Shey Koon

Mellow Tior


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oder sonst eine Nachricht zu hinterlassen. Minja tat alles Mögliche, um Mellow geschickt abzulenken. Sie bot ihm Schokolade an, die ihr Freund aber ablehnte. Sie begann eine Unterhaltung über das schwarze Loch. Auch dazu hatte Mellow keine Lust. Erst als sie die Zeichnungen für das Teleskop hervorkramte, war Mellow bei der Sache. Und so zeichneten und tüftelten sie die gesamte verbleibende Nacht bis in den frühen Morgenstunden hinein. Sie überlegten den Aufbau des Rohrs, studierten die Glasstärken und den notwendigen Schliff der Lupen, solange bis ihnen beiden vor Müdigkeit die Augen zufielen.

      Abermals erwachte Mellow am goldenen See, obwohl er zuvor keine Sternschnuppen am Himmel gesichtet hatte. Die Helligkeit brannte in seinen Augen, er kniff sie zu und blinzelte durch die zitternden Wimpern. Nach einer geraumen Zeit beobachtete er erneut das Flirren über der glatten Oberfläche des Sees. Auch dieses Mal sah er von den vorbeihuschenden Wesen nur unscharfe Konturen, so sehr er sich auch bemühte, sich zu konzentrieren. Plötzlich erschrak er. Eine Silhouette zeichnete sich ab. Sie war zwar undeutlich zu sehen, aber mit der notwendigen Anstrengung auszumachen. Der Umriss glich dem einer menschlichen Figur.

      „Etwas größer vielleicht als ein durchschnittlicher Mensch.“, flüsterte er gespannt.

      Die flirrende Gestalt schwebte schnurstracks auf Mellow zu, stoppte vor ihm. Er hielt erstaunt die Luft an, blieb regungslos, denn damit hätte er niemals gerechnet. Aufmerksam richtete er seinen Blick auf die Figur. Er sah, wie sich der Körper von dem goldenen, lichtbeherrschenden Hintergrund abzeichnete. Ein weibliches Wesen stand vor ihm. Ihr langes Haar umwallte ihr durchscheinendes Gesicht. Es schien fast so, als ob sie ein Kleid aus Federn trug und zwei Flügel auf dem Rücken hatte. Zumindest schirmte sie das unermesslich helle Licht ab, und Mellow konnte seine Augen einen Moment lang entspannen. Je länger er seinen Blick auf diese Erscheinung richtete, desto mehr erahnte er von ihrem Aussehen.

      „Hallo, Mellow.“, begrüßte ihn die weibliche Erscheinung.

      „Ich heiße Mariana.“

      Mello schluckte verblüfft, es verschlug im die Sprache.

      „Ha-, Hallo.“, stotterte er los. „Wo-, Woher kennst du meinen Namen?“, fragte er verunsichert nach.

      „Das ist eine lange Geschichte. Im Moment zählt nur, dass wir uns endlich treffen. Die Welt, wie du sie kennst, wird sich bald schon wandeln. Du bist in großer Gefahr.“

      Doch ehe er sich versah, wachte er verwirrt bei sich zuhause auf. Das war eindeutig zu viel für ihn. Sofort weckte er Minja, um ihr von seinem sonderbaren Erlebnis zu erzählen. Minja knurrte patzig, als Mellow sie aus ihrem tiefen Schlaf riss, fand die Geschichte dann aber doch spannend, so dass sie mit großen Ohren hinhörte.

      „Mariana, sagst du? Ist auf jeden Fall ein weiblicher Name. Aber Kleidung aus Federn? Und Flügel? Bist du dir da sicher?“

      „Ja, wenn ich es dir doch sage. Auch wenn ich nur wenig gesehen habe. Sie trug übergroße Vogelfedern am Körper.“

      Während des Erzählens streichelte er über den fedrigen Kopf von BigBig. Der Eisvogel hielt seine Augen geschlossen und tschiepte wohlwollend.

      „Und du bist dir sicher, dass sie sagte, du bist in Gefahr?“

      „Ja, Minja. Ich habe ihre warnenden Worte noch im Ohr. Aber kein Grund zur Sorge. Es war ja nur ein Traum.“

      Jetzt bekamen beide vor Aufregung kein Auge mehr zu und rafften

      sich auf, sich ein Frühstück zuzubereiten. Bald schon erfüllte

      ein leckerer Bratgeruch die Küche.

      „Minja, wir müssen etwas unternehmen. Es ist nicht normal, dass

      sich Großmutter Auri noch nicht zurückgemeldet hat.“

      Mellow wendete gekonnt die brutzelnden Kartoffelscheiben.

