Eike Ruckenbrod

Franzi und die Ponys - Band III


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Ihre roten Locken streiften über den Sand. Franzi rannte zu Andskoti und stellte sich ihm in den Weg. Das Pony hielt an.

      „Hey, Wiebke, wenn du mir versprichst, mich nicht mehr zu ärgern, dann helfe ich dir hoch“, schlug Franzi vor.

      „Franziii“, schrie Wiebke, „hör auf zu quatschen und hilf mir lieber! Mir platzt der Schädel.“

      Von dem Geschrei angelockt, kam Olli aus der Halle und beobachtete Wiebke, wie sie mit Franzis Hilfe mühsam wieder in den Sattel kam.

      „Wiebke, ich glaub‘ du bist zu steif“, ärgerte Franzi die Jüngere und schaute zu Olli. Wiebke folgte Franzis Blick und entdeckte ihren Schwarm an der Hallentür.

      „Steif, ich und steif. Soll ich dir mal zeigen, wie steif ich bin?!“ Auf dem Gesicht der Dreizehnjährigen bildeten sich rote Flecken. Mit Schwung sprang Wiebke von Andskoti und stellte sich vor Franzi und die Mädchen. Die umringten sie neugierig.

      „Das war schon mal ganz gut“, meinte Franzi ironisch. Wiebke ließ sich nicht beirren, vergewisserte sich, dass Olli zusah und befahl: „So jetzt macht mal Platz!“

      Die Mädchen ritten zur Seite und sahen gespannt zu Wiebke. Diese drehte sich um, atmete tief ein und aus, und beugte sich langsam rückwärts ins Hohlkreuz nach unten. So weit, bis ihre Hände den Boden berührten, dann hob sie mit Schwung nacheinander ihre Beine hoch zum Bogengang. Und danach noch einen und noch einen.

      „Wow, das ist krass.“ Franzi fing an zu klatschten. Die ganze Gruppe johlte begeistert. Wiebke blickte erwartungsvoll zu Olli und den kleinen Mädchen, die in der Zwischenzeit auch draußen standen. Olli hob die Hände hoch und klatschte anerkennend.

      „Super Wiebke, du hast gewonnen. Wieso hast du das nicht im Sommer an unserem Zirkustag vorgeführt?“, fragte Franzi begeistert.

      „Das kann ich nur, wenn jemand behauptet, dass ich steif bin.“ Wiebke sah sie böse an. Dann erhellte sich ihre Miene und sie boxte Franzi. „Ich verzeihe dir. Ich hab‘ auch schon Fehler gemacht.“

      Schmunzelnd kam Olli mit seiner Gruppe zu den anderen. Er legte den Arm um Wiebkes Schultern.

      „Das war echt bombe, ich bin voll geflasht.“ Wiebke umarmte Olli fest und wollte gar nicht mehr los lassen. Die Mädchen lachten.

      „Wiebke, bitte!“ Olli schob das Mädchen energisch von sich. Wiebke grinste frech.

      „Kommt jetzt!“, forderte Franzi ihre Gruppe auf. „Die Stunde ist leider schon um. Wir üben morgen weiter.“ Schnatternd begaben sie sich auf den Weg in den Stall.

      Als die Ponys versorgt waren, holte Franzi Svartur und fing an, mit ihm im Longierzirkel zu arbeiten. Schnell fasste er wieder Vertrauen zu ihr. Franzis Laune wurde immer besser, je länger sie sich mit dem Rappen beschäftigte.

      Neomie kam, stellte sich an die hölzerne Absperrung und sah Franzi interessiert zu. Die Bodenarbeit klappte super und Franzi hörte nach einer halben Stunde damit auf.

      „Das war superschön.“ Das weißblonde Mädchen sah Franzi bewundernd an.

      „Danke, ich hab‘ viel über die Sprache der Pferde gelesen und sie bei Svartur ausprobiert.“

      „Und es klappt, wie man sieht. Mein Großvater hat mir den Umgang mit den Pferden beigebracht“, erzählte Neomie.

      „Du hast eine besondere Gabe mit den Ponys umzugehen, das ist mir gleich aufgefallen. Sie scheinen dich zu mögen und deinen Willen zu respektieren. Ich werde jetzt den Sattel holen und noch ein paar Übungen gesattelt machen. Passt du kurz auf Svartur auf?“

      „Na klar, geh‘ ruhig.“ Sobald Franzi weg war, duckte sich Neomie unter der Absperrung hindurch und ging langsam auf den scheuen Wallach zu. Sie sprach leise zu ihm. Seine Ohren zuckten vor und zurück. Er war sehr aufmerksam, aber nicht furchtsam. Neugierig roch er an dem Mädchen. Neomie streichelte ihn am ganzen Körper und sprach leise zu ihm. Sie lief gerade in Richtung Ausgang und Svartur folgte ihr, als Franzi um die Ecke kam.

