Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie


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quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur, hinnitusque ac fremitus observant; nec ulli auspicio maior fides, non solum apud plebem, sed apud proceres, apud sacerdotes; se enim ministros deorum, illos conscios putant. Est et alia observatio auspiciorum, qua gravium bellorum eventus explorant; eius gentis, cum qua bellum est, captivum quoquo modo interceptum cum electo popularium suorum, patriis quemque armis, committunt; victoria huius vel illius pro präiudicio accipitur.

      Wenn man sich den Text übersetzt (hier gibt es teilweise Unterschiede, sodass ich lieber eine eigene, zum Teil sinngemäße, Übersetzung erstelle) liest man:

      Wünschelruten und Orakel spielen bei den Germanen eine tragende Rolle: Das Verfahren eines Losorakels ist einfach (Einschub: Ein Losorakel ist einfach eine einfache Divinationsmethode, bei der man klassische Ja-Nein-Fragen stellen kann. Hierzu werden einfach Lose gezogen, die selbst eine Zuweisung zu entsprechenden Antworten haben, die natürlich voll festgelegt sind. Hierdurch erhält man eine sehr geringe divinatorische Breite, die aber für Ja-Nein-Fragen sinnig ist.) Eine Rute von einem Früchte tragenden Baum wird abgeschnitten, und wird in Stäbchen, durch gewisse Zeichen unterschieden, auf ein weißes Tuch geworfen, blindlings und zufällig. Der Priester betet, sodass sich öffentlich beratschlagt wird, und die Gemeinde mit involviert ist. Wenn der Priester es für sich alleine macht, und selbst zu den Göttern spricht, als Hausvater, dann werden je drei einzelne Stäbchen aufgenommen und deutet, diese werden aufgehoben und auf ein späteres Zeichen gedeutet. Wenn es zu keiner klaren Antwort kommt, wird am gleichen Tag nicht mehr gefragt (um die Götter nicht zu beleidigen). Wenn jedoch eine Antwort kommt, wenn etwas gestattet wurde, wird noch ein Zuspruch der Auspizien (eine divinatorische Methode, die sich darauf bezieht, wie die Stimmen und der Flug der Vögel zu deuten sind) gefordert. Es ist bekannt, dass der Flug und die Stimmen der Vögel zu befragen sind, auch wenn es eigentümlich für das Volk ist, wenn sein Glück auch mit Weissagungen und Mahnungen von Pferden versucht. So werden die Pferde gehalten, auf Kosten der Gemeinschaft. Es sind schneeweiße Rosse, die keinen Dienst erfüllen müssen, da sie nur zu magischen Zwecken gehalten werden. Beschirrt werden sie am heiligen Wagen und begleiten den Priester oder Könige oder die Obersten der Gemeinde. Es wird das Wiehern und das Schnauben beobachtet, und dieses wird gedeutet, von den Priestern, den Diener der Götter. Doch es gibt auch noch andere Beobachtungen von Vorzeichen, mit denen der Ausgang schwerwiegender Kriege erkannt werden kann. Sodass ein Gefangener vom Feind, gegen einen der ihren mit heimischen Waffen kämpfen muss, und der Sieg des einen oder anderen gilt als Vorentscheidung.

      Gut, wenn man jetzt diesen Text liest, sucht man verzweifelt nach irgendwelchen Angaben, die sich auf die Runen oder auf den Futhark beziehen. Es geht ja auch viel mehr darum, dass die Germanen, wie Tacitus die jeweiligen Volksstämme einfach zusammenfassend genannt hat, sehr gerne divinatorisch gearbeitet haben, um irgendein Orakel zu verwenden. In diesem Kontext kann man natürlich auch sagen, dass divinatorischen Methoden mit der Zeit immer mehr und immer mehr verfeinert werden, da man – aus der Praxis für die Praxis – erkennt wie gut und sinnig bzw. wie schlecht und unpassend einige Methoden sind.

      Doch auch eine Veränderung der Methoden, bedarf der Zeit. Man wird nicht einfach hingehen können und sagen, dass man die heiligen Pferde doch einfach mal in Ruhe lassen soll, und dass man hierfür diese tollen Runen, die man mal eben von den Göttern erhalten hat, zu Divination verwenden kann. Wobei auch dies eine klassische, einfache und irgendwie auch lustige Erklärung wäre. Doch eine solche Erklärung wäre überhaupt nicht so weit hergeholt, denn auch wenn die Runenfunde sich auf eine Zeit zwischen 200 und 1400 beziehen, kann man eigentlich davon ausgehen, dass schon weit vorher mit entsprechenden divinatorischen Möglichkeiten, Zeichen und Symbolen gearbeitet wurde. Dass es aber aus diesem Bereich kaum Funde gibt, wird in Kreisen der Runologen gerne damit argumentiert, dass die Runen Schrift einfach auf Holz geschrieben wurde, und diese verrottet ist. Holz ist ein vergängliches, organisches Material, und kann in diesem Kontext nicht erhalten bleiben. Zwar gibt es Funde aus Mooren, sodass auch hier Dinge erhalten blieben, doch sind diese auch eher auf das Jahr 200 zu datieren.

