Bastian Litsek

Der Amok-Insasse: Die Psychothriller Parodie


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Ladung verfehlte die Kapsel nur knapp und raste auf den Schutzschild zu. Quartek sprang nach hinten. Eine Sekunde später krachte der zerstörerische Energieimpuls gegen den Schutzschild. Er flimmerte, eine Druckwelle war zu spüren. Der blau-transparente Schutzschild ließ kurz seine einzelnen pigmentartigen Bauteile erkennen, wurde dann aber wieder durchsichtig.

      „Sir?“, piepste der Kommunikator, den Quartek in Händen hielt. „Sollen wir das feindliche Schiff unter Beschuss nehmen?“

      Quartek rappelte sich auf, zog seine schwarze Uniform stramm und brüllte in den Kommunikator: „Nichts dergleichen werden Sie tun. Wir haben strenge Anweisungen vom Lord Commander, das Schiff passieren zu lassen.“

      „Aber Sir.“

      Er schleuderte den Kommunikator in eine Ecke und ging zu einer weißen Tafel an der Wand. Drückte zwei Tasten, die Tafel wich zur Seite. Waffen kamen zum Vorschein, große wie kleine.

      Quartek nahm eine Klinge und versteckte sie an seinem Körper.

      Unterdessen kamen die beiden Raumschiffe unaufhaltsam näher.

      Er griff eine schwere Kanone, die er mit beiden Händen halten musste, und sprintete zur hintersten Ecke des Raumes.

      Schon durchbrach die Kapsel den Schutzschild, prallte gegen den Boden und rutschte Funken sprühend, brennend bis ans Ende des Landedecks.

       Vorbei am rennenden Quartek, welcher auf halber Strecke zur hintersten Ecke des Raumes überholt wurde.

      Mit einem metallischen Kratzen kam die Kapsel auf dem Boden zum Stehen.

      Endlich angekommen, nahm Quartek Position ein und richtete seine Kanone auf den Kreuzer, welcher sanft und unbeschadet hinter der Kapsel ins Landedeck schwebte.

      Der Kreuzer fuhr sein Landegestell aus und setzte vorsichtig auf. Die Stoßdämpfer des Raumschiffs gaben sanft nach, als das Schiff aufsetzte.

      Quartek zielte auf den Ausgang des Kreuzers.

      Die Außenhülle der Kapsel wurde abgesprengt und knallte gegen die Wand.

      In diesem Moment geschahen zwei Dinge.

      Zum einen befreite sich Rafal aus seiner Kapsel.

      Zum anderen zielte die Außenbordkanone des Kreuzers auf Quartek.

      „Scheiße“, rief der humanoide Widaner, senkte die Waffe und kniff die Augen zusammen.

      Der rote Plasmafeuerball schleuderte ihn gegen die Wand und verbrannte seinen Körper zu Asche. Lediglich die Klinge, mit der er sich ausgerüstet hatte, fiel zu Boden.

      Weißer Rauch stieg aus der Mündung der Bordkanone des Kreuzers. Sie surrte und suchte sich ein neues Ziel.

      ***

      Phill sprang vom Sitz und wollte aus dem Cockpit rennen. Er hatte ihn endlich, den Mann, der seine Tochter entführt hatte, die er nur mit Mühe und unter großen Verlusten hatte befreien können. Er wollte nicht mehr warten. Jetzt ging es um alles.

      Mariam jedoch hielt ihn am Arm fest: „Nicht, du bist ihm nicht gewachsen!“, flehte sie.

      „Er hat meine Familie bedroht, meine Tochter entführt, und jetzt wird es ein für alle Mal vorbei sein!“, sagte er und riss sich los.

      „HALT“, schrie Mariam ihm hinterher. „Du kennst die ganze Wahrheit nicht!“

      Phill Jerkoff wollte nicht auf sie hören. Er war Rafal Strawinsky bis hierher gefolgt und jetzt würde er es zu Ende bringen.

      Das Scheusal würde hier und jetzt den Tod finden.

      Phill griff sich beim Rausrennen einen Blaster und schob ihn in das Halfter an seinem Bein.

      Dr. Bieder kam gerade die Leiter empor, von der aus er die Bordkanone bemannt hatte.

      „Was haben Sie vor, Jerkoff?“

      Phill rannte an ihm vorbei.

