Barbara Eckhoff

Um uns herum die Dunkelheit


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eilte so schnell über den Marmorfußboden, dass seine Schritte durch das Haus hallten. Er hatte wichtige Neuigkeiten zu berichten. Als er an der Bibliothek angekommen war, klopfte er an der Tür.

      „Herein,“ klang es von drinnen.

      Er öffnete die Tür und sah am anderen Ende des Raumes an einem Schreibtisch seinen Boss sitzen.

      „Oh Miller, kommen Sie näher, setzen Sie sich. Möchten sie etwas trinken?“

      „Vielen Dank, Mr. Hooks. Ich hätte gern einen Brandy. Ich habe Neuigkeiten zu berichten.“ Er wartete bis Mr. Hooks ihm ein Glas mit Brandy und Eis gab und sich wieder an den Schreibtisch gesetzt hatte. In der Zwischenzeit hatte er sich umgesehen. In der Bibliothek gab es nur Wände mit unzähligen Büchern, die sich vom Fußboden bis zur Decke in den Regalen dicht an dicht drängten.

      Den ganzen Raum durchflutete das Licht aus nur einem großen Fenster, was ebenfalls von Fußboden bis zur Decke reichte. Jetzt brannte allerdings eine Deckenlampe dazu, weil es draußen schon dunkel war. Miller bezweifelte, dass sein Chef alle diese Bücher gelesen hatte, denn er wusste, dass Hooks eigentlich nicht sehr gerne las. Dieses ganze Haus war nur auf Prunk eingerichtet und so sollte es auch nach außen dargestellt sein. Die Leute in Paradise bewunderten dieses Haus auf dem Berg, das wusste Miller. Doch auf das Grundstück selbst waren die wenigsten jemals gekommen. Vor ein paar Wochen hatte Hooks hier oben eine Gartenparty veranstaltet. Es waren viele Leute da gewesen, doch die meisten waren von außerhalb eingeladen worden. Hooks Stimme riss Miller aus seinen Gedanken.

      „Nun, Miller was gibt es zu berichten?“

      „Es ist etwas passiert und ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll.“ Miller machte eine Pause und sah, wie sein Chef interessiert zuhörte.

      „Also ich habe gestern beim Abtransport der Ware entdeckt, dass eine Kiste nicht richtig vernagelt war. Ich weiß aber auch, dass ich diese Kiste beim Abtransport in Mexiko richtig zugemacht habe. Also, ich denke, da hat sich einer dran zu schaffen gemacht, Boss.“

      Hooks strich sich mit seiner Hand über das Kinn und überlegte.

      „Du meinst also, es hat dort jemand rumgeschnüffelt.“

      „Ja, genau das meine ich. Was sollen wir jetzt tun?“

      „Nun mal langsam, wir müssen überlegen, wer dafür infrage kommt, und ob überhaupt jemand dafür infrage kommt. Du bist Dir also sicher, dass Du die Kiste richtig zugemacht hast?“

      „Absolut, Chef! Ich kontrolliere die Kisten vor dem Abtransport in Mexiko jedes Mal selbst und die Kiste war zu.“

      „Also wer könnte sich daran zu schaffen gemacht haben. Vielleicht einer von Deinen Leuten, Miller?“

      „Nein, Chef, dafür lege ich meine Hände ins Feuer. Die haben das nicht gemacht. Es muss jemand Außenstehendes gemacht haben.“

      „Wann kommt der nächste Transport?“

      „Freitagnacht, es sind zehn Kisten, die am Samstag mit dem Flugzeug wieder abgeholt werden.“

      „Vielleicht sollten wir an diesen Tagen eine extra Wachrunde gehen. Aber nicht von Mr. Long. Er darf davon nichts erfahren.“

      „Chef, aber vielleicht haben wir keine Zeit mehr und derjenige ist schon zu den Bullen gerannt. Was machen wir dann?“

      „Nun mal langsam, ich glaube nicht, dass die Bullen schon Bescheid wissen. Sie wären bestimmt schon zu mir gekommen. Vielleicht möchte jemand die Kisten auch für sich selber haben, um sie dann zu verkaufen oder um sie uns dann wieder für viel Geld anzubieten.“

      „Gut wir werden am Freitag eine weitere Wachrunde einführen. Vielleicht sollten wir hierzu Keith mitnehmen? Was meinen Sie, Chef!“

      „Das ist eine gute Idee. Sagen Sie Paul er, soll Keith am Freitagabend mitbringen. Bis dahin verfahren wir wieder wie sonst auch. Teilen Sie das den Anderen bitte mit und keine Panik.“

      „Ist in Ordnung, Chef.“

      Miller nahm sein Glas mit dem Brandy und leerte es in einem Zug aus. Er stellte es auf den Schreibtisch und ging.

