Cedrina Lautenfeld

Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern


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immer noch in der Nase und ihre sanfte Stimme in seinen Ohren.

      Jetzt war er sich ganz sicher. Es hatte zwischen ihnen gefunkt. Auch wenn Cassandra ihn böse angesehen hatte, bevor sie die Bibliothek verließ. Es war ihm nicht entgangen, dass sie gezögert hatte und ihren Blick sekundenlang nicht vom ihm hatte abwenden können. Sie mochte ihn. Ein Anfang war gemacht.

      Doch dann hörte er Christian sagen, „Hey, stützt Du die Wand oder sie dich?“ Sofort war René aus seinen Träumen gerissen. Er wollte Christian folgen, der an ihm vorbei zu den Bücherregalen der Bibliothek gegangen war, als er merkte, dass das Zusammentreffen mit Cassandra auch in seiner Hose Spuren hinterlassen hatte. Sie hatte ihn erregt. Seine Männlichkeit zeigte immer noch eine deutliche Schwellung. So schnell, wie jetzt möglich, folgte er Christian.

      Christian stand an einem Regal und suchte nach einem bestimmten Buch, als er eher beiläufig erwähnte, dass er draußen vor der Bibliothek auf Cassandra und ihre Freundin Emilie getroffen war. Noch bevor Christian weitersprechen konnte, wusste er anhand von Renés Gesichtsausdruck, dass etwas vorgefallen sein müsste. Doch René reagierte nicht auf seinen fragenden Blick.

      “Hat sie Dich wieder versetzt?“ fragte er daher vorsichtig bei René nach. Die Antwort von René viel kurz und knapp aus. „Nein“. Christian wollte nachfragen was denn los gewesen war, doch René fiel ihm ins Wort. „Laß uns schnell diese blöden Bücher finden und raus hier.“ René lief zum nächsten Regal, um weitere Nachfragen zu vermeiden. Christian hatte verstanden, dass René nicht über den Vorfall sprechen wollte, zumindest nicht im Moment. Er half also René die benötigten Bücher zu finden und redete ansonsten nicht mehr über den für ihn unbekannten Vorfall.

      Außerhalb der Bibliothek schnappte Cassandra erst einmal nach Luft. Dann bewegte sie prüfend ihre Hände und Finger, um deren Beweglichkeit zu testen. Emilie sah sie fragend an und wartete bis Cassandra ihr vielleicht eine Erklärung gab, zu dem was da gerade in der Bibliothek passiert war. Doch Cassandra sagte kein Wort zu dem Vorfall.

      „Gib mir bitte meine Bücher und entschuldige, dass ich eben im Kommandoton mit Dir gesprochen habe. Ich habe es nicht böse gemeint, aber die Situation hat mich irritiert. Meine Hände waren eingeschlafen und ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass die Bücher auf den Boden fallen. Ich danke Dir für Deine Hilfe.“ Emilie nickte verständnisvoll. Doch als sie wissen wollte, was da eben genau passiert war, blockte Cassandra sie ab.

      „Oh, Emilie. Laß uns jetzt bitte erst einmal nach Hause fahren und die Bücher ordnen.“ Emilie blieb hartnäckig. „Aber dann erzählst Du mir was dazwischen Euch vorgefallen ist.“ Cassandra nickte und ging los. Während sie den kürzesten Weg über den Campus nahm, überlegte sie was sie Emilie erzählen sollte. Doch was eigentlich passiert war, wusste sie selber nicht genau.

      Sie spürte nur eine starke sexuelle Anziehung, die von René ausging und der sie nicht lange würde Widerstehen können. Zu sehr verlangte ihr Körper bereits jetzt nach ihm.

      Ihr Fahrradhelm drückte und die Bücher aus der Uni-Bibliothek, wogen schwer im Rucksack auf ihrem Rücken. An einer roten Ampel mussten sie und Emilie anhalten. Cassandra warf einen Blick zur Seite auf Emilie, doch die schaute nur zur Ampel. Blauer Himmel erschien zaghaft zwischen Wolkenfetzen. Cassandra hoffte, dass dieser Sommer in Hamburg besser sein würde als der vorherige. Wenn sie schon nicht wie früher zur Schulzeit die Stadt verlassen konnte, wollte sie doch wenigstens ein paar warme Sommertage genießen.

      Emilie stieß sie etwas unsanft an. Die Ampel war grün. Sie konnten weiterfahren. Vor dem Wohngebäude, in dem sich ihre Studentenwohnung befand, gab es einen fest installierten Fahrradständer. Deshalb mussten die Mädchen ihre Räder nicht in den Keller des Hauses tragen. Aber trotzdem schloss Cassandra ihr Fahrrad mit zwei verschiedenen Schlössern an. Zu wichtig war ihr Drahtesel für sie. Sie konnte zwar auch mit dem Bus zur Uni fahren, doch mit dem Rad ging es schneller und sie hatte Bewegung. Sie liebte Rad fahren. Früher zum Gymnasium, war sie auch jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad gefahren. Reparieren konnte sie es auch selber. Das hatte ihr, ihr älterer Bruder Michael beigebracht, mit dem sie sich immer sehr gut verstanden hatte.