      Ihm war alles egal.

      Er hatte genug verloren, um bis aufs letzte Blut zu kämpfen. Seine Frau, seinen Sohn. Seine Familie. Und auf der Suche nach dem Mörder seines Sohnes seinen Verstand. Es interessierte ihn nicht mehr, was Mariam getan hatte. Alles, was er noch wollte, war den zur Rechenschaft zu ziehen, der die Fäden dieses schaurigen Theaters gezogen hatte.

      Phill rannte die sich noch absenkende Rampe des Kreuzers herunter. Den letzten Abstand sprang er zu Boden, zog den Blaster und schlich vorsichtig voran. Das Landedeck war voller Rauch. Auf ihrer Flucht von der Erde hatten sie das linke Triebwerk der Kapsel erwischt.

      Mariam Karkuffian kam hinter ihm aus dem Kreuzer. Sie hielt sich ihren Bauch und stützte sich an der Wand ab.

      Dr. Bieder hatte sich mit einem Bogen bewaffnet, der Laserpfeile verschoss. Bereit, Phill zur Seite zu stehen.

      Lange musste Phill nicht suchen, da war er. Im Rauche des abgewrackten Raumschiffs, in dem er versucht hatte, seinem Schicksal zu entkommen. Rafal Strawinsky.

      Der Umhang seines Widersachers wehte im Wind. Droiden waren dabei, das brennende Triebwerk der Kapsel zu löschen.

      „Bleib stehen“, schrie Phill ihn an.

      „Willst du es so beenden?“, fragte Rafal und hielt die Hände auf. „Soll es so sein Ende finden? Mit dem Schuss einer Laserpistole?“

      „Du hast den Tod verdient, du Schwein“, sagte Phill. Und er meinte es auch.

      „Das mag sein“, sagte Rafal und lief in einem linken Halbkreis.

      Phill lief in einem rechten Halbkreis.

      Die beiden behielten sich im Auge.

      Kalkulierend. Abschätzend. Abwartend. Immer bereit, den ersten Zug vor dem anderen zu machen.

      „Mir war klar, dass es irgendwann zu einer Konfrontation kommen musste“, sagte Rafal. Er warf seinen Kopf nach hinten und grinste. „Du warst äußerst einfach zu manipulieren, du und deine Frau. Sogar deine Tochter hat mir jedes einzelne Wort geglaubt.“

      Irgendwo heulte eine Sirene auf.

      „Wir haben dir vertraut“, schrie Phill über den Lärm hinweg.

      Rafal erwiderte alles mit einem genussvollen Grinsen. Reue war in seinem Gesicht nicht zu erkennen.

      „Und jetzt willst du mich töten, Phill Jerkoff? Glaube mir, mein Tod wird dir keine Linderung verschaffen. Ich habe Dutzende Leben gelebt. War glücklich und habe mir immer das genommen, was ich wollte. Was hätte ich schon zu bedauern, wenn du mich jetzt niederstreckst?“

      Nein, dachte sich Phill. Das wirst du mir nicht nehmen. Nicht die Genugtuung, dir in die Augen zu sehen, wenn das letzte bisschen Leben erlischt und ich derjenige bin, der dir die Pupillen weitet.

      „Ein Duell“, rief Rafal und warf seinen Umhang so zur Seite, dass sein Oberschenkelhalfter zum Vorschein kam.

      Phill steckte seine Laserpistole in das Halfter und spreizte die Finger.

      „Bereit?“, fragte Rafal.

      „Willst du, dass ich uns von drei runterzähle? Ein Countdown?“

      „Das wird nicht nötig sein …“

      Phill riss seine Laserpistole aus dem Halfter, zielte und gab aus der Hüfte zwei Schüsse ab.

      Alles ging so schnell, dass Rafal gar nicht verstand, worauf er sich eingelassen hatte.

      Zwei lilafarbene Plasmageschosse krachten nacheinander in Rafals Brust, direkt in die Mitte.

      Er ächzte. Die Wunde dampfte.

      Phill steckte seine Laserpistole wieder weg und ging auf Rafal zu, welcher am Boden kauernd, mit einer zitternden Hand seine Brust abtastete. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.

      Er wusste, das Unausweichliche stand ihm bevor. Er konnte nichts mehr tun, um seinen