Barbara Eckhoff

Um uns herum die Dunkelheit


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Licht. Unten hörte Sie wie ein Auto wegfuhr. Das war bestimmt Mr. Pembroke.

      Sie dachte darüber nach, dass sie nicht gerade nett zu ihm gewesen war, allerdings war ihr auch nicht danach zu Mute gewesen. Zuerst hatte sie sich fast erschrocken. In der Dunkelheit sah er noch grässlicher aus als am Tage. Er war wirklich ein gebeutelter Mensch. Irgendwie tat er ihr leid.

      Seine Figur schien recht passabel zu sein. Es sah so aus, das unter diesen komischen Anzügen ein großer, schlanker und sportlicher Körper steckte. Seine Hände waren wohl geformt. Sie musste über sich lachen. Sie dachte doch tatsächlich darüber nach, dass sein Körper wahrscheinlich eine Sünde wert war, wenn da nicht dieser Kopf wäre. Sein pomadiges Haar und diese schreckliche Brille sahen unmöglich aus. Über diese vielen Krater im Gesicht, die von den Pocken herrührten, konnte man ja vielleicht noch hinwegsehen, aber sein Blick. Er hatte immer irgendetwas von behämmert. Ja, das war das richtige Wort. Er wirkte behämmert.

      Wahrscheinlich war er ganz allein. Welche Frau würde schon so einen Mann nehmen überlegte sie ernsthaft. Nun ja, Sie würde es jedenfalls nicht tun.

      Casey wartete noch auf ihren Traummann: Groß, schlank, durchtrainiert, dunkle Haare, gutes Aussehen, Witz, Charme. Mit diesen Gaben sollte ihr Traummann ausgestattet sein. Doch sie machte sich auch keine Illusionen darüber, dass solch eine Sorte wahrscheinlich eher im Fantasieland zu suchen wäre und im wahren Leben wohl eher nicht.

      Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf und versuchte einzuschlafen.

      Pembroke war froh, dass Casey nicht die Lust hatte, sich mit ihm zu unterhalten. Er hatte Wichtigeres zu tun. Trotz das er nur an seinen Plan denken sollte, beschlichen ihn wieder Gedanken über sie. Sie war wirklich eine sehr hübsche Frau. Scheinbar lebte Sie alleine. Was jedoch nicht heißen wollte, dass sie keinen Freund hatte. Er dachte darüber nach, wie es wäre solch eine Frau in den Armen zu halten. Seine Hände in ihren dunklen Locken zu vergraben. Seine Lippen auf Ihre zu pressen, um zu kosten, ob sie so weich und zart sich anfühlten, wie sie aussahen. Doch schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Casey würde niemals solch einen Menschen wie ihn mögen können. Hatte er doch die Abneigung ihm gegenüber gespürt, als sie die Tür öffnete. Er wusste, dass er nicht gerade ein schönes Bild bot. Aber es half ihm, seinen Plan durchzuziehen. Nun dachte er wieder über seine Pläne und über den bevorstehenden Einbruch nach.

      Pembroke parkte seinen Wagen diesmal an einer anderen Stelle im Gebüsch. Es sollte nicht irgendjemanden auffallen, dass dort schon wieder nachts ein Auto stand.

      Er zog sich das Jackett aus und stülpte sich einen schwarzen Pullover über. Durch sein schwarzes Haar und den schwarzen Sachen konnte man ihn kaum erkennen. Es war jetzt kurz vor neun Uhr. Er musste sich beeilen. In einer guten Stunde würde Mr. Long wieder auf seinem Rundgang sein.

      Er schlich sich durch ein Loch im Zaun, durch das er gestern schon gekommen war.

      Er hatte es vor einigen Tagen entdeckt und festgestellt, dass an dieser Stelle keine Kamera war.

      Lautlos rannte er schnell hinüber zu den Lagerhallen. Wieder suchte er Schutz in der Dunkelheit und beobachtet die Umgebung nach etwas Auffälligem. Er konnte nichts sehen. Schnell erklomm er die Feuerleiter und verschwand durch das kleine Fenster in der Halle.

      Dieses Mal hatte er sich sein Nachtsichtgerät mitgenommen. Er stülpte sich dieses über seine Augen und sofort konnte er den ganzen Raum überblicken. Zügig durchquerte er den Raum und ging hinüber zu der Ecke, wo gestern Nacht die großen Kisten auf dem Fußboden gestanden hatten. Aber sie waren nicht mehr da.

      „Verdammt, das konnte doch nicht sein. Man hatte sie heute verschwinden lassen. Oh so ein Mist.“ fluchte er.

      Wenn er doch bloß gestern noch weiter in die Kiste hätte schauen können.

      Er war sich fast sicher gewesen, dass es sich bei diesem Gegenstand nicht um die üblichen Waren gehandelt hatte. Was sollte er nun machen. Er überlegte eine Weile und beschloss dann alles abzubrechen und wieder nachhause zufahren. Er war zu spät gekommen. Nun würde er wieder von vorne anfangen müssen. Es war zum verrückt werden. Immer, wenn er dachte, jetzt könnte es klappen, da waren sie ihm wieder einen Schritt voraus.

