Barbara Eckhoff

Um uns herum die Dunkelheit


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Frau und er war überrascht, dass er heute Abend wirklich Mühe hatte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Casey war froh, dass er vorausgegangen war, so konnte sie ihre Gedanken wieder sammeln und scheinbar war er sich wohl sicher, dass sie keine weiteren Fluchtversuche unternehmen würde. Warum zum Teufel war er sich da so sicher. Arroganter Pinsel hörte sie sich in Gedanken schimpfen. Trotzdem folgte sie ihm und ging in das Wohnzimmer zurück. Doch es war leer. Wo war er?

      „Nehmen Sie Platz!“ kam es von hinten.

      Sie erschrak und drehte sich abrupt um. Max stand mit einem weißen Handtuch in der Hand da und trocknete sich seine nassen Haare ab. In der anderen Hand hielt er ein neues Glas Wasser ihr entgegen, welches sie diesmal dankbar entgegen nahm und fast in einem Zug leerte. Casey nahm sogleich auf der Couch platz und beobachtete ihn. Er ging gerade mit seinen Fingern durch die nassen Haare. Sie starrte ihn fasziniert von Kopf bis Fuß an. Er war wirklich groß. In der Firma war ihr dies nie so bewusst aufgefallen wie in diesem Moment. Sie versuchte sich wieder auf die jetzige Situation zu konzentrieren, aber es half nichts. Max strich sich mit seinen Fingern seine Haare aus dem Gesicht und Casey musste unweigerlich schlucken, als sie beobachten konnte, wie ein paar widerspenstige Locken ihm ins Gesicht fielen. Dieser Mann sah einfach zu verführerisch aus. Hör auf, schrie sie sich in Gedanken an. Das ist doch alles nicht dein Ernst. Du bist hier die Gefangene von Max Pembroke, oder wie auch immer er heißen mag. Inzwischen glaubte sie nicht mehr daran, dass es sein richtiger Name war. Dieser Name passte so gar nicht zu seinem Äußeren. Max legte das Handtuch zur Seite und nahm in einem Sessel ihr gegenüber platz.

      Es dauerte eine Weile, bis er anfing zu reden. Scheinbar suchte er nach den richtigen Worten. Sie ließ ihn gewähren.

      „Okay. Sie wollen wissen, was hier los ist. Ich werde es ihnen erklären, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ihnen gefallen wird. Zuerst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Ich wollte nicht so grob zu ihnen sein, aber sie haben sich so sehr gewehrt, da musste ich zu einigen außergewöhnlichen Mitteln greifen. Normalerweise ist das nicht meine Art, so Besuch zu empfangen. Sie haben mich nur heute in einer etwas prekären Lage angetroffen.“

      Casey musste unweigerlich an den Anblick zurückdenken, der sich ihr geboten hatte, als sie durch das Fenster geschaut hatte. Es war grausig gewesen. Aber dies schien schon so lange zurückzuliegen. Sie ließ ihn fortfahren.

      „Ich arbeite für das FBI (Federal Bureau of Investigation). Wir sind dabei die Kunstdiebstähle in Mexiko aufzuklären. Die Spur führt hier nach Paradise. Genauer gesagt führt sie zur Hooks Spedition. Ich bin vor gut einem halben Jahr dort als Buchhalter eingeschleust worden. Meine Aufgabe sollte sein, dass ich versuche herauszufinden, ob die Spedition etwas mit den Diebstählen zu tun hat. Es hat lange gedauert aber vor kurzer Zeit hatte ich endlich die ersten Beweise gefunden. Wir wissen nun, dass Mr. Hooks in die Sache verwickelt ist. Was wir noch nicht wissen ist, wer ihm dabei hilft und wie die Kunstgegenstände außer Landes gebracht werden. Verstehen Sie Miss Flemming, als sie hier durch mein Fenster geschaut haben, musste ich annehmen, dass sie für ihn spionieren sollten. Ich musste erst sicher sein, dass sie von der Sache nichts wissen.“

      Max machte eine Pause und schaute sie prüfend an.

      „Und was macht sie jetzt so sicher, dass ich nicht eine Diebin bin?“, wollte Casey wissen.

      „Weil ich ihnen glaube.“

      „Sie glauben mir?“

      Sie war ganz verwirrt. Er glaubte ihr. Warum hielt er sie dann hier noch weiterhin fest?

      „Ja, ich habe Sie schon vor geraumer Zeit überprüfen lassen und es liegt nichts gegen sie vor. Sie sind nicht vorbestraft und haben bisher nur zwei Tickets wegen zu schnellen Fahrens bekommen. Sie sind auch erst viel später zu der Firma gestoßen. Die Diebstähle haben aber schon vor über einem Jahr angefangen. Außerdem sind sie nicht der Typ, der solch ein Ding mitdrehen könnte. Sie haben einen zu sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Immer wenn mir irgendetwas schief gegangen ist und die Anderen über mich gelacht haben, haben Sie mich verteidigt. Solche Menschen können nicht derartig Illegales tun, weil es ganz gegen ihre Prinzipien verstößt, Miss Flemming. Deshalb glaube ich ihnen. Trotzdem war ich heute unsicher, ob ich mich nicht vielleicht doch in ihnen getäuscht hatte,“ erklärte Max ihr.

