Marie J. D. Caulfield

Indien, ich komme


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das sein? Der King konzentrierte seine Flügelkräfte und wollte abheben, da hörte er den Ruf von Tony: „Halt, King, halt. Stop, noch nicht fliegen. Ich habe da noch etwas Wichtiges vergessen.“ Tony kam schnell zum King angewatschelt. „Wie du weißt, habe ich in meiner Freizeit weiter an meinem Kommunikationsgerät gearbeitet. An dem Gerät, mit dem ich mich mit Freunden unterhalten kann, die im Wasser wohnen. Ich sprach mit Wise Troutella von der Familie der Forellen. Sie will noch schnell dem Menschen John Feelgood durch mich etwas Wichtiges mitteilen lassen. Hi John, bitte steige von King herunter und komme mit mir zum River Smile, gleich hinter meiner Bar.“ King, nun etwas leicht genervt, ließ John absteigen. „Antonio, du schwarz gefrackte Nervensäge, du spielst mit deiner Barlizenz. El Sonchero, der Kämpfer, kommt nur einmal im Jahr zu diesem Ort, wo er sich entspannen will. Aber seine Geduld ist nur begrenzt. Er möchte bald weiter und hat den Auftrag, den Menschen John Feelgood auf dessen letzten Etappe seines Erkundungstrips hier in Lebendig Wasser mitzunehmen. El Sonchero, der Kämpfer, wartet noch. Wenn das nichts Wichtiges ist, was Wise Troutella zu erzählen hat, dann soll dich der Fluch von der Göttin Medusa Animalia treffen.“

      Tony setzte sein wasserdichtes Kommunikationsgerät, den ComHelm, auf seinen Kopf. Das Gerät glich der Kopfbedeckung eines Astronauten von der Familie Mensch aus Totes Wasser. Damit konnte Tony sich mit den Fischen und anderen Flussbewohnern unterhalten. An diesem Helm war seitlich ein Mikrofon angebracht. Dieses Mikrofon hatte einen kleinen Chip installiert, das die gesprochenen Worte von Antonio in kleine und große Luftblasen konvertierte. Die Software dafür hatte auch Tony dafür entwickelt. Somit gab es keine Sprachbarriere von Pinguin zu den Fischen. Er drehte noch einmal an seinem Helm, hielt seine Flügelflosse hoch, machte ein Liberty Zeichen zu John und schon sprang er ins Wasser. In dem Moment schwamm ein etwa 50 cm langer Fisch auf den Kopf zu. Das musste Wise Troutella sein. John sah nun viele Luftblasen in den verschiedensten Größen und auch Farben. Dieses kleine Chat- Happening dauerte nur ein paar Minuten. Tony schwamm wieder hoch zur Oberfläche und sprach über sein Mikrofon zu John: “Die erhabene Fürstin der großen Bach- und Flussfischfamilien Wise Troutella aus dem Clan der Forellen grüßt den Menschen von Totes Wasser. Sie freut sich, dir folgendes mitzuteilen: In ihren Reihen im River Smile schwimmt ein Pärchen Fische vom Clan der Forellen, die aus der Welt Totes Wasser gekommen waren. Vor einigen Tagen haben sie um Asyl gebeten. Der Grund ist der akute Platzmangel in den heimischen Gebirgsbächen und Flüssen von Totes Wasser, wo sie ihre Eier ablegen können. Die Familie Mensch baut dort große Kraftwerke. Es ist also kein Platz mehr frei für die Vermehrung des Clans der Forelle. Das Wasser dort wird weniger und wärmer. Fazit: Weniger Wasser, also weniger Luft zum Atmen. Den Rest macht die Wärme. Ein Ortswechsel ist für den Clan der Forellen nicht geplant. Wise Troutella bittet den Menschen, nach seiner Ankunft im Land Totes Wasser alle Clans der Forellen zu informieren, es gäbe genug Platz für viele im River Smile von Lebendig Wasser.“ King hörte sich die Unterhaltung an und wurde immer ungeduldiger “Ich höre wohl nicht richtig. Nutzt ihr meine königliche Gutmütigkeit aus? Wenn ich einmal Ja gesagt habe, dann heißt es doch nicht immer ja. Was ist, wenn unser Land keine freien Plätze mehr für asylsuchende Mitglieder des Clans der Forellen. hat? Ich werde den Überblick verlieren. Bis heute fühlen wir uns glücklich und alles ist friedlich. Das soll bitte so bleiben. Da können nicht irgendwelche Fische um Asyl bitten, nur weil die kein Zuhause mehr haben. Im großen Land Totes Wasser gibt es doch mehr River Smiles für alle, oder nicht? Die Sonne scheint und ich liebe die Sonne. Mein Volk liebt auch die Sonne. Das ist aber das letzte Mal, dass ich Asyl gewähre. Hoffentlich machen die sich nützlich. John Feelgood, los geht`s. Ich bin King BeagleEagle der Erste und fliege mit dir nun zu El Sonchero, dem Kämpfer.“ John war nun etwas irritiert von dem Ton, den King von sich gab. Er fing an, ganz kurz darüber nachzudenken. „Hat dieser mächtige Vogel plötzlich Angst, ausgenutzt zu werden? Angst, dass es vielleicht Probleme mit dem sonnigen Leben gibt? Angst, dass Wolken den Tag verdunkeln könnten? Angst, dass sich durch Zuwachs seiner Bevölkerung das Leben sich verändern könnte? Angst, dass der Freiraum seiner Bevölkerung kleiner werden würde? Naja, was soll`s, der King hat Recht. In diesem Land sind alle glücklich. Hier gibt es keine Sorgen. Nicht auszudenken, wenn sich hier das Leben ändert, oder? Nein, alles muss seine Ordnung haben. Der King ist happy und seine Untertanen sind happy, alle sind happy. Alles ist okay und das soll bitte auch so bleiben.“ John war sich sicher, die Gedanken von eben waren unnötig und so verabschiedete er sich noch einmal von Tony, nahm auf dem Rücken vom King seinen Platz ein, gurtete sich fest und der King spannte seine Muskeln und ab ging es. Der King schaute auch ein letztes Mal zu seinem Pinguin Freund, blinzelte ihm zu und er spreizte seine majestätischen Flügel aus und schlug sie von oben nach unten mit höchster Konzentration durch. Mit diesem wertvollen Passagier auf dem Rücken sollte es ein angenehmer und relaxter Start werden. Sein gestylter Federkopf gab seinen frisch eingeschmierten Flügeln einen letzten Blick. „Up, Up and away“ und los ging`s.

