Cordula Hamann

Der Traumapfel


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das sie weiter bringen wird, noch nicht eingetroffen sei und bittet sie, in der Abflugwartehalle Platz zu nehmen.

      „Aber er kommt bestimmt?“, fragt Beatrice, ein wenig verunsichert. „Wissen Sie, ich bin nämlich heute sein einziger Passagier.“

      „Ja, er hat es uns erzählt. Sie haben eine Menge Geld dafür bezahlt, nicht wahr?“, antwortet der Schalterangestellte schmunzelnd. „Aber machen Sie sich keine Sorgen, der Pilot ist sehr zuverlässig. Ich denke, er wird jede Minute kommen. Sie sind ein wenig früher als geplant gelandet. Trinken Sie doch noch etwas an der Bar, dort drüben.“

      Ihr bleibt auch nichts weiter übrig, als sich an die Bar zu setzen, denn die wenigen Tische mit Stühlen sind durch wartende Reisende bereits besetzt. Das Flugzeug, das sie hierher gebracht hat, soll in wenigen Minuten zurück nach Caracas fliegen. Sie bestellt sich einen Milchkaffee und überlegt, ob sie noch einmal vor das Gebäude gehen soll, um dort das alte Flugzeug von Jimmy Angel zu besichtigen. Jimmy Angel, ein amerikanischer Buschpilot hat 1937, angeblich als erster, den mit 972 m höchsten Wasserfall der Erde, den später nach ihm benannten „Salto Angel“, gefunden. Er musste auf dem Auyán-Tepui notlanden und hat nach den Überlieferungen drei Tage für den Abstieg gebraucht, bis er wieder auf menschliche Behausungen traf. Aber der Gedanke an die unerträgliche Hitze dort draußen lässt Beatrice den Gedanken gleich wieder verwerfen. Was soll sie sich auch ein altes Flugzeug ansehen? Sie will selbst dorthin, wo es damals gelandet ist.

      Der Pilot, der sie weiterfliegen soll, ist wohl doch nicht so zuverlässig, wie der junge Mitarbeiter am Schalter ihr versichert hat. Sie muss über eine Stunde warten. Inzwischen sitzt sie an einem der leer gewordenen Tische, denn fast alle Wartenden sind inzwischen abgeflogen. Langsam wird sie unruhig, denn der Gedanke, dass der Weiterflug nicht klappen könnte, ist erschreckend. Alle ihre zeitlichen Pläne wären über den Haufen geworfen. Zweimal ist sie bereits zum Schalter zurückgegangen und hat sich nach dem Piloten erkundigt. Immer wieder hat man versucht, sie zu beruhigen. Hier nähme man es nicht so genau mit den Terminen. Aber sie solle sich keine Sorgen machen.

      Sich keine Sorgen machen! Leicht gesagt. Wenn der Pilot nicht kommt, muss sie sich in der Hitze erst einmal eine Unterkunft suchen. Und was, wenn es morgen auch nicht klappt? Sie ist schon fast geneigt, zu einer anderen Reiseagentur zu gehen, um dort nach einem Piloten Ausschau zu halten, als der junge Mann vom Schalter mit fröhlichem Gesicht auf sie zukommt. „Madam, da, der Mann dahinten. Das ist ihr Pilot. Er wird sie gleich abholen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Flug.“

      Erleichtert trinkt Beatrice den letzten Schluck ihres bereits zweiten Wasserglases und greift nach der Reisetasche, als der Pilot direkt auf sie zukommt. Er nimmt ihr die Tasche ab, begrüßt sie fröhlich und entschuldigt sich mit keiner Silbe für seine Verspätung. Jetzt kann sie innerlich schmunzeln über ihre gewohnheitsmäßige Erwartung der Pünktlichkeit. Erleichtert erwidert sie seine höfliche Begrüßung und folgt ihm.

      Erneut trifft sie das Klima außerhalb des Flughafengebäudes wie ein Schlag, auf den sie dieses Mal aber vorbereitet ist. Außerdem ist der Weg zu dem kleinen Flugzeug nicht weit. Zwei Männer folgen ihnen mit diversen Kisten und einer großen Eierpalette. Ist sie doch nicht der einzige Passagier? Sie fragt den Piloten. „Wir nehmen bei jedem Flug immer Proviant und notwenige Sachen für Kavac mit. Wie sollten die dort sonst versorgt werden? Bitte steigen Sie ein. Möchten Sie vorne bei mir oder lieber hinten sitzen? Sie haben die freie Auswahl.“

      Ihr ist es lieber, auf der hinteren Reihe Platz zu nehmen. Sie wartet, bis die Männer alle Kisten und Taschen verstaut haben, dann steigt sie ein. Einer der Männer macht hinter ihr die Tür zu und erklärt, dass sie während des Fluges keinesfalls an den Öffnungshebel kommen darf, da das Schloss nicht ganz in Ordnung sei.

      „Na wunderbar, so genau wollte ich es Paul nicht nachmachen“, denkt Beatrice und rückt ein wenig mehr in die Mitte der Sitzreihe. Der Pilot macht sich an einigen Schaltern im Cockpit zu schaffen und startet dann auch schon den Motor. Er dreht sich zu ihr um. „Wir haben heute ausgezeichnetes Wetter und können ohne Probleme in Kavac landen. Wollen wir noch über den Salto Angel fliegen? Es ist im Preis enthalten, aber nicht alle Passagiere haben so ein Glück wie Sie. Es sind so gut wie keine Wolken am Himmel.“

      Beatrice nickt und sieht aus dem Fenster. In der Zeit, in der sie warten musste, sind alle Wolken vom Himmel verschwunden. Sie hat es in der Abgeschiedenheit der Wartehalle und in ihrer Aufregung gar nicht bemerkt.

      Schlagartig wird ihr bewusst, dass sie sich nun auf der letzten Etappe zu ihrem Ziel befindet, die auch Paul geflogen ist. Ob es für sie im Gegensatz zu ihm von hier noch ein Zurück geben wird, liegt nun nur noch an dem Piloten vor ihr, an ihr selbst und daran, ob sie das wiederfinden wird, was sie einst mit Paul verbunden hat. Will sie danach zurück? Sie wird noch genug Zeit haben, diese Entscheidung zu treffen. Erst einmal will sie nur sehen, was sie bisher nur aus Büchern und von Fotos kennt und nach dem sie sich praktisch ihr ganzes Leben gesehnt hat, es selbst greifen zu können.

      Aufgeregt rückt sie wieder näher ans Fenster der Tür, sorgsam darauf bedacht, dass sie nicht mit dem Ellenbogen an den Hebel kommt.

      Das Flugzeug gewinnt an Höhe und die Stadt ist ebenso rasch unter ihnen verschwunden. Anfangs kann sie noch eine Straße erkennen, die von der Stadt in den umliegenden Urwald führt, dann verliert sich auch diese letzte Spur der Zivilisation. Zunächst fliegen sie über riesige Wasserflächen, von denen Beatrice nicht weiß, ob es sich um Seen oder um Überschwemmungsgebiete handelt. In diesem Teil des Landes existiert keine ausgeprägte Regenzeit. Regenfälle sind immer möglich und die beiden kommenden Monate Juli und August zählen zu den regenreichsten Monaten des Jahres. Dann sind die wenigen Straßen und Pisten oft nicht mehr passierbar. Bei dem Anblick der ausgedehnten Wasserflächen kann sie sich das gut vorstellen.

      Noch kann sie aber nirgends das erkennen, worauf sie die gesamte Reise schon wartet: die Tafelberge. Begierig hält sie weiter Ausschau, doch sie muss sich noch eine Weile gedulden.

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