Jens Lämmerzahl

Das mächtigste Wort der Welt


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war geschafft. „Werden wir verfolgt, Sinclair?“ Sinclair sah auf die Bildschirme. „Nein, Sir.“ Alle atmeten erleichtert auf. „Dad, was ist hier los? Es wurden Menschen angegriffen. Das ist noch nie passiert“, fragte Mia völlig durcheinander. „Ich weiß, mein Schatz…, ich weiß.“

      Sam untersuchte den Knöchel seines Vaters. „Hast nochmal Glück gehabt, Dad. Brauchst nur ein paar neue Schuhe und ne neue Hose.“ „Und ne frische Unterhose“, murmelte Paul leise vor sich hin. Was machst du eigentlich hier, Dad?“, fragte Mia. „Haben sie ihr Buch vergessen, Paul?“ „Nein, hier ist es“, zog Paul das Buch aus einer Umhängetasche.

      Albert kramte sein braunes Buch hervor und zeigte es allen. „Dann ist das wohl dein Buch, Sam“, überreichte er Sam das Buch. „Ich habe eine Nachricht bekommen, dass ich euch nachreisen sollte. Und als ich euch in Bedrängnis sah, ist mir das eingefallen. Nur der Ort, an dem sich der Wortteil befindet ist geschützt vor Zodoriantes.“ „Also, wenn wir falsch liegen, werden wir angegriffen?“, fragte Sam nach. „Normalerweise auch nicht. Das macht mich ja so nachdenklich. Zu meiner Zeit war es zwar nicht weniger gefährlich, aber ich konnte in aller Ruhe nach dem Wort suchen. Wir fahren erstmal wieder nach Hause.

      Ich kenne da jemanden, der uns helfen kann“, antwortete Albert. „Und wer soll das sein?“, fragte Mia. Albert zögerte einen kurzen Moment. „Der Herr der Zeit“, sagte er schließlich. Mia lief ein kalter Schauer den Rücken runter.

      „Nein, Dad“, sagte sie völlig aufgelöst. „Doch, Mia. Es geht nicht anders.“ „Können wir nicht einfach weitersuchen?“, flehte Mia ihren Vater an. „Hier ist was viel Größeres im Gange. Er muss uns helfen“, sagte Albert etwas besorgt.

      „Im Traum sah ich, dass das Wort zwei Hüter auserwählte. Der Blitz fuhr in Paul und Sam gleichzeitig.“ „Den Traum hatte ich auch“, sagte Paul. „Ja, ich auch“, ergänzte Sam. „Wir drei hatten denselben Traum. Man könnte es als Symbolik betrachten. Ich bin quasi als Hüter abgelöst wurden und ihr werdet die neuen Hüter. Allerdings gab es noch nie zwei Hüter zur gleichen Zeit. Auch die Angriffe geschahen viel zu schnell. Und dann sollte ich euch plötzlich nachreisen. Das ist alles irgendwie beunruhigend“, sagte Albert.

      „Und wer ist dieser Herr der Zeit?“, fragte Sam. „Wie der Name schon sagt. Allerdings ist das nicht ungefährlich. Mit der Zeit lässt sich nun mal schlecht verhandeln. Er ist mir aber noch etwas schuldig.“, sagte Albert.

      Paul hob den Zeigefinger und deutete abwechselnd auf sich und Albert. „Albert, wir müssen an unserer Kommunikation arbeiten.“ Sinclair hingegen genoss die rasante Fahrt und fuhr mit breitem Grinsen wie ein Irrer dem Maulwurf hinterher.

      Kapitel 16

      Wieder zuhause angekommen: Völlig erschöpft betraten alle die Eingangshalle. Hektor blieb an der Eingangstür stehen. Albert wandte sich zu ihm.

      „Danke, dass du uns begleitet hast, Hektor. Es war zwar nicht nötig aber man weiß ja nie. Beim nächsten Mal könnten wir dich vielleicht gebrauchen.“ „Mache dir kein Kopf, mein Alter“, grinste Hektor und verschwand nach draußen.

      Paul beobachtete das Gespräch und ging zu Albert. „Sie müssen mir noch einiges erklären, Albert. Wieso spricht der Wolf? Wieso sind Maulwürfe so groß, wie ein Haus? Und, wieso gibt es hier Papageien, die aussehen, wie eine Taschenlampe? Und, wo zum Geier haben sie diesen futuristischen…Panzer her?“

      Albert ging in sich. „Sie haben Recht, Paul. Ich wollte sie nicht gleich überfordern. Nach dem Abendessen setzen wir uns alle zusammen und dann werde ich euch alles sagen, was sie wissen wollen.“

      Sam half Mia, ihre Sachen ins Zimmer zu tragen. Er legte ihren Rucksack auf dem Bett ab und beobachtete ihr weiteres treiben. Mia ging zum Fenster. Auf dem Fensterbrett standen drei völlig verwelkte Blumen. Sie steckte ihren Finger in eine Gießkanne und gab in jeden Blumentopf nur einen Tropfen Wasser. Blitzschnell erholten sich die Blumen und erstrahlten in voller Blüte. Eine hatte schwarze Blüten und die zweite hatte goldene Blüten. Die dritte Blume erstrahlte in ständig wechselnden Farben. Alle drei sahen Rosen sehr ähnlich. Sam staunte nicht schlecht.

