Barbara Eckhoff

Um uns herum die Dunkelheit


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vom ersten Tag, legte sie sich ins Bett. Sie versuchte noch ein paar Seiten zu lesen, merkte aber schnell, dass sie sich auf die Zeilen nicht konzentrieren konnte und legte somit das Buch weg. Bald darauf schlief sie ein.

      Der Tag war schön. Es war warm und überall hörte man Vögel singen. Zwar war es schon Spätsommer, aber hier in Arizona wurde es ja nie richtig kalt. Man kannte zwar auch kühlere Tage aber richtig kalt wie drüben im Osten oder in den Hochtälern der Berge wurde es hier nie. Casey liebte Arizona. Ihre Eltern waren früher oft in den Ferien zum Golfen nach Phönix gefahren und sie hatte in den dazu gehörenden Hotel Resorts sich gut am Pool vergnügt. Außerdem lag Arizona so dicht an ihrem Heimatstaat Kalifornien. Sie war in Los Angeles geboren worden. Ihre Eltern waren recht wohlhabend und so mangelte es ihr meistens nicht an Geld. Nicht das sie nicht mit dem Geld auskam, das sie verdiente. Nein im Gegenteil sie hatte immer schon eine gute Einstellung zum Geld gehabt. War nie verschwenderisch gewesen. Alle Ausgaben wurden gut überlegt. Ihre Eltern hatten sie dazu erzogen, sich nie etwas darauf einzubilden, dass man wohlhabend war. Somit war es für sie auch selbstverständlich gewesen, nach dem College einen Beruf zu lernen und eine eigene Wohnung zu haben. Casey wusste immer, was sie als Nächstes tun wollte. Nur als ihr Vater vor ein paar Jahren unerwartet verstorben war, war sie kurzzeitig ins grübeln gekommen, ob das was sie tat, auch wirklich das war, was sie wollte. Sie war geneigt gewesen, sich eine Stelle fern von daheim zu suchen aber nach dem Tod ihres Vaters verwarf sie die Idee und blieb in Los Angeles, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Jetzt etliche Jahre später schien es nicht mehr nötig zu sein, immer in greifbarer Nähe ihrer Mutter zu bleiben. Sie hatte ihr Leben gut im Griff und war dank des Vermögens in der Lage einen gewissen Lebensstil sich zu behalten. Ihre Mutter verstand auch, dass sie privat eine Veränderung brauchte.

      So hatte sie auch keine Einwände gehabt, als ihre Tochter ihr mitgeteilt hatte, dass sie bei ihrem Chef gekündigt hatte, um eine neue Stelle in Paradise anzutreten. Nun war sie also hier. Das Haus sah noch chaotisch aus und den ersten Tag hatte sie schon hinter sich gebracht. Nun fuhr sie mit ihrem Wagen auf den Parkplatz der Firma.

      Max Pembroke kam auch gerade mit seinem Wagen angefahren. Als er ausstieg, sah er zu Ihr hinüber.Er winkte ihr zu und begrüßte Sie. Sie grüßte zurück und ging zum Fahrstuhl.

      Die Tür des Fahrstuhls wollte sich gerade schließen, als Mr. Pembroke sie wieder aufmachte.

      „Vielen Dank, dass sie mich noch mitnehmen.“ bedankte er sich.

      „Das macht nichts. Wenn ich gewusst hätte, dass sie auch mit dem Fahrstuhl fahren, dann hätte ich auf sie gewartet.“ meinte Casey.

      Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Einen kurzen Augenblick später hielt er wieder an. Die Tür ging auf und sie befanden sich im ersten Stockwerk.

      Mr. Pembroke wollte gerade hinausgehen, als er von ihr angesprochen wurde.

      „Müssen sie hier auch aussteigen?“

      „Ja, ich arbeite hier in der Buchhaltung, das sagte ich ihnen doch gestern schon. Die Buchhaltung befindet sich hinter der zweiten und dritten Tür hier auf der rechten Seite.“

      „Ja, es stimmt, sie sagten es mir gestern. Ich entschuldige mich, dass ich nicht richtig zugehört habe. Ich hatte gestern meinen ersten Tag und da war ich wohl etwas aufgeregt.“

      „Ja, das hatten Sie mir gesagt, Miss Flemming. Herzlich willkommen! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“

      Mit diesen Worten verließ er den Fahrstuhl und ging den Gang hinunter zu seinem Büro.

      „Hallo Casey! Was willst du denn mit dem?“ Mrs. Granger kam auf sie zu und deutete mit einem Wink auf Pembroke.

      „Mit Mr. Pembroke?“, fragte Sie.

      „Ja, lass dich bloß nicht mit ihm ein. Es sei denn, du stehst auf Trottel.“ spöttisch fügte Mrs. Granger hinzu, als sie den Gang hinunter gingen.

