ANDRE AMISIUS

Romantische Realisten & melancholische Millionäre


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jeden Zweifel – allerdings müsste es eine solche sein, die man gegebenenfalls natürlich auch ohne Bezahlung noch weiterhin gerne täte. Alles andere ist und bleibt zunächst mal profane Existenzsicherung.

       139. Welche Befindlichkeit die angenehmste sei?

      Diejenige, bei der man sagen könnte: jeden Tag werde ich älter und auch ein bisschen faltiger, ein wenig grauer und womöglich sogar etwas dicker; und das Beste dabei ist – ich werde zugleich immer zufriedener!

       140. Was an der Moderne unmodern sei?

      Man mag es bedauern oder auch nicht, aber wir leben unzweifelhaft in einer Zeit, in der man auf die Frage nach der Bedeutung des Kürzels PC von hundert möglichen Antworten vermutlich bei fast allen von diesen in nüchterner Weise die Variante „ personal computer “ zur Antwort bekommt. Einige wenige würden womöglich mit schelmischem Unterton „ panem et cicenses “ nennen. Aber ob überhaupt ein einziger tatsächlich die Möglichkeit „ prince charming “ in Erwägung ziehen würde . . . ?

      Wie dem auch sei; es ist unstrittig, dass der Computer zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine bedeutende Stellung innehat – und doch gilt, dsas mien Cmopeutr desein Staz nchit leesn knan – aebr dre Leesr shfcaft es!

       141. Was das Paradoxon der Halbintellektualität bezeichne?

      Dass wir Menschen im Allgemeinen dazu neigen, die Bedeutung des menschlichen Verstandes schnell zu überschätzen, das ist eine historische Tatsache. Ihre alltägliche Ironie besteht darin, dass es vor allem diejenigen gerne tun, die eher weniger davon zu besitzen scheinen.

      Aber auch die hoch geschätzte persönliche Reife weist einen gewissen paradoxen Zug auf. Denn so richtig und wichtig es auch unbestreitbar ist, dass wir alle den Aufforderungen unseres Verstandes nachkommen, und uns bemühen zu reifen und so gut es geht, irgendwie erwachsen zu werden: Unsere Seele wird (beim einen mehr, beim anderen weniger) immer zu einem gewissen Teil die eines ungetrösteten Kindes bleiben. Und so schmerzhaft das mitunter auch sein mag - es ist der Schlüssel zum Leben! Von daher besteht die Reife vor allem darin, auch mit zunehmendem Alter immer noch (oder gar mehr denn je) sich daran zu versuchen, endlich erwachsen werden zu wollen.

       142. Inwiefern sich Reichtum und Glück gegenseitig bedingten?

      Lediglich insofern, als dass es wesentlich mehr Glückliche gibt, die anschließend noch reich werden, als es Reiche gibt, die anschließend erst glücklich werden. Denn so wenig wie arm zu sein eine erstrebenswerte Lebensform darstellt, genau so wenig taugt bloß reich werden zu wollen zum sinnvollen Lebensziel. Denn Besitz kann zwar durchaus glücklich machen – aber dabei ist nicht die bloße Menge des von außen erkennbaren Besitzes ausschlaggebend, sondern vielmehr das Ausmaß der inneren Zufriedenheit, die er zu schaffen imstande ist.

      Wesentlich häufiger beobachtbar ist hingegen eine Affinität von Reichtum und Schönheit. Schließlich sind beide reichlich ungleichmäßig verteilt und in vielen Fällen entspricht diese Verteilung keineswegs dem Gerechtigkeitsempfinden der jeweiligen Betrachter. Des Weiteren werden immer wieder Versuche unternommen, beidem mit Hilfe künstlicher Eingriffe nachzuhelfen. Wobei diese Unterfangen in den allermeisten Fällen allerdings nicht vom Erfolg gekrönt sind (sondern eher vom Gegenteil!). In jedem Fall aber wirken die Resultate dieser Versuche in den allermeisten Fällen auffallend unecht.

       143. Welche Fehler am leichtesten zu entschuldigen seien?

      Alle, die der Mensch zum ersten Mal macht. Von denen, die er wiederholt nur die, welche man selbst womöglich auch gemacht hätte (also immer noch sehr viele).