      „Anscheinend ist ihr etwas zugestoßen. Ich kann es mir nicht anders erklären, dass sie grundlos wegbleibt.“

      Minja nickte zustimmend. Sie beschlossen nach dem Frühstück die Umgebung abzusuchen, und wenn das nicht ausreichte, die Polizei anzurufen. Nach einem gelungenen Mahl verließen sie mit BigBig das Heim und klingelten ihre Nachbarschaft ab. Kaum jemand öffnete seine Türe und gab bereitwillig Auskunft. Sehr ungewöhnlich stellten beide fest. Die Wenigen, die ihre Türe öffneten, wimmelten Mellow und Minja mürrisch ab. Sie gaben ihnen das Gefühl, unerwünschte Störenfriede zu sein. Diese abweisende Haltung kannte er noch aus früherer Zeit, als er mit Aurilia in das Dorf Nuckelon gezogen war. Aufgrund seines einzigartigen Aussehens, vor allem durch seine künstlich wirkenden silbernen Haare und den großen bernsteinfarbenen Augen stieß er auf die Ablehnung seiner Nachbarn. Damals mieden die Dorfkinder ihn, hatten Angst vor ihm. Es war eine sehr schwere Zeit für Mellow. Heutzutage gehörte er zum festen Kern der Dorfbewohner, keinen kümmerte es mehr, dass er so anders war, als all die anderen. Nach etlichen Stunden erfolgslosen Suchens gaben sie erschöpft auf. Mellow schnappte sich das Telefon und rief bei der Polizei an.

      „Hallo, hier ist Mellow. Ich brauche ihre Hilfe.“

      „Ja, wo wohnst du denn?“, fragte der Polizist schroff.

      „Ich wohne im Heiligen Weg 3.“

      „Gut, dann berichte erst einmal was geschehen ist!“

      Mellow sprudelte mit seinem Anliegen heraus. Aber der Polizeibeamte gab ihm nach nur wenigen Worten in einer wirschen und bestimmten Art zu verstehen, dass er sich unmöglich darum scheren könnte, denn es ging momentan drunter und drüber.

      „Deine Großmutter ist eine erwachsene und rüstige Dame. Die wird schneller heimkommen, als es dir lieb ist. Hat halt sicherlich nur vergessen, dir Bescheid zu geben. Melde dich nächste Woche, wenn sie bis dahin nicht aufgetaucht ist.“

      Dann legte der forsche Polizeibeamte auf.

      Mellow kam sich ziemlich alleine gelassen vor.

      „Was können wir sonst noch tun?“, fragte er Minja.

      Er überlegte für einen kurzen Moment, ob er sie in das Geheimnis um das » Tor des Moooo « einweihen sollte, nur hatte er seiner Großmutter Aurilia hoch und heilig geschworen, niemanden, aber auch absolut niemanden davon zu erzählen.

      „Wir können tatsächlich nur abwarten. Auch wenn uns das nicht gefällt.“, sprach Minja.

      „Komm, lass uns die restlichen Schokohasen verspeisen!“, forderte Minja ihren Freund auf, bevor er ganz und gar in Trübsal versank.

      Die kommenden Tage vertrieben sie sich die Zeit zu Hause, spielten am Computer, aßen was die Küche an Lebensmittel hergab, schmusten mit BigBig und zeichneten fleißig an den Plänen für ihr Teleskop. Mellow war nur mit einem halben Herzen dabei. Ihr Unterschlupf blieb vorerst ungenutzt. Die Sorge um seine Großmutter Aurilia plagte ihn sehr, so sehr, dass er kaum mehr Schlaf fand, was ihn ziemlich reizbar stimmte. Mellow wurde grimmig, ständig pöbelte er Minja an. Sie bemühte sich, ihm aus dem Weg zu gehen. Es fiel ihr von Mal zu Mal schwerer und es war nur eine Frage der Zeit, bis die miese Stimmung endgültig in den Keller stürzte.

      „Ich will Spiegeleier, keinen Eiermatsch.“, brüllte Mellow beim

      Abendessen los, knallte wutentbrannt die heiße Pfanne in die Spüle.

      „Findest du nicht, dass du mit deiner fiesen Laune übertreibst?

      Eier sind Eier. Egal ob gespiegelt oder gerührt. Das bleibt sich doch gleich.“, entrüstete sich Minja stocksauer. Sie verspürte riesigen Hunger. „Echt super. Das waren unsere letzten Eier. Schmeiß doch alles weg. Für was mach ich mir die Mühe?“

      Sie steigerten sich hitzig in ein Wortgefecht. Es war nur eine Kleinigkeit, aber das Feuer des Streites breitete sich wie ein ungezügelter Brand aus. Sie schubsten sich und schon bald rauften sie sich kreischend am Boden. Mellow packte Minja in den Schwitzkasten, drückte zu bis sie kaum mehr Luft bekam. Erst als ihr Kopf rot wurde, ließ Mellow endlich von ihr ab, verwies sie aber zornig des Hauses. Tief gekränkt schnappte Minja ihren leeren Rucksack und stürmte geschlagen außer Haus. Mellow verzog sich in