Catrina Balis

Löwenschwester


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      Nächster Tag, neue Hoffnung, neuer Kampf, neuer Tod.

      Ich sterbe jeden Tag ein bisschen mehr. Auf dem Weg zur Schule biege ich beinahe wieder zum Hochhaus ab, erkenne den Fehler dann aber schnell und stehe wenig später vor dem alten Gebäude. Es ist nicht verfallen, aber auch keine dieser Schulen, die überall mit dem Motto: »Schicken Sie ihr Kind zu uns und die Sonne geht nicht mehr unter.« beworben werden. Wir sind eine völlig normale Schule mit Mobbing, Skandalen, langweiligem Unterricht und Kaugummis unter der Bank. Es gibt Schulhofschlägereien um die hübsche Blonde aus der Oberstufe, Mädchen, die jede Pause ihr Make-Up erneuern. Einige Schüler besuchen den Computer- oder den Debattierclub. Wir haben nette Lehrer und andere, die mit ihrer Strenge nicht hinter dem Berg halten. Wir sind nichts Besonderes.

      »Helena!« Maddie fängt mich gleich ab, als ich den Raum betrete. Lächeln, winken, nicken, weitergehen.

      »Alles klar?« Sie setzt sich auf meine Bank, als ich meine Tasche auf den Boden stelle und meine Englischbücher herausnehme.

      »Ja, klar. Bist du Samstag noch gut nach Hause gekommen?« Ich gebe mir Mühe, nett zu ihr zu sein. Keine Ahnung, ob mir das gelingt, aber ich gebe wirklich mein Bestes.

      »Ja. Haben noch gefeiert, bis es draußen schon wieder hell war. Suzan ist eine ziemliche Spaßbremse, stimmt’s?« Sie lacht. Ich weiß nicht, warum. Weil ich mir nicht sicher bin, ob ich den ironischen Unterton richtig herausgehört habe, lache ich einfach mit. Es fällt mir nicht leicht, mich einfach so mit ihr zu unterhalten, als wäre absolut nichts Seltsames dabei. Theoretisch darf ich das auch gar nicht von mir erwarten, denn ein wenig aus der Übung bin ich mittlerweile schon: Erst jahrelang schweigen und dann plötzlich reden, ohne das Schweigen zu brechen. Das ist genauso kompliziert, wie es sich anhört.

      »Ich glaub, ich muss mal zu meinem Platz, es klingelt gleich.« Kaugummi kauend verschwindet Madison aus meinem Blickfeld. Menschen machen so was. Sie unterhalten sich ganz normal mit ihren Freunden vor dem Unterricht, in den Pausen, nach der Schule, abends am Telefon. Vielleicht bin ich doch nicht so außerirdisch, wie ich immer dachte.

      Mrs. Trevor kommt in die Klasse, stellt ihre Tasche auf den Tisch und schaut uns geduldig so lange beim Atmen zu, bis auch die Letzten aufgehört haben zu reden.

      »Wir schreiben heute«, beginnt sie. Allgemeines Stöhnen geht durch die Reihen. »Ich will, dass ihr tiefgründig seid. Schreibt das auf, was ihr denkt, was euch gerade bewegt. Aber: Das wäre ja zu einfach. Macht ein Gedicht draus! Los geht’s!«

      Ich starre auf mein Blatt. Ich hasse dieses Unterrichtsfach. Wieso sollte ich meine Gefühle jemandem mitteilen wollen? Das ist gefährlich. Englisch ist gefährlich. Doch nach einer Weile nimmt meine Hand den Stift. Sie will mir beweisen, dass sie mehr kann, als immer nur dünne, monotone Linien zeichnen. Also schreibt sie mir in wenigen Minuten das Gedicht auf, das meine Seele verfassen will:

      Du bist Gewalt

      Warum

      tust du mir das

      immer wieder an?

      Du weißt doch, wie sehr

      mich deine Liebe

      erstickt.

      Weil sie verboten ist.

      Warum

      verstehst du nicht,

      dass ich dich nicht will?

      Weil du meine Seele

      ertränkst.

      In unerlaubter Leidenschaft.

      Weshalb

      drehst du dich nicht

      einfach um, und lässt mich

      allein zurück und mich

      erholen

      von deinem Zwang?

      Bis zum nächsten Mal.

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