Cedrina Lautenfeld

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern


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ihre Gefühle für René zu sprechen. Sie dachte gern an René. Emilie freute sich, dass Cassandra ihr das Vertrauen entgegenbrachte auf das sie gehofft hatte. „Wie geht es jetzt weiter?“, wollte Emilie neugierig wissen.

      Cassandra zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Das werden wir sehen.“ Sie lächelte Emilie glücklich an. Emilie nickte und verließ das Zimmer von Cassandra.

      Eigentlich wollte Cassandra heute schon mit der Hausarbeit für BWL beginnen, doch durch das Gespräch mit Emilie war sie zu aufgewühlt. Sie hatte jetzt mehr Lust auf Musik von Carlos Santana.

      Sie stand von ihrem Schreibtisch auf, ging zum CD-Regal, suchte eine Santana CD heraus und legte sie in ihren CD-Spieler. Dann setzte sie sich in ihren Sessel und legte die Beine lässig auf ihr Bett. Die Musik erklang und schon während des ersten Titels wanderten Cassandras Gedanken unwillkürlich zu René. Sie ertappte sich dabei, dass sie hoffte, dass René kein falsches Spiel mit ihr trieb, da sie sich danach sehnte einen Mann zu finden, der sie liebte und den sie lieben konnte.

      René legte die Bücher aus der Uni-Bibliothek ungeordnet auf seinen Schreibtisch, auf dem ein Chaos aus Büchern, College-Blöcken, herausgerissen Notizen und ein Durcheinander an Bleistiften und Kugelschreibern herrschte. Er hatte seine Lernaktivitäten umgehend weiter reduziert, als die letzten Tage des Semesters angebrochen waren. Auch jetzt hatte René keine Lust das Chaos auf seinem Schreibtisch in Ordnung zu bringen. Er hatte viel mehr Lust mit Christian in die nahe gelegene Dartkneipe zu gehen, Bier zu trinken und Dart zu spielen. Vielleicht könnte er Christian heute wieder mehrfach beim Dart spielen schlagen. Aufräumen konnte er morgen immer noch.

      Christian stimmte seinem Vorschlag zu und so machten sich beide ohne zu zögern auf den Weg in Richtung Dartkneipe. Die Kneipe war nicht sehr groß, doch sehr gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen Bilder von naturbelassenen Landschaften in Irland und Schottland. Der Betreiber der Kneipe war ein Ire, der mit einer Schottin verheiratet war. Beide waren ein ungewöhnliches Paar, verstanden sich aber so gut, dass viele Worte zwischen ihnen nie notwendig waren.

      Die Dartscheiben hingen im hinteren Teil der Kneipe. Sie waren elektronisch und registrierten jeden Wurf mit einem kurzen, leisen Signalton. Alle Würfe wurden angezeigt und entweder addiert oder von der Anfangssumme subtrahiert.

      Tische und Sitzbänke zum Verzehr kleiner Speisen befanden sich im vorderen Teil der Kneipe. René und Christian ließen sich auf den weinroten, lederbezogenen Sitzbänken nieder, die Platz boten für zwei Personen und von denen jeweils zwei einen robusten Holztisch einrahmten. Tischdecken gab es hier nicht, wozu auch. Es war üblich, dass das Bierglas bis zum Rand gefüllt wurde. Das daraus resultierende überschwappen des Bieres, sorgte regelmäßig für Bierränder auf der Oberfläche der Tische. Mit der Zeit hatte sich daraus ein derart markantes Muster auf den Tischen ergeben, dass sie alleine deshalb schon sehenswert waren.

      René und Christian bestellten Bier und eine Art „fish and chips“ nach Art des Hauses. Beim Essen redeten die Freude nicht viel. Sie hatten Hunger, der gestillt werden wollte. Nach dem Essen bestellten beide noch ein Bier und gingen hinüber zu den elektronischen Dartscheiben an der Wand.

      René schlug vor mit einer leichten Variante das Dartspiel zu beginnen. Er grinste, da er genau wusste, dass er Christian auch dieses Mal wieder würde schlagen können. Christian kannte René gut. Er wusste, dass sein Freund Herausforderungen brauchte und so ließ er sich immer wieder auf ein Dartspiel mit René ein, obwohl seine Chancen René bei diesem Spiel zu schlagen kaum jemals größer wurden.

      Doch Christian ging es nicht um das Gewinnen gegen René. Es reichte ihm mit seinem Freund Spaß zu haben, Bier zu trinken, über Mädchen zu reden und sonst einfach nichts zu tun.

      Die Zeit verging. Ein weiteres Essen, mehrere Biere und sehr viele Dartspiele später, war es Zeit die Kneipe wieder zu verlassen. Natürlich hatte René haushoch gegen Christian gewonnen. In entsprechend guter Stimmung zeigte er sich großzügig und bezahlte die gesamte Rechnung des Abends. Leicht angeheitert verließen die Freunde die Kneipe. Die kühle Nachtluft erfrischte sie. Denn auch wenn in der Kneipe nicht mehr geraucht werden durfte, so war die Luft nach vielen Stunden und mit einer stetig ansteigenden Zahl von Gästen nicht besser geworden.