      „Jeden Tag passiert ihm irgendetwas Blödes. Neulich hat er sein Jackett im Fahrstuhl eingeklemmt. Das wurde ganz zerrissen. Oder er steht plötzlich auf der Damentoilette und meint er hätte das Schild nicht richtig gelesen. Und so weiter und so fort. Seit einem guten halben Jahr ist er hier, der Chef behält ihn bestimmt nur, weil er vielleicht Mitleid mit ihm hat.“

      „Meinst du nicht, dass das ein bisschen übertrieben ist?“, wollte Casey wissen.

      „Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja die Anderen fragen. Die haben alle die gleiche Meinung. Ich meine, schau ihn dir doch nur mal an. Wie der allein schon rum läuft. Diese Hosen, die könnten auch aus der Kriegszeit stammen. Überhaupt nicht modisch mehr. Immer nur Anzüge. In seine Haare macht er zu viel Pomade und seine Brille hat auch schon frühere Zeiten erlebt. Und dann sein Gesicht. Diese viel zu buschigen Augenbrauen und die unreine Haut. Diese Krater hat er bestimmt von aufgekratzten und nicht wieder verheilten Windpocken. Also wenn Du mich fragst, ein abstoßender Mensch. Aber nun komm, wir wollen mit der Arbeit anfangen.“

      Mit dieser Beschreibung war für Mrs. Granger , Pembroke gestorben. Auch Casey musste zugeben, dass er nicht gerade eine Schönheit war. Zu allen anderen Punkten konnte sie noch nichts sagen. Sie wollte sich ein eigenes Bild machen. Ein bisschen merkwürdig schien er aber zu sein.

      Casey hatte viel zu tun und war überrascht, dass der Tag so schnell zu Ende ging.

      Als sie zuhause ankam, erwartete sie das gleiche Chaos wie am Vortag. Sie hatte aber auch heute keine Lust mehr hier noch aufzuräumen. Sie beschloss, dies am Samstag zu tun. Sie müsste dann nicht arbeiten und hätte den ganzen Tag Zeit dafür.

      Die neue Arbeit schlauchte. Es war so anstrengend sich die ganzen neuen Sachen zu merken, trotzdem war sie zuversichtlich, dass sie das alles lernen würde. In der Zukunft würde es immer besser werden.

       Kapitel 2

      Es stürmte draußen. Man hatte das Gefühl, als wenn gleich die Bäume umfallen würden. Es war Oktober und ein Ausläufer eines schweren Sturmes brauste über Paradise hinweg. Seit zwei Tagen schüttete es schon am laufenden Band. Der Sturm brach Äste und fegte über den Firmenplatz. Leere Kisten, die nicht in Sicherheit gebracht worden waren, polterten über das Pflaster. Zwei Männer versuchten alle Kisten wieder einzufangen. Dies erwies sich als schwierig, da immer wieder neue Böen kamen und die Kisten fort trugen.

      Casey saß in ihrem Büro und hatte sich vertieft in Ihre Arbeit. Sie war nun schon zweieinhalb Monate hier. Seit Mrs. Granger nicht mehr da war, waren ihre Tage mit viel Arbeit ausgefüllt.

      An manchen Abenden musste sie Überstunden machen, damit sie ihre Arbeit schaffte. Sie war dann oft die Letzte, die ging.

      Heute war wieder einer von diesen langen Tagen. Seit dem Nachmittag häuften sich die Aufträge auf ihren Schreibtisch, die alle noch bearbeitet werden mussten. Sie schaute auf ihre Uhr. Es war jetzt fast sechs Uhr abends und sie wusste, dass sie mindestens noch für drei Stunden Arbeit hatte. Nach einer Weile brauchte Sie eine Pause. So entschloss sie sich dazu, in die Kaffeeküche zu gehen und sich einen Kaffee zu holen. Dies würde ihre Kraftreserven wieder auffüllen.

      „Oh, Sie arbeiten noch so spät?“ Casey drehte sich um und sah Mr. Pembroke vor sich mit einer Kaffeetasse stehen.

      „Ja, ich habe noch viel Arbeit. Müssen sie heute auch länger bleiben?“

      „Ja, leider. Ich muss noch einen Bericht ans Finanzamt fertig schreiben. Werde wohl noch eine Stunde dafür brauchen. Ich wollte mir nur eine Tasse Kaffee holen, um nochmal richtig durchstarten zu können. Ihnen geht es wohl genauso!“ sagte er und deutete auf ihre Kaffeetasse. Sie schenkte ihm eine Tasse ein und berührte dabei aus Versehen seine Hand. Ein warmer Schauer durchzog Ihren Arm. Verdutzt hielt sie inne und schaute auf Ihre Hand. Was war das gewesen. Etwas verlegen meinte Sie:

      “So eine Tasse Kaffee wirkt bei mir manchmal wie ein Aufputschmittel. Wie es scheint, sind wir heute Abend die Einzigen, die länger arbeiten müssen. So nun werde ich mich mal wieder an die Arbeit machen, sonst sitze ich noch morgen Früh hier. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend.“

      „Ich ihnen auch Miss Flemming.“