Ally Park

Rebellische Leidenschaft


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mich jetzt an. Der Rhythmus, er wird rascher und heftiger. Mein Becken verfangen, gebannt in einem Griff der Ungeduld. Immer wieder lenkt Ron meine Blicke. Mein Körper dient ihm ergeben, mein Blick ist ihm Untertan. Ich füge mich, lausche der Lust und gebe dabei mein Lustempfinden mit immer kürzeren Atemzügen nach. Mein Unterleib bebt. Hinter mir regt sich Ron dem Himmel entgegen, meine dunkle Haarpracht wie Zügel inständig im Griff, seine Muskeln angespannt, sein Kopf nach hinten gerissen und dann sinkt er in völliger Zufriedenheit langsam herab. Im siegenden Glücksgefühl entspannt sich mein Körper berauscht. Geradezu regelwidrig genieße ich mit geschlossenen Augen ein zuvor nie zugängliches Empfinden, das ich solange vermisst habe. Ron wendet mich triumphierend ihm zu, lauscht meinem Herzschlag und endlich werden nun meine Hände wieder freigegeben. Er stützt nun seinen Kopf auf einen seiner Arme ab und sieht mir tief in meine erfüllten Augen.

      „Ich war böse. Ich bin böse und ich werde mich nicht mehr ändern“, beginnt er – völlig überraschend.

      Körper und Geist erliegen bei mir noch dem exotischen Genuss. Als sich endlich mein Geist meldet, er springt förmlich hervor und ich frage mich, ob Ron sich soeben abreagiert hat? Frust, denn der Deal in Paris ist ja geplatzt, war es nur das?

      Shit, ich habe hier doch keine Gefühle mitgenommen? In mir regt sich plötzlich Hektik. Ja, ich will diese Leidenschaft, aber ist es dabei geblieben? Meine Hände streifen jetzt meine wilden Locken aus meinem Gesicht und ich fühle den fragenden Blick von Ron. „Wie ist es dann, wenn du mal nicht böse bist?“, ich danke meinem Geist, der anscheinend noch am schnellsten wieder Einsatz zeigt und Worte findet.

      „Hm, es ist interessant wie du reagierst, ganz anders…“, stöhnt Ron. „Vergleich mich nicht, das kann ich nicht leiden“, braust es aus mir, bevor ich überhaupt klar denken kann. Ron schmunzelt und triumphiert: „Du solltest nicht emotional sein, das steht dir nicht.“ So wendet er sich ab.

      Ich bin enttäuscht – vielleicht? Nein, nicht wirklich, es ist vielmehr gekränkt in meinem Stolz. Umso mehr interessiert er mich. Interessiert mich, was diesen Reiz zwischen uns ausmacht.

      „Ich würde dich nie vergleichen, ich wollte nur sagen, ich habe mir deine Reaktion immer und immer wieder ausgemalt, aber darauf bin ich nicht gestoßen.“ Jetzt sieht er mich wieder an, ganz kühl. „Angie, ich kann‘s nicht leugnen, aber du faszinierst meine Seele.“ Rons Gesicht nähert sich und er verschlingt mich. Fasziniert? Das ist das richtige Wort, das könnte stimmen? Nicht mehr gekränkt gibt mein Stolz zu, das muss es sein. Regen sich meine Gedanken, es sind keine Gefühle, es dürfen keine Gefühle sein, das verbiete ich mir. Dennoch erwidere ich seine Sehnsucht.

      Diese Nacht verbringe ich nicht in meinem schönen Hotelzimmer. Als es hell wird, werde ich zärtlich von Lippen, die auf meiner Schulter tanzen, geweckt. Mich durchdringt ein Schaudern, ich fühle mich schlecht, denn ich habe dermaßen gut geschlafen…

      Ich grinse Ron irgendwie verlegen an und begebe mich mit ihm an den bereits gedeckten Frühstückstisch im Nebenraum unseres kleinen Schlosses hier. Mein Becken zerspringt einerseits vor Entzückung, andererseits vernehme ich die tiefen, festen Stöße von gestern beinahe heute noch.

      Was ist passiert? Was habe ich getan? Unsicherheit macht sich mehr und mehr in mir breit, nicht zu wissen, was ich will und worauf ich mich einlasse, ist wohl das Schlimmste was mir passieren kann.

      Elegant verschwinde ich mit einem: „Entschuldige mich kurz“, ins Bad. Ohne zu zögern stelle ich mich beinahe gleichgültig in eine Dusche, die keine Wünsche offen lässt, umgeben von Luxus aus purem Marmor. Meine Augen suchen nach einem Kaltwasserhahn, einfach nur kaltes Wasser, denke ich. Solche Duschen mit all dem erdenklichen Schnickschnack bin ich nicht gewöhnt. Endlich ertappe ich etwas in diese Art und kühler Regen fällt über mich. Nach einer Weile kann ich wieder klarer Gedanken fassen, ich erhöhe den Wasserdruck und strecke mein Gesicht dagegen. Das Abperlen der kalten Tropfen erfrischt. Mit einem Schlag beende ich den Regen und wickle mich in ein kuschliges, rein weißes Riesenbadetuch. Meine Haare binde ich mit einem anderen zu einem Turban hoch. Ich sehe mich im Wandspiegel an und bin nicht einverstanden mit dem, was meine Leidenschaft mir hier antut. Jetzt darf ich frühstücken, entscheide ich und gehe wieder nach draußen.

