Christoph Hoenings

DAS GESCHÄFT - TEIL 1


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würde in dem Grundvertrag stehen haben wollen, dass ein Zahlungsanspruch in der besprochenen Höhe nur besteht, wenn das Geschäft innerhalb der nächsten 18 Monate zum Tragen kommt," sagte Graf gelassen. Er wusste, jetzt würde es Aufregung geben.

      "Das verstehe ich nicht," sagte Bustamante erneut.

      "Nun, Señor Bustamante, wenn wir versuchen, das Geschäft über die Bühne zu bringen, und nach anderthalb Jahren ist nichts passiert, dann können wir Ihnen eine Vergütung von drei Prozent nicht mehr zusichern."

      "Wieso nicht? Das verstehe ich immer noch nicht."

      Bustamante wirkte ungeduldig.

      "Señor Bustamante, entweder, es gelingt, innerhalb dieser Zeit das Geschäft abzuschließen, und nach meinem Verständnis haben wir dafür die entsprechende Unterstützung, dann fließt die zugesagte Summe. Oder aber es gelingt nicht, und dann haben wir kein Geschäft, und es gibt auch kein Geld."

      Graf wusste, dass Bustamante sich damit nicht zufrieden geben würde.

      "Señor Graf, wenn meine Freunde und ich uns für dieses Geschäft einsetzen und wir wegen der Opposition, egal ob im Parlament oder in der Öffentlichkeit, es nicht innerhalb der von Ihnen gesetzten Frist zum Abschluss bringen, sondern erst später, dann sollen wir nichts bekommen? Verstehe ich Sie richtig?"

      Bustamante klang angriffslustig.

      "Ich will nicht sagen, Sie bekommen dann nichts, Señor Bustamante. Nichts gibt es nur, wenn es überhaupt kein Geschäft gibt. Bitte betrachten Sie das einmal von meinem Standpunkt. Sollte bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen das Geschäft nicht zum Abschluss gekommen sein, und sollte es bei diesen Wahlen, was ich weder Ihnen noch uns wünsche, zu einer anderen Regierungszusammensetzung kommen, dann werden Lutz Kinzel und ich ähnliche Sozialversicherungen mit den dann im Amt befindlichen Persönlichkeiten abschließen müssen. Und die müssten dann zu Lasten der Ihnen zugesagten Beträge gehen."

      Bustamante schnappte hörbar nach Luft.

      "Ich verstehe, Señor Graf, dass Sie damit sagen wollen, dass, wenn wir unsere Schulaufgaben nicht rechtzeitig machen, wir auch nicht ordentlich belohnt werden. Und was ist, wenn wir die Wahlen gewinnen? Kriegen wir unsere Belohnung dann auch nicht?"

      Graf blieb ruhig. Solche Diskussionen hatte er schon oft führen müssen.

      "Señor Bustamante, bitte stellen wir uns mehrere Szenarien vor. Sollte Ihre Regierung die Wahlen verlieren, und das Geschäft ist bis zu diesem Termin zwar vorangekommen, aber nicht abgeschlossen, werden wir versuchen, mit einer neuen Regierung eine ähnliche Unterstützungsvereinbarung zu erreichen wie mit Ihnen. Da wir aber einen Dollar nicht zweimal ausgeben können, müssten wir Ihnen den Betrag abnehmen, den wir den anderen zahlen müssen. Ich halte diese Möglichkeit für sehr theoretisch, aber trotzdem muss ich dafür Vorsorge treffen.“

      Graf einen Schluck Wein.

      „Sollte Ihre Regierung hingegen die Wahlen gewinnen, und wir alle sind der Ansicht, das Geschäft kann zum Abschluss gebracht werden, wären wir ja dumm, die Vereinbarung mit Ihnen nicht zu verlängern. Sie hätten die Möglichkeit, das Geschäft jederzeit zu stoppen!

      Sollte aber in zwei Jahren die heutige Opposition regieren und drei Jahre später sich entschließen, neue Schiffe für Ihre Marine bei uns zu kaufen, dann möchte ich nicht mit einer fünf Jahre alten Vereinbarungen konfrontiert werden, die Ihnen für diesen Vertrag drei Prozent zusagt. Da muss ich um Verständnis bitten!"

      Graf griff wieder zu seinem Weinglas. Kinzel, um nichts sagen zu müssen, nahm auch schnell einen Schluck von seinem Whisky.

      Bustamante guckte finster drein.

      Graf ergriff erneut das Wort:

      "Señor Bustamante, Ihr Vergütungsanspruch besteht in voller Höhe, wenn das Geschäft innerhalb der nächsten anderthalb Jahre abgeschlossen wird. Eine Klausel unseres Vertrages wird die einvernehmliche Verlängerung dieser Frist ermöglichen. Noch einmal, wir wären dumm, nicht zu verlängern, wenn Sie weiter im Amt bleiben.

