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Oh Schreck!
„Kommt Mädels beeilt euch, wir haben ein volles Programm“, trieb Franzi die Mädchen am nächsten Morgen zur Reitstunde an.
Bald darauf brachten sie ihre Ponys gesattelt und getrenst vor den Stall. Der frische kühle Morgen roch nach Herbst. Über das Gras zog sich ein eisgrauer Schleier und die Blätter der Bäume färbten sich rotbraun. Zwei freche Spatzen stritten sich um einen Wurm.
„Alles klar? Dann kommt!“ Franzi stand mit Svartur startklar an erster Stelle. Die Mädchen reihten sich hinter sie und führten die Ponys zum Reitplatz.
„So, gleiches Spiel wie gestern: Pferde am langen Zügel aufwärmen, ganze Bahn und Zirkel. Wir bleiben fünf Minuten auf der linken Hand, danach reiten wir rechts herum.“ Franzi beobachtete jedes Mädchen genau.
„Nina, bitte klopf‘ Hólmi nicht ständig mit deinen Hacken in die Seite! Er läuft doch schön vorwärts. Einfach nur aufrecht sitzen bleiben. Wenn du möchtest, dass er schneller geht, dann nimmst du kurz deine Beine ans Pferd, bis es reagiert. Sobald es schneller läuft, muss der Druck aufhören. Das signalisiert ihm, dass es okay war. Wenn du mit deinem Druck dranbleibst, stumpft das Pony mit der Zeit ab und reagiert nicht mehr auf feine Hilfen. Das Prinzip ist immer so: Druck aufbauen, bis die gewünschte Reaktion kommt, sofort den Druck beenden und das Pony loben. Das funktioniert in allen Gangarten und in alle Richtungen.“ Nina versuchte, ihre Beine stillzuhalten und Hólmi lief munter weiter.
Als zehn Minuten um waren, forderte Franzi die Mädchen auf, die Zügel aufzunehmen und im Tölt weiter zu reiten. Sie verteilte Baustellenhütchen und Tonnen auf dem Platz und ließ die Mädchen Slalom darum reiten.
„Nina, schau nicht immer auf den Boden! Schau in die Richtung, in die du reitest. Hólmi spürt dann schon an deiner Körperhaltung, wohin du möchtest und biegt sich besser“, erklärte sie der Neuen. Ninas Miene verfinsterte sich, aber sie hielt sich daran und schon klappte die Biegung mit viel feineren Zügelhilfen.
„Genauso. Super. Merkst du den Unterschied?“ Nina nickte, ohne Franzi anzusehen und ritt konzentriert weiter.
Nach zwanzig Minuten Schritt, Trab und Tölt durften die Mädchen ihre Ponys einzeln angaloppieren. Neomie und Wiebke hatten Probleme von der Gruppe weg zu reiten. Wiebke gab die Galopphilfen mit heftigem klopfendem Druck. Neomie kombinierte die Galopphilfe mit aufmunternder Stimme und einem Klapps mit der Gerte. Feitur galoppierte an und Andskoti blieb sauer stehen.
„Bleibt mal bitte alle stehen! Ich möchte euch was erklären. Wir haben hier zwei gute Beispiele. Feitur ist stur und Andskoti ist noch jung. Beide wollen sich nicht von der Gruppe trennen. Wir werden die Übung auf jeden Fall auch im Gelände üben. Es ist wichtig, dass die Ponys euren Willen akzeptieren und euch als Chef respektieren. Sonst kann es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen. Ihr wollt rechts rum, das Pony links herum und das im Galopp in einer engen Kurve. Ihr könnt euch denken was passiert.“
Die Mädchen nickten vielsagend. „Oder ihr begegnet unterwegs einem Pferd und euer Pony schließt sich ihm einfach an, ohne auf eure Wünsche zu achten. Deshalb machen wir am Anfang auch viele Übungen vom Boden aus, um den Respekt und das Vertrauen unseres Ponys zu gewinnen und auch zu behalten.“
„Komm Franzi, wir wollten doch noch Anhalten aus dem Galopp üben“, drängte Wiebke.
„Wie willst du denn Anhalten üben, wenn du Andskoti nicht mal in den Galopp bekommst?“, stichelte Franzi. Wiebke sah sie böse an. „Wenn ich Pokki hätte, würde alles viel besser klappen. Ich kann doch nichts dafür, dass Andskoti so ein Stinkmuffel ist.“
„Mit einem braven Pony kann jeder reiten. Wiebke du reitest doch schon so lange und du liebst doch die Herausforderung, also streng dich an. Beim Pferdeballspiel klappt es doch auch. Du schaffst das schon.“
„Ja, ja, vielleicht sollte ich ihm etwas ins Ohr flüstern“, wandte sich Wiebke ironisch an Lisa. Über Lisas wohlgeformte Lippen huschte ein dünnes Lächeln. Zärtlich streichelte sie über Vinurs Fell. „Wiebke hat recht, lass uns noch ein bisschen galoppieren, die Stunde ist bald um.“
Franzi gab nach, erklärte alles ausführlich und die Mädchen übten einzeln und in der Gruppe. Von der Gruppe weg galoppieren und in entgegengesetzter Richtung. Sie übten so lange, bis es auch bei Wiebke gut klappte.
