Alexa Keller

Jikaila, Die Splitter der Erinnerung I


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Ast einer mächtigen Ollvone. Die Jagd konnte beginnen. Sicher war sie, dass die beiden Verfolger nicht aufgeben würden. Stur und hartnäckig waren die Männer, das lag ihnen im Blut.

      Viel hätte sie gegeben für eine Zigarette, diese jedoch trugen die Kerle bei sich. Ein Grund mehr, die beiden Holzköpfe zu finden.

      Einige Minuten schlich die Legilalita durch den Wald, immer in Deckung von Farnen oder Gesträuch, dann hörte sie das Schnauben eines Khakumons in der Nähe. Sie wartete geduldig, und siehe da, die Jikaila war erneut mit ihr. Genau an ihrem Versteck vorbei führte der Weg der beiden Krieger. Vorsichtig waren sie, hatten Pfeile aufgelegt, musterten die Umgebung und den Boden, nach Spuren ihres schönen Wildes spähend.

      Der Glatzkopf mit dem höhnischen Grinsen ritt voran, der dunkelhaarige Muskelberg folgte hinterdrein.

      Ein Plan musste her, und rasch, bevor sie vorbei waren. Sie würde beim Muskelberg aufspringen, ihm das Genick mit der tödlichen Kante brechen, und, den toten Körper als Deckung vor des Glatzkopf Pfeilen nutzend, die Zügel ergreifen, des Kadavers Gladion ziehen und Grinsemann erledigen.

      Die Jikaila half auch den Mutigen, und an Mut mangelte es der schönen Amazone wahrlich nicht.

      Allein lehrte frau an den Akademien der Krosuamon die jungen Offizierinnen, die Malesha immer zu belächeln pflegte, dass kein Plan den ersten Kontakt mit dem Feind überlebt, und so verhielt es sich auch mit ihrem.

      Schnell verließ sie ihre Deckung, gelangte in raptoremgleichen Satz auf das sich erschreckt bäumende Khakumon, die Linke zum tödlichen Schlag gehoben. Doch der Terkonnier zeigte keine Überraschung, reagierte mit den Instinkten eines Kriegers. Pfeil und Bogen ließ er fahren, der rechte Ellbogen rammte nach hinten, hart wie ein Schmiedehammer fuhr er Malesha in den Magen. Würgend krümmte sie sich, ihre Handkante traf nur die gepanzerte Schulter des Hünen.

      Auch der Glatzkopf reagierte rasch, brachte Abstand zwischen sie, hob den Bogen.

      Die Fenlora war hart im Nehmen, ihr vermeintliches Opfer jedoch ließ ihr keine Zeit, sich zu fangen. Während sie leicht vorgebeugt durch den üblen Magentreffer noch hinter ihm war, ihr Gesicht über seiner linken Schulter, riss der Terkonnier die linke Faust hoch. Sterne sah sie und verlor den Halt, als der Schlag sie an der Stirne traf.

      Benommen landete sie auf dem Rücken, kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an – und siegte. Als dieser Sieg jedoch errungen und ihr Blick sich klärte, waren zwei Bögen samt Pfeilen aus sicherer Entfernung auf sie gerichtet.

      Oh, wie gerne hätte sie den beiden Mistkerlen das selbstgefällige Grinsen aus den Gesichtern geprügelt.

      Der Glatzkopf steckte den Bogen weg, kramte in einer Satteltasche. Gleich darauf flogen ein frischer Packen Stoff und ein weißes, zusammengefaltetes Tuch zu ihr hinunter.

      Immer noch widerlich grinsend, befahl ihr der Glatzkopf:

      „Knebel Dich wieder, Schätzchen, Ordnung muss sein.“

      Nein, sie würde keinen hysterischen Anfall kriegen, ganz bestimmt nicht. Mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, griff sie nach den Knebelutensilien.

      XII

      Kaserne der Ingantos, Troko-Enpp, 4.Juli 2.325, 13.Stunde

      „Du verzeihen viel Hi-Shi, er Dich fragen wo Maastor von Kochort sein zu finden, bitte viel.“

      „Ohh, Mastor, hihi, was möchtet ihr?“

      Die beiden Sklavinnen in den weißen Kochschürzen, auf der Hintertreppe der großen Garnisonskantine sitzend und Banieis schleckend, kicherten, gingen aber artig auf die Knie. Zu komisch sprach der gelbhäutige fremde Maastor.

      Klein war er für einen Mann, und irgendwie rundlich, ohne dick zu sein, nicht die V-Form der terkonnischen Krieger hatte sein Oberkörper, auch sein Gesicht war nicht scharf geschnitten, kantig und männlich, sondern weich und rundlich wie der volle Mond.

      Sein schwarzes Haar sah aus, als wäre ihm ein Topf aufgesetzt und einmal rundherum abgeschnitten worden. Was für ein merkwürdiger Kerl.

