Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie


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normal, wenn man die Begriffe „Mensch“, „Leben“ und „Familie“ auf die Erde, auf die Materie und auf den Alltag münzt. Dies ist auch möglich, gerade in divinatorischen Arbeiten. Doch wenn man sich energetisch mit dieser Rune verbindet, geht es um die eigenen Anteile, um das eigene Leben, welches in diesem Kontext kein einfaches Leben einer einzelnen Inkarnation ist, sondern vielmehr eine Existenz. Eine Existenz ist immer deutlich mehr als nur ein Leben, denn die Existenz zieht sich über alle Inkarnationen und durch alle Ebenen. Dadurch, dass man beginnt, seine Existenz Stück für Stück zu verstehen, Stück für Stück anzunehmen, zu akzeptieren, und dann letztendlich auch zu leben, wird man wieder zur nächsten Rune gelangen, zu der Rune Laguz. Die Rune LAGUZ beinhaltet die Stichwörter „Wasser“, „Meer“, „Leben“, „Bewegung“, „Flexibilität“, „Verformbarkeit“, „Erkenntnisse“, „Belebung“ und „Wirklichkeit“. Es sind alles Wörter, die man ohne Weiteres auf kosmische Strukturen anwenden kann, es sind alles Wörter, die sich auf Inkarnationen anwenden lassen, sodass die eigene Existenz mehr und mehr Erfahrungen sammelt, wodurch das Gesamtwesen, wovon der Mensch nur ein winziger Bruchteil ist, sich evolutioniert. Wenn es um Inkarnationen geht, dann geht es auch immer wieder um einen Zyklus, einen Kreislauf und eine Vollendung. Und genau dies sind zum Teil die Stichwörter der nächsten Rune. Hierbei handelt es sich um die Rune Ingwaz, eine Rune, die eben mit den literarischen Zusammenhängen „Kreislauf“, „Vollendung“, „Ziel“, „Neuanfang“, „Fortpflanzung“, „Geburt“, „Sex“, „Meisterschaft“, und „Leistung“ versinnbildlicht werden kann. Selbstverständlich kann man diese ohne Weiteres auch wieder auf die Erde, auf das eigene Leben und auf menschliche Tätigkeiten anwenden. Doch das dritte Ättir befindet sich auch zwischen den Sternen. Und wenn man sich nun anschaut, wie eine neue Inkarnation, zumindest im kosmischen Sinne, erschaffen wird, dann sind die oberen Begrifflichkeiten vollkommen abgedeckt. So wird in der Energie der Rune INGWAZ eine neue Inkarnation geplant, eine Inkarnation die dann zur nächsten Rune führt, zu Rune Dagaz. Die Rune DAGAZ steht für „Tag“, „Licht“, „Arbeit“, „Nutzen“, „Vertrauen“, „Start“, „Formung“, „Erledigung“, „Handhabung“, „Verdienst“, „Unternehmung“.

      Man sieht in diesen Stichworten sehr deutlich, dass hier das alltägliche Leben wieder mehr an Substanz gewinnt, so als ob ein Mensch neu geboren wurde, das Licht der Welt erblickte, sich der Arbeit zuwendet, nutzen und Vertrauen aufbaut, sich selbst formt, Aufgaben erledigt, Verdienste einfährt, Unternehmungen begeht, und letztlich sein Leben wahrlich startet. So kommt man von den Sternen, geht auf die Erde, lebt sein Leben, erfüllt seine Lebensaufgaben und seine Existenzaufgabe, um zu den Sternen wieder zurückzukehren, um dann in einen neuen Zyklus, in eine neue Phase der Geburt einzutreten. Wenn die Geburt vollzogen wurde, wenn man wieder ein Mensch ist, kann man die Reise des Futharks beenden und neu beginnen. Dies wird mit der Rune Othala perfekt zum Ausdruck gebracht. Die Rune OTHALA steht im literarischen Sinne für die Begrifflichkeiten „Erde“, „Heim“, „Familie“, „Besitz“, „Heimat“, „Ursprung“, „Erkenntnisse“, „Selbsterkenntnis“, „Wissen“, „Verständnis“, und ist hierdurch die perfekte Rune um seine magische Arbeit wieder zu beginnen, sich aus dem Kindesalter zu erheben, um neugierig seine Umgebung zu erforschen. Um diese Neugier erfolgreich befriedigen zu können, braucht man natürlich wieder ein Fundament, ein Fundament, welches man selbst erschafft. Während man in der Kindheit wahrlich ein Heim, eine Familie, eine Heimat und einen Ursprung hat, wird man mehr und mehr, mit wachsendem Alter, zu den Erkenntnissen des Lebens und zur Selbsterkenntnis kommen, wodurch sich wieder Wissen und Verständnis gebären, sodass man das dritte Ättir abschließen kann, um dann wieder bei der Rune FEHU und im ersten Ättir zu starten. Hierdurch schließt sich der Kreis, der Kreis, der niemals geöffnet war, da Kreise sich nicht schließen, denn sie sind stets geschlossen. In diesem Fall müsste man eigentlich nicht von einem Runenalphabet und auch nicht von einer Runenreihe sprechen, sondern von einem Runenkreislauf.

