Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter Buch 3 von 4


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das ist es nicht, wir haben nur drei Pferde.«

      »Dann gehe ich eben zu Fuß, vom Waldrand aus ist es nicht weit.«

      »Und was ist mit euch?« richtete er die Frage an Silke und Kristel. »Ich vertraue den Römern nicht«, sagte Silke, »ich gehe nicht mit.« »Ich würde gerne mitkommen,« sagte Kristel, »aber ich habe morgen Dienst.« Bis auf Jeanette und Lena waren dann alle gegangen. »Ich würde euch vorschlagen, ein paar Denare einzustecken, falls ihr was kaufen wollt.«

      Die Frauen hatten durch den Verkauf von Waren an die Römer beim letzten Besuch, einige Denare eingenommen.

      »Lena bringe bitte deine Sofortbildkamera mit, und ihr braucht euch nicht als Römerinnen verkleiden.

      Am Morgen waren sie bereit. Lena saß auf Kristians Pferd, er hielt die Zügel. Sie kamen am Waldrand an. Vor ihnen Zelte, dahinter das Kastell. Sie mussten sich sehr sicher fühlen, weil sie keinen Schutz um ihr Zeltlager gebaut hatten. Kristian dachte an den letzten Angriff der Germanen, den sie hautnah miterlebt hatten. Lediglich ein paar Legionäre hielten Wache. Sie hatten sie entdeckt. Lena machte ihre Fotos. Langsam gingen sie auf die Zelte zu. Es war still. Abwartend beobachteten die Wachen sie.

      Es schienen fremde Römer zu sein, nicht die aus dem Kastell. Sicher hatten diese hier schon von ihnen gehört. In den Augen der Männer glomm Verlangen auf, als sie die Frauen erblickten. Aus den Zelten kamen mehr Männer hervor. Bald bildete sich ein Spalier, durch das sie schritten. Vorne am Tor hatten sich Offiziere eingefunden. Rufus der Rote, ein Centurio, kam ihnen entgegen. Eurone das Mischwesen hatte ihnen, das heißt Lena, Jessika und ihm auf ihrem Planeten mittels einer Apparatur die römische Sprache beigebracht. Deswegen gab es keine Sprachschwierigkeiten. Jeanette, die später zu ihnen stieß, musste sehen, wie sie mit ihrem Schullatein zurechtkam.

      »Es ist uns eine Freude, euch zu sehen«, empfing sie Rufus, der Rote. »Du meinst bestimmt meine Frauen?«

      »Du bist natürlich auch willkommen.« Es entstand ein Tumult,

      als Gallus, ein einfacher Legionär, sich zu ihnen durcharbeitete. Zögernd blieb er vor ihnen stehen, als wäre er sich nicht sicher, ob sie sich seiner erinnern wollten.

      »Gallus alter Freund, viel Betrieb hier.«

      »Ja, es ist eng geworden.«

      »Kristian komm«, drängte Rufus, »der Tribun wird euch sehen wollen.« Der rote Rufus gab einen Befehl und man kümmerte sich um ihre Pferde.

      Lena drehte sich im Kreis und machte Fotos von den schmachtenden Legionärsgesichtern. Rufus ging voraus, eine Gasse öffnete sich. Das Zimmer des Tribuns Quintus füllte sich. Viele der Gesichter kannte Kristian nicht.

      »Kristian, schön, dass ihr kommt, der Anblick deiner Frauen lässt uns unser eintöniges Leben hier ein wenig vergessen.« Er geleitete die Frauen zu Sitzgelegenheiten, die von den Männern schnell frei gegeben wurden. Ein Sklave kam mit einem Tablett, auf dem mit Wein gefüllte Gläser standen. Sie bedienten sich. »Lasst uns das Glas erheben auf unsere Freunde«, sagte der Tribun. »Viele von uns kennen euch noch nicht, haben aber sicher inzwischen von euch gehört.

      Die Schönheit unserer weiblichen Gäste wird an den Lagerfeuern sicher bald genug Gesprächsstoff liefern.« »Tribun, genug des Lobes, sagt mir, ob ihr Verstärkung erhalten habt?«

      Centurio Gaius Octavius

      »Nein, darf ich euch den Centurio Gaius Octavius vorstellen.« Der Tribun schaute einen Mann an. Dieser war Kristian schon aufgefallen. Er war von kräftiger Gestalt mit ausgeprägten Muskeln. Ihm möchte man als Gegner nicht gegenüberstehen. Sie reichten sich die Hand.