      „Sie haben mich überprüfen lassen? Ich kann das alles schwerlich glauben, was sie mir da erzählen, Pembroke. Was war das eigentlich, was sie vorhin im Gesicht hatten?“ fragte Casey weiter.

      „Es war meine Maske. Wir hatten uns damals ausgedacht, dass meine Tarnung gut sein müsste. So kamen wir auf eine Maske. Unser auserwählter Buchhalter sollte natürlich kein Aufhebens um seine Person machen. So haben wir ihn etwas verunstaltet und nicht ganz so liebenswürdig gemacht. Er sollte auch ein bisschen trottelig sein, damit wirklich keiner vermutete, dass Pembroke vielleicht doch kein Buchhalter ist. Ich denke, das ist uns gelungen.“

      „Allerdings, Sie taten mir leid, weil ihnen immer solche unangenehmen Sachen passierten. Dass dies alles nur Theater sein sollte, kann man nur schwerlich glauben. War jedenfalls oscarreif.“ warf Casey dazwischen.

      „Nun, ich habe mir redlich Mühe gegeben. Leider war dies für mich nicht immer einfach. Ich musste meine Stimme verstellen und dies den ganzen Tag über. Jeden Morgen musste ich eine Maske anlegen, damit ich aussah wie Pembroke. Es war ganz schön anstrengend. Jedenfalls haben Sie mich vorhin, bei meiner Demaskierung erwischt.“

      Wieder machte Max eine kleine Pause. Casey sah sich Max Pembroke genau an. Er war groß. Sie schätzte, dass er etwas über 1,90 war. Seine Figur war schlank und athletisch. Er hatte breite Schultern und eine schmale Taille. Seine Haare glänzten wie schwarzer Samt und er hatte wunderschön geformte Finger. Das fiel ihr sofort auf. Sein Gesicht war atemberaubend schön, sofern man dies von einem Mann behaupten konnte. Er besaß ausgeprägte Wangenknochen und ein energisches Kinn. Seine leuchtend grünen Augen zogen einen in seinen Bann. Und er hatte schöne gezeichnete Augenbrauen. Nicht solche Dicken wie bei Pembroke. Alles in allem hätte man ihn wahrscheinlich eher als Modell eingestuft anstelle eines Beamten des FBIs.

      „Wie heißen Sie? Ihr Name ist doch nicht wirklich Max Pembroke!“

      „Nein, mein Name ist Jean-Luc MacKenzie.

      „Jean-Luc ....MacKenzie? Welch ein ungewöhnlicher Name. Wahrscheinlich ist dies auch nicht der Richtige, oder?“

      „Doch. Meine Mutter ist Französin und mein Vater ist schottischer Abstammung. Daher Jean-Luc MacKenzie. Meine Freunde nennen mich aber Luke. Nun wie ich eben sagte, bin ich hinter Hooks her. Er ist der Chef eines Schmugglerrings, der mexikanische Kunstgegenstände raubt und sie außer Landes bringt. Wir sind seit einem Jahr an ihm dran, konnten aber bis jetzt noch nicht seine Kontaktperson in Mexiko ausfindig machen. Deshalb muss ich Sie bitten, Miss Flemming, dass Sie absolutes Stillschweigen über diesen Abend halten. Außerdem empfehle ich Ihnen, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Wenn wir Hooks auf frischer Tat ertappen, dann wird von seiner Firma nicht mehr viel übrig sein.

      Und noch etwas sollte irgendetwas von unserem Gespräch nach außen dringen, dann lasse ich sie einsperren. Und zwar solange, wie es dauern wird, Hooks dingfest zu machen. Es bleibt mir leider keine andere Wahl als Ihnen ihre Lage drastisch vor Augen zu führen. Meine Dienststelle hat im Moment noch keine Ahnung, das sie bescheid wissen aber glauben sie nicht, ich könnte Skrupel haben, sie einsperren zu lassen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“

      Casey konnte nicht gleich antworten. Sie ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Es konnte doch nicht sein, dass er sie nun schon wieder bedrohte, nach allem was in dieser Nacht bisher geschehen war. Aber so wie es sich anhörte, wollte er sie wohl laufen lassen. Sie könnte dann immer noch zur Polizei gehen. Er hatte sie nicht gewarnt, zur Polizei zu gehen. Jean-Luc schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er meinte plötzlich:

      „Casey, falls Sie daran denken sollten, zur Polizei zu gehen, dann vergessen Sie es ganz schnell wieder. Allen Anschein nach ist die hiesige Polizei in den Fall mit verstrickt. Sollten Sie der Polizei irgendetwas erzählen, so begeben Sie sich in größte Gefahr. Bedenken Sie Mr. Hooks, ist Bürgermeister und hat in diesem kleinen Ort somit auch die Polizeigewalt unter sich. Also wenn ich sie laufen