      „Es gibt Parallel-Welten“, sagte sie, während sie eine Vierte auf dieselbe Weise goss. Eine winzig kleine Pflanze in einem ziemlich großen Topf auf dem Fußboden. Kaum fiel der Wassertropfen in den Topf, wuchs eine riesige Ranke aus dem Topf und verteilte sich über die ganze Zimmerdecke. Als sie aufhörte zu wachsen, erblühten an der ganzen Ranke leuchtend-weiße Blüten.

      „Parallel-Welten?“, fragte Sam. Mia nickte, während sie sich auszog und plötzlich nur noch in Unterwäsche vor Sam stand. Der bekam plötzlich einen feuerroten Kopf. „Würdest du jetzt bitte mein Zimmer verlassen? Ich möchte ein heißes Bad nehmen.“, fragte sie mit einem frechen Grinsen. Ganz verlegen stolperte Sam aus dem Zimmer. Mia war äußerst amüsiert.

      Alle saßen beim Abendessen, bis auf Albert. Die Tafel war reichlich gedeckt. Nach dieser anstrengenden Reise futterten alle, als gäbe es morgen nichts mehr. Albert betrat den Raum mit einem großen, dicken Buch in den Händen. Angestrengt ließ er das schwere Buch neben zwischen Paul und Sam auf den Tisch knallen.

      „Das sind alle Aufzeichnungen, die ich in den vergangenen Jahren gemacht habe. Nachdem meine Frau umkam, begann ich dieses Buch zu schreiben. Hier stehen alle unsere Reisen und alle unsere Erlebnisse drin. Viel Spaß beim lesen“, sagte Albert lächelnd und setzte sich an den Tisch. Paul kaute nur noch zögerlich. War doch die Neugier riesengroß, was da wohl drinstehen würde. Den letzten Bissen spülte er mit Rotwein runter, dann öffnete er das Buch. Auch Sam musste immer wieder ins Buch schauen. Es dauerte nicht lange, da waren beide äußerst fasziniert in das Buch vertieft. „Oh, mein Gott“ „Der Wahnsinn“ oder „Ich glaube es nicht“, war immer mal wieder von beiden zu hören.

      Mittlerweile war es Nacht geworden. Die Tafel war längst leer. Paul und Sam saßen immer noch über dem Buch. Sinclair saß in einer Ecke und schnarchte fröhlich vor sich hin. „Es gibt also unzählige Welten da draußen und man kann sie alle besuchen“, stellte Sam fasziniert fest. Die Augen der Beiden leuchteten, wie bei kleinen Kindern, die gerade ihre Geschenke auspackten. „Ja. Wir können also mit allen Lebewesen kommunizieren, weil wir die angehenden Hüter sind. Und es gibt Lebewesen, von denen wir nicht mal zu träumen wagten.

      Leben wir wirklich, wie ein Floh auf einem Hund, auf oder in anderen Lebewesen?“, stellte Paul fasziniert fest. „Alle meine Bücher, meine Ideen…, oh Mann, unsere Vorstellung von Größe, Raum und Zeit sind ja so klein und engstirnig. Ich komme mir vor, wie diejenigen, die mal behaupteten, die Erde wäre eine Scheibe.“ „Wie meinst du das denn jetzt, Dad?“ „Na ja. Der Floh ist sich nicht bewusst, dass er auf einem Hund sitzt. Er ist sich nur, vielleicht, darüber im Klaren, dass es seine Nahrungsquelle ist. Wir sind uns nur über die Erde und das Sonnensystem im Klaren. Vielleicht ist das Universum mehr als nur das, was wir darüber bereits wissen.“ „Das ist sehr verwirrend, Dad.“ „Das sagten die Menschen, die die Erde für eine Scheibe hielten auch, über diejenigen, die schließlich behaupteten, dass die Erde rund sei“, sagte Paul mit einem flüchtigen lächeln. Sam begann zu gähnen, während Paul immer tiefer ins Buch eintauchte.

      Der Morgen brach an. Während Sam mit dem Kopf auf dem Tisch schlief, las Paul noch immer im Buch. Immer wieder rieb er sich seine müden Augen. Sinclair deckte den Frühstückstisch. Als er eine Gabel auf den Tisch fallen ließ, schreckte Sam hoch. Albert kam herein und begrüßte alle mit einem freundlichen Lächeln.

      „Na, meine Freunde. Wie ich sehe, seid ihr äußerst angetan von meinem Tagebuch“, sagte er und setzte sich an den Tisch. Sinclair servierte Albert ein großes Glas Milch, was er in einem Zug austrank. „Mmh…, so beginnt man einen Tag“, sagte er und rieb sich die Hände, während sein Blick neugierig über den Tisch wanderte.

      Mia und Maik betraten gleichzeitig den Saal und scherzten miteinander, was Sam etwas missfiel-war Maik doch ein junger, attraktiver Mann. Ein gequältes Lächeln verließ Sam als er freundlich von Mia begrüßt wurde. Alle stürzten sich erstmal über das Buffet her. „Was ist