      Octavius ließ sie nicht los und zog Kristian zum Ende des Raumes. »Ich habe schon viel über euch gehört.«

      »Und was zum Beispiel?«

      »Ihr sollt ein guter Kämpfer sein.«

      »Ihr meint sicher die Geschichte mit Bibulus, er ist ein falscher Hund, der seine Macht an Schwächere austobt. Ich kann mit einem Schwert nicht umgehen.«

      »Trotzdem habt ihr Bibulus besiegt.«

      »Ja, mit einem Stock, er hat mir dieses noch nicht verziehen. Sein Schwert habe ich als Trophäe behalten.

      Wie soll ich dich nennen?«

      »Sag Octavius zu mir.«

      »Octavius, was machst du hier?«

      »Ich habe einen Konsul in Colonia abgeliefert, wir sind jetzt auf dem Rückweg.

      »Da seid ihr aber noch eine Weile unterwegs.«

      »Du sagst es. Wir könnten unser Ziel schneller erreichen, unsere Begleitfahrzeuge lassen das aber nicht zu. Diese waren Kristian schon aufgefallen, denn sie nahmen einen Großteil des Platzes vor dem Kastell in Anspruch. Nicht nur die Verpflegung für die Menschen, auch die Pferde brauchten ihr Futter. Dazu kamen die Zelte. Auch Händler nutzten den Schutz der Soldaten.

      »Hast du Familie«? fragte Kristian.

      »Ja, unser Gut liegt in Florenz. Unser Rückweg führt daran vorbei, wir machen dort Rast.«

      »Ich würde dich gerne begleiten, aber so viel Zeit habe ich nicht.« Er gab Lena ein Zeichen.

      »Lena würdest du ein Foto von Octavius und mir mit der Sofortbildkamera machen?« Lena nickte. Das Blitzlicht ließ alle erschreckt in ihre Richtung blicken. Staunend blickte Octavius auf das Foto, das aus der Kamera kam und zu einem Bild wurde. »Der Tribun hat mir von euren magischen Kräften erzählt, ich wollte es nicht glauben.« Dann nahm er das Foto von Lena entgegen. »Sehe ich so aus«? fragte er zweifelnd.

      »Ja, ich kann keinen Unterschied erkennen. Oder sehe ich auf dem Bild anders aus«? fragte Kristian.

      »Das ist ein mächtiger Zauber.« Jetzt kamen die anderen und wollten das Bild sehen. »Lena mache ein Foto von ihnen.« So abgelenkt, standen sie bald wieder alleine da.

      »Octavius, was hältst du davon, wenn ich dich ein Stück begleite?«

      »Das würde mich freuen.«

      »Ich könnte, wenn du mir einen Führer mitgibst, vorausreiten und deiner Frau dieses Bild von uns bringen.«

      »Das würde sie sicher erfreuen, aber meinst du, dass es etwas bringt, wenn du ein paar Tage vor mir dort bist?«

      »Lass dich überraschen, gib mir einen Mann mit, der den Weg genau kennt und vor magischen Kräften, wie du es nennst, keine Angst hat.«

      »Was hast du vor?« »Ich werde mir in Ruhe dein Land anschauen.« Jessika kam zu ihnen, um zu sagen, dass sie zu den Händlern vor dem Kastell wollten.

      »Was ist mit dir Octavius, gehst du mit?«

      »Ja, dann zeige ich dir den Mann, der dich begleiten wird.« Einer Prozession gleich, folgten die Männer den Frauen nach draußen. Der rote Rufus hatte die Führung übernommen. Die Prozession wurde immer länger. Alle wollten einen Blick auf die Frauen in ihren engen Reithosen werfen.

      Unterwegs gab Octavius einem Mann ein Zeichen. Der bahnte sich einen Weg zu ihnen durch. »Decimus, ich habe einen Auftrag für dich.«

      Decimus war auch keine halbe Portion und kein einfacher Soldat. »Decimus, mein Freund Kristian möchte morgen vor uns herreiten. Bringe ihn sicher zu meiner Frau. Du wartest dort auf uns.« Abschätzend musterte Decimus Kristian.

      »Er hat nicht mal ein Schwert.«

      »Ja, ich weiß, er wird einen Stock mitnehmen.«

      »Einen Stock?«

      »Ja, Kristian ist ein Stockkämpfer, lass dir die Geschichte von Bibulus erzählen. Du kannst dich auf ihn verlassen. So, jetzt lass uns zu den Händlern gehen.« Diese witterten ein großes Geschäft, nicht wissend, warum hier so ein großer Andrang herrschte. Lena war auf eine Karre geklettert, was von dem Händler mit Argwohn beobachtet wurde. Sie winkte ihnen