Christoph Hoenings

DAS GESCHÄFT - TEIL 1


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      Auch Oberst Carlos Garcia war froh, wieder einen Anhaltspunkt zu haben. Zurück in seinem Büro, hatte er die Tischreservierung Walter Fernandez´ abgehört, und sein Computer hatte wenige Augenblicke später Namen und Anschrift der von Fernandez angewählten Nummer angegeben.

      Garcia wusste, wo er um neun Uhr heute Abend sein würde. Es war zwar nur eine Möglichkeit, dass die beiden Deutschen heute Abend dabei sein würden, aber es war alles, was er hatte!

      Wenige Augenblicke später sollte er wissen, dass er recht gehabt hatte.

      Sein Computer signalisierte den Eingang eines Anrufs im Privathaus Kinzels.

      Als Garcia sich einschaltete, hörte er gerade, wie Karin Kinzel einer Freundin erzählte, dass sie deren Einladung für den Abend nicht annehmen konnte. Sie sei mit ihrem Mann und ein paar Freunden zum Abendessen im Golfclub eingeladen.

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      Graf und Roxana duschten gemeinsam. Roxana genoss es, von Graf zärtlich eingeseift zu werden. Es versetzte sie in erotische Stimmung, die kühle Seife auf ihrer Haut unter dem warmen Wasserstrahl zu spüren. Nachdem er die Seife abgewaschen hatte, kniete er vor ihr in der Duschkabine nieder und begann, mit seiner Zunge ihren Schoß zu liebkosen. Dabei rann das warme Wasser an ihrem Körper herab, lief über ihren Bauch und über Rupert Grafs kahlen Kopf. Roxana öffnete sich ihm, soweit das im Stehen möglich war. Sie presste sich gegen seinen Mund. Roxana spürte, wie Ruperts Zunge vorsichtig und forschend in sie eindrang. So etwas hatte sie noch nicht erlebt! Nach ihrem Höhepunkt stand Graf auf und hielt sie, immer noch unter der Dusche, eine Weile im Arm und küsste sie. Ihr Herz schlug wie wild, ihre Beine fühlten sich an, als wären sie aus Wachs.

      Dann sagte Graf unvermittelt:

      "Ich muss los."

      Er stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und verließ das Bad, um sich anzuziehen.

      Mit immer noch zitternden Knien folgte Roxana ihm.

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      Oscar fuhr mit Señor Kinzel im Fond zum Crillon.

      Dort stand Señor Graf bereits am Eingang und stieg zu Señor Kinzel nach hinten ein.

      Oscar liebte es, den Mercedes zu fahren. Normalerweise fuhr Señor Kinzel selbst. Nur, wenn es irgendwo hin ging, wo es Parkprobleme geben könnte oder wenn Señor Kinzel wusste, es würde spät und zudem viel getrunken, durfte Oscar den Mercedes fahren.

      Oscar war im Büro angestellt für alle möglichen Aufgaben, für Botendienste, um mit dem anderen Auto, einem VW-Golf, Gäste vom Flughafen abzuholen, oder um die drei Autos der anderen Mitarbeiter zu warten.

      Oscar mochte seine Arbeit, und er mochte Señor Kinzel.

      Oscar war sehr dunkelhäutig, war aber nicht schwarz. Sein Vater war Neger, seine Mutter eine Criolla, eine Mischung aus weiß und indianisch. Wer der oder die Weiße in ihrer Familie gewesen war, wusste niemand mehr.

      Señor Kinzel behandelte ihn freundlich und hatte ihm sogar ermöglicht, Lesen und Schreiben zu lernen.

      Von Autos hatte Oscar schon immer viel verstanden, seit er als Kind seinem Onkel Eosebio zur Hand gegangen war.

      Onkel Eosebio hatte eine kleine Werkstatt in Callao, wo er an Autos aller Typen Reparaturen vornahm. Nicht so eine Werkstatt wie die, wo Oscar Señor Kinzels Mercedes von Zeit zu Zeit hinbrachte, wo dreißig Mechaniker in weißen Overalls herumsprangen und wo man hätte vom Erdboden essen können, weil es so sauber war!

      Onkel Eosebios Werkstatt war winzig und schmutzig, trotzdem hatte Oscar dort alles gelernt, was man über Autos wissen musste.

      Oscar hatte Señor Kinzel schon zu vielen Terminen gefahren und gewartet, bis er wieder zurückkam, und sich jedesmal gefreut, den Mercedes zu fahren.

      Einmal hatte Oscar sogar seine Verlobte Maria Rosa einen Abend lang in dem Wagen spazieren fahren können.