      Ron scheint seine Zeitung zu genießen, er sieht zu mir: „Es gefällt mir, du wirkst so unschuldig in den Handtüchern.“ Shit, denke ich mir, ich will nicht, dass hier Gefühle reinkommen und Ron forciert das beinahe mit dieser phänomenalen Leichtigkeit.

      „Was willst du eigentlich von mir?“, reagiere ich direkt, wohlwissend, das kann auch schlecht für mich ausgehen. „Angie, diese Frage stelle ich mir, seit ich dich zum ersten Mal in Brüssel gesehen habe. Ich gestehe, bis jetzt habe ich keine Antwort darauf, ich weiß nur, dass ich nicht genug von dir bekommen kann.“ Er lächelt, ist schon aufgestanden und geht an mir vorüber. „Ich muss jetzt zu einem Meeting und ich denke du auch“, so verlässt Ron den Raum.

      Ich komme mir vor wie ein Schulmädchen, ich hadere mit meinen Gefühlen. Langsam begreife ich, wie Männer hier ticken müssen, um sich so zu geben. In uns Frauen regieren zu viele Gefühle, viel zu viele. Wir sind getrieben von ihnen, folgen ihnen euphorisch und ersticken manchmal alles darin.

      Es ist mir nie als Frau gelungen, für einen Mann nicht sinnlich zu wirken. Ist es das? Wird mir das zum Verhängnis? Mit aller Kraft versuche ich, mich an meine Prinzipien zu klammern und mich zu besinnen.

      Noch nie habe ich es geschafft, meine Haare so schnell zu stylen. Noch nie wusste ich so rasch, mein Outfit zu wählen. Am Weg zum Meeting hält mein Taxi an meinem Hotel. In Rekordzeit werfe ich mich in violette und schwarze Robe, heute bin ich ganz Vamp, das passt zu meiner Stimmung. Noch nie bin ich so schnell mit allem fertig gewesen. Ich schnappe die Unterlagen und sause nach unten. Mit demselben Taxi fahre ich weiter zum Meeting.

      Noch vor Ron und den meisten anderen trete ich in den Meetingroom 12 ein. Es ist einer dieser riesen Räume mit einem großen, rechteckigen Glastisch, an den Stirnseiten können jeweils drei Personen Platz nehmen, an den Längsseiten geschätzt zehn an jeder Seite, die Sessel sehen auch ohne Armlehnen ganz bequem aus. So mein erster Eindruck. Ich habe heute scheinbar eine sehr starke Aura, denn ein leichtes Staunen durchfährt die kleine bereits anwesende Runde, als ich eintrete. Zuviel Vamp? Nein, das kann nicht sein. Ich genieße meinen Auftritt und begrüße mir bekannte Gesichter.

      Keine zehn Minuten später betritt Ron den Raum. Denn auch jetzt hält die Menschenriege inne und blickt Richtung Türe, der ich mit dem Rücken zugewandt bin. Ron betritt mit einem überlauten Gruß den Raum. Ich wende mich um, so kenne ich Ron nicht, irgendwie plump denke ich mir. Meine Aufregung steigt, als ich Blondchen wieder im viel zu kurzen und diesmal schwarzen Rock mit engem Top und Highheels neben Ron sehe. Ron besetzt mit seinen Unterlagen und Koffer einen Stirnplatz, daneben positioniert sich Blondchen. Der Geschäftsführer unseres heutigen Gastgebers begrüßt auch Ron und seine Begleitung. Na da bin ich mal gespannt, heute bin ich ja nur in Beraterfunktion hier und leite kein Meeting, das wird nicht uninteressant. Ich wähle meinen Platz neben Sergej, nicht weil ich das will, sondern weil ich glaube, dass es für mich der richtige Platz heute ist. Sergej ist höflich und hilft mir meinen Sessel zurecht zu rücken.

      Ron sieht das und hilft Nicole ebenso, dabei sehen sie ein wenig aus wie ein Turtelpaar, völlig überzogen lacht Ron und Nicole piepst beinahe im Takt dazu. Ein negatives, einfach missmutiges Gefühl macht sich in mir breit. „Ron hat immer ein süßes Mädchen dabei, wissen Sie, nur für den Fall, dass es ihm langweilig ist, sorgt er da vor“, grinst mich Sergej seitlich an und wahrscheinlich will er dabei nur nett sein. Was will Ron mit dem Spiel hier bezwecken, denke ich mir. Mir kommt Sonja in den Sinn, das will ich ihr erzählen, da muss mehr dahinter stecken.

      In mir brodelt eine Küche der Erzürnung, gepaart mit herber Enttäuschung und versalzen, so startet für mich die Begrüßung, die der heutige Meetingleiter Zlatko Zlatic übernimmt. Eine Weile dauert es, dann akklimatisiere ich mich und beginne die einzelnen Herrschaften zu mustern. Schließlich bin ich zum Arbeiten hier. Es fällt mir echt nicht leicht, aber ich versuche die Überschwänglichkeit von Ron zu ignorieren und Blondchen generell auszublenden. Jetzt geht es um technische Details, ich muss aufpassen, da bin ich nicht so firm, aber ich bin