      In ihrem Zimmer in der Studentenwohngemeinschaft ordnete Cassandra sorgfältig ihre Bücher. Sie waren so sortiert, dass immer die vorne standen, die Cassandra als nächstes zum Lernen brauchte. Sie wollte die vorlesungsfreie Zeit dazu nutzen, wichtige Themen zu wiederholen, neue schon einmal anzuschauen und ihre Hausarbeit für BWL zu beenden. Damit sie auch wirklich alles schaffte, machte sie sich einen Zeitplan. So wusste sie genau wann, was zumachen war und wann sie Zeit für Freizeitaktivitäten hatte. Sie war gerade fertig mit ihrem Zeitplan, als Emilie in ihr Zimmer kam.

      Wie immer hatte Emilie vorher höflich angeklopft, bevor sie die Tür öffnete. „Hast Du einen Moment Zeit?“, fragte sie nun mit der ihr eigenen Art. Cassandra nickte. Emilie schloss die Tür hinter sich und ging auf ihre Freundin zu. Dann setzte sie sich auf den Stuhl, der neben Cassandras Schreibtisch stand und schaute sie fragend an. Cassandra ahnte was Emilie wollte, doch sie fragte trotzdem.

      „Was möchtest Du? Wie kann ich Dir helfen?“ Emilie lächelte etwas verlegen. „Ich wollte noch einmal nachfragen wegen des Vorfalles vorhin in der Uni-Bibliothek. Was war das dazwischen Dir und René?“ Auf eine zufriedenstellende Antwort hoffend, wartete Emilie nun, auf das was Cassandra sagen würde. „Ich wusste doch, dass Du noch einmal auf diesen Vorfall zu sprechen kommen würdest. Aber ich kann Dir leider nicht sagen, was da passiert ist.“ Sie lächelte Emilie etwas unsicher an. Dann redete sie weiter. „René hat mich fest in seine Arme geschlossen und er schien es zu genießen. Das ist alles.“ „Wie hat es sich angefühlt von ihm umarmt zu werden?“

      Cassandra lächelte. Oh, je dachte sie, Emilie will jetzt alles ganz genau wissen. Das kann schwierig werden. „René hat kräftige, starke Arme, da war es schwer zu entkommen.“ „Cassandra, Du weichst mir aus. War es schön von ihm umarmt zu werden oder hast Du es eher als unangenehm empfunden?“

      Cassandra musste erneut lächeln. Sie spürte wie ihr Herz schneller schlug, als sie an René dachte. Es war wunderschön gewesen von René mit seinen starken, kräftigen Armen umarmt zu werden. Doch das wollte sie Emilie gegenüber nicht zugeben. „Na, ja. Unangenehm war es nicht. Ich habe nur nicht damit gerechnet und war empört über seine Reaktion.“

      „So, so. Für wie blöd hältst Du mich? Ich konnte doch sehen, wie sehr Du seine Umarmung genossen hast. Du magst ihn stimmt´s?“ Soviel Scharfsinn hatte sie von Emilie nicht erwartet. Wie sollte Cassandra jetzt reagieren?

      „Emilie, manchmal gibt es keine Übereinstimmung zwischen Herz und Verstand.“ Cassandra seufzte bevor sie weitersprach. „Mein Verstand sagt mir, ich soll die Finger von René lassen. Mein Herz aber sagt, genieße seine Zuneigung, vielleicht wird mehr daraus.“

      Emilie blieb hartnäckig. Sie wollte eine klare Antwort. „Also noch einmal. Magst Du ihn ja oder nein? Ich verspreche Dir, dass Deine Antwort und alles was wir beide hoffentlich zu diesem Thema noch besprechen werden, unter uns bleibt. Ich werde Cecilia kein einziges Wort erzählen. Sie spioniert Dir sowieso schon viel zu viel hinter her.“ Erwartungsvoll sah Emilie Cassandra nun an.

      Cassandra sah sich in Zugzwang und trat die Flucht nach vorne an. Vielleicht war es sinnvoll und hilfreich, Emilie in diese Angelegenheit mit einzubinden. Vielleicht würde es dann dieses Mal eine Beziehung werden, die länger hielt als ihre vorherige. Cassandra atmete tief ein und dann wieder tief aus.

      „Also gut. Ich gestehe. Ich mag René.“ „Ich wusste es“, triumphierte Emilie. „Nun musst Du mir aber auch ehrlich sagen, wie es sich angefühlt hat von René umarmt zu werden.“ Cassandra lächelte versonnen. Ihr Herz schlug schnell und ihre Hände wurden feucht vor Aufregung.

      „Es war wunderschön. Auch wenn er mich richtig fest in seinen Armen hielt, war es keinen Moment lang unangenehm. Du hast gesehen, dass er mich küssen wollte und dann nur mein Haar traf. Nun, ich muss gestehen, dass ich ihn auch gern geküsst hätte. Doch meine innere Stimme sagte mir, dass es besser ist, nicht zu schnell nachzugeben. Immerhin ist er es gewohnt, dass die Mädchen ihn umringen, ihm nachlaufen. Ich will kein Opfer seiner Verführungskünste werden, auch wenn es mir sehr schwer fällt seinem Charme zu