Shey Koon

Mellow Tior


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er konnte nach Großmutter, die sofort zu ihm eilte. Sie stellte sich, nicht minder entsetzt, in den Türrahmen zum Garten.

      „Es hat begonnen, was beginnen sollte. Die Erde wird brennen.

      Laizif ist tatsächlich frei.“, flüsterte sie vor sich hin, als Mellow aufgeregt zu ihr rannte.

      „Großmutter, sie mal, dass nimmt überhaupt kein Ende!“

      Mit einem Fingerzeig deutete er in die wolkenlose Atmosphäre, die durchdrungen war von den unzählbaren Sternschnuppen.

      „Ist da oben im Kosmos etwas kaputtgegangen?“, fragte er unsicher nach.

      Aurilia drückte Mellow ganz nah an sich heran. Mellow verspürte das schuldige Gefühl, das es etwas mit seinem Brief zu tun hatte, deswegen verschwieg er sein Geheimnis, das nur er, Minja und BigBig kannten.

      Mariana im Licht

      Mellow saß mit seiner Großmutter Aurilia im lebhaften Stadtpark. Sie fütterten, wie jeden Sonntag, die quakenden Enten. Gurrende Tauben gesellten sich fröhlich dazu.

      „Großmutter Auri, heute Nacht habe ich über 100 Schnupps am Himmel gezählt. Hast du auch welche gesehen?“

      „Nein Mellow, nachts schlafe ich tief und fest. Und das solltest du auch tun. Du benötigst ausreichend Schlaf, schließlich bist du noch im Wachstum.“, tadelte ihn Aurilia und zog ihre schmalen Brauen nach oben. Sie warf den Enten die Brotkrumen vor die Schnäbel, die es sich hungrig schnappten, und atmete tief ein, denn das bereitete ihr wirklich Sorge. Die Sternschnuppen, das entging auch ihr nicht, leuchteten noch immer zuhauf am helllichten Tage. Ein deutliches Zeichen, das konnte sie nicht übersehen. Das Böse verfolgte bereits seine Beute, war auf der Jagd nach dem Junge mit silbernen Haaren.

      Mellow stand auf, schlenderte zu den Enten hin und wartete einen kurzen Moment bevor er BigBlu zu sich lockte.

      „Put, put, put. Komm BigBlu, hol dir dein Brötchen!”

      Er streichelte dem Enterich über sein grünblaues Köpfchen.

      „Großmutter, warum sehen denn die anderen die Schnupps nicht? Weder am Tag noch in der Nacht? Minja hat bisher noch keine einzige gesehen, während ich schon erstaunlich viele gezählt habe.“

      Unvermittelt drehte Mellow sich zu seiner Großmutter um, sie erwiderte standhaft seinen fragenden Blick, hob abermals neckisch ihre dünnen Augenbrauen und lächelte ihn an.

      „Ich glaube nicht, dass Minja die gesamte Nacht über aufbleibt und jede einzelne Sternschnuppe zählt. Viele Menschen nehmen sich überhaupt keine Zeit mehr, um den weiten Himmel zu bestaunen, geschweige denn eine prächtige Sternschnuppe zu bewundern. Also wundere dich nicht.“

      Insgeheim hoffte Aurilia, dass Mellow sich mit dieser Antwort zufriedengeben würde. BigBig drehte ausgelassene Runden über den getrübten Entenweiher, stürzte sich aber nicht hinein, denn das Wasser war für seinen Geschmack zu schlammig. Er bevorzugte klares und frisches Wasser. Außerdem konnte er schmutzige Federn auf den Tod nicht ausstehen. Die leichte Brise trieb die herrlichen Wolken kaum voran und die Sonne zeigte sich in ihrem schönsten Gelb. Hie und da flackerte eine Schnuppe am Himmel auf. Die Menschen, die vorbeispazierten, besaßen tatsächlich keinen Blick für die wundersamen Dinge, die über ihren Köpfen geschahen. Sie schwatzten und lachten, sie aßen, sie nippten an ihren Flaschen, aber sie schauten nicht nach oben. Vielleicht hatte seine Großmutter ja doch recht.

      Mellow verbrachte mit ihr den restlichen Nachmittag in dem wunderschönen und geruhsamen Park, bevor sie sich gemeinsam auf dem Nachhauseweg begaben. BigBig flog hungrig hinterher. Vor dem Haus umarmte Aurilia Mellow, bat ihn, sich in aller Seelenruhe um seinen gefiederten Freund zu kümmern, der es nicht mehr abwarten konnte, dass es endlich zum Fischen an den Bach ging. Der Türknauf knackte beim Drehen und die Türe ließ sich seltsamerweise schwer öffnen. Eine Hitzewelle schlug ihnen aus dem Flur entgegen. Mellow blickte Großmutter Aurilia verwundert an.

      „Na, da ist wohl der Teufel los.“, scherzte Aurilia im unbekümmerten Ton, zwinkerte und lächelte.