      So will ich hier einmal eine kurze Übersicht geben, die im Abschnitt über die divinatorischen Arbeitsmöglichkeiten erneut auftauchen werden …

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      Durch diese Übersicht wird es einem (hoffentlich) möglich sein, für sich selbst herauszufinden, WAS die einzelnen Begriffe, die man als Grunderklärungen der Runen verstehen kann, für das eigene Energiesystem und für den eigenen Weg bedeuten können.

      Es ist immer nur ein „Können“, da nun einmal die Runen sehr individuelle energetische Reaktionen im System des Menschen hervorrufen können. Hierbei können sie sanft und harmonisch wirken, aber auch hart und unnachgiebig – so wie die Natur selbst.

      So sind die Runen also nicht nur Buchstaben, Symbole, Zeichen und spannende Darstellungen, nein, die Runen sind Werkzeuge der eigenen Entwicklung, der Selbsterkenntnis, der Reise in das eigene Innere und auch für die Reise in das Außen. Dass sie hierbei auch als „gesprochenes Wort“ oder als „gesprochene Magie“ verwendet werden können, ist eine hilfreiche Tatsache, die aber nicht einzigartig ist. Wie gesagt, so wie die Runen neben ihren Lautwerten auch jeweils Begriffswerte besitzen, so besitzen dies auch die hebräischen Buchstaben, die griechischen Buchstaben und auch die henochischen Buchstaben, auch wenn das Henochische nun keine „menschliche Sprache“ ist, sondern sich auf kosmische Weiten bezieht und daher lapidar als „Sprache der Engel“ deklariert wird.

      Da die Runen aus Stäben, Haken und Zweigen bestehen, somit also doch recht „gradlinig“ agieren, bzw. in „ordentlichen Winkeln“ eine Darstellung finden, kann man hierdurch natürlich hervorragende Kombinationen von mehreren Runen, sogenannte Binderunen, ersinnen. Man kann, wenn man dies denn will, ganze Wörter in eine Binderune setzen, was wieder sehr stark an die Sigillenmagie erinnert, wo ein Willenssatz aufgeschrieben wird, alle doppelten Buchstaben im Satz gestrichen werden, sodass man im Endeffekt von allen Buchstaben nur EINEN zum Bau der Sigille hat, um dann in eine beliebige Form gebracht zu werden. Wer hier mehr wissen will, wird in meinem Buch „Magisches Kompendium – Sigillenmagie; ISBN: 9783746705330“ fündig werden.

      Durch die fantastische Kombinationsmöglichkeit der Runen kann man mit den nordischen Zeichen sehr gezielt arbeiten. Man kann eigene Runeninschriften verfassen, um Wünsche, Segenssprüche oder Fürbitten niederzuschreiben. Wenn man sich die historischen Runeninschriften anschaut, erkennt man, dass diese grundsätzlich rechts- oder linksläufig sein können. Manchmal findet man auch einen Wechsel, sodass hier eine Art „Zick-Zack-Kurs“ verwendet wurde. Doch auch senkrechte Anordnungen der Runen sind auf Denkmälern zu finden. Da die Runen aber neben „normalen“ Bezeichnungen und Inschriften (wer eine Brücke gebaut hat, oder dass dieser oder jener Gegenstand wem auch immer gehört) auch immer wieder als „Wissensinschriften“ verstanden werden können, sind auch kreisförmige Anbringungen vorhanden. Ein verschlungenes Schlangenornament ist hier ein passendes Bild.

      Grafik 30 Grafik 31

      Bei den Schriftrichtungen und den jeweiligen Formen ist es für die Art und Weise der Darstellung noch interessant, wenn man sich hier einmal die Runen als rein grafische Gebilde anschaut und erkennt, dass einige eine klare Richtung haben, während andere wiederum doppelte Ausrichtungen besitzen.

      So kann man also folgende Runen als „lineare Runen“ betiteln, da man durch diese Runen die „Schriftrichtung“ bestimmen kann:

       Grafik 64 Grafik 67