ANDRE AMISIUS

Romantische Realisten & melancholische Millionäre


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      Weil reifere Frauen wissen, was sie wollen. Manche Männer sehen darin einen unschätzbaren Vorteil, für die meisten anderen wirkt es allerdings eher wie ein bedrohlicher Nachteil.

       97. Was von Erhabenheit zu halten sei?

      Es gibt kaum etwas Lächerlicheres als den Menschen, der erhaben erscheinen will. Aber es gibt nichts Erhabeneres als den Menschen, der sich aufrichtig bemüht zu lieben.

       98. Ob die sog. wilde Ehe vorteilhafter sei?

      Na ja, auch sie hat ihre Tücken – aber sie sind natürlich immer noch eher zu ertragen, als all die zusätzlichen Tücken der gezähmten Ehe.

       99. Wo das Phänomen gelegentlicher postkoitaler Melancholie herrühre?

      Womöglich ist sie begründet durch die gespürte Evidenz der präkoitalen Realitätseinbuße.

       100. Ob die so genannten „3 K.“ noch immer das Leben der Frauen dominierten?

      Es scheint zwar, dass die Zeiten von Küche, Kind & Kirche als Determinanten des weiblichen Daseins (erfreulicherweise) an Bedeutung eingebüßt haben.

      Es drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass es im Gegenzug mittlerweile sozusagen vier neue K. gibt, die das Leben der modernen Frau charakterisieren: Karriere, kein Kind, aber dafür zumindest eine Katze.

       101. Weshalb verheiratete Männer länger lebten?

      Tun sie das wirklich? Die Statistiken belegen doch nur, dass die meisten von ihnen vor ihren Gattinnen versterben. Das kann einem ledigen Mann niemals passieren.

       102. Warum es im Umgang mit Frauen für Männer so wichtig sei, geistreich zu sein?

      Weil man(n) den nötigen Esprit, im Gegensatz zu dicken Autos (kann man leihen), protzigen Armbanduhren (gibt es als billige Imitate) und den Details der eigenen Lebens- und Berufsgeschichte (kann man je nach Bedarf erfinden oder verschweigen), einfach nicht erfolgreich vortäuschen kann – und im Gegensatz zu vielen Männern ist den meisten Frauen das mehr als bewusst.

       103. Ob es stimme, dass man(n) eine schöne Frau nie alleine habe?

      Bedauerlicherweise lässt sich diese weit verbreitete Befürchtung vieler Männer nicht entkräften. Und für die andere Menschheitshälfte gibt es ebenfalls eine eher beunruhigende Nachricht: mit einem leidenschaftlichen Mann verhält es sich oft genauso.

       104. Was an medial inszenierten royalen Traumhochzeiten so faszinierend sei?

      Sie sind einfach unvergleichlich großartig, vor allem wenn sie an verregneten Sommernachmittagen stundenlang im Fernsehen und dann noch auf mehreren Sendern gleichzeitig übertragen werden. Bedauerlich scheint lediglich, dass auch diese Traumhochzeiten nicht umhin kommen, anschließend in der Realität weitergelebt werden zu müssen – und nicht jede Traumhochzeit garantiert auch eine Traumehe

       105. Eine praktikable Definition der Spezies „Männer“ ?

      Die gängigen Versuche darin erscheinen gleichermaßen zahllos wie unvollkommen. Deshalb sei diese, allerdings nur begrenzt charmante Version erwähnt:

       Männer sind die einzige Form der Alterssicherung, welche einige Frauen heute schon küssen könnten …

       106. Ob Erektionsstörungen das größte männliche Sexualproblem seien?

      Nein, trotz anders lautender öffentlicher Wahrnehmung sind sie nur das zweitgrößte männliche Sexualproblem. Das größte ist und bleibt nach wie vor und mehr denn je die ungewollte Abstinenz.

       107. Ob jeder Mensch eitel sei?

      Allerdings, und diejenigen, die das leugnen, sind es in einem Maße, dass es schon unerträglich wird.

       108. Von wem man die schönsten Geschenke erhielte?

      Entweder vom Schicksal - oder aber man macht sie sich selbst. Alle übrigen Geschenke sind in der Mehrzahl doch kaum mehr als eine lästige Pflichterfüllung des Schenkenden.

       109. Welches die größten Künstler seien?

      All die Menschen, die ein schweres Leben haben und das zugleich leicht nehmen können

       110. Warum man seinen Mitmenschen in der Regel zunächst nett begegnen solle?

      Nun, weil man sich damit stillschweigend immer noch die Option offen hält, gegebenenfalls später unangenehm werden zu können. Umgekehrt lässt sich das jedoch wesentlich schwerer bewerkstelligen.

       111. Ob Gedichte und Aphorismen unterschätzte Literaturformen seien?

      Vermutlich, wobei die am meisten unterschätzte Literaturform mit Sicherheit der persönliche Liebesbrief darstellt. Direkt gefolgt vom Schreiben fälliger Rechnungen.

       112. Ob Schadenfreude akzeptabel sei?

      Moralische Bedenken gibt es reichlich, sind aber letztlich Ansichtssache. Als bitter für den Schadenfrohen erscheint jedoch, wenn es seine einzige und letzte Möglichkeit zur Freude darstellt.

       113. Worauf es im Leben wirklich ankäme?

      Im Grunde lediglich auf zwei Dinge: gesund bleiben & zufrieden werden.

       114. In welcher Verbindung Humor und Toleranz zu einander stünden?

      Nun, Humor ist die Fähigkeit, über fast alles im Leben zumindest ein wenig schmunzeln zu können. Und Toleranz ist die befreiende Ansicht, nicht jeden Menschen davon überzeugen zu müssen, gefälligst auch mit zu lachen.

       115. Was einen echten Kerl ausmache?

      Nicht nur dass er bei der Geburt seines Kinder dabei war – er hat auch am Fußende der Gebärliege gestanden, ohne dabei umzufallen.

       116. Der beliebteste Trost für all diejenigen, die keine außergewöhnlichen Leistungen zu Stande brächten?

      Tja; vielleicht nur denjenigen, dass sie immer noch versuchen können, zumindest einen außergewöhnlichen Lebensstil zu pflegen.

       117. Was der Wein fürs Leben lehren kann?

      Dass es nicht gut ist, jeden Tag zu trinken – aber das man auf Dauer womöglich dort besser leben könnte, wo aus klimatischer Sicht Rotweinanbau möglich ist.

       118. Ob ein eigener Garten der kürzeste Weg zur Entspannung sei?

      Das ist voll und ganz zu bestätigen, man muss aber zugleich, um der vollständigen Wahrheit die Ehre zu geben, hinzufügen, dass es sich auch hier um ein paradoxes Phänomen handelt: je größer der betreffende Garten – umso kleiner die tatsächliche Entspannung.

       119. Welches Schicksal Fußballtrainer mit denjenigen Menschen teilen, die einen gleichermaßen attraktiven wie selbstbewussten Partner haben?

      Dass sie, sobald es mal nicht mehr so gut läuft wie gewohnt, relativ bald damit rechnen müssen, ausgetauscht zu werden.

       120. Wie man die Melancholie besiegen könne?

      Im Grunde gar nicht – allerdings kann man sie für einen gewissen Zeitraum erfolgreich hinfort küssen!

       121. Ob man Fehler & Schwächen besser zugeben oder leugnen sollte?

      Das hängt grundsätzlich davon ab, was man eher aushalten kann: einen kurzen Moment der Peinlichkeit oder die dauernde Anstrengung,