      „Geh schon, ich besuche das » Tor des Moooo «, solange ihr weg seid. Werde bald wieder da sein. Los, auf geht’s!“

      Mellow tat wie ihm geheißen und er begleitete BigBig an den Bachlauf, der unweit des Hauses sein klares Wasser führte. Dort schwamm allerlei quirliger Fisch, BigBig freute sich über die riesige Auswahl. Er flog schnurstracks zu seinem Ausschauast, beobachtete das rauschende Wasser unter sich und behielt die schwimmende Beute fest im Blick. Blitzschnell stürzte er auf die Wasseroberfläche zu, tauchte ab, doch der Schnabel blieb leer. Der zweite Sturzflug blieb ebenfalls erfolglos. Erst bei seinem dritten Anlauf zappelte ein silbernes Fischlein im Schnabel, das er gierig verschlang. Bevor BigBig satt war, brauchte es noch einigen Jagderfolg. Mellow wartete derweil geduldig auf seinen blauen Saphir. Erst als BigBigs seinen Bauch restlos vollgeschlagen hatte, flog er Mellow zufrieden hinterher.

      „Großmutter, wir sind zurück!“, rief Mellow laut durch das Haus, bekam aber keine Antwort.

      „Wahrscheinlich ist sie noch hinter dem » Tor des Moooo «.“, dachte er sich mit rümpfender Nase, denn ein schwefeliger Geruch verpestete die warme Luft. Er zuckte seine Schultern und öffnete die Fenster bevor er in sein Zimmer verschwand. Vorsichtig tapste er über den Boden, blieb vor einem dicken farbigen Buch stehen, begutachtete es und hob es auf. Das Buch handelte von den mysteriösen schwarzen Löchern. Seit Mellow den geheimnisvollen Kosmos wahrnehmen konnte, fand er in spannend und rätselhaft zugleich. Es wunderte ihn, dass der Mensch mittlerweile so viele Rätsel enträtselt hatte. Er sog das Wissen der Bücher förmlich in sich auf, dennoch blieben unzählige Fragen ungeklärt. Während des vertieften Lesens und dem Angucken der farbigen Bilder, blickte er eher zufällig zur runden Monduhr, die über der Türe hing. Seit Stunden schon war seine Großmutter Aurilia verschwunden. Das war normalerweise nicht ihre Art, also begab er sich auf die Suche nach ihr.

      „Großmutter, wo steckst du?“, rief er durch das Haus. Doch es blieb still. Zuerst durchforstete er ihr Schlafgemach. „Vielleicht ist sie eingeschlafen.“, dachte er sich. Danach suchte er sie in der Küche und im Keller, ging vor die Eingangstüre, läutete die Glocke und überprüfte die Garage. Doch sie war nirgends aufzufinden, das laute Rufen blieb vergebens.

      Mellow wusste um diesen geheimnisvollen Eingang. Aurilia erzählte ihm schon von klein auf über das sagenumwobene » Tor des Moooo «. Nur dass es dieses unsichtbare Tor gab, aber nicht wie es zu finden war, oder was sich dahinter verbarg. An diesem Tage, so beschloss er eigensinnig, wollte er diesem Geheimnis auf dem Grund gehen. Er spähte hinter jede Türe des Obergeschosses, dessen Räume allesamt leer waren. Kein einziges Möbelstück war aufgestellt, keine Spinnenwebe klebte in einer der vielen Ecken. Nachdem Mellow Zimmer für Zimmer eingesehen hatte, setzte er sich erschöpft auf die Treppenstufen, verschränkte seine Arme und blies enttäuscht seine Backen auf.

      „Wieso finde ich dieses verflixte » Tor des Moooo « nicht? Es aufzuspüren kann doch nicht so schwer sein.“

      Während er über diese Frage grübelte, klingelte es. BigBig unterbrach das Putzen seines Gefieders und flatterte eifrig zur Türe. Mellow sprang mit einem wendigen Satz die Treppe herunter und riss die Türe auf. „Großmutter, endlich. Wo warst …“ Doch er verstummte sofort wieder.

      „Hallo Mellow, siehst genervt aus.“, stellte Minja besorgt fest. „Was ist passiert?“

      „Ach, ich sorge mich. Großmutter ist schon viel zu lange weg. Du kennst sie. Das ist ungewöhnlich.“

      „Na, die wird schon wiederkommen. Schau mal, ich habe uns leckere Schokohasen mitgebracht.“

      „Jetzt um diese Zeit? Ostern ist lange vorbei. Wo hast du die denn aufgetrieben?“, hakte Mellow erstaunt nach.

      „Die hat mir Onkel Klaus aus China mitgebracht. Und das sind keine Osterhasen, sondern ausgefallene Schokohasen. „Fancy Hoppers. Wirst Augen machen.“

      Minja griff in ihren vollen Rucksack, grub einen Hasen hervor, der mit