      So bleibt es dabei, dass bei allen Thesen, Ideen und Möglichkeiten der eigentliche Zweck der Runenschrift immer noch einer Spekulation unterliegt. Ab und zu tauchen Thesen auf, dass eine Schrift immer nur dann verwendet wurde, wenn man etwas aufschreiben wollte, was man nicht sagen konnte, sagen durfte bzw. sagen wollte. Auch dies ist eine legitime Idee, ob man deswegen aber so viele Runenritzereien finden muss, die auf Schmuckstücken, Steinen, auf Hörnern oder auch auf Waffen zu finden sind, ist fraglich. Vielleicht war irgendwann einmal die Idee vorhanden, denn wenn man das Prinzip der „stillen Post“ berücksichtigt, dann ist es ohne Weiteres möglich, dass Boten essenzielle Botschaften doch irgendwie ein bisschen falsch kommunizierten. In diesem Kontext ist Schreiben natürlich sinniger, wobei man dann immer davon ausgehen muss, dass die Person, die die Botschaft erhält, auch lesen kann, und am besten auch schreiben kann, um zu antworten. Hierbei wird Wasser auf die Mühlen der Menschen gegossen, die die Runen sowieso mit dem Hauch des geheimnisvollen vernebeln wollen, wodurch eine erhöhte Mystik erschaffen wird. Eine Schrift ist aber auch immer was Mystisches, und da die ältesten Funde der Runenschriften sich in etwa auf das Jahr 200 beziehen, wobei man hier über 350 Inschriften fand, kann man davon ausgehen, dass die Entwicklung einer Schrift sich primär dadurch erklären lässt, dass ein Handel betrieben wurde, und dass es einfacher war, über Symbole zu kommunizieren, wenn man die Sprache nicht kannte. Mystik hin oder her! Man weiß heutzutage, dass die Skandinavier, die Wikinger, beachtliche Reisen und Fahrten unternommen haben, sodass diese auf die verschiedensten Kulturen, Menschen und eben auch Händler getroffen sind, und hierdurch auch Gedankengut zurück in ihrer Heimat nahmen. Dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass gerade in der Wikingerzeit die Runenreihen doch einige Änderungen erfuhren. Die Masse an Runen Denkmälern, Runeninschriften und anderen Hinterlassenschaften, zeigen deutlich, dass die Runen doch gegenwärtig sind. Schweden führt letztendlich die Masseliste an, gefolgt von Norwegen und Dänemark, über Deutschland, bis hin zu den Beneluxländern und der britischen Insel, sowie Irland und Island. Selbst Grönland und die Orkneys besitzen Runeninschriften. Hierbei gibt es selbstverständlich Unterschiede, doch auch einige Gleichheiten, Gleichheiten, die sich natürlich auf die grafischen Merkmale beziehen, sodass es hier die Stäbe, die Zweige und die Haken gibt. Letztlich sind alle Runen aus dieser Trinität erschaffen worden. Stäbe? Zweige? Haken? Da Bilder, bzw. die Runen selbst, manchmal mehr als 1000 Wörter sagen, und die verschiedenen Futharke schon abgebildet worden sind, kommen hier entsprechende Abbildungen, die zeigen, was mit Stäbe, Zweige und Haken gemeint ist und wie diese „Objekte“ die Runen bilden bzw. bedingen:

Grafik 57 Grafik 58

      Man sieht also, dass die grafischen Merkmale auf der einen Seite sehr einfach sind, auf der anderen Seite aber auch entsprechend ausschlaggebend sind.

      In diesem Kontext verhalten sich die Runen so ähnlich wie die klassischen (hermetischen) Planetenzeichen der Astrologie, da diese auch alle aus Kreisen, Halbkreisen und Kreuzen bestehen. Zwar wird dies gern „übersehen“, doch liegt dies auch daran, dass nicht alle „Kreuze“ als kreuze gesehen werden, wie z. B. beim Planetenzeichen Mars, da hier meist ein Pfeil genommen wird. Auch der Mond wird nicht als Halbkreis wahrgenommen, sondern als Sichel. Doch dies alles sei nur nebenbei erwähnt, da es hier um die Runen geht, und nicht um die Astrologie.

      So bleibt zum Abschluss dieses Kapitels nur zu sagen, dass mystische Symbole auf der einen Seite förderlich, auf der anderen Seite aber auch hinderlich sein können. Die Runen können heutzutage für alle erdenklichen magischen Arbeiten verwendet werden. In diesem Kontext sollte man den Menschen des Altertums kein Jota Intelligenz absprechen. Die Runen können in diesem Kontext energetisch genutzt werden, sie können in Form von Mantren genutzt werden, sie können durch divinatorische Methoden Verwendung finden und auch durch die Macht der Zeichen selbst. Hier ist man wieder im Bereich der sympathischen Magie, der talismanischen Magie, im Bereich der Magie der Fetische und im energetischen Austausch mit den Göttern, was man in diesem Kontext auch als Astralmagie definieren kann. So werden mit der Hilfe der Runen energetische Bänder gewoben, Bänder zu den Welten der Götter und