„So, das genügt für heute, reitet noch fünf Minuten auf jeder Hand im Schritt und lasst die Zügel ganz lang“, gab Franzi noch Schlussanweisungen und machte es sich auf der Umzäunung bequem. Nach einer Weile kam Olli mit den kleinen Mädchen aus der Halle und setzte sich zu Franzi.
„Na, könnt ihr schon einen Ausritt wagen?“
„Na klar“, antwortete Wiebke, die gerade an Olli vorbei ritt.
„Wiebke, halt mal kurz an!“, forderte er den Rotschopf auf. Wiebke zog am langen Zügel, indem sie ihre Hand ganz hoch nahm und sich weit zurücklehnte. Andkoti machte den Hals lang, nahm den Kopf hoch und marschierte unbeeindruckt weiter. Wiebke presste die Lippen zusammen, ihre Wangen färbten sich rot. Als das Pony nach einer ganzen Runde endlich stehen blieb, hatte sie ein feuerrotes Gesicht.
„So, und das war Anhalten aus dem Schritt und wie lang brauchst zum Anhalten aus dem Galopp? Drei Runden?“ Olli lachte gehässig.
„Die ganze Zeit hat‘s super geklappt. Jetzt hat er keinen Bock mehr“, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor.
„Das üben wir noch mal, bevor wir aufhören.“ Franzi schwang sich auf Svartur und glitt geschmeidig in den Sattel. Die Mädchen und Olli blickten erwartungsvoll auf den Rappen. Svartur blieb entspannt stehen. Er drehte den Kopf zu Franzi und roch an ihren Stiefeln.
„Wie ihr wisst, ist Svartur so gut wie noch nie geritten worden, außer kurz von Olli.“
„Ja, ganz kurz, weil Svartur Olli gleich in den Sand gesetzt hat“, erklärte Wiebke laut. Olli zog seine Augenbrauen hoch und blickte sie abfällig an. Wiebke streckte ihm die Zunge raus.
„Na, warte du Biest“, flüsterte er und konzentrierte sich wieder auf Franzi. Die streichelte Svartur ohne Unterlass, soweit ihre Arme reichten. „Ich werde ihn jetzt im Schritt reiten und anhalten, um euch das Prinzip noch mal zu erklären: Oberkörper aufrichten, Becken vorschieben, und falls er noch nicht verstanden hat, mache ich Druck mit meinen Schenkeln. Sobald er losläuft, muss der Druck sofort aufhören, aber die Körperspannung bleibt. Vor dem Anhalten einatmen, Zügel aufnehmen, ausatmen, dabei Fersen nach unten drücken, Körper entspannen. Den Druck am Zügel so lange aufbauen, bis er stehen bleibt, dann gebe ich mit dem Zügel sofort nach und lobe ihn.“
Franzi demonstrierte das Erklärte mit Svartur und es klappte nach drei Versuchen schon ganz ordentlich. Sie lobte den schönen Rappen ausgiebig.
„Das gleiche Prinzip auch im Schritt und Galopp. Wenn ihr euch entspannt, atmet hörbar aus: Sscchh. Pferde reagieren total gut auf Gewichtshilfen, mit der Zeit braucht man keine Zügel mehr zum Anhalten.“
Ungläubige und faszinierte Blicke trafen Franzi.
„Ihr könnt das auch üben, das schadet nichts“, wandte sich Olli an seine Gruppe. Die Mädchen übten das Gesehene und Franzi korrigierte sie dabei. Olli kümmerte sich besonders liebevoll um Wiebke.
„Ich glaub‘ wir können einen kleinen Schrittausritt wagen. Oder möchte einer von euch noch warten?“, fragte Franzi ihre Gruppe.
„Ich denke wir sind alle soweit.“ Lisa warf einen Blick in die Runde. Die Mädchen nickten zustimmend.
„Okay Mädels, dann wird es heute Mittag ernst. Wir lassen Theorie ausfallen und gehen gemütlich ins Gelände.“
Die Mädchen tuschelten aufgeregt miteinander. Olli machte sich mit seiner Gruppe auf den Weg in den Stall.
Als er außer Sichtweite war, fragte Wiebke kleinlaut:
„Kann ich nicht doch Pokki haben?“
„Warum?“, fragte Franzi