ANDRE AMISIUS

Romantische Realisten & melancholische Millionäre


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unbedingt ernst nehmen. Die meisten Y-Chromosomierten sind bereits dann zufrieden gestellt, wenn man (beziehungsweise Frau) sie auch (oder gerade) ohne Grund einfach nur hemmungslos bewundert.

      Frauen können jedoch auch dabei Gefahr laufen, zu Männervergraulern zu werden. Denn so festigend es auch ist für eine Beziehung zwischen Mann und Frau, wenn diese ihm immer wieder sagt, wie toll sie ihn findet – der sicherste Weg zur Erosion einer Beziehung ist es, sobald die Frau hinzufügt: „Und ich weiß sogar genau, wie Du noch toller werden könntest.“

       77. Ob ich eine plausible Erklärung für die stärkere Triebhaftigkeit der Männer hätte?

      Nun ja, mitunter kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als würden nicht wenige Männer Frauen nur deshalb begehren, weil sie womöglich sonst nichts anderes mit ihnen anzufangen wüssten.

      Um allerdings dem Vorwurf der latenten Männerfeindlichkeit zu entgehen, seien an dieser Stelle zumindest drei Eigenschaften genannt, welche die andere Menschheitshälfte den Männern niemals streitig machen kann: Kinder zeugen, im Stehen pinkeln und ohne Termin zum Friseur gehen.

       78. Warum Semantik mehr sein kann als nur sprachliche Pedanterie?

      Die Beachtung der genauen Semantik einer Sprache kann gar nicht oft genug eingefordert werden. Als kleines Beispiel hierfür dienen die beiden Worte „wechseln“ und „ändern“, die als Begriffe immer mal wieder synonym verwendet werden. Dies jedoch zu Unrecht, sind es beispielsweise doch zumeist die Frauen, die den Mann immer ändern wollen. Und es sind nicht selten die Männer, die daraufhin die Frau am liebsten wechseln möchten.

       79. Ob Loriot Recht hätte, wenn er sagt, Männer & Frauen passen nicht zueinander?

      Nun, Männer und Frauen können in vielen Fällen durchaus zu einander passen. Vermutlich wird allerdings nur in den wenigsten Fällen sich für jeweils beide von ihnen die Lebensqualität auch dauerhaft und in gleichem Maße verbessern.

       80. Ob man anhand des Familienstandes neben den Steuerklassen eine weitere Kategorisierung vornehmen könne?

      Durchaus, denn es scheint so, die Klugen bleiben ledig, die Sehnsüchtigen werden geschieden, die Unverbesserlichen sogar mehrmals – und die Tapferen und Duldsamen, sie bleiben ein Leben lang verheiratet.

       81. Warum die Sonne eine so gelungene Metapher für das Wesen der Liebe sei?

      Weil wir sie zum Leben benötigen und unter keinen Umständen auf sie verzichten können. Und zugleich tun wir gut daran, uns ihr nicht doch ständig auszusetzen. Und nicht zuletzt, weil sie am besten in der Lage dazu ist, über all die anderen Widrigkeiten des Lebens so zuverlässig hinweg zu helfen.

       82. Weshalb der Natur eine intuitive Klugheit unterstellt werden könne?

      Weil sie die Männer so hervorgebracht hat wie sie sind. Männer, diese unvergleichlich großartigen Lebewesen, die dazu in der Lage sind, einen bis dato unbekannten Kontinent wie Amerika mit einem Segelschiff zu entdecken, die den Mount Everest zu Fuß zu erklimmen und denen es sogar gelungen ist, bis zum Mond und von dort wieder heil zurück zu fliegen. Und die im Zweifel sogar lieber sich selbst zerstören, als von anderen besiegt zu werden - jedoch: ein Kind zu gebären, das werden sie niemals können . . . denn Männer interessieren sich für die Welt – Frauen eher für einen Menschen. Und so zeigt sich die intuitive Klugheit der Natur darin, dass sie Männer vor allem dort stark sein lässt, wo diese das auch sein wollen. Frauen bleibt dagegen oftmals gar nichts anderes übrig als stark sein zu müssen.

