Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter Buch 3 von 4


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feuerten sie an. Das war nicht nach Kristians Geschmack. »Legt eure Waffen ab«, befahl er. Einer der Männer hatte einen schönen verzierten Gürtel um mit einem verzierten kleinen Dolch. Er nahm den Gürtel und die Schwerter entgegen.

      »Macht ihr mit ihnen, was ihr wollt«, sagte Kristian zu den Marktbesuchern. Augenblicklich entlud sich der Zorn der Leute.

      Mit dem, was sie gerade in den Fingern bekommen konnten, schlugen sie auf die Entführer ein. Keiner hatte Mitleid. »Kommt, wir wollten doch Schuhe kaufen.«

      »Wir hätten sie töten sollen«, brummelte Decimus vor sich hin.

      »Ich kann so etwas nicht, nur wenn es um mein Leben geht«, sagte Kristian. Elana hatte ihren Schock überwunden, war vor einem Stand stehen geblieben und probierte einen Schuh an. »Riga willst du den Gürtel? Mit dem Dolch kannst du dich notfalls verteidigen.« Ihre Augen leuchteten auf.

      Der Gürtel war verstellbar und hatte bestimmt vorher einer Frau gehört. Freiwillig hatte sie sich sicher nicht davon getrennt. Kristian legte Riga den Gürtel um. Elana hatte unterdessen passende Schuhe gefunden. Kristian bezahlte sie. Sie kauften noch Obst ein und machten sich auf den Rückweg. Ein Warnruf hinter ihnen ließ sie herumfahren. Einer der beiden Entführer zielte mit einem Bogen auf sie. Fast hätten sie ihn nicht wiedererkannt. Sein Gesicht war blutig und seine Kleidung zerfetzt. Wie es schien, wollte er sich wegen der erlittenen Schmach rächen. Kristian wusste nicht, ob man einem Pfeil ausweichen konnte, wenn man sah, wie er abgeschossen wurde.

      Zu weiteren Überlegungen kam er nicht. Riga schnellte nach vorne und fing den Pfeil mit ihrem Körper auf. Nahe ihrem Herzen, drang er in ihren Körper ein. Ein leiser Schrei war alles, was sie von ihr hörten, dann sackte sie zusammen. Decimus war nicht mehr zu halten, er rannte los und stieß dem verblüfften Bogenschützen sein Schwert in die Brust. Grimmig suchte er nach dem zweiten Mann. Kristian hob Riga auf und brachte sie in ihr Gasthauszimmer.

      »Decimus kümmere du dich um Elana, ich bringe Riga zu unserem Arzt. Es wird nicht lange dauern, ich komme ohne sie zurück.«

      Auf Elana konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen und verschwand mit Riga vor ihren Augen. Mit verändertem Aussehen sprang er in das Krankenhaus, in dem Kristel arbeitete. Kristel, wo bist du? Das Geschrei, das einsetzte, als er mit einer Frau erschien, in der ein Pfeil steckte, trieb Patienten und Schwestern und auch Kristel in den Flur. Auch wenn sie ihn nicht erkannte, ahnte sie, dass es Kristian war.

      »Was ist passiert?«

      »Das siehst du doch.« Inzwischen kannte er sich in diesem Krankenhaus aus, ging gefolgt von Kristel direkt ins Operationszimmer und legte Riga auf den Tisch.

      »Du weißt, was sie ist«? fragte er.

      »Ist schwer zu übersehen, sie ist eine Römerin.«

      »Falsch, sie ist oder war bis vor Kurzem noch eine Sklavin. Schirme sie ab. Sag Lena oder Jessika Bescheid, sie können als Dolmetscher fungieren. Die Frau heißt Riga und hat eine Tochter, um die ich mich jetzt kümmern muss.«

      Elana schrie auf, als er ohne ihre Mutter zurückkam.

      »Keine Angst, deine Mutter lebt und wird versorgt. In ein paar Tagen werden wir sie besuchen.«

      »Decimus, ich werde in Rigas Zimmer schlafen, Elana möchte sicher nicht alleine schlafen.«

      »Bleiben wir länger hier«? fragte Decimus.

      »Nein, es bleibt alles beim Alten. Morgen Früh reiten wir weiter.« Elana weinte sich in den Schlaf.

      Am nächsten Morgen frühstückten sie und sattelten danach ihre Pferde. Jetzt hingen schon sechs Schwerter am Sattel eines der Beutepferde. Gegen Mittag aßen sie Obst, das sie mitgenommen hatten. Abends erreichten sie keine Herberge mehr. Als es dunkel wurde, suchten sie sich ein Lager abseits des Weges. Es wurde fasst gemütlich, als das Lagerfeuer prasselte. Große Augen machten sie, als Kristian ihnen je eine Dose Fisch und Knäckebrot reichte. »Was sollen wir denn damit?« fragte Decimus. »Da ist euer Essen drin.«

      Er öffnete die Dosen, nach anfänglichem Zögern waren sie begeistert. Mit dem Knäckebrot fischten sie den Fisch aus den Dosen.

