Cedrina Lautenfeld

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern


Скачать книгу

war nicht weit von seinem Wohnheim entfernt und da er noch reichlich Zeit hatte, bis die möglichen Kinofilme in die, die Mädchen gegangen sein konnten zu Ende waren, ging er den Weg zu Fuß. Die Stadt sah nachts so ganz anders aus als am Tage. Nun das war keine neue Erkenntnis, doch irgendwie kam es ihm ungewöhnlich vor. Die Anzahl der Bäume schien sich verdoppelt zu haben und der Weg zum Kino kam ihm viel länger vor als sonst.

      Es begegneten ihm nur wenige Leute. Denn die, die ins Kino wollten waren bereits dort und die, die in die Spätvorstellung gingen, waren entweder noch zu Hause oder hielten sich in einem Restaurant auf, um vor dem Kino noch etwas zu essen.

      René sah Licht in einigen Fenstern der Bürogebäude an denen er vorbei ging. Er wunderte sich. Arbeiten würde dort um diese Uhrzeit an einem Donnerstag wohl kaum noch ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Versicherung, die ihre Geschäftsräume in dem Gebäude hatte. Es musste sich wohl um das Reinigungspersonal handeln, dass dort zu dieser späten Stunde noch arbeitete.

      Als René bei der Ampel ankam, stand sie auf rot für die Fußgänger. Er wartete und schaute zur Seite. Ein paar Schritte neben ihm, stand ein knutschendes Pärchen. Sie waren so intensive bei der Sache, dass sie die Grünphase der Fußgängerampel verpassten. René grinste und überquerte die Straße. Der junge Mann würde bestimmt heute Nacht nicht alleine schlafen. Er war seinem Ziel sehr nahe, dass Mädchen in sein Bett zu kriegen. René musste erneut grinsen. Dann dachte er an Cassandra. Er hatte sie noch nicht einmal geküsst. So dicht hatte sie ihn noch nicht an sich heran kommen lassen. Cassandra war anders als die anderen Mädchen. Sie wies ihn immer wieder ab. Wieso nur? René verstand das nicht.

      Das Kino am Gänsemarkt, einem großen dreieckigen Platz in der Hamburger Innenstadt, war in Sichtweite. Als er beim Kino ankam, musste er noch eine halbe Stunde warten. Er positionierte sich so, dass er alle Leute, die aus dem Kino kamen gut sehen konnte. Dann war es endlich soweit. Die Türen gingen auf, die ersten Kinobesucher strömten ins Freie. Cassandra und ihre Freundin gehörten zu einigen der letzten Besucher, die die Kinos verließen. René ging auf die Mädchen zu und begrüßte sie freundlich.

      „Hallo ihr beiden!“ Cassandra war völlig überrascht René zu sehen. Sie freute sich aber über seine Hartnäckigkeit. Cassandras Freundin Emilie, schaute fragend ihre Freundin an. Cassandra stellte ihr René vor und erwähnte René gegenüber auch Emilies Namen. René lächelte charmant und begrüßte Emilie noch einmal sehr freundlich. Emilie lächelte schüchtern und wurde rot, doch das war in der Dunkelheit nicht zu sehen.

      „Darf ich Euch zur Uni begleiten? Ihr habt doch sicher Eure Fahrräder dort abgestellt, oder?“ fragte René. Doch zu seiner Enttäuschung antwortete Cassandra. „Wir sind mit der U-Bahn gekommen und fahren damit auch zurück. Der Eingang ist gleich da vorn.“ Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch im Dunkel des Gehweges sah René es nicht. Er ging schweigend rechts von Cassandra. Links von ihr ging Emilie.

      Die Geschäfte rechts von René waren alle unbeleuchtet und hatten schon geschlossen. Einige Leute kamen ihnen entgegen. Vermutlich die, die in die Spätvorstellung der Kinos gehen wollten, dachte René, während er fieberhaft nach einem Gesprächsthema suchte. Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, in welchen Film die Mädchen gegangen waren. Er fragte nach dem Film, während sie die feste Steintreppe zur U-Bahn hinunter gingen.

      „Welchen Film habt ihr denn gesehen? Hat Euch der Film gefallen?“ Emilie antwortete voller Begeisterung. “Wir haben „Titanic“ gesehen. Ein toller Film mit guten Schauspielern und..“ Sie stoppte etwas verlegen, denn sie wollte das Liebespaar im Film erwähnen und befürchtete wieder rot zu werden. Der Gang zur Rolltreppe war hell erleuchtet. René hätte also sofort gesehen, wenn sie wieder rot geworden wäre. Cassandra sprang der Freundin zur Seite und beendete den Satz mit den Worten „Kate Winslet und Leonardo Di Caprio haben das Liebespaar sehr gut gespielt“.

      Cassandra lächelte René dabei selbstsicher und kokett an. René hatte den Wink verstanden. Emilie redete dankbar für die Hilfe ihrer Freundin weiter. „Die Musik im Film war so gut ausgesucht. Jeder Moment, jede Minute passte.“ Emilie strahlte René an. Der war sich ihrer Begeisterung für den Film und für ihn voll bewusst und suchte ein Ausweichthema.