      Aber jetzt fuhren sie zum Haus eines richtigen Ministers! Der hatte innerhalb von zwei Tagen zweimal angerufen, um Señor Kinzel und Señor Graf zu sehen! Die Mädchen im Büro hatten darüber getuschelt.

      Jetzt hatte Señor Graf auch noch gefragt:

      „Oscar, können Sie erkennen, ob uns ein weißer Toyota folgt?“

      Heute Nacht hätte er Maria Rosa etwas zu erzählen!

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      An der Tür von Ministro Bustamantes Haus wurde Graf und Kinzel sofort aufgemacht.

      Im Flur standen zwei Sicherheitsbeamte, die sie eindringlich musterten, aber passieren ließen.

      Ein Diener führte sie in einen großzügigen Wohnraum.

      Minister Carlos Bustamante war sehr aufgeräumt.

      "Ah, die beiden Señores Kriegsschiffeverkäufer! Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim."

      Der Diener, sicherlich ebenfalls ein Sicherheitsbeamter, fragte nach ihren Getränkewünschen, ein Glas Whisky für Kinzel, ein Glas Weißwein für Graf.

      Nachdem er die Getränke serviert hatte, zog er sich zurück.

      Bustamante ergriff das Wort:

      "Señores, hier können wir ungestört reden. Niemand hört mit. Ich nehme an, Señor Graf, Sie haben Ihrem Kollegen von unserem kleinen Plausch von letzter Nacht erzählt."

      Graf nickte.

      "Dann nehme ich auch an, dass Ihre Zweifel über die Unterstützung Ihres Vorhabens aus der Spitze unserer Regierung jetzt zerstreut sind?"

      Graf nickte wieder.

      "Wie geht es jetzt weiter?"

      "Nun, Señor Bustamante," sagte Graf. "Mein Freund und Kollege Señor Kinzel ist unser Mann hier in Lima, vor dem ich keine Geheimnisse habe. Alles, was wir besprechen, bleibt, was uns angeht, in diesem Kreise."

      Er holte Luft.

      "Es gibt für die Sozialversicherung mehrere Möglichkeiten. Was wir tun, wird davon abhängen, wo Sie das Geld für die besonderen Aufgaben haben wollen, hier, oder im Ausland, oder einen Mix von beidem. Ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass insbesondere die USA sehr sorgfältig den Fluss von Geldern überprüfen, weil man dort paranoid ist, wenn man an Geldwäsche aus Drogengeschäften oder die Finanzierung von Terror glaubt. Wenn irgendwo auf der Welt heute ein Betrag von fünfundzwanzig, dreißigtausend Dollar bar abgehoben wird, selbst von einem Nummernkonto, wird das in Washington registriert. Gerade deshalb empfehle ich, als Begünstigte Gesellschaften in den USA zu gründen.“

      Graf nahm einen Schluck Wein.

      „Warum, zum Teufel, das denn?“

      „Nun, es gibt Bundesstaaten in den USA, in denen man als Ausländer in einer so sicheren Steueroase ist wie kaum sonst wo auf der Welt. Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, selbst Caiman Island können Sie vergessen! Auf alle diese Länder üben die USA enormen Druck aus, was die Offenlegung insbesondere US-amerikanischer Steuerhinterzieher angeht. In den USA selbst sind die Amerikaner, was ausländische Steuerhinterzieher angeht, von beeindruckender Großzügigkeit. Sicherer als in Delaware oder Wyoming können Sie mit Ihrem Geld kaum sein!“

      "Was schlagen Sie vor, Señor Graf?"

      "Zunächst halte ich es für ratsam, unsere Absprache in die Form einer grundsätzlichen Vereinbarung zu bringen. Ludwig Kinzel wird Ihnen hierzu in den nächsten Tagen ein Vertragsmuster aushändigen, das aber alle wesentlichen Punkte offenlässt, damit nicht jemand Dritter nachvollziehen kann, um was es geht. Wer auf Ihrer Seite die Vertragspartner sein sollen, werden Sie regeln müssen. Auf keinen Fall sollten Sie selbst dies sein! Sie sind Amtsträger. Suchen Sie eine Person Ihres Vertrauens. Einen Freund. Von mir aus Ihre Gemahlin. Die Vereinbarung wird, wenn sich das Geschäft innerhalb einer vereinbarten Frist konkretisiert, ohnehin in mehrere Einzelverträge aufgeteilt, in denen die Auszahlung der gestern Nacht besprochenen Vergütung garantiert