Jürgen H. Ruhr

Undercover - Auftrag


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Revolver trennen müssen.

      Chrissi legte ihre Pistole in den kleinen Safe, den Sam zuvor geöffnet hatte. Meinen Smith & Wesson Revolver platzierte ich daneben.

      Sam verschloss den Safe sorgfältig und nickte uns zu: „Gut, dann folgt mir bitte in den Keller.“

      Über die kurze Treppe gelangten wir in das Kellergeschoss. Linker Hand befand sich der Schießstand, daneben ein kleines Labor und rechts das Schwimmbad. Nichts Besonderes, aber für ein paar Trainingsrunden reichte es allemal. Ich nahm mir vor, bald einmal wieder meine Badehose zu benutzen. Während wir so an dem Schwimmbad vorbeigingen, erinnerte ich mich an ein Badeerlebnis meiner Jugend.

      Das Wetter zeigte sich einmal mehr von seiner besten Seite. Für diesen Tag hatte ich meinem Vater versprochen, ihm im Garten zu helfen. Rasen mähen, Hecke schneiden und dies und das. Ein richtiger Vater - Sohn Tag. Und gegen Abend wollte mein alter Herr dann mit Mutter und mir grillen.

      Dank der Sonne, die durch mein Fenster fiel, wachte ich schon recht früh auf. Keine zehn Uhr. Aber es waren ja auch Schulferien und für mich galt: jeden Tag genießen. Und da gehörte langes Ausschlafen nun einmal dazu. Ob ich nun im Garten helfen musste, oder nicht. Überhaupt - überlegte ich, während ich noch einmal versuchte einzuschlafen - so viel Arbeit war doch in diesem verflixten Garten auch nicht zu tun. Konnte mein Vater das nicht ohne mich schaffen? Mit siebzehn Jahren hat man schließlich andere Dinge im Kopf, als im Grünzeug herumzuwühlen.

      Letztendlich holte mich meine Mutter aus dem Bett, indem sie leise an meine Türe klopfte und sagte: „Jonathan, bist du wach? Jonathan?“

      Ich ignorierte die Frage zunächst, sprang aber blitzschnell auf, als sie auf der anderen Seite der Tür meinte: „Na gut, dann sage ich Dirk eben, dass du nicht zu sprechen bist!“

      „Moment! Ich komme!“ Schnell zog ich mir eine Hose über.

      Dirk am Telefon! Dirk Beldger und ich waren dicke Freunde. Und Frank Eggbach. ‚Drei Freunde sollt ihr sein‘, sagten wir immer. Dirk und Frank schoben dann oftmals noch ein ‚Zwei Freunde und ein Fragezeichen‘ nach. Auch passend, aber nicht so sehr.

      Nun, wenn Dirk mich anrief, dann war bestimmt etwas im Busch. Mutter stand im Flur, hielt den Telefonhörer in der Hand und grinste mich an. „Guten Morgen, Jonathan. Du denkst doch aber daran, dass du deinem Vater heute im Garten helfen wolltest? Ich habe das auch schon diesem Dirk hier gesagt.“

      Mutter mochte Dirk nicht. Und Frank auch nicht. Ausgerechnet die! Schließlich waren es meine besten Freunde. Warum sie die beiden nicht mochte, habe ich nie ergründen können. Aber Vater mochte sie ja auch nicht. Vielleicht lag es daran.

      „Morgen Jonathan.“ Dirk zog das ‚Jonathan‘ immer gern in die Länge. Er wusste genau, dass er mich damit ärgern konnte. Außerdem hatte ich ihm schon tausend Mal erklärt, dass er mich ‚Jon‘ nennen sollte. Tat er aber nicht. Genauso wenig wie Frank. Doch ich wusste zu kontern: „Hallo Dick.“ Das hasste er. Denn Dirk war wirklich etwas fülliger. Vermutlich eine Folge des vielen Bieres, das er immer genoss. „Was gibt‘s alter Freund?“

      „Schon mal aus dem Fenster geschaut, Jonathan? Herrliches Wetter draußen. Ideal für‘s Schwimmbad. Frank ist jedenfalls dabei. Wie ich höre, hast du heute anderweitig Termine?“

      Dieser blöde Affe! ‚Anderweitig Termine‘. Dirk versuchte sich immer etwas geschwollener auszudrücken. Meistens ging das schief.

      „Deine Chefin hat mich ja schon informiert. Eigentlich schade, du weißt ja: Zwei Freunde und ein Fragezeichen.“ - „Drei Freunde sollt ihr sein“, korrigierte ich.

      „Was ist nun? Das Schwimmbad macht um zehn auf und jetzt ist es schon zehn Uhr! Kommst du nun mit oder spielste lieber Wühlmaus?“

      Ich überlegte. Das Wetter war herrlich. Mit Freunden im Freibad zu sein, hatte auch etwas. Mehr jedenfalls, als mit Vater im Dreck zu buddeln. Und außerdem: Der Garten würde ja nicht weglaufen.

