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Er ging in die Empfangshalle, um zu hören, wo das herkommt. Offensichtlich kamen die Geräusche von oben. Auch Sinclair war darauf aufmerksam geworden. Beide gingen nach oben. Vor Sams Zimmer blieben sie stehen. Dort war dieses seltsame Geräusch am lautesten, ein seltsames Fauchen und Zischen.

      Mit einer Handbewegung machte Albert Sinclair klar, dass er die Tür öffnen möge. Sinclair öffnete.

      Was sie dann sahen, verschlug ihnen den Atem. Eine kleine aber heftige Windhose bewegte sich direkt über dem Bett. In der Windhose wirbelte eigenartiger Weise das braune Buch. Eine Weile schauten beide gebannt dem Wirbel zu, doch plötzlich verschwand der Wirbel und das Buch fiel auf das Bett.

      „Hat Paul etwa sein Buch vergessen?“, fragte Albert, während er langsam darauf zuging. Vorsichtig nahm Albert das Buch hoch und klappte es auf. Die Buchstaben drehten sich rasant im Kreis, bis sie sich zu einem Vers formten: Aus Feuer wird ein Flammenmeer-musst reisen ihnen hinterher.

      Kreidebleich schlug Albert das Buch zu und gab es Sinclair. „Sinclair, packen sie die Wanderschuhe und legen sie das Buch mit in den Koffer. Sie begleiten mich. Ich befürchte, dass sich da etwas Großes zusammenbraut.“

      „Nehmen wir den Donnerschlag?“, fragte Sinclair. „Aber natürlich. Bereiten sie alles vor. Ich muss nochmal in die Bibliothek. Ich habe da so eine Ahnung“, antwortete Albert. „Yippie“, freute sich Sinclair. Beim Verlassen des Zimmers sprang er in die Höhe und schlug dabei die Haken zusammen.

      Albert durchstöberte hastig drei alte Bücher. Er blätterte verzweifelt hin und her, bis er plötzlich innehielt und nachdachte. „Kann es sein…, dass das Rätsel selbst die Antwort ist…? Ich bin doch ein alter Narr. Verlange ich von Paul etwas, was ich selbst nicht einhalte. Nicht immer ist etwas so, wie es zu sein scheint. In Aserbaidschan finden wir die Antwort jedenfalls nicht.“

      Kapitel 15

      Mittlerweile war der Flieger in Baku gelandet. In der Flughafenhalle bewegten sie sich auf einen Infostand zu.

      Mia nahm einen Reiseführer mit Landkarte von Aserbaidschan aus einem Ständer. „Wo fangen wir an zu suchen?“, fragte sie, während alle auf die Karte schauten. Ihre Blicke wanderten eine ganze Weile quer über die Karte. „Da“, rief plötzlich Sam und legte seinen Zeigefinger auf die Karte, unweit von Baku entfernt. „Yanardag- Hang des brennenden Berges.“ „Kennst du dich etwa hier aus?“, fragte Mia ganz ungläubig. Sam lächelte einfach bloß. „Klingt logisch“, sagte Paul mit einem Kopfnicken. „Besorgt ihr mal etwas Proviant. Ich kümmere mich um einen Mietwagen“, ergänzte er und verschwand.

      Albert verließ in einem schwarzen Anzug, eine Art Rennfahrer-Anzug, das Haus und ging in Richtung Zoo. Auf dem Weg dahin, flog ihm Knuff auf die Schulter. „Hallo, mein kleiner Freund. Du wirst uns begleiten.“ Bei Sinclair angekommen, begutachtete er voller Stolz den Donnerschlag, eine Mischung aus Sportwagen und Panzerwagen.

      Sinclair, der ebenfalls so einen Anzug trug wie Albert, testete die Systeme des mausgrauen, futuristischen Wagens. Der Wagen hatte keine Fenster, dafür jede Menge Kameras. Albert lief um das Fahrzeug und begutachtete es. „Haben sie die Kameras getestet?“, fragte Albert wie ein kleiner General. „Sir, jawohl, Sir“, machte sich Sinclair gerne einen Spaß daraus. „Haben sie die Räder getestet, Sinclair?“

      Sinclair drückte einen Knopf eines kleinen Bedienpultes in seinen Händen, ähnlich der Bedienung eines ferngesteuerten Spielzeugautos. Überall schnellten viele, kleine Räder aus dem Wagen, am Boden, an den Seiten und auf dem Dach. Ein weiterer Knopfdruck und die Zusatzräder fuhren wieder ein. „Sir, funktioniert, Sir.“ „Eine Sache haben sie aber vergessen, Sinclair.“ „Sir…?“ Albert zog ein Duftbäumchen hervor. „Sinclair, sie neigen zu unangenehmer Transpiration, wenn es ungemütlich wird“, gab er frech-grinsend Sinclair das Bäumchen. Sinclair nahm es etwas beleidigt entgegen.