      Durch die enorme Spannweite hatte er schon nach einem Flügelschlag die unglaubliche Höhe wie die eines ca. 40 stöckigen Hochhauses erreicht. Dieser Vogel hatte trotz seines hohen Alters eine enorme Flügeldurchschlagskraft und so war er bereits mit seinem Passagier in noch gerade gut sichtbarer Höhe. Hier oben bewies sich wieder einmal das sehr gesunde Klima von Lebendig Wasser. Trotz dieser Höhe war es noch genauso warm wie auf dem Erdboden. Auch die Sauerstoffzufuhr erwies sich als reichlich. John schaute zwar auf die an King BeagleEagle dem Ersten angebrachte Hey-bleib-lustig-Maske, für den Fall aller Fälle, aber er verlor sonst keinen Gedanken daran, Angst zu bekommen. Seine Atmung war im Bereich der Normalität und das wichtigste, sein Herz schlug in einem sehr gesunden und vitalen Rhythmus, den John nur von seinen Glücksmomenten her kannte. Okay, er befand sich im Land Lebendig Wasser auf der Insel Brave Island. Und, John Feelgood war zwar John Feelgood, aber er war es doch nicht. Hier im Reich des sorgenfreien Lebens sollte er das Recht haben, wie alle Bewohner hier, ohne Probleme irgendwelcher Art zu leben.

      John Feelgood, der im wirklichen Leben im Koma lag, der an einer Maschine angeschlossen war, die ihn am Leben erhalten sollte, die dafür sorgte, dass er atmen konnte, dass sein Herz weiter schlug, dieser John Feelgood war auf Reisen. In diesem Koma hatte er schon vieles erlebt. Er war wieder geboren, er war wieder jung gewesen und er spielte die Songs von Led Zeppelin mit Eddie, Charly, Mike und Jesse. Hey, er aß noch einmal wie früher sein über alles geliebtes Spaghetti und hatte eine Begegnung mit Aliens. Das war doch der Wahnsinn. Es ging es ihm gut, oder? John erlebte philosophisches über das Prinzip seines Lebens. Er hatte eine Begegnung mit seinem Gewissen. Gewissen? Oder war es vielleicht die innere Stimme, die mit ihm sprach? Oder war es doch die Stimme des… ???? Hmm, John war noch lange nicht so weit, dass er schon den Hauch einer Chance hatte, daran zu denken. Als Kind hatte er nach dem Tod seines Dad bis zum Tage seines Komas jede Existenz des Lieben Gottes abgelehnt. Naja, was nicht war, das konnte ja noch werden, oder doch nicht? Nun denn, hier besuchte er das glücklichste Land und er flog auf dem Rücken eines majestätischen Greifvogels der Luxusklasse. Wow, ging es ihm gut. Der King hatte nun seine Flughöhe erreicht und mit gemäßigten Flügelschlägen ging es weiter. John genoss seinen Status als first class Passagier. Hier oben gab es keinen Gegenwind und folglich konnte er um sich schauen. Penguin Bay da unten auf dem Boden wurde immer kleiner und verschwand bald aus Johns Sicht. Oh, was ging es John gut. Er war glücklich und zufrieden und King BeagleEagle der Erste fühlte sich als König der Lüfte durch und durch bestätigt. Er war enorm stolz auf sich, er hatte mal wieder sein königliches Durchsetzungsvermögen unter Beweis stellen können. Oh nein, dachte er, beim besten Willen konnte er nicht noch mehr Wohnungssuchende des Tiervolkes bei sich aufnehmen. Würde er dann die Übersicht verlieren? Jetzt aber ging es darum, seinen Gast wohlbehalten zu seinem Freund zu fliegen. Gerne hätte der King John sein Tierreich gezeigt, dass vieles Sehenswürdiges zu bieten hatte. Aber dazu fehlte ihm die Zeit. King hörte nun in seinem Headset die bekannte Klingelmelodie, die nur dann ertönte, wenn er von Freunden angerufen wurde. In diesem Fall war es die Stimme seines ebenfalls sehr großen und geschätzten Fischfreundes El Sonchero, der Kämpfer. King musste nun sein Tempo drosseln und erwartete eine freundliche Beschwerde seines Freundes. Der hatte bestimmt schon sehr lange gewartet. Eine tiefe sonorige Stimme teilte dem King folgendes mit:

      „Hi King, ich muss unser Treffen zu einem späteren Zeitpunkt ansetzen. Ella, meine Braut, bekommt Nachwuchs. Ich will ein fürsorgender Vater sein und schwimme nun zu ihr, um life bei dem Ausschlupfen meines Babys dabei zu sein. Okay? Wie geht’s dir sonst mein Freund? Wie