      „Hey, kannst du zaubern? Er vertraut keinem außer mir.“ Franzi spürte ein seltsames Gefühl in der Magengrube. Neomie verließ lächelnd den Zirkel und beobachtete Franzi, wie sie den Rappen an den Sattel gewöhnte.

      Sie legte diesen in die Mitte und ließ den Wallach einige Runden traben, dann trat sie ihm in den Weg und atmete hörbar aus. Svartur wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Franzi ging rückwärts und Svartur folgte ihr. Als er direkt am Sattel stand, entspannte sie sich wieder und forderte ihn auf am Sattel zu riechen. Dabei streichelte sie ihn. Das Spiel wiederholte sie noch einmal. Danach hob sie den Sattel auf und hielt ihn vor seine Nüstern.

      Als er keine Angst mehr zeigte, legte sie ihn auf seinen Rücken. Franzi war es unangenehm, dass Neomie die ganze Zeit zusah und bat nervös: „Bitte sei mir nicht bös, aber ich möchte alleine sein, damit sich Svartur auf mich konzentrieren kann.“

      Neomie nickte und verließ den Zirkel.

      Echt komisch, seit wann stören mich Zuschauer? Normal finde ich es schön, aber das Mädchen ist anders. Alle Ponys scheinen sie besonders zu mögen. Sie ist so schweigsam und so zart. Wenn man in ihre mandelförmigen, blauen Augen blickt, scheint man darin zu versinken.

      Franzi zog die Augenbrauen zusammen und eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn. Sie gurtete den Sattelgurt gerade so fest, dass der Sattel nicht rutschte, und ließ Svartur noch ein paar Runden im Schritt gehen und traben. Sie forderte ihn auf, nach innen zu ihr zu kommen. Dann legte sie sich seitlich über seinen Rücken. Das schien ihn nicht zu beeindrucken. Der Wallach blieb ruhig stehen und wartete ab. Franzi lobte ihn ausgiebig, brachte ihn in die Stallgasse und sattelte gerade ab, als Olli sich zu den beiden gesellte.

      „Na, wie hat er sich angestellt? Wie viele blauen Flecken hast du? Oder sollte ich eher fragen: Wie viele blaue Flecken hat er?“

      „Schau dir mal seinen Rücken an! Der ist total geschwollen von den Hieben, die ich ihm versetzt hab‘“, gab Franzi gut gelaunt zurück.

      „Ich wusst‘s doch gleich, dass da was faul ist.“

      Olli streichelte aufmerksam den schönen Wallach.

      „Es war so geil. Ich bin echt glücklich.“ Sie nahm Olli in die Arme und drückte ihn herzlich.

      „Mm, Svartur mach‘ bitte so weiter!“, forderte er das Pony auf, während er Franzi in seinen Armen hielt. Franzi schob ihn weg und widmete sich dem Rappen.

      „Komm, wir gehen essen. Ich hab‘ Kohldampf.“ Olli hielt seine Hand auf seinen brummenden Bauch.

      „Ich bringe nur schnell Svartur weg, dann komme ich mit.“

      Als sie beim Essen waren, fragte Olli mit vollem Mund: „Na, Franzi, wie sieht es mit einem Ausritt aus?“ Er schluckte und sah sie erwartungsvoll an.

      „Ach, stimmt ja. Wir wollten ja ausreiten. Ist es arg schlimm, wenn wir ihn morgen machen? Ich bin ganz kaputt.“

      „Nein, nein. Wir können auch erst morgen gehen.“

      Olli steckte sich ein großes Stück Brot in den Mund. Wiebke hatte das Gespräch mitbekommen und eilte zu ihm. „Das ist ja super. Ich bin auch dabei.“ Franzi starrte Olli entgeistert an. Sie konnte Wiebke zwischenzeitig ja ganz gut leiden, aber bei dem Ausritt mit Olli wollte sie den Rotschopf nicht dabei haben.

      „Ich wüsste nicht, dass wir dich eingeladen hätten“, sagte Olli schroff. Frau Knoll wandte sich an ihre Nichte: „Nein, Wiebke, das dulde ich nicht.“ Die zog einen Schmollmund und setzte sich wieder an ihren Platz. Franzi schüttelte den Kopf. „Die gönnen einem keine Minute Ruhe.“

      „Abends reiten die Ferienmädchen nicht mehr aus. Da gibt es keine Diskussion und keine Ausnahme.“

      Frau Knoll blickte entschlossen zu Wiebke.

      Als sie fertig gegessen hatten, räumten die Mädchen ihre Tische ab und polterten die Treppe hoch in den Schlafsaal. Auch Franzi und Olli setzten sich noch aufs Matratzenlager