      Plötzlich bohrte sich der riesige Maulwurf aus der Erde. Zeitgleich kam Hektor bei Albert an. „Ah, da seid ihr ja. Dann kann es ja losgehen“, freute sich Albert. Sinclair öffnete eine seitliche Flügeltür des Wagens. Hektor sprang als erster hinein. Sinclair kletterte nach und schnallte Hektor im hinteren Teil des Wagens fest. Danach setzte er sich auf den Fahrersitz und warf die Systeme an.

      Mit einem lauten Knall sprang eine Turbine an. Lauter bunte Lämpchen und ein paar Bildschirme leuchteten auf. Es sah aus, wie in einem Flugzeugcockpit. Der Knuff flog hinein, in einen, an Federn gelagerten Käfig mit besonderer Polsterung.

      Albert sprach zum Maulwurf. „Also, Miss Jeanette. Wann waren sie das letzte Mal in Aserbaidschan?“ Albert schloss die Tür. Einen Moment später verschwand der Maulwurf in der Erde. Der Wagen folgte. Mit einem Affenzahn grub sich der Maulwurf durch die Erde. Der Wagen hatte keine Mühe ihm zu folgen. Gelegentlich machte der Maulwurf einen Schlenker, um festem Gestein auszuweichen, durch das er sich nicht graben konnte. Sinclair hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Ihm machte das einen riesen Spaß. Die Strecke verfolgte er über Infrarot-Bildschirme.

      Paul, Sam und Mia waren mittlerweile am „Yanar Dag“- Am Hang des brennenden Berges angekommen, als es bereits dämmerte. Eine bunte Gruppe von Touristen bestaunte die etwa drei Meter hohen Flammen, die direkt aus der Erde kamen. Die großen Erdgasvorkommen ließen den Berg seit Ewigkeiten brennen, ein sehr ansehnliches Spektakel. Paul, Sam und Mia gingen so nah heran, wie sie durften und bestaunten die Flammen.

      „Seht euch mal um, ob ihr etwas Auffälliges finden könnt“, sagte Paul und sah sich am Rande des Berges um. Sam und Mia gingen in die entgegengesetzte Richtung. Sie fanden nichts. Keine Merkwürdigkeit, keine Höhlen oder sonst irgendwas, was sie weiterbringen könnte.

      Alle drei trafen sich wieder vor den Flammen. Plötzlich fingen die Flammen an zu wandern und umschlossen langsam die Menschen, die davorstanden. Panik brach aus. Die meisten Touristen konnten den Flammen entkommen. Ein paar Wenige wurden grausame Opfer der Flammen. Beim Sprung durch die Flammen, fing ihre Kleidung an zu brennen und sie erlitten schwere Verbrennungen.

      Mit einem Mal waren Paul, Sam und Mia von den Flammen umschlossen. Ein Entkommen war nicht möglich. „Was passiert hier?“, fragte Paul voller Angst. „Das ist Mutare“, sagte Mia und sah sich nach einem Fluchtweg um.

      Ein paar Touristenführer kamen mit Feuerlöschern und versuchten zu löschen. Doch das Feuer flammte immer wieder neu auf. Langsam begann der Feuerring, in dem sich nur noch Paul, Sam und Mia befanden, zu schrumpfen. Es wurde ihnen allmählich immer heißer und unerträglicher. Ein paar Helfer warfen eine Tür über die Flammen, eine Art Brücke.

      Sam, Paul und Mia rannten hinüber und rannten immer weiter. Plötzlich formte sich aus den Flammen eine brennende Person. Mutare rannte hinter ihnen her. Er war deutlich schneller und hatte nicht viel Mühe sie einzuholen.

      Mia zog ein paar ihrer Kugeln heraus und warf sie auf den Boden. Wieder blieb Mutare an der Nebelwand hängen. Doch er hatte dazugelernt. Wie eine Zündschnur kroch er links und rechts rasend schnell um die Nebelwand herum und umschloss die drei wieder. Und dieses Mal wurden die Flammen doppelt so hoch.

      Es gab wohl kein Entkommen mehr und die Hitze wurde unerträglich. Überall liefen Touristen panisch hin und her.

      Plötzlich stieß der Maulwurf durch die Erdoberfläche, gefolgt vom Donnerschlag. Das Fahrzeug fuhr durch die Flammen in den Kreis. Die Tür sprang auf.

      „Schnell, rein hier“, rief Albert. Ohne zu zögern sprangen sie, einer nach dem anderen, ins Auto. Paul sprang als letzter rein. Eine Flamme züngelte, wie eine Peitsche in seine Richtung und umschloss seinen Knöchel. Die Flamme, die wie eine Hand aussah, versuchte ihn wieder aus dem Wagen zu ziehen. Paul schrie vor Panik.

      Alle versuchten Paul ins Auto zu ziehen. Die Flamme brannte sich langsam durch die Hose. Alle nahmen ihre ganze Kraft zusammen. Mit einem kräftigen Ruck schafften sie es ihn im letzten Moment ins Auto zu ziehen. Die Tür sprang zu. „Los, los, los“, rief Albert. Der Wagen fuhr los. Die Flamme verfolgte sie sofort. Immer wieder schlug sie wie eine Peitsche auf das Auto.

      Albert murmelte wieder mit Zischen und Hallen.