      Langsam und schweigend traten die Freunde den Heimweg an. Nach nur wenigen Minuten konnten sie die hell erleuchtete Hauptstraße verlassen. Die weniger stark beleuchtete Nebenstraße hüllte sie in eine leichte Dunkelheit, die Christian ermunterte den Vorfall mit Cassandra in der Bibliothek am Mittag René gegenüber noch einmal anzusprechen.

      „Heute Mittag hast Du Cassandra in der Bibliothek getroffen. Was ist da passiert?“ René stoppte kurz und ging dann weiter. Er war sich nicht sicher, ob er das zufällige Treffen mit Cassandra in der Bibliothek mit Christian besprechen sollte. Doch schließlich war Christian sein bester Freund, wem sollte er sonst seine Gedanken anvertrauen.

      „Ich hatte mich nicht mit Cassandra in der Bibliothek verabredet. Ich war da, weil Du und ich noch Bücher brauchten für unsere Hausarbeit in BWL. Dann plötzlich sah ich Cassandra auf mich zukommen. Ich reagierte intuitiv und stellte mich ihr in den Weg. Ich umarmte sie mit samt den Büchern, die sie auf dem Arm trug. Sie war überrascht und wehrte sich. Sie protestierte und hämmerte auf meine Brust. Hätte sie geahnt, dass ich diesen Wutausbruch von ihr sehr bezaubernd fand, wäre sie bestimmt noch wütender geworden.“

      René grinste amüsiert. Sein Herz schlug plötzlich viel schneller und sein Körper baute Spannung auf, als er an Cassandra dachte. Er erzählte Christian gern von dem was passiert war.

      „Doch es reichte, sie noch fester zu umarmen. Es bewirkte, dass ich ihr Gesicht so dicht vor mir hatte wie noch nie vorher. Allerdings verpasste ich die Gelegenheit sie zu küssen. Mein Kuss landete auf ihrem Haar. Dann bat sie mich, sie doch endlich wieder los zu lassen. Es fiel mir schwer ihrer Bitte Folge zu leisten, denn Cassandra zu umarmen fühlte sicher besser an als ich vermutet hatte.“ Er grinste erneut und spürte einen wohligen Schauer am ganzen Körper, beim dem Gedanken Cassandra ganz nah gewesen zu sein.

      „Nach einer Wiederholung ihrer Bitte und einem fehlenden Blick von ihr, ließ ich mich dann schließlich erweichen. Sie löste sich aus meiner festen Umarmung und verließ zusammen mit ihrer Freundin die Bibliothek. Allerdings schaute sie vorher noch einmal in meine Richtung. Dann kamst Du.“

      René grinste als er an den Vorfall dachte. Wie schön war es doch gewesen Cassandra endlich in seinen Armen zu halten. Nur gegenüber Christian wollte er das nicht zugeben. “Nun verstehe ich den wütenden Gesichtsausdruck von Cassandra. Auch ihre Freundin Emilie schien irritiert gewesen zu sein von Deinem Verhalten“, deutete Christian das was er am Mittag gesehen hatte.

      „Mag sein, aber ich habe nichts Schlimmes getan“, beteuerte René. „Stimmt“, fügte Christian hinzu. „Aber ich habe den Eindruck, Dir liegt mehr an Cassandra als Du bisher zugegen hast.“ René ließ diese Äußerung von Christian unkommentiert.

      Inzwischen waren sie bei ihrem Studentenwohnheim angekommen. René verabschiedete sich von Christian und verschwand in seinem Zimmer. Er zog seine Schuhe aus und hängte seine Jacke ausnahmsweise einmal ordentlich auf. Dabei fiel ihm der Papierstreifen auf, den er vor ein paar Tagen in der Parfümerie in die Hand gedrückt bekommen hatte und der nun mit einem Ende aus seiner rechten Jackentasche kuckte. Er nahm den Papierstreifen heraus, schnupperte daran und dachte unwillkürlich an Cassandra. Sie trug das gleiche Parfüm. Er hatte es heute Mittag an ihr gerochen. Die Mischung aus Parfüm und dem Duft von Cassandras Haut war wieder für ihn in seiner Nase wahrnehmbar. Verzaubert von ihrem Duft und der Erinnerung an den Moment, in dem er sie fest in seinen Armen hielt, legte sich René samt Jeans und Hemd auf sein Bett. Er schlief ein und dachte dabei an Cassandra.

      Der Kuss

      An den folgenden Tagen zeigte sich das Hamburger Wetter von seiner schlechtesten Seite. Es regnete und stürmte. An sommerlich warmes Wetter war dabei nicht zu denken. Jede Art von Aktivität wurde in Innenräume verlegt, da damit zu rechnen war, dass zumindest der Regen noch ein paar Tage lang anhalten würde.

      René hörte Musik, blätterte in Zeitungen oder