieden, bis ihre Kinder verschleppt, verkauft, versklavt und zuletzt teuer zurückgekauft wurden. Die Familie war verschuldet und die Rotzlöffel, die von ihren Eltern seit Längerem mehr geduldend als geliebt wurden, waren wieder da. Mit ihnen hohe Schulden und eine desaströse Aussicht in die Zukunft, die für alle, dank der Kinder, ruiniert war.

      Eine Geschichte, die es in vielen Variationen gibt, leider. Das Geld und der Umstand sind verschieden, der Schuldige jedoch immer der gleiche.

      Das „traumhafte“ Bundesland, in dem sich all dies ereignete, war Berlin. Und zu behaupten, dass es dort traumhaft sei, war in ungefähr so, als wenn man sagte, die Schwaben seien großzügig, die Bayern nicht im geringsten größenwahnsinnig und die Sachsen hätten sich noch nie beschwert. Ach und im Saarland könnte man übrigens wunderschön Urlaub machen.

      Ja, dieses Buch beherbergt eine finstere Geschichte. Voller Niedertracht, Lug und Betrug. Verrat an allen Ecken und Enden. Sich liebend hintergehen einander, Totgeglaubte kommen plötzlich zurück, Handlungen nehmen verrückte Wendungen oder verlaufen ins Nichts. Kein billiger Trick wird ausgelassen, um ihre Aufmerksamkeit an dieses Buch zu binden und den Rest ihres Lebens in Vergessenheit geraten zu lassen.

      Es gibt keine Arbeit mehr, zu der Sie gehen müssen.

      Es gibt keine Rechnungen mehr, die Sie bezahlen müssen.

      Hätte ich, der Autor, zum Beispiel oben erwähnt, dass es sich hierbei um ein Vorwort handelt, hätten Sie es bestimmt übersprungen. Doch jetzt haben Sie schon fast das ganze Ding gelesen. Darin liegt die Kunst eines guten Autors, nicht wahr? Ihnen den trivialsten Nonsens unter die Nase zu drucken und Sie dazu zu bringen, es wegzulesen, als hinge ihr persönliches Wohl davon ab, damit Sie sich am Ende wieder mal fragen: „Schon wieder die Nummer? Na ja, das Nächste kauf ich dann aber erst, wenn es als Taschenbuch rauskommt.“ Woraufhin mein nächstes Buch sofort als Taschenbuch erscheint und nie im Hardcover. So darf sich jeder auf seine Art und Weise listig vorkommen.

      Wir Kreativen sehen in Ihnen übrigens viel mehr als nur die Person, welches das Geld herbeischafft, um uns damit zu belohnen. Sie, verehrter Leser, sind nicht nur da, um abzuliefern. Wir sind Ihnen zum Dank verpflichtet. Sie bezahlen unser Frühstück am Morgen und den Wein, den wir brauchen, sollte der kreative Saft, der uns von Natur einverleibt wurde, in schlechten Zeiten versiegen. Sie sind es, der unsere Miete bezahlt und dafür tagein, tagaus harte Arbeit leistet. Arbeit im Angesicht des eigenen Schweißes in der Hoffnung, dass irgendwer irgendwo irgendwann etwas hervorbringt, das Ihrem trögen Alltag Linderung verschafft, und Ihnen einen fantastischen Ausweg aus einer Existenz zeigt,

      die Sie sonst für immer unterdrücken würde. Kommen Sie sich nicht auch manchmal vor wie ein Zahnrad im System, das jederzeit ausgetauscht werden kann? Der mächtige Daumen der oberen Zehntausend drückt sie zu Boden wie das Gewicht von zehn Öltankern. Aber daran können Sie etwas ändern! Sie, werter Leser, sind mehr als das. Viel mehr. Sie sind wertvoll und besonders. Einzigartig auf Ihre eigene Weise. Darüber hinaus verfügen Sie und Sie allein über eine besondere Kraft. Sie bestimmen darüber, welches Werk sich über die anderen sterblichen Mängelexemplare erhebt und aufsteigt, Gottes gleich in den Olymp der Bestseller. Diese Macht liegt allein bei Ihnen.

