ANDRE AMISIUS

Romantische Realisten & melancholische Millionäre


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im Kern eine paradoxe Geisteshaltung verkörpere?

      Weil man mit ihr moralisch integer bleiben kann ohne dabei irgendetwas versäumen zu müssen.

      Analog dazu erklärt sich die unausrottbare Beliebtheit des moralischen Zeigefingers: ähnelt er doch durchaus der propagierten moralischen Handlung, vollzieht sich dabei aber mit deutlich weniger Anstrengung.

       204. Was man über die geistigen Getränken wissen müsse?

      Wenn das Bier eine flüssige Form von Brot verkörpert, dann ist der Wein ohne jeden Zweifel die flüssige Variante des Kusses.

       205. Ob es nicht doch von Bedeutung sein könne, was Außenstehende von einem denken?

      Keinesfalls; warum auch – aller spätestens bei der Grabrede wird alles Unvorteilhafte mit ziemlicher Sicherheit ins Gegenteil gewendet.

       206. Was Patriotismus mit Altenheimen verbinde?

      Wenn erwachsene Menschen ihre betagten Eltern genauso lieben würden wie einige von ihnen das sog. Vaterland, dann könnten sowohl das Elend in den Altenheimen als auch die Reserviertheit gegenüber dem Nationalstolz erheblich geringer sein.

       207. Ob privater Waffenbesitz eingeschränkt werden solle?

      Ganz im Gegenteil, er sollte zur Pflicht für jeden werden. Zulässig wären allerdings nur zwei Waffenarten:

      Scharfsinn – das Schwert der Denkenden, sowie

      Humor – das Florett der Glücklichen.

       208. Ob es dauerhaftes Glück überhaupt geben könne?

      Um Himmels Willen, was für eine absonderliche Vorstellung! Ist es doch die epidemische Sucht nach permanentem Glück, die der häufigste Grund dafür ist, dass es so wenigen Menschen gelingt, Zufriedenheit zu erlangen. Denn eine der ersten notwendigen Voraussetzungen zum glücklich sein ist die Erkenntnis, dass man weder ständig glücklich sein kann noch überhaupt ständig glücklich sein muss. Womit erkennbar wird, dass auch das viel gerühmte Glück im Kern entweder einen paradoxen Charakter hat – oder aber doch nur eine banale Erfindung der US-Amerikaner ist.

       209. An welchen Indizien die praktische Lebensklugheit erkennbar sei?

      Nun, am ehesten wohl bei der Auswahl des Berufes, dem Umgang mit Geld und darüber hinaus ob, beziehungsweise welchen Partner man sich ausgesucht hat.

       210. Welche Form der Ungleichverteilung die hartnäckigste zu sein schiene?

      Mit den Interessen und dem Wissen verhält es sich ähnlich wie mit den Bekannten: man hat reichlich davon.

      Mit den Überzeugungen und dem Vertrauen ist es dagegen eher wie mit den wahren Freunden: sie sind rar gesät im Leben.

       211. Ob der Leidenschaft oder der Gelassenheit der Vorzug zu geben sei?

      Eine gleichermaßen beliebte wie zugleich etwas unglückselige Fragestellung. Daher nur so viel: hinter allen Erfolgen verbirgt sich Leidenschaft. Aber hinter dem Glück steht immer auch Gelassenheit.

       212. Weshalb die sprachliche Präzision so wichtig sei?

      Weil sie womöglich zu etwas mehr Seelenfrieden führen könnte, wenn beispielsweise viel weniger Leute sich für außergewöhnlich hielten – und zugleich viel mehr Menschen sich endlich zubilligten, einfach etwas ungewöhnlich zu sein.

       213. Was von den sog. sozialen Medien zu halten sei?

      Solange die Telekommunikation in all ihren Erscheinungsformen (vom alt hergebrachten handschriftlichen Brief bis hin zum modernsten Mobiltelefon bzw. smartphone) eine nützliche Hilfs- und Ergänzungsfunktion des zwischenmenschlichen Austausches übernimmt, stellt sie eine der wichtigsten Begleiter des menschlichen Fortschritts dar.

      Wenn sie jedoch die ursprüngliche und eigentliche Form der menschlichen Kommunikation ersetzen wird, wäre das mehr als bedauerlich – es sei denn, man hält ein sog. Emoji bereits für ein echtes menschliches Gefühl.

       214. Wieso die Suche nach der perfekten Liebe zwar aussichtslos, aber notwendig sei?

      Weil überall dort, wo auch nur die bescheidenste Form von Liebe anzutreffen ist, jede der vielen Formen von Trübsinn oder gar Hass automatisch weniger Chancen besitzen.

      Ansonsten scheint für eine halbwegs geglückte Liebe vor allem zweierlei unerlässlich: zum einen sämtliche Gefühle (auch und besonders die nicht ganz so schönen), die im Laufe der Beziehung entstehen, angemessen zu beachten – aber zugleich ein einziges Gefühl unter keinen Umständen entstehen zu lassen: das von Abhängigkeit.

      Und darüber hinaus für eine geglückte Liebe immer nur von Tag zu Tag durchhalten zu wollen – von diesem Prinzip aber unter keinen Umständen jemals ab zu rücken.

       215. Weshalb Vergebung letztlich so wichtig sei?

      Weil sie zwar nicht in jedem Fall unbedingt der Gerechtigkeit genüge tut – aber in den meisten Fällen der Gesundheit des Vergebenden zuträglicher ist.

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