Jens Lämmerzahl

Das mächtigste Wort der Welt


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hi. Der Zahn der Zeit hat an dir genagt, hi, hi, hi.“ Blitzartig stand er vor Mia. „Hallo, meine Schönheit. Als ich dich das letzte Mal sah, warst du… genauso schön, hi, hi, hi.“

      „Wieso bist du als Clown verkleidet und was machst du hier in China?“, fragte Albert neugierig. „Der Clown war schon immer zeitlos. Den gibt es seit Anbeginn von…, ja, von mir, hi, hi, hi. Und diese Mauer…, die kann ich nur schwer beeinflussen“, sagte der Clown mürrisch.

      Der Clown erhob sich in die Lüfte und kreiste wie ein Ballon um die Truppe. „Was ist der Anlass, dass du den Herrn der Zeit aufsuchst? Ich habe doch keine Zeit. Quatsch, ich bin ja die Zeit, hi, hi, hi.“ Albert versuchte mit fester Stimme zu sprechen. Und doch wusste er, um die Gefährlichkeit, was ihm etwas anzusehen war. „Ich gehe mal davon aus, dass du die Zeichen der Zeit erkannt hast.

      Irgendwas Unheimliches braut sich zusammen.“ „Die Zeichen der Zeit, was für eine geschickte Wortwahl, hi, hi, hi“, unterbrach er Albert. „Das Wort hat zwei zukünftige Hüter auserwählt. Außerdem greift Zodoriantes unschuldige Menschen an.“ „Zwei Hüter…, das Wort verliert ja keine Zeit. Genauso, wie Zodoriantes, dieser widerliche, abstoßende…“ „Du musst mir helfen das Wort zu finden“, unterbrach ihn diesmal Albert.

      „Normalerweise würde ich dich für diese Bitte aus der Zeitlinie nehmen, aber ich bin dir noch was schuldig. Also, was willst du wissen…, hi, hi, hi?“ „Wo finden wir die Teile des Wortes?“ „Na, du verlierst ja keine Zeit, hi, hi, hi.“ Plötzlich lösten sich einige Steine aus der Mauer und bildeten eine eigene, kleine Mauer, die Paul, Sam und Mia komplett umschloss. Paul und Sam wurden unruhig. „Nicht bewegen“, versuchte Mia leise zu beruhigen.

      Die Touristen bekamen von alldem nichts mit. „Ganz so einfach kann ich dir diese Antwort natürlich nicht geben. Zwei Rätsel musst du mir jeweils innerhalb von zehn Sekunden beantworten. Wir wollen ja schließlich keine Zeit verlieren, hi, hi, hi. Zweimal darfst du falsch liegen…, aber beim dritten Mal sind deine Tochter und die zukünftigen Hüter Teil der Geschichte, hi, hi, hi“.

      Plötzlich verdunkelte es sich um den Herrn der Zeit und sein Aussehen veränderte sich zu einem Horror-Clown. „Dann ist ihre Zeit abgelaufen“, sagte er plötzlich mit einer angsteinflößenden Mimik. Albert trieb es den Angstschweiß auf die Stirn.

      „Also gut. Nenne mir deine Rätsel.“ Der Clown fing gut gelaunt an, zu tanzen. „Hi, hi, hi…! Hier mein erstes Rätsel: Sie jagen sich bei Nacht und Tag- doch sich zu fangen, dies keiner vermag, hi, hi, hi.“ Albert begann angestrengt zu grübeln. Der Clown begann von Zehn an rückwärts zu zählen. Im selben Moment schrumpften die Wände um Paul, Sam und Mia und würden sie am Ende zerquetschen. Große Angst machte sich breit. „Nicht bewegen“, wiederholte Mia. „Sechs, fünf, vier…“, zählte der Clown runter. „Äh, …, Sonne und Mond ist die Antwort“, unterbrach ihn Albert sichtlich nervös. Der Clown tobte. „Mist, das war zu leicht.“ Alle atmeten erleichtert auf. „Nun das zweite Rätsel: Immer schneller, immer schneller, immer schneller…, hi, hi, hi.“ Wieder zählte der Clown rückwärts und wieder schrumpften die Wände. „Eine Rakete“, sagte Albert. Die Wände schrumpften weiter. „Ein Lichtstrahl.“ Doch die Wände schrumpften immer noch. Albert überlegte, doch er kam nicht drauf. Mittlerweile mussten sich Paul, Sam und Mia gegen die Wände drücken, um nicht zerquetscht zu werden. Doch die Wände drückten unaufhaltsam weiter. Paul, Sam und Mia begannen zu schreien. „Vier, drei, zwei…“, freute sich der Clown. „Das Universum“, schrie Mia. Blitzartig war der Clown vor Mia und er hatte einen sehr erbosten Blick. Doch plötzlich hörten die Wände auf, zu drücken und der Clown begann zu lachen. „Die Ausdehnung des Universums, hi, hi, hi. Wenn du es falsch beantwortet hättest, wärst nur du gestorben, hi, hi, hi.“