       144. Das größte vorstellbare Unglück?

      Dass die Zyniker& Misanthropen am Ende Recht behielten.

       145. Welche Menschen als die edelsten erschienen?

      Die mit einem Ebenmaß von Intelligenz & Charakter, welche empfindsame Melancholie & entschlossenen Selbsterhaltungstrieb im Gleichklang schwingen lassen können.

       146. Ob luxuriöse Armbanduhren überhaupt einen Reiz hätten?

      Unter ästhetischen Aspekten durchaus. Aber die Frage muss erlaubt bleiben: Was taugt der teuerste Chronometer als Statussymbol, wenn man zugleich nur über so wenig des wesentlich Kostbareren verfügt – über die frei verfügbare Lebenszeit …

       147. Wie man zugleich den Blick schärfen und das Gemüt gelassen machen könne?

      Am einfachsten, indem man sich zwischendurch immer mal wieder die eigene Sterblichkeit vor Augen hält. Es wirkt übrigens auch bei resignativ bedingtem Zynismus.

       148. Die eindrucksvollste Leistung Albert Einsteins ?

      Die Gabe - notfalls auch ohne ein einziges Wort - demonstrieren zu können, dass ein starker Geist und eine kräftige Zunge nach wie vor die besten Voraussetzungen für einen herausragenden Mann sind.

       149. Ob Tränen gesund seien?

      Das kommt darauf an: die, welche aus Verzweiflung und/oder Wut vergossen werden eher weniger - die aus ergriffener Dankbarkeit dagegen umso mehr.

       150. Welche Eigenschaften letztlich als die bedeutendsten einzustufen seien?

      Hingabe & Demut – wobei was Hingabefähigkeit bedeutet, kann man am ehesten von liebenden Menschen lernen (zumindest von Einigen), und die Demut bringt einem am einfachsten ein kleiner Golfball bei.

      Zwar gilt der Golfsport hierzulande als elitär, dies ist er aber nur in einer einzigen Hinsicht: nämlich darin, dass es ein Berufssport ist, in dem die Besten es zu Millioneneinnahmen bringen können. Es existieren zwar durchaus noch andere hochprofitable Sportarten – allerdings ist Golf von all diesen die einzige, die dabei problemlos ohne Schiedsrichter auskommt!

      Ansonsten lehrt Golf Demut, weil es imstande ist, jedem Spieler ein wirklich tief greifendes Gefühl von Dankbarkeit und Glückseligkeit zu vermitteln. Und das nicht etwa, in jenen Momenten, in denen einem ein guter Abschlag gelungen ist, oder man die vorgegebene Schlagzahl einhalten konnte oder gar ein Turnierspiel gewinnen konnte. Nein, die Demut entsteht schon viel eher und ganz einfach: nämlich immer dann, wenn es einem gelungen ist, einen verschlagenen Ball nach längerer Suche doch noch wieder finden zu können und dabei es zugleich schaffte, all die anderen Belanglosigkeiten des übrigen Lebens darüber völlig vergessen zu können!

      Demzufolge kommt kein anderer Sport dem Charakter des menschlichen Daseins näher als die ewige Auseinandersetzung mit diesem unscheinbaren kleinen Ball – lehrt sie doch, dass zum einen nicht unsere Mitmenschen die eigentlichen Gegner sind, sondern letztlich immer nur unsere eigene Unvollkommenheit. Und zum anderen, dass ein eleganter Schwung stets mehr Erfolg bringt als ein angestrengter Schlag!

       151. Die vier wichtigsten Benimmregeln im menschlichen Alltagsverkehr?

      Von unten aufsteigend wie folgt:

      Immer lächeln.

      So oft es geht „ Danke “ sagen.

      Nur selten sagen, was man über andere wirklich denkt.

      Niemals sagen, was man von sich selbst hält.

       152. Welche Diätformen der wahren Natur des Menschen am ehesten entsprächen?

      Ganz ohne Frage die Trennkost! Sobald Ihnen etwas nicht schmeckt, trennen Sie sich unverzüglich davon. Ansonsten erscheint noch die Mittelmeerdiät empfehlenswert: schwerer Rotwein & fetter Käse!

       153. Ob Einzelkinder weniger gern Dinge mit anderen Menschen teilen möchten?

      Keineswegs, sie tun es mindestens