      Ein schwacher Maastor war er auch, das hatten sie gleich gedacht und richtig gelegen. Denn eindeutig galt ihr respektloses Kichern ihm, er jedoch strafte sie nicht, lächelte nur freundlich wie ein argloses Fuwupp Mupp und wiederholte seine Frage wortreich. Sein Akzent trug wenig dazu bei, der Lumas Respekt zu erhöhen. Sehr komisch und leicht lispelnd war er, ein freundlicher SingSang, der das majestätische, gewichtige Terkonnisch irgendwie putzig wirken ließ.

      Eine der Beiden rief sich zur Ordnung, immerhin konnte jederzeit ein echter Maastor auftauchen, und brachte hervor:

      „Uhh, Maastor, geht nur hier hinein, der Maastor der Küche ist der große Mann mit dem roten Zopf und dem großen Kochlöffel, dem Größten.“

      „Kochmaastor nicht tragen Hose zu bedecken Gemächt?“

      „Wie? Hihi, nein, wirklich, großer Kochlöffel, am Gürtel.“

      „Hi-Shi verstehen, gewesen viel mistiges Verständnis, ja, ja. Hi-Shi gehen hinein, sprechen mit große Kochlöffel. Vielen Dank gehören schöne Luma, bitte viel.“

      Der komische Kauz, Hi-Shi wohl der Name, verneigte sich tief vor den beiden Sklavinnen und schritt sodann eifrig beschwingt die kurze Treppe hinauf.

      Er trug nur geflochtene Sandalen und eine Art Kilt aus grobem, wenig bearbeitetem Saurierleder, ein großer lederner Rucksack hing über einer Schulter an abgewetzten Riemen.

      Die Sklavinnen sahen ihm nach, als er durch die Tür verschwunden, prusteten sie los, kein Halten mehr kannten sie.

      Hi-Shi derweil betrat die riesige Küche, die trockene, flirrende Hitze des Hofes draußen machte einer schwitzigen, dampfgetränkten im Inneren Platz. Dutzende Sklavinnen in weiß, dicke, rotgesichtige Männer, brodelnde Töpfe, sich drehende Babysaurier am Spieß, zahlreiche Mieps auf den zischenden Grills, die vielfältigen Geräusche und Gerüche des Ortes überfielen den Neuankömmling.

      Der KiTanFenger wich einem Kerl aus, der eine riesige dampfende Schale eilig vorbeischleppte, stolperte dabei beinahe über eine dahinhuschende Sklavin, die Arme voller runder Brotlaibe, entschuldigte sich mit einer Verbeugung beim entschwindenden Rücken des Mädchens.

      „Du da, was treibst Du hier? Dies ist die Regimentsküche, da haben Bettler nichts verloren.“

      Freudig lächelte der rundliche kleine Mann. Gefunden hatte er den Herrn der Küche.

      Tatsächlich groß war er, rot sein gebundenes Haar, gar mächtig der hölzerne Kochlöffel am breiten schwarzen Gürtel. Böse starrte der Kerl, Hi-Shi um zwei Köpfe überragend, auf den Eindringling hinab, als hätte er ein gefräßiges, schmutziges Pleck in des Regimentskommandeurs Menü entdeckt. Kleine Augen wie die eines halbblinden Lurk verengten sich noch mehr, die mächtige, rosige Pranke senkte sich zum Kochlöffel, die der Küche Meister wohl zur Züchtigung zu gebrauchen wusste.

      „Du haben gefunden Koch viel, den Du suchen Verzweiflung voll viele Lächeln der Sonne.“

      „Was quatschst Du da, Gelbhaut? Sprich wie ein rechter Mann!“

      „Koch Du suchen, für Küche. Ich Koch. Viel Koch mit flinke Hände, viel ich kann, wenig Zeit brauchen, schnell wie Raptor schneiden Psirkat und Topambi. Ich zeigen.“

      „Du bist ein Koch? Ein entflohener Sklave aus KiTanFeng bist Du, Bürschchen. Keine Lust mehr, den gelben Weibern in den Hintern zu kriechen, was? Was hast denn da gekocht, Kleiner? Fuwupp-Mupps? Spinne in Zucker? Bah, so Dreckzeug essen wir hier in der Zivilisation nicht, merk Dir das.“

      „Du suchen Koch? Schälen viel Topambi, rühren Soßen, spießen auf viel Miep in wenig Zeit? Hi-Shi schnell wie Raptor, wie Spinne beim Einwickeln schmackliche Beute.“

      „Hmm, die gelben Schlampen haben dich sicher mit der Peitsche getrimmt, fleißig magst wohl sein. Und gewiss besser als die geilen Lumas, die immer nur ans Basten denken.

      Also