      Als Pembroke wieder in seinem Auto saß und auf dem Weg nachhause war, meinte er zu sich selbst.

      „Morgen gehe ich der Sache auf den Grund.“

      „Was machen Sie da?“

      Casey konnte ihren Augen nicht glauben. Sie hatte die Tür von ihren Büro geöffnet und sah, wie Mr. Pembroke Ihren Aktenschrank durchwühlte.

      Pembroke schnellte herum, krampfhaft überlegte er, welche Ausrede er jetzt gebrauchen könnte. Er musste versuchen, die Situation zu entschärfen. Sie war einfach zu eindeutig.

      „Ähm, Mrs. Flemming. Ich dachte, sie wären noch krank und heute noch nicht wieder im Büro.“

      Das war wirklich eine dumme Ausrede, dachte er. Aber er musste jetzt den Dummen spielen.

      „Nun, ich bin auch nur kurz hereingekommen, um die Unterlagen beim Chef abzugeben. Und nun frage ich sie, was machen Sie hier. Warum durchwühlen sie meine Akten?“

      Erbost schaute sie ihn an.

      „Ich durchwühle gar nichts, ich benötige lediglich noch einige Angaben zu den Lieferformalitäten der letzten drei Warensendungen, um sie richtig in Rechnung zu stellen. Ich hatte gehofft, sie bei Ihren Akten zu finden. Sie waren ja nicht da, und Sie wissen ja, der Chef duldet keinen Aufschub. Ich musste mich also alleine betätigen. Es tut mir leid, wenn es nach etwas anderem ausgesehen hatte. Das war nicht meine Absicht.“

      Pembroke schwitzte Wasser und Blut. Gott sei Dank war ihm eine plausible Erklärung noch so schnell eingefallen. Nun beobachtete er sie, wie sie überlegte, ob das stimmen konnte. Sie kam zu dem Ergebnis, das seine Geschichte wohl stimmte, denn sie wurde wieder freundlicher.

      „Es tut mir leid, dass ich sie so ungehalten angefahren habe. Aber ich dachte sie würden.....

      „Würde was Mrs. Flemming?“, fragte er nach.

      „Ach nichts. Ist schon gut. Ich gehe jetzt wieder.“

      Mit diesen Worten verließ sie Ihr Büro.

      Max Pembroke atmete tief durch. Das war knapp gewesen. Er musste in Zukunft etwas vorsichtiger sein. Heute hatte er noch Casey davon überzeugen können, dass es ganz normal war, die Akten zu durchsuchen aber das nächste Mal würde sie ihm das wahrscheinlich nicht mehr abnehmen. Er suchte weiter, aber er konnte keine Hinweise finden, die darauf schließen ließen, dass gestern die verdächtigen Kisten transportiert worden waren. Nach Caseys Akten zufolge gab es diese Kisten gar nicht. Max wollte gar nicht darüber nachdenken, wie viele Kisten dort unten in den Lagerhallen existierten, die vielleicht nicht auf den Listen standen. Es konnten hunderte sein. Das war genial. Kein Mensch würde es merken. Sie veränderten einfach die Listen und so eine Kiste verschwand, ohne bemerkt zu werden. Er hatte ja nur den Auftrag, Kisten mit mexikanischen Kunstgegenständen zu finden. Vielleicht gab es aber auch noch Gegenstände anderer Herkunft zu finden. Er suchte weiter. Plötzlich wurde er auf eine Adresse aufmerksam, die er bisher noch nicht kannte.Es war die Adresse eines kleinen Flughafens in der Nähe von Paradise. Da sich diese Adresse hier bei den Akten von Casey befand, mussten also auch Waren von diesem Flugplatz aus versandt worden seien. Seine Auftraggeber hatten ihm nie etwas von diesem Flugplatz erzählt, was nur bedeuten konnte, dass sie ihn nicht kannten. Er hatte also doch etwas gefunden. Er schrieb sich schnell die Adresse auf und schloss dann den Aktenschrank. Zufrieden mit sich löschte er das Licht und ging in sein Büro.

      Max Pembroke nahm sich eine Landkarte zur Hand und versuchte den kleinen Flughafen darauf zu finden. Er brauchte nicht lange, da fuhr er mit dem Finger an die Stelle auf der Landkarte. Es schien ein idealer Ort zu sein, dachte er. Der Flugplatz lag nur etwa eine halbe Stunde von Paradise entfernt. Darüber hinaus war es zum Pacific auch nicht weit. Wenn also diese Kunstgegenstände außer Landes gebracht würden, und da war sich Max sicher, dann war so ein kleiner Flugplatz natürlich sehr gut dafür. Man konnte mit kleinen Privatmaschinen dort landen. Großartige Zoll- und Abflugformalitäten fielen auf