      Als sein Auto die Straße nach Paradise hinunter fuhr, dachte er darüber nach, welch ein böses Erwachen demjenigen blühte, der am Freitagabend in der Lagerhalle herumschnüffeln würde. Unwillkürlich musste er lächeln.

       Kapitel 7

      Donnerstagabend saß Laura immer noch an ihrer Arbeit. Heute war die Hölle los gewesen. Erst waren zwei LKWs, die dringende Waren ausfahren mussten, kaputt gegangen. Sie hatte schnellstmöglich für Ersatz sorgen müssen. Am Mittag hatte ein Fahrer falsche Waren aufgenommen und musste sie wieder zurückbringen, um die richtigen Waren zu laden. Dies alles kostete Zeit, die eine Spedition nicht hat. Casey hatte den halben Tag nur am Telefon gehangen und versucht die Misere auszubaden. Und jetzt war zwar alles geregelt, Sie selbst hatte aber noch einen Haufen Arbeit zu erledigen. Durch die ganze Aufregung war sie nicht zu Ihrer eigentlichen Arbeit gekommen. Sie beschloss noch ein wenig weiter zuarbeiten und wollte dann den Rest am morgigen Tage machen.

      Casey schaute auf Ihre Armbanduhr. Mittlerweile war es schon acht Uhr.

      „Es ist gut, dass ich keinen Freund habe“, dachte Sie, während sie mehrere Zahlen aufaddierte.

      „Für so viele Überstunden würde er kein Verständnis haben.“

      Sie hing ihren Gedanken nach und musste plötzlich an Daniel denken. Bei ihm war es genauso gewesen.

      Daniel hatte in einer großen Marketingfirma in L. A. gearbeitet, als Sie mit ihm vor eineinhalb Jahren zusammen war. Er war ein Workaholic und ging in seiner Arbeit förmlich auf. Sie hatten sich auf einer Silvesterparty von Ihren Freunden kennen gelernt. Damals schien es gleich gefunkt zu haben, denn sie hatten sich den ganzen Abend nur zusammen unterhalten. Sie schienen auf der gleichen Wellenlänge gewesen zu sein. Er hatte damals gerade Urlaub gehabt und somit hatten Sie viele schöne Tage zusammen verbracht. Am Ende des Urlaubes waren sie fest liiert gewesen. Casey war so glücklich gewesen, dass sie im Stillen schon von einer gemeinsamen Zukunft geträumt hatte. Doch mit der Zeit hatte sich das alles geändert. Daniel hatte sehr oft Überstunden gemacht. Zuerst hatte sie noch geglaubt, dass das nur eine Phase wäre und sich bald alles normalisieren würde, denn welcher Mensch säße schon freiwillig länger im Büro, wenn zuhause seine Freundin auf ihn wartete.

      Doch dann, wenn er bei Ihr gewesen war, hatte er einfach nicht abschalten können. Er hatte immer nur über seine Arbeit gesprochen, nie über sie beide. Seine Arbeit hatte er einfach nicht loslassen können. Oft war es so gewesen, dass er sich, nachdem sie sich geliebt hatten, noch an den Schreibtisch gesetzt hatte und irgendwelche Akten bearbeitet hatte. Casey wollte geliebt werden, sie wollte eine richtige Beziehung haben. Sie hatte von Hochzeit und Kindern geträumt und nicht davon für jemanden nur ein willkommener Zeitvertreib zu sein. Hingegen wollte Daniel nur Karriere machen. Dies war ihm wichtiger als Sie und das hatte er ihr nach einem dreiviertel Jahr auch gesagt. Casey hörte jetzt noch seine Worte in Ihren Ohren klingen.

      “Casey,“ hatte er damals angefangen,“ es tut mir leid, wenn Du geglaubt hast, dass ich Dich heiraten würde. Es war nie meine Absicht Dir dies zu vermitteln. Ich suchte eine Freundin und keine Frau und ich dachte, ich hätte dies gefunden.“

      Unschuldig hatte Daniel Sie damals angeschaut. Sie hatte geglaubt, sich verhört zu haben.

      „Das heißt, Du hast in mir nur eine nette, willkommene Abwechslung zu Deiner Arbeit gesehen? Das kann ich einfach nicht glauben. Und was ist mit den Liebesbekundungen, die Du mir oft in den Nächten ins Ohr geflüstert hast? Casey ich liebe Dich und Ich begehre Dich usw.?“

      Wütend hatte sie ihn angeschaut.

      „Was sollte ich denn sonst sagen. Das sind doch die Worte, die Ihr gerne hört!“

      Hatte er damals völlig ruhig entgegnet.

      Casey hatte daraufhin den Kopf geschüttelt.

      „Das kann doch alles nicht wahr sein.“