Eckhard Lange

Der dunkle König


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des Ewigen, der allein das Opfer zu vollziehen berufen war. Er sah die feindlichen Truppen sich sammeln, und seine menschliche Klugheit riet ihm zu raschem Angriff.

       Er sah allein, was vor Augen war, was sein Verstand erkannte, was List ihm gebot - und dieses Gebot war stärker als jenes andere, göttliche. So mißachtete er die geheiligte uralte Sitte und entweihte den Heiligen Krieg, zu dem er doch selbst einst das Volk gerufen hatte. Er mißbrauchte sein Amt als Gesalbter, der doch nur Diener des Höchsten war. Und er verachtete damit den Höchsten selbst, den Herrn aller Heere, im Himmel und auf der Erde. Er griff in die Speichen des Weltrades mit frevelnder Hand. Und er vollzog das Opfer, das Samuel zustand. So begann er den Kampf, den er nun führen mußte, ohne die Hilfe Jahwes.

      Schreiben des Joas aus Manasse an seinen Vertrauten unter den Ältesten von Manasse

       Friede sei mit dir, auch wenn hier zum Krieg gerüstet wird. Ich will dir aus Gilgal berichten, ehe andere es tun und, wie ich fürchten muß, dir ein falsches Zeugnis geben von dem Geschehen der letzten Tage. Es war verabredet, daß der Seher spätestens nach sieben Tagen nach Gilgal kommen werde, um Jahwe zu opfern und die Kämpfer zu segnen für den Krieg im Namen Jahwes. Er kam jedoch erst Tage danach, als der König endlich das nötige Ritual selbst vollzogen hatte und das Heer bereits im Aufbruch war. Allerdings waren es nur noch sechshundert Männer, der Rest hatte das Lager wieder verlassen. Für die einen war die noch nicht eingebrachte Ernte ein Grund, andere sorgten sich um ihre Familien, die in den bedrohten Dörfern lebten. Weil Samuel nicht rechtzeitig erschien, drohte der Heerbann sich vollends aufzulösen. Mag sein, daß sein Alter den Greis hinderte, zügig zu wandern. Mag auch sein, daß er fürchtete, den herumstreifenden Feinden in die Hände zu fallen. Aber ich kann nicht ausschließen, daß er sich absichtlich verspätete - sei es, um Sauls Gehorsam zu prüfen, sei es vielleicht sogar in der Hoffnung, daß der ungeliebte König dann gegen die geheiligten Ordnungen verstoßen würde.

       Du weißt es selbst, lieber Freund, daß der Alte längst bereut, Saul zum Fürsten über Israel gesalbt zu haben, und es geht das Gerücht, er versammle heimlich jene Älteste um sich, die starrköpfig auf Einhaltung aller Traditionen pochen. Einen großen Teil der Priesterschaft hat er sowieso auf seiner Seite, die um ihre Privilegien fürchten, obwohl Saul regelmäßig opfern läßt und die Orakel befragt.

       Glücklicherweise waren die meisten Männer bereits auf dem Weg nach Geba, als der Seher gemeldet wurde. Und glücklicherweise war der König dem Seher ehrerbietig entgegengegangen, so daß das Gespräch der beiden außerhalb des Lagers stattfand. Es waren nur die loyalen Ältesten, die ihn dabei begleiteten, und wir alle waren erschrocken über die Verwünschungen, die Samuel dem König entgegenschleuderte. Mag er lange Jahre die Weisungen Jahwes verkündet haben, diese Worte waren nichts anderes als verletzte Eitelkeit eines Mannes, der seinen Einfluß schwinden sieht, ja, ich wage zu sagen: als menschliche Bosheit.

       Was auch immer in den Dörfern und Städten Manasses berichtet wird, ich bitte dich, unseren König gegen alle Verleumdungen in Schutz zu nehmen. Wir beide wissen, daß allein ein Mann wie Saul die Stämme einen kann und ihre Freiheit verteidigen. Jahwe sei mit dir und unserem Stamm Manasse!

       Aufzeichnung Nethanjahus

       Dies sind die Worte Samuels, des Propheten Jahwes, im geheimen Kreis gesprochen zu den Priestern und Vertrauten, den Wächtern des Alten, des Hergebrachten und Ewiggültigen, gewissenhaft aufgezeichnet von Nethanjahu, Sohn des Ahia, des Sohnes Etnis:

       Wir haben Saul das Königtum verliehen - verleihen müssen nach dem Wunsch der Stämme, obwohl Jahwe allein König ist über Israel. Wir haben ihn gesalbt und gekrönt, weil er Zeichen der Erwählung aufwies, als er vom Geist ergriffen zum Heiligen Krieg gegen die Ammoniter aufrief, um Jabesch zu befreien. Das war mir Beweis und Auftrag. Aber ich verhehle nicht: Gerne habe ich nicht vollzogen, was damals nötig war - ihm das heilige Öl aufs Haupt zu gießen, denn eine neue Macht war nun neben die unsrige getreten. Nicht Heerführer wurde er ja, erwählt auf Zeit und begrenzt im Auftrag, wie es Herkommen war in Israel seit uralten Zeiten, sondern König und Herrscher. Ein Fürst, wie andere Völker, wie ungläubige Nationen ihn kannten, sollte nun Gottes Volk regieren - und nicht der ewige, allgewaltige Herrscher, den allein wir vertreten, die Priester, die Seher, die Eingeweihten.

       Ich habe es befürchtet, was nun geschieht: Daß einer unsere Macht in Frage stellt, unsere Pläne durchkreuzt, unseren Weisungen mißtraut, die wir dem Volk auferlegen im Namen Jahwes. Aber unser ist die Macht, unser allein! So wie kein anderer Gott ist neben dem Herrn, dem Herrscher des Himmels, so sollte kein anderer Mittler sein zwischen Himmel und Erde, zwischen Jahwe und seinem erwählten Volk, als wir. Das ist unser Auftrag, und ich gestehe, das ist auch unser Stolz.

       Solange der König sich beugt und gehorcht, wenn wir Jahwes Weisungen verkünden, solange mag er regieren im Land, mag er schlichten im Streit um Äcker und Vieh. Aber er hat sich unterzogen, selber Weisung zu geben. Er hat sich angemaßt, Gebote zu hinterfragen, die ewig sind, Entscheidungen zu treffen allein aus seiner begrenzten Klugheit heraus - Entscheidungen, die nur uns vorbehalten sind mit der Weisheit derer, die die göttlichen Weisungen kennen und auslegen können für das Volk, das nicht versteht und begreift.

       Dies gilt es zu hindern: Daß Menschenwitz allein befindet, was Recht ist und Sitte, daß Klugheit entscheidet, wo allein Gehorsam und Glaube gefordert ist. Ja, dieser König ist abgefallen vom Herrn, denn er mißachtete unseren Auftrag. Möge er stürzen, wir werden einen anderen finden, wenn die Zeit es gebietet. Fluch ihm, der nicht durch uns sich mit Gott beraten will, sondern eigene Wege erfindet. Dunkelheit möge ihn decken, und Gott wird ihm fern sein, weil wir es sagen.

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