      „Tolle Musik! Welche Musik hört ihr den so?“ fragte René daher nun. Emilie überlegte. Auf der Rolltreppe zu den Gleisen, stand René eine Stufe unter den Mädchen. Er schaute Cassandra an und betrachtete ihr schönes Gesicht, während Emilie sprach. Cassandra hatte dunkle Augenbrauen, lange dunkle Wimpern, blaue Augen, Lippen, die zum Küssen einluden und lange gewellte und unten gelockte blonde Haare. Sie sah einfach bezaubernd aus. René war fasziniert. Sein Herz schlug schneller und seinen ganzen Körper durchfuhr ein leichtes Kribbeln.

      Inzwischen waren sie am Bahnsteig angekommen. Die Anzeigetafel teilte ihnen mit, dass der nächste Zug in Richtung Christuskirche in wenigen Minuten einfahren würde. Es waren nur wenige Stationen vom Gänsemarkt zur Christuskirche. Auf dem Bahnsteig stellte sich René so neben Cassandra, dass er ihr Gesicht weiterhin anschauen konnte. Ein wohliger Schauer durchfuhr seinen Körper. Cassandras Anblick löste Spannung in seinem Körper aus. Sie erregte ihn auf eine Weise, die er so noch nicht kannte.

      „Ich höre gern Santana, Carlos Santana oder Bob Marley“, hörte René Cassandra antworten. „Super Musik, die mag ich auch. Kommt ihr Freitag in zwei Wochen zur Party in meinem Studentenwohnheim?“ René war etwas nervös geworden. Er hatte die Frage zwar an beide Mädchen gerichtet, doch er sah nur Cassandra an. Sein Blick flehte sie an zur Party zu kommen.

      Cassandra erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln. Irritiert spürte sie eine innere Anspannung. Sie wurde nervös in seiner Gegenwart. Ihr Herz schlug plötzlich schneller. Charmant, aber ausweichend meinte sie, „ich weiß noch nicht genau. Wir werden sehen.“ „Wäre toll“, versuchte René den Druck zu erhöhen. „Ich kenne den DJ. Ich werde ihn bitten Santana und Bob Marley zu spielen.“ Renés Herz schlug noch schneller als zuvor. Er blickte wieder nur Cassandra an und lächelte charmant. Emilie hatte das ignoriert und fragte voll Bewunderung, „Du kennst den DJ?“

      Doch bevor René antworten konnte fuhr die U-Bahn ein. Er wiederholte seine Aufforderung an Cassandra zur Party zu kommen. Dann waren die Mädchen auch schon in der U-Bahn verschwunden. Cassandra und Emilie suchten sich einen Fensterplatz und Cassandra konnte gerade noch sehen wie René seine rechte Hand zum Abschied hob. Dann fuhr die U-Bahn los und verschwand im Tunnel.

      Erst jetzt verließ René allein den Bahnsteig. Traurig und enttäuscht ging er allein wieder zur Rolltreppe. Während er jetzt nach oben fuhr, fuhren auf der anderen Seite einige laut lärmende Nachtschwärmer die Rolltreppe hinunter. René steckte seine Hände in seine Hosentaschen und ging mit gesenktem Kopf von der Rolltreppe zur festen Treppe.

      Sein Herz schlug immer noch schnell. Er hatte mit ihr gesprochen, ihr ins Gesicht gesehen und war von ihrem Anblick so fasziniert, dass er nervös geworden war. Er wollte es nicht glauben, doch bei Cassandra schien ihm alle seine Erfahrung mit Mädchen nicht zu helfen. Sie machte ihn unsicher und erregte ihn gleichzeitig auf sehr angenehme Weise.

      Am Ende der festen Treppe umhüllte ihn wieder die Dunkelheit der Nacht. Er bog nach links ab in die Dammtorstraße. Er ging vorbei an der Hamburger Staatsoper, die ganz im Dunkeln lag und weiter geradeaus in Richtung Dammtor Bahnhof. Nicht weit von hier befand sich sein Studentenwohnheim. Enttäuscht resümierte er, dass er es sich hätte denken können, dass die Mädchen abends nicht mit dem Fahrrad, sondern mit der Bahn fahren würden. Es begann zu regnen. Das Wetter passte zu seiner Stimmung.

      Er hoffte inständig Cassandra würde zur Party in zwei Wochen kommen. Vielleicht sollte er sie in ein paar Tagen noch einmal an den Termin erinnern? René bekam Cassandra nicht aus seinem Kopf. Etwas an ihr zog ihn magisch an, machte ihn nervös und erregte ihn. Er wollte sie unbedingt näher kennen lernen. Doch sie wich ihm immer wieder aus.

      Noch in seinem Zimmer im Studentenwohnheim, konnte er nur an den Blick denken, den sie ihm zugeworfen hatte, als ihre Freundin von dem Titanic-Film sprach. René fiel es schwer in dieser Nacht zu schlafen.

      Als die Bahn abfuhr in Richtung Christuskirche, konnte Emilie nicht mehr an sich halten. Sie platzte mit der Bemerkung heraus, „Oh, der Typ ist aber süß. Mit