      Für das Nachtlager legte Kristian den Regenumhang auf die Erde und breitete den Schlafsack darüber aus. »Macht es dir was aus zusammen mit mir unter die Decke zu kriechen?«

      »Meine Mutter sagt, du bist unser Freund, es macht mir nichts aus.« Gemeinsam sammelten sie noch Brennholz, die Schwerter benutzten sie als Sense und schnitten Gras für die Pferde. Dann legten sie sich schlafen. Niemand störte ihre Nachtruhe. Zum Frühstück gab es geräucherten Speck und Knäckebrot. Elana hatte die Fischdosen mit Sand ausgescheuert und aus einem nahen Wasserlauf Wasser darin gefüllt. Als Kristian Elanas besorgten Blick sah, beschloss er, sich nach Rigas Befinden zu erkundigen.

      Seine Begleiter hatten mitbekommen, wie er einfach verschwinden konnte. Deshalb tat er genau das und sprang nach Jessika. Die Schwerter und Bogen nahm er mit. Jessika freute sich, ihn zu sehen.

      »Noch alles dran«? fragte sie. »Ich glaube schon, ich habe noch nichts vermisst.«

      »Wie geht es Riga?« »Die Operation ist gut verlaufen, gesprochen habe ich noch nicht mit ihr. Ich wollte nachher zu ihr. Was für eine Zimmernummer hat Riga?« Jessika nannte sie ihm.

      »Ich muss zurück.« Ehe sie noch was sagen konnte, war er wieder bei Decimus und Elana. »Deiner Mutter geht es gut.«

      »Wann nimmst du mich mal mit«? fragte Elana.«

      »Bald.«

      »Bekomme ich deine Welt auch mal zu sehen«? fragte Decimus. »Ich glaube nicht, dass sie dir gefallen würde.

      Wir sollten zusammenpacken. Decimus, wie lange brauchen wir bis zur nächsten Herberge?«

      »Genau weiß ich das nicht mehr, spätestens heute Abend sind wir da.«

      Zum Glück dauerte es nicht so lange.

      Am späten Nachmittag sahen sie die ersten Häuser. Es war ein Dorf mit bescheidenen Ausmaßen. Verstreut gab es einige Verkaufsstände. Elana machte einen müden Eindruck, weswegen sie sofort nach einem Gasthaus Ausschau hielten. Was sie schließlich fanden, sah ähnlich aus wie ihr Letztes. Der Wirt wischte sich die Hände an seine dreckige Schürze ab, als sie eintraten. »Wirt, wie stets mit einem Nachtlager?«

      »Herr, ich führe nur ein bescheidenes Haus, ihr seid bestimmt Besseres gewohnt?«

      »Soll das heißen, du hast für uns nichts?«

      »Wie gesagt, sehr bescheiden.«

      »Du hast doch nichts dagegen, wenn wir es uns ansehen?«

      »Folgt mir bitte.« Der Wirt hatte nicht übertrieben. Alles wirkte unsauber. Ein großes Bett und eine schmale Liege. »Wenn du hier sauber machst und die Decken auswechseln lässt, bleiben wir.«

      »Wird sofort erledigt Herr.« In der Wirtsstube ließen sie sich ihr Essen bringen. »Wirt, kümmerst du dich um unsere Pferde?« »Sofort Herr.« »Elana willst du dir noch Obst kaufen, bevor du schlafen gehst?«

      »Ich möchte schon, aber nur wenn du mitgehst.«

      »Dann komm.« Sie fanden auch bald einen Stand. Außer Obst bot er noch eine Menge Krimskrams an. Ein prall gefüllter Beutel erregte seine Aufmerksamkeit. Er schüttelte ihn, und er schien voller Münzen zu sein. Wer verkauft einen Beutel voll Geld? Der Händler erkannte sein Interesse.

      »Herr, es ist griechisches Geld.«

      »Woher habt ihr es?«

      »Herr, ich bin Händler, ich tausche, was mir gefällt.«

      »Die Münzen sind hier nichts wert«, dämpfte Kristian seine Erwartungen.

      »Nein Herr, aber sie sind schön anzusehen.«

      »Also, was willst du dafür?«

      »Herr, was bist du bereit dafür zu bezahlen?« Kristian öffnete den Beutel und griff hinein. Für den Händler waren