Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter Buch 3 von 4


Скачать книгу

die Steigbügel benutzen, die Römer hatten sie aus welchen Gründen auch immer, jedenfalls noch nicht übernommen. Sie tauschten wieder ihre Pferde, übernachteten in freier Natur, und kamen am Mittag in ein Dorf. Decimus fragte nach einem Schmied. Kristian dämmerte, was er vorhatte. Decimus führte den Schmied zu Kristians Pferd und zeigte ihm die Steigbügel. Interessiert sahen sie zu, wie der Schmied später zwei Ringe formte, unten flach, oben eine Öse. Aus einer gegerbten Haut schnitt er zwei Riemen und befestigte alles an Decimus Sattel. Dieser war zufrieden, ebenso wie der Schmied. Kristian war sich sicher, dass damit der Anfang einer neuen Reittechnik begonnen hatte. Sie suchten ein Gasthaus und aßen zu Mittag. »Wir haben es nicht mehr weit«, gab Decimus von sich.

      »Heute Abend sind wir bei Cornelia.« Das war Kristian recht, ihm reichte es, täglich im Sattel sitzen zu müssen. Jetzt hielt ihn nichts mehr und er drängte zum Aufbruch. Decimus grinste, als er mithilfe seines Steigbügels in den Sattel stieg. »Ist schon praktisch«, meinte er. Die Gegend wurde hügeliger und man sah, dass Wein angebaut wurde.

      Sie ritten an mehreren Anwesen vorbei. Dann zeigte Decimus auf mehrere Gebäude vor ihnen. Gespannt ritten sie auf den Hof. Durch das geklapper der Pferdehufe kam Cornelia aus dem Haus. Als Erstes erkannte sie Decimus. »Decimus, wo ist mein Mann«? fragte sie Schlimmes ahnend.

      »Keine Angst, es geht ihm gut, wir sind nur die Vorhut.« Er stellte seine Begleiter vor, und erklärte, was es mit Elana auf sich hatte. »Komm mein Kind«, sagte sie und führte sie ins Haus. Sie folgten ihnen. Das Zimmer war groß mit großen Fensteröffnungen. Setzt euch. Sie setzte ihnen Brot und Fleisch vor. Dazu gab es Wasser und Wein. Kristian hatte in der Zwischenzeit sein Geschenk und das Foto aus seiner Satteltasche geholt und legte es auf den Tisch.

      »Das ist ja Octavius«, strahlte Cornelia, »als stände er vor mir. Jetzt habe ich ihn immer bei mir.«

      »Der Spiegel ist von mir.«

      »Kristian danke.« Vor dem Spiegel zog sie Grimassen, sie mussten lachen.

      »Cornelia, morgen kommen meine Freunde, du hast doch nichts dagegen?« Ehe sie antwortete, fragte sie, »wieso ist Octavius nicht mit euch gekommen?«

      »Das ist eine lange Geschichte.« Er erzählte sie so weit, wie Decimus Bescheid wusste. »Aber Elanas Mutter, du wirst lange unterwegs sein, wenn du sie holst.«

      »Cornelia«, meldete sich Decimus, »Kristian ist ein Zauberer, Entfernungen halten ihn nicht auf.«

      Abends saßen sie zusammen und Kristian erzählte vom Angriff der Germanen. »Erzähl uns, wie du an dein Schwert gekommen bist«, bat Decimus. Kristian tat ihm den Gefallen. Es wurde spät, Decimus wirkte angesäuselt. Cornelia zeigte ihnen ihr gemeinsames Zimmer.

      Am anderen Morgen. Decimus schlief noch seinen Rausch aus.

      Kristian sprang nach Jessika. Diese saß mit Großvater und Maria am Frühstückstisch. »Kristian«, rief Jessika stürmisch, sprang auf und umarmte ihn.

      »Ich bin gekommen, weil ich ein anständiges Frühstück möchte. »Wieso, bist du noch unterwegs?«

      »Wir sind angekommen.«

      »Das heißt?«

      »Wir sind bei Octavius Frau angekommen.«

      »Du meinst, du nimmst uns jetzt mit?«

      »Nur wenn ihr wollt.« »Komische Frage, sicher wollen wir.« »War Silke schon hier?«

      »Du meinst wegen der Regale, sie hat Maß genommen. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Haben wir täglich fremde Leute im Haus?«

      »Entschuldige, ich hätte euch erst fragen sollen. Nicht täglich, vielleicht einmal die Woche und das nur für Museen und ernsthafte Sammler. Wie geht es Riga?«