      „Okay, ich bin dabei. Treffen wir uns in einer halben Stunde vor dem Schwimmbad.“ - „Na siehste, geht doch. Und bestell‘ deiner Alten einen schönen Gruß von mir.“ Das würde ich bestimmt nicht machen. Eher sann ich darauf, möglichst unauffällig aus dem Haus zu kommen.

      Was mir dann auch gelang. Vater werkelte schon im Garten herum und mühte sich mit einer übergroßen Leiter ab. Ach ja, die Dachrinne wollte er ja auch noch reinigen. Mutter musste irgendwo in der Küche sein. Ohne Frühstück, aber mit Badehose und Handtuch bewaffnet, schlich ich in die Garage und schwang mich auf mein Fahrrad. Bis zum Schwimmbad in Wickrath würde ich es von unserem Häuschen hier in Wickrathberg mit einiger Anstrengung gut und gerne in einer halben Stunde schaffen können. Dirk und Frank sollten schließlich nicht warten müssen!

      Ich schaffte es in fünfundzwanzig Minuten. Schweißnass sah ich mich vor dem Eingang suchend um. Das Wickrather Schwimmbad bestand aus einem überdachten Teil und einem Freibad. Ideal für Tage, wenn es das Wetter einmal nicht ganz so gut mit uns meinte …

      Nur meine Freunde konnte ich nirgends entdecken. Ob die vielleicht schon im Bad waren? Das wäre nicht das erste Mal. Andererseits war ich jetzt etwas zu früh dran. Ich beschloss noch zu warten. Nach dreißig langen Minuten - und keinen eintreffenden Freunden - konnte ich mir sicher sein, dass die beiden schon im kühlen Nass sein mussten.

      Und wirklich, da lagen sie grinsend und noch vor Feuchtigkeit triefend auf ihrer Decke. „Jonathan, wo bleibst du denn? Haste es doch nicht in dreißig Minuten geschafft?“ Frank klatschte mir seine nasse Hand auf die Schulter. „Das haben wir uns gleich gedacht und gar nicht erst lange auf dich gewartet. War ja auch in deinem Interesse!“

      Was da nun in meinem Interesse dran war, konnte ich nicht erkennen. Schließlich war ich es, der vor dem Eingang gewartet hatte. „Ich gehe jetzt erst einmal ins Wasser. Kommt jemand mit?“ - „Nee, wir waren doch gerade. Zuviel Wasser schadet doch nur. Geh du mal alleine.“ Dirk zog aus seinem Rucksack eine angefangene Flasche Bier. Dass der schon morgens mit dem Trinken anfangen musste!

      Dann stand ich unter der Dusche. Oder eher daneben. Erst einmal die Wassertemperatur prüfen. Natürlich eiskalt! Warum sollte ich aber auch duschen? Einfach rein ins Wasser und gut. Gerade, als ich meine Gedanken in die Tat umsetzen wollte, trat eine blonde Schönheit mir gegenüber unter die zweite Dusche. Schlanke Figur, süßes Gesicht und ein verdammt knapper Bikini. Mit siebzehn Jahren kann man das schon beurteilen! Die Kleine mochte so in meinem Alter sein. Vielleicht ein Jahr jünger. Jetzt drückte sie den Wasserknopf und wand sich unter den kalten Strahlen. Welch ein Anblick!

      Irgendwie musste ich das Mädchen auf mich aufmerksam machen. Mit einem Schritt stand ich unter meiner Dusche und drückte den Knopf. Eiskaltes Wasser rauschte herab und ließ mich erschreckt aufjapsen und nach Luft schnappen. Verdammt, war das kalt. Aber ich riss mich zusammen. Lächelnd schaute ich die Kleine an. Ja, ich bin ein Lärpers! Mir ist kein Wasser zu kalt. Nur gut, dass der kalte Fluss jetzt versiegte. Lächelnd blickte ich der Hübschen ins Gesicht.

      „Was grinste denn so dämlich?“ Und schon war sie fort. Mit einem gekonnten Sprung landete sie im Schwimmerbecken. Ich natürlich hinterher. Das war jetzt die Gelegenheit sie näher kennenzulernen. Platschend landete ich im Wasser. Dummerweise haarscharf neben einem älteren Herrn, der hier seine Bahnen zog.

      „Verdammt“, brüllte der, „nicht vom Beckenrand springen, nicht vom Beckenrand!“ Durch das Gebrüll machte er den Bademeister auf uns aufmerksam. Schon gab dessen Trillerpfeife ein schrilles Signal von sich. „Du da - eine Verwarnung! Nicht vom Beckenrand springen!“

      Ich konnte erkennen, wie die Leute um mich herum grinsten. Aber wo befand sich meine Schönheit eigentlich?

      Suchend schwamm ich umher. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, dass der Bademeister mich genau im Blick behielt. Drohend spielte er mit der Trillerpfeife. Aber wo war die Kleine? Irgendwo musste sie ja stecken. Dann endlich entdeckte ich das hübsche Mädchen. Gerade streckte sie sich auf dem Dreimeterbrett und mit gekonntem Sprung landete sie kopfüber im Wasser. Ein schmächtiges Bürschlein wollte es ihr gleichtun, beobachtete zunächst sorgfältig das Wasser und absolvierte