      Nur, wenn über einen Zeitraum, und hierzu möchte ich drei Jahre vorschlagen, gar nichts passiert, wäre unsere Vereinbarung automatisch ungültig."

      Bustamante sah jetzt ein, dass die Forderung Grafs nicht unfair war. Dies würde er Scaloni erklären können.

      „Warum überhaupt mehrere Verträge und nicht ein einziger? Das wäre doch viel einfacher.“

      „Wir werden gegenüber unseren Behörden sehr detailliert darlegen müssen, warum und wofür wir Geld ausgeben. Alle erfolgsabhängigen Zahlungszusagen werden heute mit Argusaugen beobachtet. Wir werden nachweisen müssen, dass der Begünstigte sich in militärischen Fragen auskennt, oder in Fragen der Fischerei. Dann brauche ich jemanden, den wir für Serviceaufgaben hinzuziehen können. Dessen Vertrag erst rechtsgültig wird, nachdem der eigentliche Kaufvertrag gültig ist. Er sollte uns von Ihrem oder dem Verteidigungsministerium empfohlen werden. Wir müssen Aktenlagen aufbauen. Das wird umständlich, ist aber unvermeidlich. Wenn Anlass zur Vermutung besteht, es handele sich um Schmiergelder, werden sofort staatsanwaltliche Ermittlungen aufgenommen. Anlass zu dieser Vermutung bietet zunächst einmal die Höhe des zugesagten Betrages. Deshalb müssen wir die Zahlung aufteilen. Einfach pauschal zu sagen wie früher, das sind Beratungsleistungen, geht nicht mehr.“

      „Aber wir verhelfen Ihnen doch zu dem Vertrag!“

      „Ja, aber Sie sind Amtsträger, und Zahlungen an Amtsträger sind verboten.“

      „Deshalb die Gesellschaften in den USA?“

      „Ja. Jede dieser Gesellschaften wird eine Aufgabe zum Zustandekommen des Vertrages oder Leistungen in der Vertragsabwicklung bekommen. Hierzu wird es Schriftwechsel geben müssen, der die Erfüllung dieser Leistungen belegt.“

      „Wie soll das denn gehen? Das sind doch, wenn ich Sie richtig verstehe, Briefkastenfirmen!“

      „Die aber über eigene e-mail und Fax- und Telefonanschrift verfügen werden. Das ist über Rufumleitungen heute kein Problem mehr. Sie könnten von Lima aus bequem e-mails aus Miami oder sogar aus Europa versenden. Es gibt Unternehmen, die sich spezialisiert haben, so etwas zu organisieren. Aber diese Korrespondenz werden ja nicht Sie selbst führen.“

      „Ich frage mich ohnehin, wo ich Zeit und Wissen hernehmen soll, um Schriftwechsel über die von Ihnen erwähnten Leistungen zu führen.“

      „Das ist mir bewusst. Ich werde Ihnen jemanden vorschlagen, der das gegen Bezahlung einer Gebühr für Sie erledigen kann.“

      Aber Bustamante hatte jetzt doch eine andere Frage.

      "Wann bekommen wir unser Geld, Señor Graf?"

      Graf nahm noch einen Schluck Wein. Kinzel trank aus purer Solidarität mit. Er war sichtlich froh, nicht den Wortführer spielen zu müssen.

      "Señor Bustamante, normalerweise werden solche Zahlungen pro rata Zahlungseingang durchgeführt," sagte Graf. "Das heißt, von jeder Zahlung, die bei uns eingeht, bekommen Sie Ihre drei Prozent."

      "Ja, aber Sie sagten doch, das Geschäft würde langfristig finanziert! Soll das heißen, wir bekommen unser Geld erst in zehn Jahren?"

      "Das heißt es nicht," sagte Graf geduldig. "Das Zahlungsschema wird so aufgebaut, dass Peru uns eine Anzahlung leistet, um den Vertrag in Kraft zu setzen. Aus dieser Anzahlung wird Geld an Ihre Unternehmen fließen. Je höher die Anzahlung, desto höher der Rückfluss.“

      Graf trank einen Schluck aus seinem Weinglas.

      „Für den verbleibenden Betrag werden wir versuchen, und ich wiederhole, versuchen, eine langfristige Finanzierung zu arrangieren. Die sähe dann so aus, dass eine Gruppe von Banken Ihrem Land einen Kredit einräumt, gebunden an den Kauf der Schiffe bei uns. Aus dem Kredit werden die Raten zu bezahlen sein. Wir nennen das Zahlungskalender. Der Zahlungskalender sieht vor, dass unsere Werften für bestimmte Leistungen Geld erhalten, zum Beispiel, zur Kiellegung der einzelnen Schiffe, bei Stapellauf, bei Abschluss der Hafentests, bei Abschluss der Probefahrten, bei Übergabe