       83. Ob die Ehe nicht doch das Fundament der Gesellschaft sei?

      Es ist unstrittig, dass Ehe und Familie die kleinsten Zellen unserer Gesellschaft verkörpern. Es sollte nur nicht übersehen werden, dass es sich in einigen Fällen aber auch um Zellen handeln könnte, die mit einem unsichtbaren Gitter ausgestattet wurden.

      84. Was das tragische an so vielen Beziehungen zwischen Frauen und Männern sei?

      Dass die Liebe, so wunderbar und üppig sie auch ausfallen mag, letztlich immer nur eine notwendige, nie aber eine hinreichende Bedingung bleibt für eine geglückte Partnerschaft.

      Wesentlich bedeutsamer erscheinen mir in diesem Zusammenhang zwei scheinbar unabänderliche Tatsachen: dass Männer bedauerlicherweise nur über so wenig von der Gabe verfügen, die unausgesprochenen Botschaften in den Worten einer Frau zu erspüren und dass Frauen sich es nicht abgewöhnen können, in die Worte eines Mannes mehr hinein zu legen, als er tatsächlich nur gesagt hat.

       85. Wie einer der schönsten Paradoxien, die das Leben bereithalten kann, laute?

      Wenn ein Mensch versucht, Ordnung in sein Liebesleben zu bringen . . .

       86. Ob gesellschaftlichen Rituale überflüssig seien?

      Keineswegs; allenfalls die sinnentleerten unter ihnen, wenn es solche aber überhaupt geben sollte. Deshalb können Rituale äußerst wertvoll sein – und sei es nur, um sie ständig zu hinterfragen.

       87. Heldinnen der Wirklichkeit?

      Alle Frauen, die an den Männern immer noch nicht verzweifelt sind.

       88. Heldin der Dichtung?

      Lysystrata

       89. Heldinnen in der Geschichte?

      Alle Frauen, die so klug waren, für Heldenruhm keine Dummheiten zu begehen.

       90. Was womöglich das Tragischste an der Liebe sei?

      Vielleicht, dass es so viel leichter ist, einander zu lieben, als einander wirklich zu kennen …

       91. Warum Frauen oftmals die besseren Krimiautoren seien?

      Weil sie, ähnlich wie es die Statistiken zu Unfallursachen oder zu Krankheitsvorsorge-untersuchungen belegen, die weniger unvernünftigen Menschen sind: denn statt die Verbrechen selber zu begehen, schreiben sie einfach lieber darüber. Und die Tatsache, dass neun von zehn Gefängnisinsassen männlichen Geschlechts sind lässt letztlich nur zwei logische Schlussfolgerungen zu: entweder sind Frauen tatsächlich die besseren Menschen – oder aber einfach die clevereren.

       92. Wie man es vielleicht doch schaffen könne, als Paar gemeinsam alt zu werden?

      Nun, wer das wirklich sicher wüsste – der hätte schon längst das meistverkaufte Ratgeberbuch der Welt geschrieben. Aber empfehlenswert scheint, als Mann sich zumindest zuhause das Urinieren im Stehen abzugewöhnen und als Frau dazu überzugehen, den tagesfüllenden Einkaufsbummel aus dem Katalog der unantastbaren Menschenrechte zu streichen.

       93. Ob für alle Schreibenden die Liebe ein ewiges Thema sei?

      In gewisser Weise sicherlich; wenn auch mit den unterschiedlichsten Intentionen. Bedenken Sie nur, dass die meisten Tätowierer mittlerweile davon abraten, sich den Namen des Partners auf der Haut von ihnen verewigen zu lassen.

       94. Wann die Chemie zwischen Mann und Frau besonders stimme?

      Scheinbar vor allem dann, wenn reichlich Testosteron und Ethanol (vulgo: Alkohol) mit im Spiel, oder genauer gesagt mit im Blut sind.

       95. Ob die Menschen von Natur aus monogam seien?

      Dass ein Mensch während einer lebenslänglichen Ehe der Verlockung einer möglichen Affäre widersteht aus dem Grund, dass er sich vor der Eheschließung bereits ausreichend „ausgetobt“ habe, ist wohl ähnlich wahrscheinlich wie der Fall eines Altersdiabetikers, der problemlos auf Süßigkeiten verzichtet, weil er davon in jungen Jahren bereits so viel genossen habe.