      »Mit jedem Tag besser.«

      »Jessika rufst du Lena und Jeanette an und sagst ihnen, dass sie spätestens um elf Uhr hier sein sollen.«

      »Junge«, meldete sich Großvater, »meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, dass du uns erzählst, was du erlebt hast?«

      »Was wollt ihr hören?«

      »Alles.«

      »Also gut.« Er erzählte, wie er auf Riga und Elana gestoßen war. Dann von den Wegelagerern. »Du hast wirklich einen aufgespießt?«

      »Ja, musste ich, er oder ich.«

      »Hat dir das nichts ausgemacht?«

      »Nein, eigentlich nicht.«

      »Jessika, wir werden den Schleier über uns fallen lassen müssen, wenn der Verkauf beginnt. Wenn Besucher kommen, werden sie wissen wollen, woher unsere Ware kommt und ob sie echt ist.

      Wir können uns nicht weiter verstecken und sind einfach alle Edras Freunde. Er bringt uns zu den Römern und Germanen. Deshalb darf Lena uns auch ab jetzt fotografieren. Natürlich werden wir in der ersten Zeit für einiges Aufsehen sorgen. Wir werden das bald überstanden haben, so hoffe ich. Wie ihr mit der Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit klarkommt, weiß ich nicht. Zumindest hört dann die Geheimniskrämerei auf. Edra bleibt nach wie vor der „Außerirdische.“ Ich glaube, Jeanette wird es gefallen, wenn sie im Licht der Öffentlichkeit steht. Und wie ist es mit dir«? fragte er Jessika.

      »Jeder Mensch ist eitel genug, als dass er nicht mal in der Zeitung stehen möchte. Wenn sie aber unser Haus belagern, finde ich das nicht mehr schön.«

      »Wir dürfen Großvater und Maria nicht vergessen, auch von ihnen erwartet man eine Geschichte.«

      »Lass sie nur kommen«, sagte Großvater, ich habe genug zu erzählen.«

      »Ich könnte z.B. die Geschichte über meine Entführung im Mittelalter preisgeben und glaube, dass sie für jede Geschichte die wir zu erzählen haben, gerne bezahlen würden. Wir könnten endlich alles erzählen, was wir bisher verschweigen mussten. Ihr dürft nur nicht vergessen, das alles macht nur Edra möglich. Ich werde jetzt mit Lena reden, rufe du Jeanette an.« Wehrend Jessika in die Eingangshalle zum Telefon ging, rief Kristian Lena über ihre Direktverbindung an. Jessika hatte seinerzeit darüber gemeckert, weil sie nicht auch so ein Ding implantiert bekam. Damals war das auch nicht nötig gewesen, da man nur von Lena wusste. Vielleicht sollte er mal mit Eurone der Alienfrau darüber reden.

      »Hallo Lena, wo bist du gerade?«

      »Ich bin noch zu Hause, hast du was für mich?«

      »Wie man's nimmt, ich bin am Ende meiner Reise angekommen. Wenn du willst, nehme ich dich mit?«

      »Was für eine Frage, natürlich will ich mit.«

      »Cornelia die Frau von Octavius ist auf so viel Besuch nicht eingerichtet. Wenn du kommst, kannst du zwanzig halbe Hähnchen und Stangenbrot mitbringen? Die Hähnchen sollten noch warm sein, wenn du um elf Uhr hier bist. Römische Kleidung ist Vorschrift.«

      »Verstanden, bis bald.«

      Jessika telefonierte noch mit Jeanette. »Römische Kleidung«, flüsterte er ihr zu.

      »Kristian sagt, wir müssten römisch gekleidet sein.« Kristian ging in die Küche.

      »Großvater, ich kann im Moment hier nicht viel machen, ich gehe nach Riga ins Krankenhaus.«

      Ein Gutes hatte die Sache. Jetzt brauchte er nicht mehr in eine andere Haut schlüpfen. Bald würde sowieso jeder wissen, wer er war.

      Deshalb ging er ganz normal auf Rigas Zimmer zu, klopfte an und ging hinein. »Hallo Riga.«

      »Kristian, kommst du mich holen?«

      »Ich glaube nicht, dass das der Frau Doktor recht wäre.«

      »Tut es auch nicht«, meldete sich Kristel hinter ihm.«

      »Hast du gewusst, dass ich komme«? fragte er.

      »Nein, ich habe den Schwestern gesagt, dass sie mir Bescheid geben sollen, wenn fremde Personen in Rigas Zimmer gehen.« »Wir wollen um elf Uhr zu den Römern gehen, wenn du