      „Also, wo finden wir das Wort?“, fragte Albert. „Welchen Hinweis gab dir das Buch, mein alter Freund, hi, hi, hi.“ „Feuer, Wasser, Wind, Erde und Eis- ein Feind dieser Elemente den ersten Wortteil weiß“, wiederholte Albert den Satz. Der Clown überlegte kurz. „Ein Feind dieser Elemente den ersten Wortteil weiß. Wer, deiner drei Widersacher von Zodoriantes hatte dich daraufhin angegriffen?“

      Da wurde es Albert klar. „Mutare…, er kann sich diese Elemente zu Nutze machen. Wir finden den ersten Teil auf seinem Heimatplaneten“, stellte Albert überrascht fest. „Und dafür hast du nun deine Zeit geopfert, hi, hi, hi. Nun geht.“

      Plötzlich verschwand die Mauer, der Vorhang schloss sich und alles war, als wäre nichts geschehen. Alle atmeten erleichtert auf. „Es ist die Welt von Zodoriantes selbst, die wir aufsuchen müssen“, murmelte Albert sichtlich erschöpft.

      Kapitel 19

      Wieder zuhause angekommen: Sam war seit zwei Tagen in der Garage und bastelte unentwegt an seinen Drohnen, die er zur Verteidigung zukünftiger Angriffe verwenden möchte.

      Mia stand am Fenster und beobachtete ihn. Auch ihre Zuneigung zu Sam wuchs. Sie fasste sich ein Herz und ging zu ihm. Eine Weile stand sie am Eingang der geräumigen Garage und sah Sam fasziniert zu. Sam lötete, schraubte oder fummelte mit winzigen Drähten. Irgendwann bemerkte er Mia. Die Luft knisterte plötzlich, als sie sich in die Augen sahen. Sam lächelte ihr zu. Mia lächelte zurück und kam langsam auf Sam zu.

      Da wurde sie plötzlich abgelenkt, von der Masse an elektrischen Spielereien auf dem Tisch. Eine Armada an Flugdrohnen stand in der ganzen Garage verteilt. Ein paar wenige noch in Einzelteilen.

      „Wow“, staunte sie. „Willst du es mal sehen?“, fragte Sam. Mia nickte neugierig. Sam nahm eine Fernbedienung zur Hand, die mehr einem kleinen Computer glich. Er drückte ein paar Knöpfe, drehte ein paar Schalter und plötzlich sprangen alle Drohnen gleichzeitig an. Ein Brummen wie hundert Bienenstöcke durchströmte die Umgebung.

      Plötzlich hoben alle Drohnen ab und flogen davon. Sam und Mia gingen nach draußen, immer die Drohnen im Auge. Sam drückte ein paar Knöpfe und die Drohnen umkreisten sie wie Geier. „Such dir eine aus“, sagte Sam. „Hm…, die Blaue gefällt mir.“ Ein kurzer Knopfdruck und eine einzelne, blaue Drohne löste sich von der Gruppe und flog im Sturzflug direkt auf die beiden zu. Gekonnt steuerte Sam die Drohne und ließ sie knapp über ihre Köpfe hinweg sausen.

      Amüsiert und ängstlich zugleich schrie Mia auf und duckte sich. Dabei hielt sie sich an Sams Arm fest. Die Drohne verschwand wieder zwischen den anderen. „Und nun alle.“ Kaum gesagt, stürzten alle Drohnen auf die beiden zu. Mia schrie und duckte sich. Sam lachte sich halb kaputt. Beide waren sichtlich amüsiert. Nach ein paar weiteren Scheinangriffen wurde Sams Mimik ernster.

      „Nun zeige ich dir mal was“, sagte er. Sam drückte den einzigen roten Knopf seiner Fernbedienung und gab noch eine Nummer ein. Plötzlich sauste eine Drohne im Sturzflug auf den entfernten See zu. Mit einem riesigen Knall explodierte sie, als sie die Wasseroberfläche traf. Beide bestaunten die schwarze Rauchwolke, die sich erhob.

      Albert und Paul kamen nach draußen geeilt, um nachzusehen, was das war. „Was war das denn?“, fragte Albert. „Das ist unsere Verteidigung, wenn wir das nächste Mal wieder angegriffen werden“, sagte Sam mit breiter Brust. Da sahen Paul und Albert die Drohnen am Himmel. „Gefällt mir“, schmunzelte Albert. Nach wenigen Augenblicken lies Sam die Drohnen wieder heil und sanft landen. Albert wandte sich zu Sam. „Hast du in deiner Kiste schon mal das schwarze Kästchen geöffnet?“ „Nein, was ist da drin?“ „Schaue einfach mal rein. Sei aber vorsichtig.“

      Sam war wieder in seinem Zimmer. Neugierig öffnete er die geheimnisvolle Kiste und nahm das schwarze Kästchen heraus. Er betrachtete es von allen Seiten. Es war nichts Auffälliges daran. Nach einer Weile schüttelte er es, warf es auf den Boden und in die Luft, es passierte nichts.

      Irgendwann nahm Sam auch das weiße Kästchen heraus und lies das Klavier sich wieder entfalten. Er legte das schwarze Kästchen auf den Flügel und betrachtete es, während des Spielens.

      „Ich könnte jetzt eine Cola trinken“, dachte er bloß. Plötzlich schälte sich unter einem weißen Leuchten eine Cola aus dem schwarzen Kästchen. Sam vergaß das Klavier spielen.

      Plötzlich