      Wir Autoren hingegen? Wir sind das Gegenteil. Bescheiden und genügsam. Fast schon demütig mit jedem Schritt, den wir tun. Der exakte Gegensatz, wir sind Künstler (wie Sie an dem Zitat über diesem Kapitel unschwer erkennen können). Und Künstler zu sein, bedeutet nun mal, planlos vor sich hin zu schwafeln, zu malen und zu tröten, bis jemand wie Sie daherkommt, werter Leser, uns mit Ihrem Geld den Ritterschlag erteilt und sagt: „Ja, diesem Schaffen kann ich etwas abgewinnen und ich will es belohnen mit den Früchten meiner Arbeit.“ Dafür sei Ihnen gedankt. Gott vergelt’s, werter Leser, Gott vergelt’s tausendfach.

      Lassen Sie uns zum Wesentlichen kommen. Der Unterhaltung, nach der es uns alle verzehrt.

      Diese Geschichte spielt auf einem Kreuzfahrtschiff. Es geht um … nein halt es geht um eine Frau mit Flugangst. Oder doch um jemanden in einer Irrenanstalt, der eine Therapie macht? Oder war es irgendwas mit einem Kauz, der Ohren sammelt? Nein? Nasen? Was soll das heißen, das Buch fängt mit diesem Kapitel erst an? Jetzt bin ich durcheinander gekommen. Na, mal schauen, was heute Abend so im Fernsehen kommt. Wird sich schon was zusammendichten lassen.

      Zuletzt habe ich den Plot von Stirb Langsam und dem des zweiten Addams-Family-Films zu einem Jugendbuch kombiniert und wirklich kaum jemandem ist was aufgefallen. Ich arbeite bereits am dritten Band, den Namen der Reihe werde ich aber nicht verraten. Mein eigenes Fleisch ist mir zu lieb.

      Doch lassen Sie uns nicht länger verharren.

      Walten Sie Ihres großartigen Amtes. Lesen Sie!

      Lesen Sie, bis Sie alles in sich aufgesogen haben. Bis Sie die Zusammenhänge erschlossen, die Geschichte verinnerlicht und Sie gelernt haben, die Protagonisten zu lieben und den Antagonisten von der tiefsten Stelle Ihres Herzens mit Verachtung und Hass zu strafen.

      Tun Sie das, was Sie am besten können: Genießen Sie!

       Unter Verzicht jeglicher Hochachtung, Ihr

      PS: Und um Sie restlos zu verwirren, folgt jetzt das Ende des Buches, welches am Ende fehlt und zudem noch im falschen Genre spielt. Keine Sorge, es wird nichts verraten, was Ihnen den „Spaß“ verdirbt.

      PPS: Oder doch?

      PPPS: Im Ernst, das würde ich nie wagen.

      PPPPS: Vertraue niemals einem professionellen Lügner.

      Das Ende

      Weltraum

      An Bord der Offlander

      Erdumlaufbahn

      Es ist kaum jemand da, um Rafal zu begrüßen. Normalerweise war ein großes Aufgebot üblich. Doch der kurze Zeitraum, in dem alles geplant werden musste, hatte jegliche prunkvolle Vorbereitungen unmöglich gemacht.

      Auf dem Landedeck des gewaltigen Raumschiffs wartete normalerweise eine Mannschaft aus bewaffneten Soldaten und Führungskräften niedrigen Ranges, die in Formation einen Gang zum Inneren des Raumschiffs bildeten.

      Das war hier nicht der Fall.

      Nervös wartete Feldwebel Quartek auf die Ankunft der kleinen Kapsel, kaum zum Kampf ausgelegt, und doch würde sie hier unter Verfolgung eintreffen.

      Er stand am Rande des blau-transparenten Schutzschilds, der die Atmosphäre innerhalb des Landedecks aufrechterhielt und zeitgleich Schiffen mit entsprechendem Zugangscode ermöglichte, zu landen. Ein Zugangscode, der gestohlen wurde. Vor ihm lag der Weltraum, der Planet Erde.

      In der Ferne erkannte Quartek die Kapsel, wie sie von der Erde angeschossen kam. Ein Triebwerk stand in Flammen und ihr auf den Fersen war ein größeres Schiff. Ein stattlicher Kreuzer, wie ihn die Bruwaki benutzten, um